DGB-Studie zu Personalnot Beschäftigte klagen über steigenden Arbeitsdruck
Der Fachkräftemangel sorgt bei den Beschäftigten für steigenden Arbeitsdruck und höhere Belastungen. Viele klagen deshalb über sinkenden Einfluss auf die eigene Arbeitsgestaltung.
Der Fachkräfte- und Personalmangel wirkt sich negativ auf die Situation vieler Arbeitnehmer aus. Beschäftigte geraten oft unter erhöhten Arbeitsdruck, wenn es ohnehin Personalengpässe in ihrem Bereich im Betrieb gibt, geht aus einer neuen Studie des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) hervor, aus der die Nachrichtenagentur dpa zitiert. Insgesamt berichten 46 Prozent aller Beschäftigten von Personalmangel.
Lehrkräfte und Pflegekräfte besonders betroffen
76 Prozent der Befragten, die über hohen Personalmangel in ihrem Arbeitsbereich berichten, müssen wegen des fehlenden Personals nach eigenen Angaben zusätzliche Aufgaben übernehmen. 60 Prozent berichten über erhöhtes Arbeitstempo zum Ausgleich der Folgen des Personalmangels, mit verschiedenen möglichen Folgen für die Gesundheit.
Der Studie zufolge liegt der Anteil der in sehr hohem oder hohem Maß Betroffenen bei Lehrkräften, Beschäftigten in der Alten- und Krankenpflege, Fahrzeugführerinnen und -führern sowie Erzieherinnen und Erziehern zwischen 60 und 70 Prozent. Die entsprechenden Probleme gibt es danach nicht nur in Arbeitsbereichen bei typischen Engpassberufen, sondern - wenn auch in etwas geringerem Umfang - ebenfalls zum Beispiel in einem sehr verantwortungsvollen Bereich wie der Organisation in einem Unternehmen (37 Prozent).
"Verheerende Auswirkungen"
Die Engpässe sind ein Problem für Unternehmen, aber laut DGB sind die Auswirkungen auch für die Beschäftigten oft verheerend: "Der Druck auf die verbliebenen Beschäftigten wird erhöht", heißt es. Ein weiterer negativer Faktor ist, dass der Einfluss der Beschäftigten auf die eigene Arbeitsgestaltung sinkt, wenn sie unter Personalengpässen in ihrer Firma leiden.
Jeweils 57 Prozent geben an, dass sie aufgrund des Personalmangels Überstunden machen beziehungsweise ihre Arbeitszeiten an die betrieblichen Erfordernisse anpassen müssen. Für 30 Prozent führt der Personalmangel laut der Erhebung dazu, dass sie Aufgaben übernehmen müssen, für die sie nicht qualifiziert sind. Der Gewerkschaftsbund warnt vor negativen Auswirkungen auf die Qualität der Leistungen für betroffenen Schülerinnen und Schüler, Patientinnen und Patienten oder Fahrgästen etwa von Bussen.
Autorinnen warnen vor "Abwärtsspirale"
Ein weiteres Ergebnis der Umfrage ist, dass von den Beschäftigten, die in (sehr) hohem Maß von Personalmangel betroffen sind, 72 Prozent berichten, dass aufgrund dieser Situation weitere Kolleginnen und Kollegen den Arbeitsbereich verlassen hätten. Bei 39 Prozent der Betroffenen war dies sogar in hohem Maß der Fall, so der DGB.
"Personalmangel und die damit verbundenen Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen können eine Abwärtsspirale in Gang setzen", schlussfolgern die Studienautorinnen und -autoren. "Je länger der Personalmangel andauert, desto häufiger wird davon berichtet, dass Kolleginnen und Kollegen den Arbeitsbereich verlassen."
Die Qualität der Arbeitsbedingungen wurde vom DGB anhand von 42 Fragen zur konkreten Arbeitssituation ermittelt. Die Beschäftigten bewerteten verfügbaren Ressourcen, die auftretenden Belastungen sowie das Einkommen und die Beschäftigungssicherheit. Auf dieser Basis ordneten die Studienmacher die Ergebnisse in vier Stufen von schlechter bis guter Arbeit ein. Der Report basiert dabei auf einer Zufallsstichprobe von 6.985 abhängig Beschäftigten, die in Deutschland arbeiten.