ARD-Mikrofon

Tarifverhandlungen bei NDR, WDR, SWR, BR Einschränkungen wegen Warnstreiks in der ARD

Stand: 17.07.2024 17:52 Uhr

Warnstreiks in mehreren Landesrundfunkanstalten der ARD haben zuletzt mehrfach zu Änderungen im Radio- und TV-Programm geführt. Auch die tagesschau ist von den Auswirkungen des Tarifstreits betroffen.

Ein neuer Warnstreik beim Norddeutschen Rundfunk hat zu Einschränkungen bei der tagesschau geführt. So fiel die Nachtausgabe aus, außerdem standen in den Frühausgaben keine Grafikelemente zur Verfügung. Die Gewerkschaft ver.di und der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hatten zuvor zu einem Warnstreik von heute 1.00 Uhr bis morgen um 1.30 Uhr aufgerufen. Laut Peter Dinkloh, ver.di-Verhandlungsführer beim NDR, beteiligten sich rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Streik.

Tarifgespräche seit Januar

Hintergrund sind die seit Monaten andauernden Tarifverhandlungen in der ARD. Bei den großen öffentlich-rechtlichen Landesrundfunkanstalten NDR, WDR, SWR und BR laufen sie bereits seit Januar - bisher ohne Ergebnis.

"Der NDR versucht, die Auswirkungen des Warnstreiks auf seine Programme so gering wie möglich zu halten", teilte die Rundfunkanstalt mit. In der Folge könne es punktuell zu Programmveränderungen kommen. In den vergangenen Wochen und Monaten hatten Streiks beim NDR immer wieder zu Programmänderungen, Ausfällen und einem veränderten Erscheinungsbild von Radio- und TV-Sendungen auch im Ersten geführt.

"Schwierige" Verhandlungen

Nach Angaben des NDR gestalten sich die Verhandlungen "schwierig". Der Sender hatte nach eigenen Angaben in der siebten Verhandlungsrunde am Dienstag ein "nochmals verbessertes Angebot" vorgelegt. Bei einer Laufzeit von 36 Monaten sollten die Gehälter und Honorare in zwei Stufen um insgesamt 7,3 Prozent erhöht werden, zusätzlich biete der NDR eine Einmalzahlung an. Für freie Mitarbeitende seien Verbesserungen bei den sozialen Rahmenbedingungen vorgesehen. "Dieses Angebot berücksichtigt die finanziellen Möglichkeiten des NDR und bietet im Gesamtpaket den Mitarbeitenden eine gute Perspektive", hieß es.

Der bisherige Entgelttarifvertrag war Anfang 2024 ausgelaufen. Die Gewerkschaften orientieren sich an den Tarifabschlüssen für den öffentlichen Dienst und fordern unter anderem für die rund 4.400 festen und freien NDR-Beschäftigten 10,5 Prozent mehr Gehalt oder Honorar, mindestens jedoch 500 Euro Gehaltserhöhung sowie 250 Euro mehr Vergütung für Auszubildende sowie Volontärinnen und Volontäre. Laut ver.di hat es seit Mai 2021 für die NDR-Beschäftigten lediglich eine Steigerung um vier Prozent gegeben, während die Verbraucherpreise seither um 16,2 Prozent gestiegen seien.

Auswirkungen auch beim WDR und SWR

Auch beim Westdeutschen Rundfunk war es wegen des Tarifstreits zuletzt immer wieder zu Warnstreiks und Einschränkungen im Programm gekommen. Betroffen seien etwa "die regionalisierten Nachrichten im Hörfunk" gewesen, teilte der WDR mit. Vereinzelt sei es nötig geworden, ein Ersatzprogramm zu senden. Die Positionen von WDR und Gewerkschaften lägen "noch weit auseinander". Im August steht die nächste Verhandlungsrunde an.

Auch vom SWR hieß es, die Auswirkungen der bisherigen Streiks seien "spürbar". Die Verhandlungen seien "außerordentlich schwierig". Die Landesrundfunkanstalt hat den Gewerkschaften ein Angebot mit linearen Steigerungen im Volumen von insgesamt 7,17 Prozent bei einer Laufzeit von 36 Monaten unterbreitet. Hinzu kämen beispielsweise Einmalzahlungen zum Ausgleich von Leermonaten, von denen besonders die unteren Vergütungsgruppen profitieren sollen.

BR Hörfunk ebenfalls betroffen

Beim Bayerischen Rundfunk (BR) sind die Verhandlungen mit den Gewerkschaften ebenfalls noch nicht abgeschlossen. Bisherige Warnstreiks hätten vereinzelt Auswirkungen auf das Programm gehabt, teilte die Rundfunkanstalt mit. Vor allem der Hörfunk sei betroffen gewesen. "Die finanziellen Rahmenbedingungen haben sich nicht geändert", so BR-Verwaltungsdirektor Albrecht Frenzel. "Trotzdem versuchen wir, im Sinne eines fairen Miteinanders ein gutes Gesamtpaket zu schnüren."

Am 8. Juli hatte der BR den Gewerkschaften ein verbessertes Angebot vorgelegt. Dieses sieht bei einer Laufzeit von 24 Monaten eine Steigerung von 4,71 Prozent zum 1. Oktober 2024 vor: Statt die Gehälter 2024 um 2,25 Prozent und 2025 um 2,46 Prozent und damit in zwei Schritten zu erhöhen, soll eine Gesamterhöhung demnach bereits im laufenden Jahr erfolgen. Für Auszubildende, Volontäre, Werkstudierende und Dualstudierende hat der BR eine Erhöhung um rund acht Prozent angeboten.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 12. Juli 2024 um 07:00 Uhr.