Krieg gegen die Ukraine ++ Selenskyj: 1100 russische Soldaten in Bachmut tot ++
Bei den Gefechten um Bachmut sind Präsident Selenskyj zufolge rund 1100 russische Soldaten in einer Woche getötet worden. Die Türkei geht davon aus, dass das Getreideabkommen verlängert wird. Die Entwicklungen vom Sonntag zum Nachlesen.
- Selenskyj: 1100 russische Soldaten in einer Woche tot
- Behörden: Heizungs- und Stromversorgung in Kiew wieder intakt
- Heftige Kämpfe um Bachmut trotz Munitionsmangels
- Türkei geht von Verlängerung des Getreideabkommens aus
- Bundeswehr will Panzerhaubitzen nachbestellen
- Kuleba: Werden Bachmut halten
Ende des Liveblogs
Für heute beenden wir den Liveblog zum Krieg gegen die Ukraine. Wir danken herzlich für Ihr Interesse.
Selenskyj: 1100 russische Soldaten in einer Woche tot
Bei den Fechten in der ostukrainischen Stadt Bachmut sind nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj innerhalb einer Woche 1100 russische Streitkräfte getötet worden. "In weniger als einer Woche, beginnend am 6. März, ist es uns gelungen, allein im Sektor Bachmut mehr als 1100 feindliche Soldaten zu töten. Das ist ein unumkehrbarer Verlust für Russland", sagte Selenskyj in seiner nächtlichen Videoansprache.
Außerdem seien 1500 russische Soldaten so schwer verwundet seien, dass sie nicht mehr eingesetzt werden könnten. Dutzende von feindlichen Ausrüstungsgegenständen und mehr als zehn russische Munitionsdepots seien zerstört worden.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Bischof Feige: Derzeit keine Kontakte zu russischer Orthodoxie
Derzeit gibt es zwischen der katholischen Kirche in Deutschland und der russischen Orthodoxie nach Worten des Magdeburger Bischofs Gerhard Feige keine Kontakte mehr. Ein geplantes Gespräch im vergangenen Jahr sei abgesagt worden, "weil wir keine Möglichkeit sahen, in vernünftiger Weise miteinander ins Gespräch zu kommen", sagte Feige in einem Interview des Magazins "Cicero".
In den Vorjahren hätten indes keineswegs unversöhnliche Gegensätze im Raum gestanden; die Gespräche seien vielmehr "recht konstruktiv und anregend" gewesen. Auch ein "Schwarz-Weiß-Gegensatz" zwischen Russland und der westlichen Welt habe sich dort nicht gezeigt, betonte Feige.
Demonstration in Moldau gegen hohe Gaspreise
In der früheren Sowjetrepublik Moldau haben Tausende Menschen gegen die proeuropäische Regierung und hohe Gaspreise demonstriert. Medien in der Hauptstadt Chisinau berichteten von Handgreiflichkeiten zwischen Protestierenden und der Polizei. Es gab mehr als 50 Festnahmen, wie die Polizei mitteilte. Viele Moldauer klagen, dass sie ihre Gasrechnungen und Lebenshaltungskosten nicht mehr bezahlen können.
Die stellvertretende Vorsitzende der Oppositionspartei Sor, Marina Tauber, warf der Polizei Gewalt vor. Sie beklagte auch, dass Zufahrtswege zur Demonstration in der Stadt gesperrt worden seien. Deshalb seien viele an ihrem Demonstrationsrecht gehindert worden. Wegen einer Bombendrohung wurde zeitweilig auch der Flughafen evakuiert.
Menschen schwenken moldauische Fahnen während eines Protests gegen die hohen Gaspreise.
Schweiz verteidigt Verbot von Waffenlieferungen
Der Schweizer Bundespräsident Alain Berset hat das Verbot der Lieferung von Schweizer Waffen an die Ukraine verteidigt. "Schweizer Waffen dürfen nicht in Kriegen zum Einsatz kommen", sagte Berset der Wochenzeitung "NZZ am Sonntag". Die Position der Schweizer Regierung hierzu sei "klar" und entspreche auch seiner persönlichen Haltung.
Angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine ist eine Diskussion über die traditionelle strikte Neutralität der Schweiz entbrannt. Das Land hat sich zwar den EU-Sanktionen gegen Moskau angeschlossen, will aber in puncto Waffenlieferungen in Kriegsgebiete trotz Drucks aus Kiew und von dessen westlichen Verbündeten seine ablehnende Haltung nicht aufgeben.
Heftige Gefechte in Bachmut
Im Osten der Ukraine klagen beide Seiten nach mehr als einem Jahr Krieg über einen Mangel an Munition. Von einem Abflauen der Kämpfe ist bisher aber nichts zu spüren.
Polizei in Moldau deckt pro-russisches Netzwerk im Land auf
In der an die Ukraine angrenzenden Republik Moldau hat die Polizei nach eigenen Angaben ein von Russland gesteuertes Netzwerk enttarnt, das die Destabilisierung des osteuropäischen Staats zum Ziel gehabt haben soll. Nach Razzien am Samstagabend seien 25 Männer befragt und sieben festgenommen worden, erklärte Polizeichef Viorel Cernauteanu.
In den vergangenen Wochen hatte die Partei des aus dem Land geflohenen pro-russischen Oligarchen Ilhan Shor mehrere Demonstrationen gegen die pro-westliche Regierung Moldaus organisiert. Die USA warnten am Freitag vor gezielten Destabilisierungsversuchen aus Moskau. Die nun entdeckten Gruppe bestehe aus Menschen, die "aus Russland mit einer ganz bestimmten Aufgabe" gekommen seien, sagte Polizeichef Cernauteanu. Einem Agenten sei es gelungen, verdeckt in dem Netzwerk zu ermitteln und zehn Stunden Ton- und Videoaufnahmen aufzunehmen.
ISW: Russische Offensive in Bachmut steckt fest
Die russischen Angriffe in der ukrainischen Stadt Bachmut sind nach Einschätzung der US-Denkfabrik Institute for the Study of War festgefahren. Es gebe keine Hinweise auf ein weiteres Vordringen, teile das ISW am Samstagabend mit.
Nach Angaben des Sprechers der ukrainischen Streitkräfte im Osten, Serhij Tscherewaty, habe es binnen 24 Stunden 23 Gefechte in der Stadt gegeben. Russische Truppen dringen seit August auf Bachmut vor. Nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums kontrollieren sie inzwischen den Ostteil der Stadt weitestgehend. Die Front verläuft demnach entlang des Flusses Bachmutka, der mitten durch die Stadt fließt.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Dunkelgrün: Vormarsch der russischen Armee. Schraffiert: Von Russland annektierte Gebiete.
Türkei geht von Verlängerung des Getreideabkommens aus
Die Türkei hat sich zuversichtlich gezeigt, dass das Abkommen über den Export von Getreide über das Schwarze Meer verlängert wird. Russland und die Ukraine gingen die Sache positiv an und "wir glauben, dass dies zu einem positiven Ergebnis führen wird", sagte der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu. "Wir sind der Überzeugung, dass die Laufzeit am 18. März verlängert wird."
Dagegen meinte die Sprecherin des russischen Außenministeriums in Moskau, Maria Sacharowa, dass "Verhandlungen dazu, vor allem mit Beteiligung russischer Vertreter, bisher nicht geführt wurden". An diesem Montag seien in Genf Gespräche mit den Vereinten Nationen zur Schwarzmeer-Initiative geplant, sagte sie. Russland beklagt, dass bisher nur die Ukraine von dem Abkommen profitiere. Die russischen Exporte von Agrarprodukten würden hingegen durch die westlichen Sanktionen weiter blockiert, sagte Sacharowa.
Russland hatte nach seinem Einmarsch in die Ukraine anfänglich alle ukrainischen Seehäfen blockiert. Im Juli 2022 war die Schwarzmeer-Getreide-Initiative zwischen den UN, der Türkei, der Ukraine und Russland zustande gekommen. Sie erlaubt die kontrollierte Getreideausfuhr aus drei Schwarzmeerhäfen. Das bisherige Abkommen läuft am 18. März aus.
London: Russlands Regionen im Osten tragen Hauptlast
Die russische Führung schirmt nach Ansicht der britischen Regierung die Bewohner großer Städte weitgehend von den Folgen des Angriffskrieges gegen die Ukraine ab. In einem Bericht des britischen Verteidigungsministeriums hieß es, Russlands reichste Städte Moskau und St. Petersburg blieben verhältnismäßig verschont von den "extrem schweren Verlusten".
Aus vielen östlichen Regionen sei die Zahl der getöteten Soldaten wohl mehr als 30 Mal so hoch wie in Moskau. Davon seien besonders ethnische Minderheiten betroffen. Beispielsweise gehörten in der Stadt Astrachan 75 Prozent der Gefallenen zu den Bevölkerungsgruppen der Tataren und Kasachen.
Es werde wohl auch weiterhin ein Hauptanliegen der russischen Militärführung bleiben, die wohlhabenderen und einflussreicheren Teile der Bevölkerung abzuschirmen, so die Einschätzung der britischen Geheimdienste.
Behörden: Heizungs- und Stromversorgung in Kiew wieder intakt
In der ukrainischen Hauptstadt Kiew funktioniert die Heizungs- und Stromversorgung nach einem russischen Angriff mit einer Hyperschallrakete vom Typ "Kinschal" nach Angaben der Behörden wieder. "Strom und Wasser fließen wieder in allen Stadtteilen. Die Infrastruktur der Stadt arbeitet im normalen Zustand", berichtete die Militärverwaltung. "Kiew hielt stand. Die Hauptstadt zerbricht nicht!" Zuvor hatte Bürgermeister Vitali Klitschko bereits gesagt, das Heizungssystem sei komplett wiederhergestellt.
Am Donnerstag hatte Russland mit neuen massiven Raketenangriffen - darunter erstmals in größerer Zahl "Kinschal"-Raketen - Energie-Infrastruktur in der Ukraine angegriffen und teils massiv beschädigt. Betroffen waren mehrere Regionen.
Ukraine bereitet Gegenoffensive vor
Die Ukraine bereitet sich auf eine Gegenoffensive vor. Der Kommandeur der ukrainischen Bodentruppen, Oleksandr Syrskyj, erklärte, der erbitterte Kampf um Bachmut in der Ostukraine trage dazu bei, Zeit für die Vorbereitung einer Gegenoffensive gegen die russische Armee zu gewinnen.
Unterdessen befanden sich die Kämpfer der russischen Söldnertruppe Wagner nach Angaben ihres Chefs bereits in der Nähe des Stadtzentrums von Bachmut. "Die wahren Helden sind jetzt die Verteidiger, die die Ostfront auf ihren Schultern tragen", erklärte Syrskyj. "Wir müssen Zeit gewinnen, um Reserven zu sammeln und eine Gegenoffensive zu starten, die nicht mehr weit ist", wurde er in einer Erklärung der Armee zitiert, in der keine weiteren Angaben zu der geplanten Offensive gemacht wurden.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Kuleba fordert mehr Munitionslieferungen
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat von Deutschland eine schnelle Ausweitung der Munitionslieferungen gefordert. In einem Interview mit "Bild am Sonntag" bezeichnete der Minister den Mangel an Munition als Problem "Nummer eins" im Kampf gegen die russischen Besatzer. "Deutschland könnte wirklich mehr bei der Munition helfen. Mit Artillerie-Munition."
Kuleba machte in dem Interview deutlich, dass er in naher Zukunft mit der Lieferung westlicher Kampfjets an sein Land rechnet: "Deshalb weisen wir darauf hin, dass die Ausbildung der ukrainischen Piloten auf den westlichen Jets jetzt beginnen sollte, damit wir, wenn die Entscheidung über die Bereitstellung von Flugzeugen getroffen wird, keine Zeit verschwenden." Er appellierte an Deutschland, sich dem Beispiel anderer Länder anzuschließen, "unsere Piloten auszubilden". Das wäre "eine klare Botschaft des politischen Engagements".
Bundeswehr will Panzerhaubitzen nachbestellen
Die Bundeswehr will Artilleriegeschütze vom Typ "Panzerhaubitze 2000" nachkaufen. Wie die "Bild am Sonntag" vorab berichtete, soll der Haushaltsausschuss in seiner Sitzung am 29. März den Nachkauf beschließen. Der Zeitung zufolge sollen zehn "Panzerhaubitzen 2000" für 154,7 Millionen Euro bestellt und eine Kauf-Option für 18 weitere Geschütze abgeschlossen werden. Die Bundeswehr hatte vor zehn Monaten 14 ihrer Panzerhaubitzen an die Ukraine abgegeben.
Kuleba: Ukraine will Bachmut halten
Die Ukraine wird nach den Worten von Außenminister Dmytro Kuleba trotz schwerer Verluste die Stadt Bachmut weiter entschieden verteidigen. Kuleba begründete dies in einem Interview mit "Bild am Sonntag" mit dem Schutz der anderen Städte in der Region: "Wenn man sich von Bachmut zurückzieht, was änderte das? Russland würde Bachmut einnehmen und seine Offensive auf Tschassiv Jar fortsetzen, so dass jede nächste Stadt hinter Bachmut das gleiche Schicksal erleiden könnte wie Bachmut." Je länger man aber Bachmut verteidige, desto größer sei "die Wahrscheinlichkeit, dass andere Städte nicht das gleiche Schicksal erleiden".