Wolodymyr Selenskyj (Archivbild vom 25.02.2024)
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Krieg gegen die Ukraine ++ Selenskyj: Werden ohne US-Hilfen verlieren ++

Stand: 07.04.2024 23:27 Uhr

Der ukrainische Präsident Selenskyj hat erneut an die US-Republikaner appelliert, die von ihnen blockierten Milliarden-Hilfen freizugeben. In der Region Donezk gab es durch russischen Beschuss mindestens fünf Tote. Der Liveblog von Sonntag zum Nachlesen.

07.04.2024 • 23:27 Uhr

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Der Liveblog schließt für heute. Danke für das Interesse.

Laut der Internationalen Atomenergieagentur IAEA wurde bei einem Drohnenangriff auf das von Russland kontrollierte ukrainische Kernkraftwerk Saporischschja ein Gebäude beschädigt. Die nukleare Sicherheit sei jedoch nicht gefährdet, schrieb die IAEA auf der Plattform X. "Die Schäden an Block 6 haben die nukleare Sicherheit nicht gefährdet, aber es handelt sich um einen ernsten Vorfall, der die Integrität des Reaktorsicherheitssystems untergraben könnte", hieß es. Laut IAEA-Chef Rafael Grossi hat es drei "direkte Treffer" auf solche Strukturen gegeben.

Angesichts ständiger russischer Luftangriffe auf die ostukrainische Großstadt Charkiw fordert Präsident Wolodymyr Selenskyj von den ausländischen Partnern dringend zusätzliche Flugabwehrsysteme. "Es ist ganz offensichtlich, dass die Luftverteidigungskapazitäten, die wir in der Ukraine haben, nicht ausreichen - und das ist allen unseren Partnern klar", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft. "Wir suchen nach Möglichkeiten, Charkiw mehr Schutz aus der Luft zu geben."

Er trug allen ukrainischen Diplomaten und internationalen Unterhändler auf, mit den Partnern den Nachschub zu vereinbaren. Gerade für die US-Flugabwehrsysteme "Patriot" sei ihr Platz derzeit in der Ukraine. Zuvor hatte Selenskyj in einem Fernsehinterview gesagt, sein von Russland angegriffenes Land brauche zumindest 25 dieser Systeme.

Am Sonntagmittag schlugen nach Angaben der örtlichen Staatsanwaltschaft erneut zwei Fliegerbomben in Charkiw ein und verletzten fünf Menschen. 13 Mehrfamilienhäuser und andere Gebäude seien beschädigt worden.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat erneut eindringlich an die Republikaner im US-Kongress appelliert, die von ihnen blockierten Milliarden-Hilfen für Kiew freizugeben. "Wenn der Kongress der Ukraine nicht hilft, wird die Ukraine den Krieg verlieren", sagte er bei einer Videokonferenz der Regierungsinitiative United24, die Spenden sammelt.

Die Ukraine leidet angesichts der Verzögerungen unter Munitionsmangel an der Front. "Ohne die Unterstützung des Kongresses wird es für uns schwierig sein, als Land zu gewinnen oder sogar zu überleben", betonte Selenskyj in seiner in Onlinenetzwerken verbreiteten Rede. "Wenn die Ukraine den Krieg verliert, werden andere Staaten angegriffen werden", warnte der ukrainische Präsident weiter.

Russland hat nach eigenen Angaben 15 ukrainische Drohnen über den Grenzregionen Belgorod und Brjansk abgefangen. Zwölf der Flugkörper seien über der Region Belgorod zerstört worden, drei über der Region Brjansk, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit.

Die beiden russischen Grenzregionen werden regelmäßig von ukrainischen Angriffen getroffen. Nach Angaben des Gouverneurs der Region Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, wurde eine junge Frau bei den Drohnenangriffen getötet. Ein Schrapnell habe in dem Dorf Schagarowka rund 35 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt ein Auto mit sechs Insassen getroffen.

Die Ukraine hat offenbar das von Russland kontrollierte Atomkraftwerk in Saporischschja mit Drohnen angegriffen. Eine sei auf der Kuppel eines Kraftwerksblocks explodiert, habe aber keinen Schaden angerichtet, erklärte die von Russland eingesetzte Verwaltung des ukrainischen Kraftwerks. Allerdings seien drei Mitarbeiter verletzt worden, einer von ihnen schwer.

Die internationale Atombehörde IAEA in Wien erklärte, man sei darüber von russischer Seite informiert worden. "Eine solche Detonation steht im Einklang mit Beobachtungen der IAEA", erklärte die UN-Organisation. Man empfehle dringend, von Aktionen Abstand zu nehmen, die die nukleare Sicherheit gefährdeten, warnte IAEA-Chef Rafael Mariano Grossi im Kurznachrichtendienst X.

Laut AKW-Verwaltung beschädigte eine weitere Drohne einen LKW in der Nähe der Kantine des Kraftwerks. Die Strahlung an den sechs Reaktoren sei aber normal, hieß es. Das Atomkraftwerk befindet sich in der Nähe der Frontlinie. Beide Seiten haben sich öfters gegenseitig beschuldigt, die Anlage beschossen zu haben.

Die Lage nahe der seit Wochen heftig umkämpften ostukrainischen Stadt Tschassiw Jar ist nach ukrainischen Angaben "schwierig". "Die Lage ist ziemlich schwierig und angespannt", sagte der Sprecher der 26. Artilleriebrigade, Oleh Kalaschnikow, im ukrainischen Fernsehen. Alle russischen Angriffe seien aber zurückgeschlagen worden, die russische Armee sei "auf dem Rückzug".

Der russische Gegner versuche, die umliegenden Ortschaften Bogdaniwka und Iwaniwske direkt anzugreifen und zugleich Offensivaktionen zwischen diesen beiden Orten auszuführen, führte der ukrainische Armee-Sprecher aus. Die russischen Streitkräfte setzten dabei "von gepanzerten Kampffahrzeugen unterstützte Infanterie" und Kampfjets ein. 

Am Freitag hatte die Militärverwaltung von Tschassiw Jar "Dauerfeuer" auf die Stadt durch die russischen Truppen gemeldet. Die Stadt in der Region Donezk scheint das nächste große Ziel von Moskaus Armee zu sein. Ukrainische wie russische Militärblogger mit Verbindungen zum Militär berichteten, dass die russischen Soldaten den Stadtrand erreicht hätten. 

Die strategisch wichtige Stadt liegt einige Kilometer westlich von Bachmut, das Russland im vergangenen Mai nach langen heftigen Kämpfen eingenommen hatte. Sollte den russischen Streitkräften auch die Eroberung von Tschassiw Jar gelingen, könnten sie ihre Angriffe auf die von Kiew kontrollierte Großstadt Kramatorsk im Donbass ausweiten.

Bei einem russischen Angriff auf das an der Front gelegene Dorf Guliaipole in der Region Saporischschja sind nach ukrainischen Angaben drei Zivilisten getötet worden. "Zwei Männer und eine Frau starben unter den Trümmern ihres eigenen Hauses, das von einer russischen Granate getroffen wurde", teilt Iwan Fedorow, der Gouverneur der im Südosten der Ukraine gelegenen Region, auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit. Eine weitere Person sei verletzt worden. Die russischen Streitkräfte hätten das Dorf mit Mehrfachraketenwerfer vom Typ Grad beschossen. Die Frontregion Saporischschja liegt unter ständigem russischen Raketen-, Drohnen- und Artilleriebeschuss.

Karte Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj steht der Option, US-Waffenhilfen auf Kredit zu bekommen, aufgeschlossen gegenüber. In einem Fernsehinterview betonte er angesichts des anhaltenden Munitions- und Waffenmangels: "Wir werden jede Option akzeptieren."

Russland hat nach Angaben des ukrainischen Militärs in der Nacht erneut mit Kampfdrohnen angegriffen. Alle 17 Drohnen seien abgefangen und zerstört worden. "In der Nacht griffen die russischen Besatzer die Ukraine erneut an und setzten dabei 17 Angriffsdrohnen ein", teilte der Generalstab auf Facebook mit.

"Schwierig, aber unter Kontrolle" - so bezeichnet der Chef des ukrainischen Militärnachrichtendienstes, Budanow, die Lage an der Front. Im ARD-Interview sagt er, er rechne für Ende Mai mit einer weiteren russischen Offensive.

Das ganze Interview finden Sie hier.

Der vor wenigen Wochen ums Leben gekommene Kreml-Kritiker Alexej Nawalny und seine Frau Julia erhalten in diesem Jahr den "Freiheitspreis der Medien". Die Preisverleihung soll nach Angaben der Weimer Media Group am 19. April auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee stattfinden. Nawalnaja wird die Auszeichnung persönlich entgegennehmen, die Laudatio soll CDU-Chef Friedrich Merz halten. "Julia Nawalnaja ist die tapfere Leitfigur der Widerstandsbewegung in Russland. Nach dem Tod ihres Mannes Alexej, der am 16. Februar 2024 in einem sibirischen Straflager bei Wladimir Putins Folterschergen starb, ist sie die Anführerin des demokratischen Aufbruchs in Russland", hieß es in der Begründung der Jury. Seit vielen Jahren engagierten sich die Nawalnys als die prominentesten Oppositionsaktivisten in Putins Despotie. 

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich offen für das Angebot einer US-Waffenhilfe auf Kredit gezeigt. "Wir werden jede Option akzeptieren", sagte Selenskyj in einem TV-Interview dazu. Die USA sind mit Waffenhilfen über umgerechnet 40 Milliarden Euro militärisch der wichtigste Verbündete der Ukraine bei ihrer Abwehr des russischen Angriffskriegs. Allerdings liegt weitere Rüstungshilfe derzeit wegen eines innenpolitischen Streits zwischen Demokraten und Republikanern in den USA auf Eis.

Die Ukraine ist deswegen die Defensive geraten und verliert derzeit an Boden gegen die russischen Besatzungstruppen. Nach Angaben Selenskyjs gibt es für die Ukraine keine Wahl. Sie müsse jedes Angebot akzeptieren, um siegen und überleben zu können. Wenn er entscheiden müsse, ob er das Paket jetzt auf Kredit oder in einem Jahr gratis bekomme, würde er es sofort auf Kredit nehmen, sagte der ukrainische Staatschef.

Der ukrainische Präsident Selenskyj hofft, dass die Bundespräsidentin der Schweiz, Viola Amherd, und er schon in den nächsten Tagen ein Datum für einen Friedensgipfel in der Schweiz festlegen können. "Wir gehen davon aus, dass wir 80 bis 100 Länder dabei haben werden", so Selenskyi im ukrainischen Fernsehen. Das sei die Zahl von Ländern, von denen er glaube, dass sie in der Lage sein würden, zumindest zu versuchen, Russland zu einem fairen Frieden zu bewegen. Von russischer Seite hieß es, ein solches Treffen sei sinnlos, wenn es nicht daran teilnehme. Kiew plant den globalen Friedensgipfel schon seit einer Weile und hatte erklärt, dass Russland nicht eingeladen werden würde.

Im ukrainisch kontrollierten Teil des Gebiets Donezk sind durch russischen Artilleriebeschuss offiziellen Angaben zufolge mindestens fünf Zivilisten getötet worden. Unter den Opfern im Landkreis Pokrowsk sei auch eine Minderjährige, teilte die ukrainische Staatsanwaltschaft des Gebiets mit. Zudem seien zwei Menschen verletzt worden. Getroffen worden seien Wohnhäuser in mehreren Ortschaften.

Der Landkreis Pokrowsk liegt nur wenige Kilometer von der Front entfernt westlich von Donezk. Auf der anderen Seite meldeten die Behörden der von russischen Truppen besetzten Gebietshauptstadt Donezk elf Verletzte durch ukrainischen Beschuss. Unter den Verletzten seien zwei Kinder, schrieb der Chef der von Russland annektierten Region Donezk, Denis Puschilin, auf seinem Telegram-Kanal. Neun Wohnhäuser seien in verschiedenen Stadtteilen beschädigt worden.

Neben der Stadt Donezk sind nach Angaben Puschilins auch die ebenfalls vom russischen Militär kontrollierten Städte Makijiwka und Horliwka angegriffen worden. Es habe 29 Mal Beschuss unter anderem durch Artillerie und Drohnen gegeben.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die Ukraine hat russische Darstellungen über einen Durchbruch an einem wichtig Frontabschnitt im Osten des Landes zurückgewiesen. Bei Angriffen auf Charkiw und Saporischschja gab es mehrere Tote. Der Liveblog vom Samstag.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR aktuell am 07. April 2024 um 10:04 Uhr.