Deutscher Jobmarkt Hilfsarbeiter dringend gesucht
In kommunalen Betrieben der Entsorgungsbranche, Wasser- oder Energiewirtschaft gehen viele Beschäftigte bald in Rente. Es mangelt an Personal - und zwar auch an ungelernten Hilfskräften.
Dass Fachkräfte allenthalben gesucht werden, wird oft beklagt. Tatsächlich mangelt es in Deutschland nicht nur an Fachleuten, sondern überhaupt an Arbeitskräften. Selbst Stellen für Hilfsarbeiter können massenweise nicht besetzt werden. Das illustriert eine aktuelle Umfrage des Verbands Kommunaler Unternehmen (VKU), an der sich 318 von 1.600 Mitgliedsunternehmen beteiligt haben. Die Branche beschäftigt 300.000 Menschen.
Viele ungelernte Arbeitslose
Die Bundesagentur für Arbeit hat die landesweite Arbeitslosigkeit zum letzten Stichtag Ende Mai mit 5,8 Prozent berechnet. Hinter diesen Prozenten stecken mehr als 2,7 Millionen Menschen, die arbeitslos gemeldet sind.
Aus einer detaillierten Auswertung der Zahlen des vergangenen Jahres ergibt sich, dass mehr als die Hälfte keine abgeschlossene Ausbildung hat (56 Prozent). Genau solche Leute werden etwa von der Abfallwirtschaft gesucht. Von den zahlreichen Stellen, die man nicht besetzen könne, sei jede Zehnte eine Hilfsarbeiterstelle für eine angelernte oder ungelernte Kraft, heißt es von Geschäftsführern dieser Unternehmen.
Ein Fünftel der offenen Stellen Hilfsjobs
Die Sorgen der Abfallwirtschaft sind nur ein Beispiel. Im Mai 2024 waren bei der Bundesagentur für Arbeit knapp 700.000 offene Stellen gemeldet, davon waren ein Fünftel Hilfsjobs (19 Prozent). Zwar ist die Zahl der offenen Stellen zuletzt gesunken - Unternehmen stellen wegen der schlechteren Wirtschaftslage weniger Leute ein -, der Anteil der gesuchten Hilfsarbeiter hat sich aber praktisch nicht verändert. Es war und ist also schwer, Personal für einfache Tätigkeiten zu finden.
In Bundesländern mit viel Industrie werden geringfügig mehr Hilfsarbeiterstellen ausgeschrieben, in Ländern mit schwächerer Wirtschaftsstruktur weniger. Die Unterschiede sind gering. In Baden-Württemberg sind 22 Prozent der offenen Stellen Hilfsarbeiterjobs, in Mecklenburg-Vorpommern 18 Prozent. Der Mangel an Hilfsarbeitern ist überall zu spüren.
Bedarf steigt vor Ort
Die Kommunalunternehmen sagen in ihrer Umfrage, sie müssten mehr aus- und weiterbilden. Schon heute beschäftigen die öffentlichen Unternehmen der Abfall-, Wasser- und Energiewirtschaft eine alte Belegschaft: Vier von zehn sind älter als 50 Jahre alt. Diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen nicht nur nach und nach ersetzt werden. Es gibt auch immer mehr Jobs in der Kommunalwirtschaft; sechs von zehn Geschäftsführern sagen: Unser Personalbedarf wird zunehmen.
Kommunalunternehmen wollen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer attraktiver werden. Die Arbeit in der Abfallwirtschaft hat kein hohes Prestige. Auf der anderen Seite gibt es in jedem Landkreis mindestens ein Müllbeseitigungsunternehmen. Man muss für die Tätigkeit nicht umziehen.
Die Kommunalunternehmen gehören Städten und Kreisen und haben oft ein Monopol für ihre Angebote. Bezahlt wird regelmäßig nach ordentlichen Tarifverträgen. "Wir bieten ordentlich bezahlte, krisensichere und sinnstiftende Jobs", lockt Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer der Kommunalwirtschaft.