Pläne der Bundesregierung Geldprämie für späteren Renteneintritt
Wer im Alter mindestens ein Jahr länger arbeitet, als er müsste, soll künftig eine "Rentenaufschubprämie" bekommen können. Die soll nach Plänen der Ampel auf einen Schlag ausgezahlt werden, wenn der Ruhestand dann tatsächlich beginnt.
Arbeitnehmerinnen und Arbeitsnehmer, die über die Regelaltersgrenze hinaus arbeiten, sollen dafür eine Prämie erhalten - die sogenannte Rentenaufschubprämie. Das geht aus einem Papier hervor, das dem ARD-Hauptstadtstudio vorliegt. Zuerst hatte die Süddeutsche Zeitung berichtet.
Wer den Rentenbeginn aufschiebt und für mindestens zwölf Monate oberhalb eines Minijobs beschäftigt ist, soll mit einer Einmalzahlung in Höhe der ihm oder ihr entgangenen Rentenzahlungen belohnt werden, zum Zeitpunkt des späteren Rentenbeginns.
Drei Jahre lang Ansparen möglich
Hinzu kommt noch ein Aufschlag, weil die Rentenversicherung in dieser Zeit keine Krankenversicherungsbeiträge auf die Rente zahlen musste - derzeit sind das 8,15 Prozent. Der Faktor ist von den aktuellen Beitragssätzen abhängig.
Die Prämie können Beschäftigte für höchstens drei Jahre ansammeln. Die derzeitige Regelung, einen Rentenaufschub mit einem lebenslangen Zuschlag auf die Rente zu belohnen, soll es weiter geben.
Soll ab 2027 gelten
Es handele sich um "eine neue Leistung eigener Art der gesetzlichen Rentenversicherung", heißt es in dem Papier. Die Neuregelung soll zum 1. Januar 2027 in Kraft treten, damit die Rentenversicherung sie technisch und organisatorisch vorbereiten kann.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte Anfang Juni angekündigt, dass Menschen jenseits des Renteneintrittsalters finanzielle Vorteile bekommen sollten, wenn sie noch weiter arbeiten.
Vier Maßnahmen für mehr Anreize fürs Arbeiten im Rentenalter sind insgesamt geplant, das Kabinett soll diese im September beschließen. Zum Teil sollen sie aber erst ab 2027 wirksam werden, so eben auch die neu geplante Prämie.
Kritik von Gewerkschaften und Arbeitgebern
Kritik an Heils plänen kam sowohl von Gewerkschaften als auch von Arbeitgebern. Die Vorständin des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), Anja Piel, nannte die Pläne in der Süddeutschen Zeitung einen "milliardenschweren Griff in die Sozialversicherungen". Die geplanten finanziellen Anreize würden Mitnahmeeffekte erzeugen bei denjenigen Älteren, die genug verdienen und gesund seien, gab Piel zu bedenken. "Viele Beschäftigte können gar nicht länger arbeiten, weil Arbeitsbedingungen zu anstrengend sind, und sie es einfach gesundheitlich nicht mehr schaffen."
Der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Steffen Kampeter, forderte in der Zeitung hingegen das Aus für die Rente mit 63 Jahren. Anreize für eine Frühverrentung zu streichen sei "viel effektiver". "Menschen im Rentenalter "gehen in der Regel nicht aus finanziellen Gründen arbeiten". Wichtiger seien Spaß an der Arbeit, das Interesse an ihrer Aufgabe und der Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen.