Metro drängt weiter auf Warenhaus-Ehe Arcandor sucht Überlebensstrategien
Während die Metro weiter auf eine Ehe ihrer Tochter Kaufhof mit Karstadt drängt, setzt Arcandor erst einmal andere Prioritäten. Mit der Insolvenz seien die Karten neu gemischt worden, man wolle nun alle Optionen genau prüfen, ließ Arcandor wissen.
Nach dem Insolvenzantrag will Arcandor die Gespräche mit dem Konkurrenten Metro über eine einen Zusammenschluss der Warenhausketten Karstadt und Kaufhof zunächst einmal "auf Eis legen". "Die Karten sind gestern komplett neu gemischt worden", sagte Arcandor-Sprecher Gerd Koslowski. Der Konzern stehe nicht mehr unter dem Druck, innerhalb weniger Tage eine Lösung zu finden.
Der Insolvenzverwalter werde nun unter Berücksichtigung der Gläubiger- und der Arbeitnehmerinteressen alle Optionen neu überprüfen. "Sollte es am Ende zu einem Verkauf oder einer Partnerschaft kommen, ist Metro möglicherweise einer von mehreren Gesprächspartner", erklärte der Sprecher. Auf keinen Fall würden die Gespräche jedoch wieder an dem Punkt aufgenommen, wo sie vor der Insolvenz beendet worden seien.
Metro-Chef Eckhard Cordes hatte erst am Vortag sein Interesse an Karstadt noch einmal bekräftigt. Bei einer möglichen Zusammenlegung von Karstadt und Kaufhof könnten nach den bisherigen Planungen rund 40 der zusammen gut 200 Warenhäuser der beiden Unternehmen geschlossen werden. Noch am Montag hatten Vertreter der beiden Warenhausketten über einen möglichen Zusammenschluss verhandelt.
Unternehmen als Ganzes zu retten?
In der Essener Arcandor-Zentrale nahm ein Team von über 20 Experten zusammen mit dem zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellten Kölner Anwalt Klaus Hubert Görg und dem zum Arcandor-Generalbevollmächtigen ernannten Düsseldorfer Insolvenzspezialisten Horst Piepenburg die Arbeit auf. Ziel sei es weiterhin, das Unternehmen als Ganzes zu erhalten, sagte Sprecher Koslowski. Zur Fortführung des Unternehmens werde nun beim Amtsgericht Essen ein Antrag auf Durchführung einer Planinsolvenz in Eigenverantwortung vorgelegt.
Neben Karstadt sind auch Teile der Versandhaussparte Primondo zahlungsunfähig. Insbesondere das traditionsreiche Versandhaus Quelle kämpft noch immer mit der Umstellung vom Katalog- zum Internetanbieter und gilt nach wie vor als Sanierungsfall. Besser sieht es dagegen bei den sogenannten Spezialversendern wie Baby Walz oder hessnatur aus - sie gelten als ausgesprochen profitabel. Diese "Perlen" wurden von der Insolvenz zunächst ausgenommen.
Nicht betroffen von der Insolvenz ist die Reisetochter Thomas Cook, zu der Marken wie Neckermann Reisen, Bucher Last Minute, Condor oder Sunset Holidays zählen. Arcandor hält zwar rund 52 Prozent der Anteile, doch würde es die Geschäfte kaum beeinflussen, wenn die Aktien den Besitzer wechseln würden.Karstadt-Mitarbeiter auf der Straße
Am Dienstag hatte das Unternehmen Insolvenzantrag für die Muttergesellschaft Arcandor und für ihre Handelstöchter Karstadt, Primondo und Quelle gestellt. Insgesamt bangen 43.000 Beschäftigten um ihre Arbeitsplätze.
Karstadt- Mitarbeiter gingen in mehreren deutschen Städten für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze auf die Straße. Sie waren auch am Tag nach dem Insolvenzantrag wütend und geschockt. "Das war ein Nackenschlag. Wir sind zu Tode betrübt", sagte Detlef Wind, Betriebsratsvorsitzender der Essener Karstadt-Filiale mit 250 Mitarbeitern, bei einer Demonstration in der Innenstadt. Politiker und Kapital hätten sich nicht bewegt.
In München gingen mehrere hundert Karstadt-Mitarbeiter für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze auf die Straße. Nach dem Insolvenzantrag der Karstadt-Mutter Arcandor machten sie mit Transparenten und Pfiffen ihrem Ärger Luft.