Die astronomischen Jahreszeiten 2024/25

Wetterthema Winteranfang

Stand: 20.12.2024 09:16 Uhr

Der kalendarische Winteranfang ist am 21. Dezember. Ab dann geht es mit der Sonne wieder aufwärts. Bis ihre Wärme ausreicht, dem typisch deutschen Schmuddelwinter ein Ende zu setzen, dauert es noch.

Von Ingo Bertram, ARD-Wetterkompetenzzentrum

In diesem Jahr fällt der kalendarische oder auch astronomische Winteranfang auf den 21. Dezember. Er ist über den Sonnenstand definiert. Zum Winteranfang steht die Sonne über dem südlichen Wendekreis senkrecht. Dieser Zeitpunkt lässt sich sogar genau angeben. Er ist dieses Mal um 10:20 Uhr erreicht. Ab diesem Augenblick beginnt die Sonne wieder nordwärts zu wandern, zunächst aber unmerklich langsam. Der Winteranfang ist auf der Nordhalbkugel der kürzeste Tag des Jahres. Die Tage werden im Anschluss zunächst nur langsam länger, doch Anfang Januar beträgt der Zuwachs von Tag zu Tag schon mehr als eine Minute. Am schnellsten geht es dann im März um den Frühlingsanfang herum. Dann können wir uns täglich über fast 4 Minuten Gewinn an Tageslicht freuen. Am längsten sind die Tage in einem halben Jahr zum Sommeranfang. Der 21. Dezember 2024 ist in Flensburg 7 h 13 min lang und der 21. Juni 2025 wird es auf 17 h 19 min bringen. Gemeint ist die Zeit zwischen Sonnenaufgang und Untergang. In Oberstdorf betragen die entsprechenden Zeiten 8 h 27 min und 15 h 57 min.

Die Jahreszeiten verdanken wir der Tatsache, dass die Erdachse gegenüber der Ebene, in der die Erde um die Sonne kreist, geneigt ist. Nur deshalb steht die Sonne im Winter sehr viel tiefer am Himmel als im Sommer. Die Neigung der Erdachse beträgt 23,5 Grad. Wäre sie größer, gäbe es extrem heiße Sommer und extrem kalte Winter. Ganz ohne Neigung der Erdachse hätten wir keine Jahreszeiten. Die Wettersysteme wären sehr gleichförmig, so dass es in ein paar Regionen der Erde ständig regnen würde und zugleich vielerorts extrem trocken wäre. Insgesamt gäbe es weit weniger fruchtbare Regionen auf unserer Erde. Die Neigung der Erdachse ist damit eines der Beispiele dafür, was in unserem Sonnensystem optimal eingerichtet ist.

Die Meteorologen definieren die Jahreszeiten etwas anders als die Astronomen, warum? Die meteorologischen Jahreszeiten richten sich nach dem Temperaturverlauf. Der Sommer (1. Juni bis 31. August) ist ziemlich exakt der Zeitraum, in dem es im Schnitt auch am wärmsten ist. Für den Winter (1. Dezember bis 28. Februar) gilt Analoges, er umfasst den kältesten Zeitraum. Die Übergangsjahreszeiten ergeben sich aus den Monaten dazwischen. Wahrscheinlich hätte man die meteorologischen Jahreszeiten noch etwas besser an die Temperatur anpassen können, wenn man sie nicht mit einem neuen Monat beginnen lassen würde. Doch das wäre zum Bilanzieren von Jahreszeiten unpraktisch.

Die Sonne ist der Motor für unser Wetter und die Jahreszeiten. Je höher sie steht und je länger sie scheint, desto mehr Energie empfangen wir von ihr. Doch fällt die kälteste Zeit des Jahres auch tatsächlich mit den niedrigsten Sonnenständen zusammen? - nicht ganz. Im langjährigen Mittel ist es Mitte Januar am kältesten, also 3 bis 4 Wochen nach Sonnentiefststand und den kürzesten Tagen. Die Atmosphäre reagiert mit einer gewissen Verzögerung auf die Änderungen des Energieangebotes. Der Boden und die Wasserflächen speichern Wärme, die im Winter erst allmählich abgegeben wird. Im Sommer kann man einen ähnlichen Effekt beobachten: Die Sonne steht am 21. Juni am höchsten, die wärmste Zeit erleben wir aber in der zweiten Julihälfte. Beim Wetter und bei vielen anderen Abläufen in der Natur folgt die Wirkung erst mit einer gewissen Verzögerung auf eine Ursache. In unserem Beispiel führt die zunehmende Sonneneinstrahlung mit einer Verzögerung zu einem Anstieg der Mitteltemperatur. Anders ist das hingegen an der Börse. Dort reicht oft ein Gerücht, eine Stimmungsschwankung, und die Kurse der Aktien schnellen in eine Richtung, noch ehe es echte Fakten gibt. Wäre das beim Wetter auch so, würden wir schon bei der Idee, die Sonne könnte einmal schwächer scheinen, in die nächste Eiszeit schlittern.

Das Wichtigste ist im Augenblick jedoch die Tatsache, dass wir uns langsam, aber unaufhaltsam wieder auf den Frühling zubewegen. Die deutschen Winter sind vor allem in den Niederungen oft recht düster, weil dort meistens kein Schnee liegt und es häufig neblig-trüb ist. Da verschafft oftmals erst die Frühlingssonne Abhilfe, indem sie die graue Pampe wegheizt.