Wetterthema Wie viel Nebel ist normal?
In den vergangenen Tagen gab es in Deutschland neben Sonnenschein auch Nebel. Doch an wie vielen Tagen ist es in Deutschland normalerweise neblig?
Unsere Grafik zeigt eine Abschätzung der mittleren Anzahl von Tagen mit Strahlungsnebel. Eingeflossen sind Sichtbeobachtungen des Deutschen Wetterdienstes von 1981 bis 2010 und Satellitenbilder der 90er Jahre.
In der Meteorologie spricht man von Nebel, wenn die Sichtweite geringer als ein Kilometer ist. Um einen Nebeltag handelt es sich, sobald die Sichtweite irgendwann zwischen 0 und 24 Uhr in einem horizontalen Sektor von mindestens 90 Grad Winkelerstreckung unter einen Kilometer sinkt. Aufgrund dieser Definition wurden in unserer Statistik nicht alle Tage mit Hochnebel erfasst, sondern nur solche, an denen der Hochnebel aus einer Bodennebeldecke entstanden ist. Im Falle des klassischen Strahlungsnebels ist das allerdings sehr häufig der Fall. Im Bergland sinkt die Sichtweite oftmals unter einen Kilometer, wenn sich die Gipfel innerhalb einer tiefen Wolkenschicht befinden. Dabei handelt es sich nach Definition also auch um Nebeltage, die in unserer Statistik aber absichtlich nicht berücksichtigt worden sind.
Wir reden also über Strahlungsnebel und klammern tiefe Bewölkung aus. Doch was ist Strahlungsnebel? Er entsteht nachts meist in windschwachen Hochdruckgebieten, wenn der Himmel zunächst nur gering bewölkt ist. Der Erdboden strahlt im Infrarotbereich Wärme in den Weltraum ab und mit ihm gemeinsam kühlen sich die unteren Luftschichten ab. Kühle Luft kann weniger Wasserdampf speichern als warme Luft und so kondensiert ein Teil davon zu Nebel. Sofern die Sonne kräftig genug ist, löst sie den Nebel tagsüber wieder auf. In der kalten Jahreszeit bleibt der Nebel jedoch oft über mehrere Tage erhalten.
Die Häufigkeit von Strahlungsnebel ist innerhalb von Deutschland recht unterschiedlich. Auf den höheren Bergen sind es weniger als 20 Tage, da sich diese bei Hochdrucklagen oft im Bereich trockener Luft oberhalb einer feuchten Grundschicht befinden. Auffällig ist auch die relative Nebelarmut mit nur 20 bis 30 Tagen am Niederrhein und im Münsterland. Hier kommt zum Tragen, dass der Wind während der nebelanfälligen Hochdrucklagen oftmals aus Osten bis Südosten weht. Die Luft fließt aus dem Mittelgebirgsraum hinunter ins Flachland und trocknet dabei aus. Typisch für weite Teile des deutschen Flachlands sind 30 bis 40 Nebeltage. An mehr als 40 Tagen erlebt man das Nebelgrau in der Altmark, im Havelland, an Teilen von Fulda und Werra und vor allem in den Niederungen Südostdeutschlands. Ein Grund für die Nebelanfälligkeit der Niederungen Bayerns und Baden-Württembergs ist der dort im Vergleich zum restlichen Deutschland häufiger wirksame Hochdruckeinfluss. Diese Regionen liegen vom „Islandtief“ am weitesten entfernt. Außerdem ist es im Schutz der Alpen oft nur schwachwindig. Interessant in diesem Zusammenhang ist der Vergleich zwischen Donautal und Oberrheingraben. Obwohl der Rhein noch tiefer liegt, hat er deutlich weniger Nebeltage. Wirklich Pech in Sachen Nebel hat man am Bodensee. Er stellt das „Nebelloch“ Nummer eins in Deutschland dar. Schuld daran ist neben der Lage im ohnehin nebelreichen Süddeutschland sicher auch das Feuchteangebot des Sees selbst.
Die Nebelhäufigkeit hat sich in den letzten Jahrzehnten übrigens deutlich verändert. In den 70er Jahren gab es ein Maximum und anschließend haben sich die Nebeltage auf die gezeigten Werte halbiert. Als Ursache hierfür kommen natürliche und anthropogene Klimaschwankungen in Frage. Ziemlich sicher spielt auch die Verringerung von Luftschadstoffen seit den 70ern eine Rolle.