Ein zerstörter Panzer ist in der Region Donezk zu sehen (Archiv, 6.11.2024)
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Krieg gegen die Ukraine ++ Russland nimmt offenbar weitere Ortschaft ein ++

Stand: 11.11.2024 01:32 Uhr

Russland hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau das Dorf Wowtschenka in der Region Donezk eingenommen. Der ukrainische Präsident Selenskyj beklagt einen Mangel an Flugabwehrsystemen. Der Liveblog vom Sonntag zum Nachlesen.

11.11.2024 • 01:32 Uhr

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Der designierte US-Präsident Trump hat einem Medienbericht zufolge bereits am Donnerstag mit dem russischen Staatschef Putin telefoniert. Dabei habe er Präsident Putin empfohlen, den Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht zu eskalieren, schrieb die "Washington Post" unter Berufung auf informierte Personen. Von Trump selbst gab es dazu zunächst keine Informationen.

Trump habe auch auf die US-Militärpräsenz in Europa verwiesen, hieß es unter Berufung auf die anonymen Quellen. Auch sei es um das Ziel gegangen, Frieden in Europa zu erreichen. Trump habe weitere Unterhaltungen angeregt, um über eine Lösung des Krieges zu sprechen. Die ukrainische Regierung sei über das Gespräch informiert worden und habe keine Einwände gehabt, schrieb die "Washington Post".

Nach dem Fund von zwei russischen Drohnen im Osten Moldaus hat die Führung in Chisinau gegen die Verletzung ihres Luftraums protestiert. Die zwei unbemannten Flugobjekte ohne Sprengsätze waren moldauischen Medienberichten zufolge nach den jüngsten russischen Drohnenangriffen gegen das Nachbarland Ukraine entdeckt worden.

"Zwei russische Täuschungsdrohnen - mit denen die ukrainische Flugabwehr abgelenkt werden sollte - sind heute in Moldau abgestürzt und haben dabei das Leben von Moldauern gefährdet und unseren Luftraum verletzt", schrieb Außenminister Popsoi auf der Plattform X.

"Wir verurteilen diese aggressiven Übergriffe auf das Schärfste und bekräftigen unsere Verurteilung des brutalen Kriegs von Russland gegen die Ukraine", so Popsoi.

US-Präsident Biden will sich in den letzten Wochen seiner Amtszeit für die weitere Unterstützung der Ukraine einsetzen. Er werde diese Position im Kongress und gegenüber der künftigen Regierung des Republikaners Trump vertreten, sagte Bidens Nationaler Sicherheitsberater Sullivan im Sender CBS. Er bekräftigte, dass die US-Regierung bis zur Machtübergabe an Trump am 20. Januar alle bisher zugesagten Hilfen an die Ukraine für den Kampf gegen die russische Invasion übermitteln wolle.

Laut Sullivan will Biden argumentieren, dass die Ukraine auch nach dem Ende seiner Amtszeit Unterstützung brauche, weil das Land unabhängig von Ereignissen auf dem Schlachtfeld oder am Verhandlungstisch in Gefahr bleibe. Bidens Sicherheitsberater betonte, dass eine Entscheidung über Verhandlungen mit Russland allein bei der Ukraine liegen müsse.

Zugleich zeigte er sich überzeugt, dass die Sanktionen gegen Russland Wirkung zeigten. Er verwies auf die Inflation und die langfristigen Aussichten für das Wirtschaftswachstum in dem Land: Für Russland sehe es zunehmend trostlos aus. Zugleich räumte Sullivan ein, dass die Sanktionen es bisher nicht vermochten, den russischen Angriffskrieg zu stoppen.

Das russische Militär hat einmal mehr versucht, die ukrainischen Verteidigungslinien rund um Kurachowe am Rande des Donbass zu durchstoßen. Von insgesamt 108 russischen Angriffen entlang der Front in der Ostukraine entfielen 39 auf den Abschnitt Kurachowe, wie der Generalstab in Kiew in seinem abendlichen Lagebericht mitteilte. Die von Artillerie begleiteten russischen Angriffe seien abgeschlagen worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden. Russische Truppen greifen an diesem Frontabschnitt bereits seit Wochen massiv an, um einen Durchbruch zu erzielen.

Die russische Regierung sieht nach eigenen Angaben "positive Signale" in den Äußerungen des künftigen US-Präsidenten Donald Trump zur Ukraine. "Die Signale sind positiv", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow in einem Interview mit Staatsmedien. Im Wahlkampf habe "Trump darüber gesprochen, wie er das alles als Deals wahrnimmt. Und dass er ein Abkommen treffen kann, das zum Frieden führt", sagte Peskow. Es sei aber schwer vorherzusagen, "inwieweit er sich an Äußerungen halten wird, die er im Wahlkampf getätigt hat". 

Trump hatte im Wahlkampf behauptet, er könne den Ukraine-Konflikt binnen "24 Stunden" beenden. Zudem hatte er angedeutet, er werde direkt mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sprechen - eine deutliche Abkehr vom Vorgehen des amtierenden US-Präsidenten Joe Biden.

Die russischen Streitkräfte haben laut einem britischen Verteidigungsexperten im Oktober die schwersten Verluste seit Beginn ihres Angriffskrieges gegen die Ukraine erlitten. Der Chef des britischen Verteidigungsstabs, Tony Radakin, sagte dem Rundfunksender BBC, die russischen Truppen hätten an jedem Tag im Oktober durchschnittlich 1.500 Tote und Verwundete zu beklagen gehabt. Ihre Gesamtverluste im Krieg seien damit auf 700.000 Tote und Verletzte gestiegen.

Die Russen zahlten einen außergewöhnlichen Preis für den Krieg, sagte Radakin. Er erklärte nicht, wie britische Beamte die Zahl der russischen Opfer berechneten.

Russische Streitkräfte haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau eine weitere Ortschaft im Gebiet Donezk in der Ostukraine eingenommen. Es handelt sich um das Dorf Wowtschenka westlich von Donezk, wie das Verteidigungsministerium bei Telegram bekanntgab.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der nach der ukrainischen Drohnenattacke vorübergehend eingestellte Flugbetrieb an drei Moskauer Flughäfen Scheremetjewo, Domodedowo und Schukowski ist wieder aufgenommen worden. Das berichtet die russische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf die russische Luftfahrtbehörde. Demnach seien in der Zeit der Betriebseinschränkungen 36 Flugzeuge umgeleitet worden.

In der russischen Region Domodedowo, im Großbereich der Hauptstadt Moskau, ist nach Information russischer Nachrichtenagentur ein Großbrand in einem Lager ausgebrochen. Betroffen sei ein Bereich von 1.200 Quadratmeter Größe, schreibt etwa die Agentur Interfax. Feuerwehrleute seien im Einsatz.

Zuvor hatten Behörden von einer ukrainischen Drohnenattacke auf die Region Moskau berichtet. Ob der Lagerbrand im Zusammenhang mit dem Angriff stand, ist unklar.

Die russische Flugabwehr hat nach Angaben aus dem Verteidigungsministerium am Morgen 70 ukrainische Drohnen abgeschossen - davon 34 über der Region Moskau. Betroffen waren demnach außerdem die Regionen Brjansk, Kursk, Orjol, Kaluga und Tula.

Die Ukraine hat nach eigenen Angaben in der Nacht 62 russische Drohnen abgeschossen. Insgesamt habe Russland mit 145 Drohnen angegriffen. Es handle sich um einen neuen Rekord. 67 Drohnen seien von den Radarschirmen verschwunden, weitere zehn in Richtung Russland, Moldau und Belarus geflogen.

Im ukrainischen Hafen Odessa wurden durch die Angriffe nach Behördenangaben mindestens zwei Menschen verletzt. Zudem wurden Gebäude beschädigt. "Garagen mit Autos und Eigentum standen in Flammen, Wohnhäuser und Geschäfte wurden beschädigt", berichtet der staatliche Notdienst über die Lage in der Stadt.

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Russland hat Behördenangaben zufolge 32 ukrainische Drohnen abgeschossen. Diese seien auf die russische Hauptstadt zugesteuert, teilten Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin und der Gouverneur der Region, Andrej Worobjow, auf der Plattform Telegram mit.

Wie Worobjow weiter erklärte, wurde eine Frau im Dorf Stanowoje durch herabstürzende Trümmerteile verletzt. Zwei Häuser seien in Brand geraten.

Auf den Hauptstadtflughäfen Domodedowo, Scheremetjewo und Schukowski gab es vorübergehend keine Starts und Landungen – zur Sicherheit des Flugverkehrs, wie die russische Luftfahrtbehörde Rosawijazia in ihrem Telegram-Kanal mitteilte.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj beklagt den Mangel an Flugabwehrsystemen zum Schutz gegen russische Angriffe. "Diese Woche brachte der Ukraine leider brutale russische Angriffe auf Charkiw, Donezk, Sumy, Odessa und Saporischschja", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Fast täglich gebe es Drohnen- und auch Raketenangriffe. Dabei bemängelte er die Bereitschaft der Partner, der Ukraine weitere Flugabwehrsysteme zur Verfügung zu stellen. "Hier in Europa, auf dem Kontinent, gibt es genügend andere Luftabwehrsysteme, die der Ukraine wirklich zuverlässigen Schutz bieten könnten", sagte er.

Bei russischen Drohnen- und Raketenangriffen gegen ukrainische Städte wurden in den vergangenen Tagen mehrere Menschen getötet und verletzt. Die ukrainische Flugabwehr fing zwar einen großen Teil der Drohnen und Raketen ab, doch sorgt die Menge der aus verschiedenen Richtungen anfliegenden Flugkörper für eine Überlastung der Abwehrmöglichkeiten. Am Samstagabend startete Russland neue Drohnenschwärme zu noch unbekannten Zielen in der Ukraine. 

Russland hat nach dem Wahlsieg von Trump Gesprächsbereitschaft mit dem designierten US-Präsidenten in Sachen Ukraine signalisiert. Der EU-Außenbeauftragte Borrell hat während eines Besuchs in Kiew eine Fortsetzung der EU-Hilfen versprochen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 10. November 2024 um 12:15 Uhr.