Sparkurs bei Autobauer Tarifverhandlungen bei VW wohl auf der Zielgeraden
Im Tarifstreit zwischen VW und der IG Metall zeichnet sich laut Medienberichten eine Lösung ab. Demnach ist für einen Teil der Werke eine Schließung vom Tisch. Allerdings müssen die zuständigen Gremien noch zustimmen.
In den Tarifverhandlungen bei Europas größtem Autobauer Volkswagen haben Vorstand und Arbeitnehmer nach einem Bericht des Handelsblatts eine grundsätzliche Einigung auf ein milliardenschweres Sparpaket für den Umbau des Autoherstellers erzielt. Nach langen Verhandlungen stehe ein Kompromiss, berichtete die Zeitung unter Berufung auf mit den Vorgängen vertraute Personen. Die zuständigen Gremien müssten der Übereinkunft aber noch zustimmen.
An der Börse reagierten die Anleger erleichtert. Die VW-Aktie schoss um rund 2,4 Prozent an die Spitze des DAX. Noch heute wollen laut dem Bericht der Vorstand, das Präsidium des Aufsichtsrats sowie die Tarifkommission der Arbeitnehmerseite über die ausgehandelten Lösungen beraten. "Es kann also noch scheitern", zitierte das Blatt einen Insider.
Beide Seiten wollen unabhängig voneinander zeitgleich die Öffentlichkeit informieren. Der Konzern hat für 18.30 Uhr zu einer Pressekonferenz in Berlin eingeladen. Exakt zur gleichen Zeit hat die Gewerkschaft IG Metall am Verhandlungsort in Hannover die Presse eingeladen.
Längster Verhandlungsmarathon
Dass der Entwurf für eine Einigung stehe, bestätigte auch ein Informant der Nachrichtenagentur Reuters. Am Vormittag hatten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen gesagt, es gebe eine Annäherung. Aber auch hier herrschte noch Vorsicht: "Wir können auch auf der Zielgeraden noch falsch abbiegen", hieß es. Von den Beteiligten war bislang kein offizieller Kommentar zu erhalten.
Die fünfte Verhandlungsrunde in dem Konflikt läuft seit Montag. Beide Seiten haben mehrere Nächte durchverhandelt, nur unterbrochen durch kurze Schlafpausen. Es ist der längste Verhandlungsmarathon in der Geschichte von Volkswagen. Die IG Metall machte am Donnerstagabend das VW-Management für die Zitterpartie verantwortlich. "Der Verhandlungsprozess hakt insbesondere in den internen Abläufen der Arbeitgeberseite", teilte die Gewerkschaft mit. Ziel sei es weiterhin, eine Lösung vor Weihnachten zu finden. "Wir erwarten nun, dass das Unternehmen schnellstmöglich interne Klarheit schafft."
Einige mögliche Werksschließungen offenbar vom Tisch
Hauptstreitpunkte waren zuletzt vor allem die Zukunft der Werke und die Beschäftigungssicherung. Betriebsratschefin Daniela Cavallo hat wiederholt deutlich gemacht, dass es mit ihr keine Werksschließungen geben werde. Es gebe ein Paket, die Lösungen lägen auf dem Tisch, hieß es aus Unternehmenskreisen. Das gelte auch für die Frage der Werke und der Beschäftigungssicherung. Entscheidend sei, dass die Verträge nun auch rechtlich korrekt abgeschlossen würden. Ein Insider sagte, durch den Vorstand gehe ein tiefer Riss. Einige Akteure brächten inzwischen externe Anwälte mit in die Vorstandssitzungen.
Mit der Einigung werde das avisierte Sparziel nun erreicht, berichtete das Handelsblatt weiter. Zuletzt hatte dies bei vier Milliarden Euro gelegen. Weniger drastisch als erwartet sollen die Einschnitte im Fabriknetzwerk ausfallen. Demnach soll für das Werk Osnabrück ein Käufer gefunden und die kleinere Fertigung in Dresden umgewidmet oder geschlossen werden. Eine Schließung der Fabriken in Zwickau oder Emden soll demnach vom Tisch sein.