Menschen beim Einkaufen in einer Fußgängerzone in München.
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Altersvorsorge Wie drei Generationen auf ihre Rente blicken

Stand: 05.04.2024 08:21 Uhr

Die drei Ampelparteien haben ganz unterschiedliche Vorstellungen, wie die Rente zukunftssicher gemacht werden soll. Mindestens so unterschiedlich blicken Beschäftigte aus drei Generationen auf ihre eigene Rente.

Auf einer Baustelle der Firma Baumstark im hessischen Rüsselsheim arbeiten Handwerker aus drei Generationen. Ihr persönlicher Blick auf die spätere Rente ist ganz unterschiedlich, denn bis zum Rentenbeginn sind es für den erfahrensten Mitarbeiter nur noch ein paar Jahre, für den Kollegen nebenan noch satte 30 Jahre und für den Auszubildenden noch fast ein halbes Jahrhundert.

Michael Klee hat das Ende seines Arbeitslebens als Maler und Lackierer schon fest im Blick: 2029 wird er in den Ruhestand gehen. "Ich bin froh, dass es nur noch ein paar Jahre sind", sagt Klee. Er sieht seine Rente, die er schon hat ausrechnen lassen, als sicher an: Rund 1.600 Euro wird er mal aus der gesetzlichen Rentenkasse bekommen, dazu nochmals knapp 300 Euro aus der privaten Rentenversicherung. "Damit habe ich dann ungefähr so viel Geld wie aktuell", so der Handwerker.

Immer weniger Arbeitnehmer auf einen Rentner

Wer so kurz vor der Rente stehe, müsse sich tatsächlich keine Sorgen machen, sagt Alexander Ludwig, Wirtschaftswissenschaftler von der Frankfurter Goethe-Universität. "Ein durchschnittlicher Beschäftigter kurz vor der Rente kann sich noch auf ein relativ stabiles Rentenniveau verlassen."

Ganz anders sei die Lage für Menschen in der Mitte oder gar zu Beginn des Berufslebens. Da sei wegen des demographischen Wandels die Unsicherheit über die spätere Rente groß. Denn statistisch gesehen kommen immer weniger Beitragszahler auf einen Rentner. 1990 waren es noch fünf, 2021 nur noch drei Beschäftigte auf einen Rentner. Ab 2035 werden nur noch zwei Beschäftigte für einen Rentner aufkommen müssen.

Hoffen auf den Generationenvertrag

Was diese Entwicklung beim Rentenbeginn von Installateur Edis Kurtisi im Jahr 2053 konkret in Euro und Cent bedeutet, kann niemand wissen. Doch die beunruhigende Botschaft ist bei dem Handwerker längst angekommen. "Ich habe schon ein bisschen Angst, wie das in rund 30 Jahren bei mir aussieht."

100 Euro legt er Monat für Monat für seine private Altersvorsorge zurück. Zudem hofft er auf einen "Generationenvertrag 2.0" innerhalb der eigenen Familie. "Wenn mein Sohn erwachsen ist, kümmert er sich hoffentlich um mich, wie ich mich jetzt um ihn kümmere", sagt Kurtisi und lacht.

Aus für die Rente mit 63?

Die Regierung will zwar das Rentenniveau bis ins Jahr 2039 festschreiben. Aber das so genannte Rentenpaket 2 werde das generelle Problem in der Rentenversicherung nicht lösen, so Wirtschaftsexperte Ludwig. Es führe angesichts der demographischen Entwicklung kein Weg daran vorbei, dass jeder in der Gesellschaft Opfer bringen müsse.

"Ich bin ein großer Freund davon, der Bevölkerung hier reinen Wein einzuschenken", sagt Ludwig. Dazu gehört seiner Meinung nach auch, dass die "Rente mit 63" wieder abgeschafft wird. Bei der Einführung für langjährig Beschäftigte hatte die Politik vor allem auch die körperlich hart arbeitenden Menschen wie auf dem Bau im Blick. Inzwischen nutzen die vorzeitige Rente begeistert auch Gutverdiener mit Bürojobs. Das belastet die Rentenkasse und verschärft den Fachkräftemangel. Während die FDP für die Abschaffung ist, hält besonders die SPD dagegen.

Generationenkapital bringt zu wenig

Auf eine andere Idee hat sich die Ampel geeinigt. Das sogenannte Generationenkapital soll die Beiträge stabilisieren. Das Prinzip: Der Bund investiert nach und nach in Aktien. Aus den Renditen sollen ab 2035 Jahr für Jahr zehn Milliarden Euro in die Rentenkasse fließen, um die Beitragszahler zu entlasten.

Zwar hält Experte Ludwig den Ansatz für richtig. Doch es sei schon jetzt absehbar, dass die Einnahmen viel zu gering seien, um die Rentenbeiträge in Zukunft spürbar zu stabilisieren.

"Früh kümmern und am Ball bleiben"

Auf höhere Rentenbeiträge kann sich Deniss Kvaks also schon mal einstellen; er steckt gerade in der Ausbildung zum Anlagenmechaniker. Sein Rentenbeginn könnte 2070 sein, da bleiben noch Jahrzehnte zur privaten Altersvorsorge. Doch wie so viele junge Menschen setzt der Azubi andere Prioritäten. "Ich will mit meinen Freunden Spaß haben, in Urlaub fahren. Das ist mir wichtiger, als jetzt fürs Alter zu sparen."

Experte Ludwig kennt diese Einstellung unter den jungen Leuten nur zu gut und hält sie trotzdem für falsch. Die Unsicherheit im Rentensystem sei einfach viel zu groß. "Da muss sich jeder möglichst frühzeitig drum kümmern und dann immer am Ball bleiben", so sein Appell. Damit nicht nur die jetzige Rentnergeneration vergleichsweise entspannt auf den eigenen Kontostand blicken kann.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info im NDR Fernsehen am 12. Februar 2024 um 21:45 Uhr.