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Krieg gegen die Ukraine ++ Russland schreibt Selenskyj zur Fahndung aus ++

Stand: 04.05.2024 22:48 Uhr

Russland hat den ukrainischen Präsidenten Selenskyj auf eine Fahndungsliste gesetzt. Die Ukraine beschoss nach russischen Angaben erneut die Halbinsel Krim mit ATACMS-Raketen. Die Entwicklungen vom Samstag zum Nachlesen.

04.05.2024 • 22:48 Uhr

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Russische Truppen rücken laut Medienberichten im Osten der Ukraine weiter vor. Das russische Militär habe die Siedlung Archanhelske besetzt, berichtete die ukrainische Nachrichtenagentur Unian unter Berufung auf den bekannten Militär-Telegramkanal "DeepState". Russische Militärblogs hatten die Eroberung bereits einige Stunden zuvor gemeldet. Offiziell gab es zunächst aus Kiew keine Reaktion zu den Berichten über den Verlust einer weiteren Ortschaft.

Archanhelske liegt etwa 15 Kilometer nördlich von Awdijiwka. Diese zur Festung ausgebaute Kleinstadt unmittelbar vor den Toren der bereits seit 2014 von prorussischen Kräften kontrollierten Industriestadt Donezk mussten die Ukrainer im Februar nach schweren Kämpfen räumen. Seither ist es Kiew nicht gelungen, die Front in dem Abschnitt zu stabilisieren. Der zunächst als neue Verteidigungslinie geplante Raum zwischen Sjewerne, Orliwka und Berdytschi ist inzwischen unter russischer Kontrolle. Auch der Versuch, die Russen vor Otscheretyne zu stoppen, ist gescheitert. 

Die ukrainischen Streitkräfte haben nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj über der Region Donezk in der Ostukraine einen weiteren russischen Su-25-Kampfbomber abgeschossen. Details dazu nannte Seleskyj in seiner abendlichen Videoansprache nicht. Donezk ist eine von vier Regionen der Ukraine, die Russland nach eigenen Angaben annektiert hat.

Nach einem russischen Luftangriff hat es sowohl in der ostukrainischen Stadt Charkiw als auch im westrussischen Belgorod Explosionen gegeben. Es gebe vier verletzte Zivilisten in Charkiw, drei Männer und eine Frau, teilte der Militärgouverneur der Region, Oleh Synjehubow, auf Telegram mit. Er schrieb von einem russischen Raketenangriff.

Auf die Ortschaft Tscherkasski Tyschky nahe der Grenze seien zudem Fliegerbomben abgeworfen worden. Da es etwa zeitgleich auch auf der Gegenseite in Russland knallte, spekulieren Medien in dem Fall über eine fehlgeleitete russische Bombe.

"In Belgorod hat es eine Explosion gegeben", er sei auf dem Weg zum Unglücksort, teilte der Gouverneur der westrussischen Region, Wjatscheslaw Gladkow, mit. Er sprach von fünf Verletzten, machte aber - im Gegensatz zu früheren ukrainischen Angriffen - keine Angaben zur Ursache der Detonation. Auf Bildern sind schwere Schäden zu sehen. Neben dem völlig zerstörten Haus, wo das Geschoss eingeschlagen ist, sind auch insgesamt etwa 30 Nachbargebäude beschädigt. Die Schäden seien untypisch für einen Drohnenangriff, schreibt der regionale unabhängige Telegramkanal Pepel. "Auf das Haus in Belgorod ist wahrscheinlich eine russische Fliegerbombe gefallen", heißt es dort.

Schon in der Vergangenheit sind eigentlich für die Ukraine bestimmte Bomben aus russischen Flugzeugen versehentlich mehrfach zu früh ausgeklinkt worden, so dass diese zu Zerstörungen noch auf russischem Boden geführt haben. Zuletzt gab es allerdings Berichte, wonach Russland inzwischen vermehrt gelenkte Gleitbomben einsetzt, die auch aus größerer Entfernung genauer ins Ziel treffen. 

Der Vatikan wird an einer Ukraine-Friedenskonferenz Mitte Juni in der Schweiz teilnehmen. Das bestätigte die Schweizer Bundespräsidentin Viola Amherd der Zeitung "SonntagsBlick". Nach einem Besuch im Vatikan sagte sie: "Wir haben den Heiligen Stuhl eingeladen und die Zusage erhalten, dass ein Vertreter des Papstes kommen wird." Am Donnerstag hatte die Schweiz mehr als 150 Delegationen zu der Konferenz eingeladen, die am 15. und 16. Juni am Vierwaldstättersee stattfinden soll. Das Treffen auf Ebene der Staats- und Regierungschefs wird auf Bitten der Ukraine organisiert. Ziel sei es, eine gemeinsame Linie für einen möglichen Weg zu einem gerechten und dauerhaften Frieden in der Ukraine zu finden. Russland, das seit Februar 2022 einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt, ist nach Angaben des Außenministeriums in Bern "zum jetzigen Zeitpunkt nicht eingeladen".

Russland hat den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zur Fahndung ausgeschrieben. Das meldeten russische Nachrichtenagenturen unter Berufung auf eine Fahndungsliste des Innenministeriums in Moskau. Dort heißt es, Selenskyj werde strafrechtlich gesucht. Den Grund für die Verfolgung nannte das Ministerium nicht.

In der Vergangenheit hat Russland schon andere hochrangige Politiker auf die Fahndungsliste gesetzt, beispielsweise Estlands Ministerpräsidentin Kaja Kallas. Die Maßnahme hat keine direkten Auswirkungen für Selenskyj, da der ukrainische Präsident nicht auf russischem Boden ist. Sie gilt eher als symbolischer Akt. 

Die Ukraine braucht weitere "Patriot"-Flugabwehrsysteme. Israel will seine nun durch moderne Systeme ersetzen.

Beim russischen Vormarsch auf das ukrainische Dorf Otscheretyne im Osten des Landes ist der Ort Drohnenbildern zufolge schwer verwüstet worden. Auf Aufnahmen, die der Nachrichtenagentur AP vorlagen, sah es so aus, als ob kein Gebäude in dem Dorf von den Kämpfen verschont geblieben war. Auf den Drohnenbildern war zu sehen, wie von vielen Häusern nur noch Haufen von Holz und Steinen übrig waren. Aus mehreren Häusern stieg Rauch auf. In mindestens zwei Gebäuden war ein Feuer zu erkennen.

Die russischen Soldaten haben Otscheretyne in der ostukrainischen Region Donezk angegriffen. In der Gegend sind die Russen auf dem Vormarsch. Das ukrainische Militär hat eingeräumt, dass die gegnerischen Truppen in dem Dorf vorangekommen seien. Die Kämpfe gingen aber weiter, hieß es. Das Dorf hatte vor dem Beginn des russischen Kriegs rund 3.000 Einwohnerinnen und Einwohner.

Drohnenaufnahmen der ukrainischen Stadt Otscheretyne

Drohnenaufnahmen zeigen das Ausmaß der Verwüstung in dem Dorf Otscheretyne.

Russland hat laut der Ukraine in der Nacht die Regionen Charkiw und Dnipropetrowsk ins Visier genommen. Bei den Angriffen wurden den Behörden zufolge mindestens sechs Menschen verletzt. Auch gab es demnach Schäden an Infrastrukturanlagen, Geschäfts- und Wohnhäusern.

Die ukrainische Luftwaffe teilte mit, alle 13 von Russland auf die beiden Regionen gerichteten Drohnen seien abgeschossen worden. Von herabfallenden Drohnentrümmern wurden in der Region Charkiw im Nordosten des Landes vier Menschen verletzt, wie Gouverneur Oleh Synehubow auf Telegram mitteilte. Unter ihnen sei ein 13-jähriges Kind, das im Krankenhaus behandelt werde.

Einsatzkräfte kämpften zudem gegen mehrere Brände. Das größte Feuer auf einer Gesamtfläche von 3.000 Quadratmetern sei in Lagerräumen ausgebrochen, teilte der ukrainische Katastrophenschutz mit. Die Löscharbeiten dauerten am Morgen an. In der Industrieregion Dnipropetrowsk gab es zudem zwei Verletzte, wie der dortige Gouverneur Serhij Lyssak erklärte. Auch seien drei Häuser und eine Einrichtung der kritischen Infrastruktur beschädigt worden. Worum es sich bei dieser Anlage genau handelt, ließ Lyssak offen.

Karte der Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Karte der Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Die Ukraine hat russischen Angaben zufolge erneut die seit 2014 von Moskau annektierte Halbinsel Krim mit von den USA gelieferten Raketen beschossen. Die Flugabwehr habe vier Raketen vom Typ ATACMS abgewehrt, teilte das russische Verteidigungsministerium am Morgen auf Telegram mit. Unabhängig überprüfbar waren diese Angaben nicht.

Die genauen Auswirkungen der Attacke waren nicht bekannt. Von ukrainischer Seite gab es keine offizielle Äußerung. Die russische Seite, die seit mittlerweile mehr als zwei Jahren einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland führt, meldet im Fall ukrainischer Drohnen- oder Raketenattacken oft nur vermeintliche Erfolge der eigenen Luftverteidigung. 

Für die russische Armee ist die Krim Aufmarschgebiet im Angriffskrieg gegen die Ukraine. Über die Halbinsel läuft der Nachschub an Soldaten, Waffen und Munition. Deshalb bemüht sich die Ukraine, russische Militärziele auf der Krim zu zerstören. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj strebt eine Rückeroberung der Halbinsel an.

Zwei russische Drohnen haben in Charkiw, der zweitgrößten Stadt der Ukraine, zivile Ziele angegriffen. Dabei seien drei Menschen verletzt worden, schrieb Ihor Terechow, Bürgermeister der Stadt, in der Nachrichten-App Telegram. Unter den Verletzten seien ein 13-jähriges Kind und eine Frau. Zudem sei ein Feuer entfacht worden, der Rettungsdienst sei vor Ort.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat vor einer bevorstehenden Ausweitung der russischen Angriffe gewarnt. "Wir stehen gerade vor einer neuen Phase des Krieges", sagte Selenskyj während einer Ehrung von Soldaten in der Region Chmelnyzkyj, wie aus einem Video hervorgeht. Dann fügte er hinzu: "Die Besatzer bereiten sich auf Versuche vor, die Offensivaktionen auszuweiten. Gemeinsam müssen wir (...) alles dafür tun, um diesen russischen Angriffsplan zu vereiteln."

In der ostukrainischen Stadt Kurachowe sind laut Behördenangaben mindestens zwei Menschen bei einem Angriff getötet worden. Der britische Außenminister Cameron hat der Ukraine Hilfe "so lange wie nötig" versprochen. Alle Entwicklungen im Liveblog zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 04. Mai 2024 um 10:00 Uhr.