Mützen mit dem IG Metall-Logo an einem Infostand der Gewerkschaft.

IG Metall Sinkende Mitgliederzahlen, aber "streikfähig"

Stand: 27.01.2025 14:19 Uhr

Der Stellenabbau in der deutschen Metall- und Elektroindustrie sorgt bei der IG Metall für sinkende Mitgliederzahlen. Auch die Demografie spielt dabei eine Rolle. Trotzdem sind die Streikkassen gut gefüllt.

Der Mitgliederschwund der IG Metall setzt sich fort. Deutschlands größte Gewerkschaft zählte 2.096.511 Mitglieder zum Jahreswechsel 2024/2025. Das entspricht einem Rückgang um 1,9 Prozent zum Vorjahr. Vor allem der Stellenabbau in der in der Metall- und Elektroindustrie, aber auch die demografische Entwicklung hätten für den Rückgang gesorgt, teilte die Gewerkschaft heute mit. Im Jahr 2018 hatte die Gewerkschaft noch mehr als 2,27 Millionen Mitglieder, seither sind die Zahlen stetig zurückgegangen.

Trotz des insgesamt leichten Rückgangs bleibt die IG Metall mit 2,1 Millionen Mitgliedern eigenen Angaben zufolge weiterhin "die stärkste Gewerkschaft in Deutschland".

Zuwächse gab es den Angaben zufolge aber bei Auszubildenden und Angestellten: Im Angestelltenbereich legte die Mitgliederzahl um 4,5 Prozent zu und bei den Auszubildenden stieg sie um 5,1 Prozent. Der Frauenanteil lag danach bei "branchentypischen" 18,3 Prozent. Insgesamt zählte die Gewerkschaft 115.000 neue Mitglieder.

IG Metall ist "streikfähig"

Bei den Mitgliedsbeiträgen geht es hingegen nach oben. Tariferhöhungen spülten der IG Metall mehr Geld durch Beiträge in die Kasse der IG Metall, weil nicht nur die Löhne stiegen, sondern damit auch die Durchschnittsbeiträge für die IG Metall. Die Einnahmen erhöhten sich von 620 Millionen auf 642 Millionen Euro. Den Großteil der Einnahmen (238 Millionen Euro) steckt die Gewerkschaft in ihre bundesweit mehr als 140 Geschäftsstellen für die Arbeit in den Betrieben und vor Ort.

"Die Streikkasse ist ordentlich gefüllt", sagte IG-Metall-Vorstandsmitglied Nadine Boguslawski. Die Gewerkschaft sei "jederzeit für sehr lange Zeit streikfähig". 2024 stritt die IG Metall den Daten zufolge deutlich mehr mit Arbeitgebern vor den Gerichten in Deutschland als im Vorjahr. Die Fallzahlen stiegen um 30 Prozent auf 50.178 Fälle an.

Job-Offensive gefordert

Die Gewerkschaft äußerte sich auch zur anstehenden Bundestagswahl: Niemals zuvor seien "die ersten 100 Tage" für eine neue Regierung so entscheidend gewesen wie in diesem Jahr, sagte IG-Metall-Chefin Christiane Benner und forderte eine Job-Offensive von Unternehmen und der Politik. Für jede abgebaute Stelle müsse eine neue geschaffen werden.

"Alle müssen jetzt ihren Beitrag leisten, um Wertschöpfung im Land zu halten und gleichzeitig neue Arbeitsplätze und Industrien anzusiedeln", so Benner. Sie nannte explizit die Batterieherstellung, Erneuerbare Energien und die Halbleiterindustrie.

Außerdem fordert die IG Metall eine "Local-Content-Strategie", also eine Pflicht für ausländische Anbieter von Produkten zu lokalen Investitionen in europäische Standorte. "Wer Europa als Markt sieht, der muss auch anteilig für Beschäftigung in Europa verantwortlich sein", sagte der Zweite Vorsitzende Jürgen Kerner. So sollten etwa Pkw-Hersteller aus China oder den USA, die in Europa Autos verkaufen wollen, zu europäischer Fertigung verpflichtet werden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 27. Januar 2025 um 13:54 Uhr.