Krise der US-Automobilindustrie Selbst Rabatte helfen nicht mehr
Katastrophale Verkaufszahlen: Die Autoverkäufe in den USA sanken im Februar im Vergleich zum Vorjahr um 41 Prozent. Und eine Trendwende ist nicht in Sicht. Davon hängen allerdings die Rettungspläne für die Traditionsautokonzerne der USA ab, beispielsweise General Motors.
Von Jens Borchers, HR-Hörfunkstudio Washington
Die amerikanische Autoindustrie leidet an einer "automobilen Depression" – so formulierte es ein Branchenexperte als die Verkaufszahlen für den Februar veröffentlicht wurden. General Motors: minus 53 Prozent, Ford minus 48 Prozent, Chrysler minus 44 im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Da helfen auch riesige Preisnachlässe nicht. Die Händler bieten Rabatte an wie noch nie, durchschnittlich 3000 Dollar pro Wagen. Die Verbraucher beißen trotzdem einfach nicht an. Anfangs hieß es, die Banken geben keine Kredite, kaufwillige Interessenten bekommen einfach keine Darlehen. Diese Erklärung lässt sich so nicht mehr aufrecht erhalten. Die amerikanischen Verbraucher sind seit Monaten einfach nicht mehr daran interessiert sich inmitten eines Wirbelsturms schlechter Wirtschaftsnachrichten ausgerechnet einen Neuwagen zuzulegen. Sie sparen.
Bangen um die Sanierungspläne
Für die Autokonzerne ist das ein ganz schlechtes Signal. Sie müssen sich mit der US-Regierung bis Ende März auf tragfähige Sanierungspläne für ihre angeschlagenen Unternehmen geeinigt haben. Nur dann besteht Aussicht auf weitere Staatshilfen, um so durch die Krise zu kommen. General Motors beispielsweise hatte Mitte Februar einen Rahmenplan vorgelegt. Vorstandschef Rick Wagoner erklärte, unter welchen Voraussetzungen dieser Plan funktionieren kann: "Unser aktualisierter Plan geht davon aus, dass in den USA jährlich zwischen 11,5 und 12 Millionen Fahrzeuge verkauft werden. Dann können wir wieder in die Gewinnzone kommen, innerhalb der nächsten 24 Monate." Das Problem ist, gehen die Verkaufszahlen weiterhin derart in den Keller, dann werden in diesem Jahr auf dem US-Markt deutlich unter 10 Millionen Fahrzeuge verkauft. Das reicht bei weitem nicht, um General Motors, Chrysler oder Ford über Wasser zu halten.
Krisentreffen bei General Motors
Bisher haben die amerikanischen Autobauer GM und Chrysler zusammen knapp 18 Milliarden Dollar an Not-Krediten aus Steuergeldern bekommen. In den Vereinbarungen ist vorgesehen, dass diese Darlehen zurückgefordert werden, wenn kein überzeugendes Sanierungskonzept vorliegt. Die miserablen Verkaufszahlen signalisieren: Es wird für die Konzerne immer schwerer unter den gegenwärtigen Marktbedingungen. Am Donnerstag trifft sich die Arbeitsgruppe Autoindustrie der US-Regierung mit Vertretern der Kreditgeber von General Motors. Sie repräsentieren diejenigen, bei denen GM mit insgesamt 27 Milliarden Dollar ungesicherten Schulden in der Kreide steht. Dieser Schuldenberg muss um etwa zwei Drittel reduziert werden, wenn das Unternehmen eine Überlebenschance haben will. Bisher gibt es keine Vereinbarung darüber.
Nicht nur historische Verwirrung bei Obama
Ob die US-Regierung bereit ist, General Motors weiterhin mit Staatshilfen über Wasser zu halten ist unklar. Bisher können sich Manager und Mitarbeiter nur an eine grundsätzliche Aussage des Präsidenten klammern. Barack Obama versicherte vor beiden Kammern des amerikanischen Kongresses: "Wir stehen hinter einer veränderten US-Autoindustrie, einer die konkurrieren und gewinnen kann." Davon hingen Millionen Arbeitsplätze und viele Kommunen ab. "Das Land, dass das Auto erfunden hat, kann diese Industrie nicht einfach aufgeben. "Lassen wir mal Obamas autohistorische Kenntnisse außen vor: Die Aussage klingt gut, lässt aber viel Spielraum offen. Die Frage, welche Konzerne mit Staatshilfe überleben und welche eventuell Pleite gehen müssen ist damit nicht beantwortet.