Eine russische und eine ukrainische Fahne auf einem Tisch
Liveblog

Krieg gegen die Ukraine ++ Russland will Gespräche fortsetzen ++

Stand: 02.04.2022 22:37 Uhr

Die Friedensverhandlungen mit der Ukraine seien nicht einfach, müssten laut Kreml-Sprecher Peskow aber fortgesetzt werden. Ex-UN-Chefanklägerin Del Ponte hat einen internationalen Haftbefehl gegen Putin gefordert. Der Liveblog zum Nachlesen.

02.04.2022 • 23:55 Uhr

Ende des Liveblogs

Damit schließen wir diesen Liveblog, sind aber auch am Sonntag wieder mit einem Liveblog zu allen Entwicklungen rund um den Krieg gegen die Ukraine für Sie da. Diesen Liveblog können Sie hier lesen.

Behörden in der abtrünnigen Region Transnistrien in Moldau haben Angaben der Ukraine als "absolut unwahr" zurückgewiesen, wonach in dem Gebiet stationierte russische Truppen Provokationen an der Grenze zur Ukraine planten. Diese vom Generalstab der Ukraine verbreiteten Informationen seien falsch, erklärte das transnistrische Außenministerium. Die Führung habe wiederholt erklärt, dass für die Ukraine keine Bedrohung bestehe. Russland hat schätzungsweise 1500 Soldaten in Transnistrien stationiert.

Zuvor hatte der ukrainische Generalstab erklärt, in Transnistrien stationierte russische Truppen bereiteten sich auf "eine Demonstration der Bereitschaft für die Offensive und, möglicherweise, Feindseligkeiten gegen die Ukraine" vor. Das moldauische Außenministerium erklärte, es gebe keine Informationen, die eine Mobilisierung von Truppen in der Region Transnistrien bestätigten. Staatliche Institutionen verfolgten die Sicherheitslage in der Region genau.

Litauen hat den Import von Erdgas aus Russland nach eigenen Angaben eingestellt. Das Gasnetz des Landes funktioniere seit Monatsbeginn ohne russische Gasimporte, teilte das Energieministerium in Vilnius mit. Dies werde durch Daten des litauischen Netzbetreibers bestätigt. Daraus gehe demnach hervor, das am 2. April kein Gas über die Verbindungsleitung zwischen Litauen und Belarus importiert wurde. "Wir sind das erste EU-Land unter den Lieferländern von Gazprom, das unabhängig von russischen Gaslieferungen ist", wurde Energieminister Dainius Kreivys in der Mitteilung zitiert.

Den Angaben zufolge werde der gesamte litauische Gasbedarf nun über das Flüssiggas-Terminal in der Ostsee-Hafenstadt Klaipeda gedeckt. Litauen hatte die schwimmende Anlage Anfang 2015 in Betrieb genommen, um sich unabhängiger von russischen Gasimporten zu machen. Dort sollen den Angaben zufolge nun jeden Monat drei große Lieferungen verflüssigten Erdgases an der schwimmende Anlage eintreffen.

Eine schwimmende Speicher- und Wiederverdampfungseinheit (FSRU) ist am Flüssiggas-Terminal der litauischen Ostsee-Hafenstadt Klaipeda angedockt (Archivbild).

Eine schwimmendes Speicher- und Wiederverdampfungseinheit (FSRU) ist am Flüssiggas-Terminal der litauischen Ostsee-Hafenstadt Klaipeda angedockt (Archivbild).

Russland hat nach ukrainischen Angaben offenbar durchblicken lassen, dass es an der Zeit sei für Verhandlungen auf höchster Ebene zwischen beiden Ländern. Die Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine zitierte den zum ukrainischen Verhandlungsteam gehörenden David Arachamia mit den Worten, Russland habe angedeutet, dass man bei den Dokumenten für den Entwurf eines Friedensvertrags so weit vorangekommen sei, dass dies direkte Konsultationen der Präsidenten beider Länder erlaube. Russland habe die Position der Ukraine grundsätzlich akzeptiert, mit Ausnahme zur Krim, hieß es.

Die Verhandlungen mit der Ukraine sind nach russischen Angaben nicht einfach. Es sei aber wichtig, dass sie fortgesetzt würden, zitierte die Nachrichtenagentur Ria den russischen Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow. Russland habe eine Fortsetzung der Gespräche in Belarus vorgeschlagen, hieß es demnach. Die Ukraine lehne dies aber ab.

Eine Reihe von Explosionen hat die ukrainische Stadt Enerhodar in der Nähe des Kernkraftwerks Saporischschja erschüttert, wie die ukrainische Atombehörde Energoatom berichtete. Sowohl die Stadt als auch die Atomanlage - eine der größten Atomeinrichtungen in Europa - befinden sich nach Angaben der ukrainischen Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine seit dem 4. März unter russischer Kontrolle. Ein von Energoatom bei Telegram veröffentlichter Video-Clip schien laute Detonationen und fliegende Trümmerteile zu zeigen.

In einem zweiten Beitrag hieß es, Explosionen und Mörserbeschuss seien in der Umgebung eines Kulturzentrums zu hören gewesen, in dem Anwohnerinnen und Anwohner eine Kundgebung zur Unterstützung der Ukraine abhielten. "Als sich die Demonstranten zu zerstreuen begannen, kamen die Invasoren in Polizeifahrzeugen an und begannen, Anwohner in sie hinein zu zwingen", hieß es. "Ein paar Minuten später wurde die Stadt von massiven Explosionen und Beschuss erschüttert."

Energoatom erklärte, vier Menschen seien verletzt und medizinisch versorgt worden. Die Behörde erklärte zudem, russische Streitkräfte hätten damit begonnen, die Telefon- und Internetkommunikation in Enerhodar zu stören.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Tausenden Menschen in der Ukraine ist nach Angaben der ukrainischen Regierung die Flucht aus umkämpften Städten gelungen. 765 Zivilistinnen und Zivilisten hätten mit eigenen Fahrzeugen die Hafenstadt Mariupol im Südosten des Landes verlassen, teilte Vize-Regierungschefin Irina Wereschtschuk bei Telegram mit. Fast 500 Menschen seien aus der Stadt Berdjansk geflohen. Ziel der Menschen aus beiden Städten sei Saporischschja gewsen. Zudem seien in Berdjansk zehn Busse gestartet. Die Evakuierung dort solle fortgesetzt werden, sagte Wereschtschuk.

Menschen, die aus der Stadt Sjewjerodonezk geflohen sind, verlassen einen Bus in in der Stadt Dnipro.

Ankunft in der Stadt Dnipro: Auch aus Städten wie Sjewjerodonezk und Lyssytschansk im Osten des Landes seien Menschen gerettet worden.

Ukrainische Truppen sind von der Hauptstadt Kiew weiter nach Norden vorgerückt. Sie bezogen Stellungen in der Stadt Butscha, nachdem sie Gebiete von russischen Streitkräften zurückerobert hatten. Nach Angaben der ukrainischen Vize-Verteidigungsministerin Hanna Malyar hätten ukrainische Truppen inzwischen das gesamte Gebiet der Region Kiew wieder unter ihre Kontrolle gebracht. "Irpin, Butscha, Hostomel und die gesamte Region Kiew wurden von den Invasoren befreit", schrieb Malyar auf Facebook. Die Kiewer Vororte waren bei den wochenlangen Kämpfen zwischen der ukrainischen Armee und den russischen Truppen schwer beschädigt worden.

Nach dem Rückzug der russischen Armee aus dem Kiewer Vorort Butscha sind dort nach Behördenangaben fast 300 Menschen in Massengräbern beerdigt worden. Die Straßen der durch die Kämpfe stark zerstörten Kleinstadt seien mit Leichen übersät, sagte Bürgermeister Anatoly Fedoruk der Nachrichtenagentur AFP. 280 Menschen mussten demnach in Massengräbern beigesetzt werden, da die drei städtischen Friedhöfe in Reichweite des russischen Militärs liegen.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Das russische Militär hat nach eigener Darstellung in der Ukraine einen Militärflugplatz in dem Gebiet Poltawa angegriffen. Dabei seien Kampfhubschrauber und Flugzeuge zerstört worden, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Außerdem seien in der zentral gelegenen Region Depots für Treibstoff und Waffen getroffen worden. In der Nähe der Bahnhöfe in Losowa und Pawlohrad seien zudem gepanzerte Fahrzeuge, Munition und Treibstofftanks zerstört worden. Diese Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Bereits zuvor soll eine russische Iskander-Rakete einen Militärstützpunkt in der Stadt Charkiw im Nordosten der Ukraine getroffen haben.

Bei Protesten gegen den Ukraine-Krieg sind in Russland nach Angaben von Bürgerrechtlern mehr als 200 Menschen festgenommen worden. Festnahmen habe es in 17 Städten gegeben, teilte die Organisation OVD-Info mit. In der Hauptstadt Moskau und in St. Petersburg seien die meisten Menschen in Gewahrsam genommen worden. Die Bürgerrechtler veröffentlichten Bilder von Mahnwachen, die einzelne Demonstrierende mit Schildern wie "Kein Krieg" zeigten. In einem Park in der Nähe des Kreml in Moskau seien sogar Menschen mitgenommen worden, die lediglich auf Bänken gesessen hätten.

Trotz des Kriegs kehren Tausende Ukrainerinnen und Ukrainer aus dem Ausland zurück in ihre Heimat. Allein in dem Gebiet der westukrainischen Metropole Lwiw hätten innerhalb von 24 Stunden 19.000 Menschen die Grenze überquert, schrieb der örtliche Militärchef Maxim Kosyzkyj bei Facebook. Damit seien mehr Ukrainerinnen und Ukrainer eingereist als ausgereist (14.000). Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine am 24. Februar seien 556.000 Menschen wieder eingereist, schrieb Kosyzkyj weiter. Mehr als 1,3 Millionen hätten über die Region Lwiw das Land verlassen. Nach Einschätzung des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR sind seit Kriegsbeginn 4,02 Millionen Menschen ins Ausland geflohen.

Wladimir Klitschko hat sich bei Deutschland gedankt. "Die Unterstützung, die Deutschland der Ukraine gewährt, ist bemerkenswert. Sei es materielle Hilfe, sei es die Bereitstellung von lebenswichtigen Gütern oder Waffen", sagte der Bruder des Bürgermeisters von Kiew, Vitali Klitschko, in einem auf Twitter geposteten Video, das ihn vor dem Reichstag in Berlin zeigt. "Deutschland und die Ukraine sind vereint wie nie zuvor, weil sie gemeinsam das Völkerrecht und den zentralen Wert der Freiheit verteidigen." Die Unterstützung und das Engagement Deutschlands werde er nie vergessen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat russischen Truppen vorgeworfen, Minen zu hinterlassen. Im Norden der Ukraine zögen sich die russischen Soldaten zurück, sagte Selenskyj in einer Videobotschaft. "Langsam, aber bemerkbar." Teilweise würden sie durch Kämpfe verdrängt, teilweise täten sie das aus eigenen Stücken. "Sie verminen dieses Territorium. Häuser werden vermint, Ausrüstung wird vermint, sogar Leichen", sagte Selenskyj, ohne jedoch Beweise vorzulegen. Selenskyj zufolge werde alles unternommen, um die Gegenden wieder sicher zu machen.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Nach dem Rückzug der russischen Truppen aus dem Kiewer Vorort Butscha sind dort mindestens 20 Leichen entdeckt worden. Die Todesopfer, die zivile Kleidung trugen, wurden in einer einzigen Straße gefunden, berichtete die Nachrichtenagentur AFP. Einem der Toten waren demnach die Hände gefesselt. Eine andere Leiche wies offenbar eine große Kopfwunde auf. Die leblosen Körper der Männer lagen über mehrere Hundert Meter entlang einer Straße in einem Wohngebiet in dem nordwestlich der Hauptstadt gelegenen Vorort. Die russischen Truppen hatten sich in den vergangenen Tagen aus mehreren Städten in der Nähe von Kiew zurückgezogen, nachdem ihr Versuch, die Hauptstadt einzukesseln, gescheitert war.

Zehn leere Busse haben in der ukrainischen Stadt Berdjansk Menschen abholen sollen, die es auf eigene Faust aus dem umkämpften Mariupol dorthin schaffen. Der Stadtrat von Mariupol erklärte, die Busse seien auf dem Weg in die etwa 84 Kilometer westlich von Mariupol gelegene Stadt. Etwa 3000 Menschen war nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zuvor die Flucht aus Mariupol gelungen. In Berdjansk konnten diejenigen, die es aus der Hafenstadt geschafft hatten, in Busse steigen und weiter nach Saporischschja fahren.

Die frühere Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs (ICC) hat die Ausstellung eines internationalen Haftbefehls gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin gefordert. "Putin ist ein Kriegsverbrecher", sagte Carla Del Ponte der schweizerischen Zeitung "Le Temps". Del Ponte, die Ermittlungen des ICC zu Kriegsverbrechen in Ruanda, Syrien und dem früheren Jugoslawien beaufsichtigt hatte, sagte in Interviews mit schweizerischen Medien, es würden in der Ukraine eindeutige Kriegsverbrechen verübt. Sie verwies auf Attacken auf Zivilisten, die Zerstörung von Privatgebäuden und ganzen Städten. "Das sind alles Kriegsverbrechen, denn es wurde ganz offensichtlich nicht auf militärische Objekte gezielt."

Das russische Militär konzentriert seine Angriffe nach ukrainischen Angaben auf die östlich gelegenen Gebiete der Ukraine. Es gebe Luftangriffe auf die Städte Mariupol, Charkiw und Tschernihiw, sagte der Präsidentenberater Olexij Arestowytsch im ukrainischen Fernsehen. Der Feind versuche, Tschernihiw in ein zweites Mariupol zu verwandeln, sagte Arestowytsch. Neben der Rüstungsindustrie seien auch Wohngebiete betroffen. Russland bestreitet, zivile Ziele anzugreifen.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Bei landesweiten Protesten gegen den russischen Militäreinsatz in der Ukraine sind nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten fast 180 Menschen festgenommen worden. Es habe mindestens 178 Festnahmen in 15 Städten gegeben, teilte die Nichtregierungsorganisation OVD-Info mit. In Moskau seien mehr als 20 Menschen in einem Park nahe dem Kreml abgeführt wurden, berichtete die Nachrichtenagentur AFP. Die Polizei nahm demnach Menschen in Gewahrsam, die auf Parkbänken saßen oder einfach nur herumstanden, ohne die Gründe für die Festnahme zu erläutern.

Russland hat nach einem Angriff von Hubschraubern auf ein Öllager nahe der Stadt Belgorod ein Strafverfahren wegen eines Terroranschlags gegen das ukrainische Militär eingeleitet. Das teilte die nationale russische Ermittlungsbehörde mit. Zwei mit schweren Angriffswaffen ausgestattete ukrainische Kampfhubschrauber seien illegal in den russischen Luftraum eingedrungen und hätten dann mindestens vier Luftschläge gegen den Kraftstoffkomplex verübt, hieß es in der Mitteilung. Die russischen Ermittler seien nun angewiesen, alle an dem Terroranschlag Beteiligten zu finden und nach dem Strafrecht zur Verantwortung zu ziehen, hieß es.

Die ukrainische Seite hatte die Attacke nicht zugegeben. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Kiew, Olexander Motusjanyk, sagte lediglich, die Ukraine könne nicht "für alle Katastrophen und alle Ereignisse in Russland" verantwortlich gemacht werden.

Im Osten und Süden der Ukraine drohen nach Einschätzung des ukrainischen Präsidentenberaters Olexij Arestowytsch schwere Kämpfe. Ukrainische Truppen hätten rund um Kiew mehr als 30 Ortschaften zurückerobert und hielten den russischen Truppen im Osten stand. "Wir dürfen uns keine Illusionen machen", sagte er im ukrainischen Fernsehen. "Es stehen im Süden, um Mariupol und im Osten noch schwere Gefechte bevor."

Die kirgisische Polizei hat rund 20 Demonstranten festgenommen, die gegen Russlands Präsident Wladimir Putin und den Krieg in der Ukraine protestieren wollten. Die Aktivisten versammelten sich für einen Protestzug auf einem zentralen Platz der Hauptstadt Bischkek, berichtete eine Journalistin der NAchrichtenagentur AFP. Alle Teilnehmer wurden rasch festgenommen.

Die Polizei rief die Protestierenden zunächst auf, sich zu zerstreuen, und berief sich dabei auf eine gerichtliche Entscheidung vom Freitag. Demnach sind in der Hauptstadt alle Versammlungen verboten, die mit der russischen Invasion der Ukraine in Verbindung stehen. Die Demonstranten hatten im Internet einen Protestmarsch zur russischen Botschaft in Bischkek angekündigt. Das gerichtliche Demonstrationsverbot prangerten sie als verfassungswidrig an.

Zur Rettung von Zivilisten aus der belagerten Hafenstadt Mariupol im Südosten der Ukraine sollen an diesem Sonntag mehrere Busse eingesetzt werden. Wie eine Bürgerinitiative im Nachrichtenkanal Telegram mitteilte, sollen zehn größere Busse etwa 500 Menschen in die nordwestlich gelegene Stadt Saporischschja bringen. Nach Schätzungen halten sich noch etwa 100 000 Menschen in der umkämpften und schon schwer beschädigten Großstadt auf.

Nach Angaben der ukrainischen Vizeregierungschefin Irina Wereschtschuk sollte es bereits am Samstag ein Fluchtkorridor für Privatfahrzeuge aus Mariupol geben. Zudem versuchte das Rote Kreuz, Einwohner mit einem Konvoi aus der Stadt zu bringen. Am Nachmittag war immer noch unklar, ob dies möglich war.

Ein Kind in einem Bus des Roten Kreuz in Saporischschja, Ukraine.

Neun Mitarbeitende des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz sollen von Saporischschja aus einen neuen Versuch gestartet haben, in die umkämpfte Hafenstadt Mariupol zu gelangen.

Im Norden von Kiew ist ein ukrainischer Fotograf tot aufgefunden worden. Maks Levin sei seit fast drei Wochen vermisst worden, am Freitag sei dann sein Leichnam in der Nähe des Dorfes Guta Meschygirska entdeckt worden, teilte die ukrainische Präsidialverwaltung im Messengerdienst Telegram mit. Der Tote wurde nach dem Abzug der russischen Truppen aus dem Gebiet mehrere Dutzend Kilometer nördlich der Hauptstadt Kiew entdeckt. 

Das Institut für Masseninformation (IMI), eine Nichtregierungsorganisation, teilte unter Berufung auf vorläufige Erkenntnisse der Staatsanwaltschaft mit, der Fotograf sei durch "zwei Schüsse" der russischen Armee getötet worden. Der 40-jährige Levin arbeitete für ukrainische und internationale Medien.

02.04.2022 • 14:47 Uhr

Moskau droht mit Aus für ISS

Moskau hat mit einem Ende der Zusammenarbeit auf der Internationalen Raumstation ISS gedroht, sollten die USA und andere westliche Staaten nicht ihre Sanktionen gegen Russland zurücknehmen. Die Moskauer Führung werde in Kürze Fristen für ein Ende der Kooperation konkret vorschlagen, teilte der Chef der russischen Raumfahrtbehörde, Dmitri Rogosin, über Telegram mit. Die Schreiben würden dann den Raumfahrtbehörden der USA, Kanadas, Japans und der Europäischen Union zugestellt.

Eine vollwertige Wiederherstellung der normalen Beziehungen zwischen den ISS-Partnern sei "nur möglich bei einer vollständigen und bedingungslosen Aufhebung der illegalen Sanktionen", sagte Rogosin. Er veröffentlichte bei Telegram auch Antwortschreiben unter anderem seines US-Kollegen Bill Nelson von der NASA und des Generaldirektors der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), Josef Aschbacher. Nelson antwortete demnach, dass die Zusammenarbeit mit Russland auf der ISS fortgesetzt werden solle. Die NASA will sich demnach bei den US-Behörden auch für vereinfachte Lösungen einsetzen, hieß es mit Blick auf die mit Sanktionen belegten russischen Unternehmen, darunter der Hersteller der Raumfahrtrakete Progress.

Polen dringt auf eine weitere Verschärfung der EU-Sanktionen gegen Russland. Die bisherigen Strafmaßnahmen reichen nach Einschätzung von Ministerpräsident Mateusz Morawiecki nicht aus. Bei einem Treffen mit EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola in einem polnischen Aufnahmezentrum für Flüchtlinge verwies der nationalkonservative Politiker darauf, dass der Kurs des russischen Rubels inzwischen wieder das Niveau vor dem Angriff auf die Ukraine erreicht habe. "Das bedeutet, dass alle wirtschaftlichen Maßnahmen - mikro- und makroökonomische, finanzielle, haushaltspolitische und monetäre - nicht so gegriffen haben, wie sich das einige Politiker gewünscht haben", sagte Morawiecki.

In manchen EU-Ländern werde unter dem Druck der Wirtschaft sogar bereits wieder von einer Normalisierung der Beziehungen zu Russland gesprochen. Dies lehnte der Ministerpräsident des EU- und NATO-Mitglieds strikt ab. Morawiecki sagte: "Es wird keine Rückkehr zur Normalität geben, solange die Ukraine nicht ihre Freiheit und Souveränität verteidigt hat. So lange das nicht geschieht, wird Europa seine Schwäche offenlegen, gedemütigt werden, zahnlos sein und nicht in der Lage, im Sinne seiner grundlegenden universalen Werte wie Freiheit und Recht auf Leben zu handeln." Deshalb seien mehr "echte Sanktionen" notwendig. Zugleich benötige man von der EU mehr Geld zur Unterstützung der ukrainischen Flüchtlinge in den Aufnahmezentren.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat Russlands Präsident Wladimir Putin vorgeworfen, mit dem russischen Angriff auf die Ukraine weltweit Schaden zu verursachen. Der Krieg verstärke die ökonomischen und sozialen Probleme, die es weltweit schon durch die Corona-Pandemie gegeben habe, sagte Scholz auf einer SPD-Wahlveranstaltung in Essen. "Er ist eine Zerstörung von Zukunft weit über Russland und die Ukraine hinaus." Putin folge einer "imperialistischen Vision früherer Jahrhunderte". Man werde aber dagegen halten.

Putin habe sich verrechnet, sagte der SPD-Politiker. Man werde die Ukraine weiter unterstützen, auch mit Waffen zur Verteidigung. Eine große Einheit der demokratischen Staaten in der Welt habe schnell reagiert und harte Sanktionen gegen Russland verhängt. Putin sorge nicht nur für Tod und Zerstörung in der Ukraine. "Er zerstört auch die Zukunft Russlands. Das ist der große, große Fehler von Präsident Putin", sagte Scholz. Es werde alles dafür getan, dass der Krieg schnell ende und dass es wieder eine europäische Friedensordnung gebe, in der Grenzen nicht mehr verletzt würden.

Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben die Stadt Browari zurückerobert. Der Bürgermeister der 20 Kilometer östlich von Kiew gelegenen Stadt sagte in einer Fernsehansprache, dass "die russischen Besatzer nun praktisch den gesamten Bezirk Browari verlassen haben".

Die ukrainischen Streitkräfte würden damit beginnen, die Region von den dort verbliebenen russischen Soldaten sowie von militärischem Gerät und möglicherweise von Minen zu befreien. Viele Einwohner seien bereits in die Stadt zurückgekehrt, die Geschäfte hätten wieder geöffnet. Zuvor hatte der Bürgermeister der Hauptstadt Kiew, Vitali Klitschko, am Freitag erklärt, dass Satellitenstädte nordwestlich von Kiew angegriffen worden seien und es auch in Browari zu Kämpfen gekommen sei.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Aus der südukrainischen Stadt Mykolajew berichtet Oliver Mayer-Rüth über eine gewisse Normalität. Menschen gingen ihrer Arbeit nach, es seien auch viele Autos auf den Straßen unterwegs. Nahe Mykolajew habe die ukrainische Armee in den letzten Tagen die russischen Streitkräfte zurückgedrängt. Die Stadt sei strategisch wichtig für die Verteidigung der Stadt Odessa, die etwa 130 Kilometer weiter östlich liegt und in der der größte Hafen des Landes liegt.

Oliver Mayer-Rüth, WDR, zzt. Mykolajew/Ukraine, mit Einschätzungen zur aktuellen Lage im Land

tagesschau24 11:00 Uhr

Die ukrainische Regierung beobachtet nach eigenen Angaben einen "schnellen Rückzug" der russischen Streitkräfte im Norden des Landes. Die Angreifer würden in den Regionen von Kiew und Tschernihiw zurückfallen, sagte Michailo Podoljak, ein Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj. Moskaus Ziel sei dabei offensichtlich: Es wolle seine Truppen "nach Osten und Süden zurückziehen und dort die Kontrolle über große besetzte Gebiete behalten".

Die russische Seite hatte zu Beginn der Woche nach Gesprächen in Istanbul zugesagt, ihre Angriffe auf Kiew und Tschernihiw zu verringern, und dies als Zugeständnis in den Verhandlungen dargestellt. Ukrainische und westliche Vertreter prangerten allerdings kurz darauf ein Täuschungsmanöver an. Moskaus Ziel sei es, "im Osten und im Süden Fuß zu fassen und seine Bedingungen hart zu diktieren", sagte Podoljak. Die Ukraine brauche nun "schwere Waffen", um in besetzte Gebiete in diesen Regionen vorzustoßen "und die Russen so weit wie möglich zurückzudrängen".

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Bulgarien hat einen der Spionage verdächtigen russischen Diplomaten ausgewiesen. Das bulgarische Außenministerium teilte am späten Freitag mit, es habe ihn zur persona non grata erklärt und ihm 72 Stunden Zeit gegeben, das Land zu verlassen. Zuvor sei es von der Staatsanwaltschaft darüber informiert worden, dass der Diplomat in "unregulierte nachrichtendienstliche Aktivitäten" verwickelt gewesen sei. Aufgrund der diplomatischen Immunität konnte er in Bulgarien nicht vor Gericht gestellt werden.

Die Ausweisung erfolgt zu einem Zeitpunkt, da sich die Beziehungen zwischen Russland und dem Nato-Mitglied Bulgarien, einst Moskaus engster Verbündeter im inzwischen aufgelösten Warschauer Pakt, nach Russlands Einmarsch in der Ukraine abgekühlt haben. Allein im vergangenen Monat hat Bulgarien zwölf russische Diplomaten ausgewiesen, warf dem russischen Botschafter in Sofia "undiplomatische, scharf und unhöfliche" Bemerkungen in der Öffentlichkeit vor und rief seinen Botschafter zu Konsultationen aus Moskau zurück.

02.04.2022 • 12:45 Uhr

Papst erwägt Reise nach Kiew

Der Papst erwägt nach eigenen Angaben eine Reise in die ukrainische Hauptstadt Kiew. "Ja, das liegt auf dem Tisch", sagte Papst Franziskus auf eine entsprechende Frage. Weitere Details nennt er nicht. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, der Erzbischof der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche Swjatoslaw Schewtschuk und der ukrainische Botschafter beim Vatikan Andrij Jurasch hatten Franziskus nach Kiew eingeladen.

Der Irak hat infolge des Ukraine-Kriegs im März durch den Ölexport so viel Geld eingenommen, wie zuletzt vor der Ölpreiskrise 1973. Das Öl-Ministerium in Bagdad teilte mit, dass im vergangenen Monat 100.563.999 Barrel für 11,07 Milliarden Dollar (10,02 Milliarden Euro) exportiert worden seien. Dies seien "die höchsten Einnahmen seit 1972". Die Daten sind den Angaben zufolge noch vorläufig. Ein Vertreter des Ministeriums sagte aber, dass sich an den Zahlen in der Regel nicht viel ändere.

Im Februar hatten die irakischen Öl-Einnahmen mit 8,5 Milliarden Dollar bereits den höchsten Stand seit acht Jahren erreicht. Die Öl-Ausfuhren des Iraks stehen für 90 Prozent der staatlichen Einnahmen. Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine waren die Rohölpreise aus Furcht vor einem größeren Versorgungsengpass sprunghaft angestiegen.

In Deutschland sind nach Angaben der Bundespolizei innerhalb eines Tages rund 5300 weitere Flüchtlinge aus der Ukraine angekommen. Wie das Bundesinnenministerium auf Twitter mitteilte, hat die Polizei damit seit Beginn des russischen Angriffskriegs am 24. Februar nahezu 300.000 Kriegsflüchtlinge erfasst. Die genaue Zahl wurde mit 299.823 angegeben. Überwiegend handele es sich um Frauen, Kinder und alte Menschen.

Vermutet wird, dass die tatsächliche Zahl der Flüchtlinge deutlich höher liegt, da es an den Grenzen keine festen Kontrollen gibt und Menschen mit ukrainischem Pass sich 90 Tage lang ohne Visum in der EU aufhalten dürfen. Die meisten Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine halten sich im Nachbarland Polen auf: mehr als 2,4 Millionen Menschen.

Die ukrainische Armee rückt nach britischen Geheimdienstinformationen in der Nähe der Hauptstadt Kiew weiter auf russische Truppen vor, die auf dem Rückzug sind. Einer Mitteilung des Verteidigungsministeriums zufolge dauern auch Versuche der Ukrainer an, am nordwestlichen Rand der Hauptstadt von Irpin in Richtung Bucha und Hostomel vorzustoßen.

Vom wichtigen Frachtflughafen Hostomel, der seit Beginn des Krieges am 24. Februar umkämpft ist, hätten sich die Russen inzwischen zurückgezogen, hieß es weiter. Auch entlang der östlichen Achse seien mehrere Dörfer von ukrainischen Einheiten zurückerobert worden, ebenso wie eine wichtige Straße in der Stadt Charkiw im Osten des Landes. Eine unabhängige Überprüfung dieser Angaben war nicht möglich.

Russland hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau bei neuen Raketenangriffen in der Ukraine mehrere Dutzend weitere Militärobjekte zerstört. Demnach wurde nahe der Handels- und Industriestadt Krementschuk, rund 300 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Kiew, ein Benzin- und Diesellager vernichtet. Aus dem Lager seien die ukrainischen Truppen im Zentrum und im Osten des Landes mit Treibstoff versorgt worden, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow. Zudem seien zwei Militärflugplätze außer Gefecht gesetzt worden - nahe der Stadt Poltawa und in der Nähe von Dnipro (früher Dnipropetrowsk).

Insgesamt seien innerhalb eines Tages 67 militärische Objekte zerstört worden, darunter auch Munitionslager, sagte der Generalmajor. Zudem seien zwei Kampfhubschrauber vom Typ Mi-24 sowie 24 Drohnen abgeschossen worden. Diese Angaben waren von unabhängiger Seite nicht zu überprüfen.

Konfliktparteien als Quelle
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Der Ukraine droht nach Einschätzung des Wirtschaftsministeriums wegen des Krieges ein Konjunktureinbruch um 40 Prozent im laufenden Jahr. Allein im ersten Quartal sank die Wirtschaftsleistung um 16 Prozent, teilte das Ministerium unter Berufung auf vorläufige Zahlen mit. "Die Sektoren, in denen kein Home Office möglich ist, haben am meisten gelitten." Der Einmarsch der russischen Armee begann am 24. Februar und damit mitten im Winterquartal.

Nach Aussagen der stellvertretenden Ministerpräsidentin der Ukraine, Iryna Wereschtschuk, sind heute sieben humanitäre Korridore geplant, um Menschen aus den belagerten Regionen zu evakuieren. Ein Korridor sei vorgesehen, um Menschen mit privaten Verkehrsmitteln aus Mariupol zu bringen, sagte Wereschtschuk.

Laut dem Regionalgouverneur der Region Poltawa ist die gleichnamige zentralukrainische Stadt in der Nacht von russischen Raketen getroffen worden. Es seien Infrastruktureinrichtungen getroffen worden, schrieb Dmitri Lunin einem Online-Posting. Auch die Stadt Krementschuk sei angegriffen worden. Es habe zunächst keine Angaben über mögliche Opfer gegeben. Die Angaben können nicht unabhängig geprüft werden.

Konfliktparteien als Quelle
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Die ukrainische Luftwaffe sieht nach Angaben ihres Kommandeurs trotz schwerer russischer Angriffe den Himmel über der Ukraine weiter in ihrer Hand. "Der Feind hat den ukrainischen Himmel nicht kontrolliert und kontrolliert ihn nicht", sagte Generalleutnant Mykola Oleschtschuk. Russland habe nach dem Angriff am 24. Februar versucht, die ukrainische Luftwaffe auszuschalten. Dies sei nicht gelungen. Mittlerweile greife die russische Luftwaffe weniger mit Flugzeugen an, sondern bombardiere aus der Distanz mit Raketen.

Oleschtschuk forderte von Verbündeten der Ukraine modernere Waffen, darunter Jagdflugzeuge und Flugabwehr-Raketensysteme mittlerer und großer Reichweite. Die Waffen könnten auch ausländischer Bauart sein. Die Aussagen des Generalleutnants zur verbliebenen Stärke der ukrainischen Luftwaffe waren nicht unabhängig überprüfbar.

Ein Konvoi des Internationalen Roten Kreuzes (IKRK) wird heute einen erneuten Versuch unternehmen, Zivilisten aus der belagerten Hafenstadt Mariupol zu evakuieren. Am Freitag musste das IKRK-Team eine Rettungsaktion abbrechen, bei der ein Konvoi mit 54 ukrainischen Bussen und Privatfahrzeugen aus der Stadt geleitet werden sollte. Die Evakuierung aus Mariupol sei von beiden Seiten genehmigt worden, so das IKRK in einer Erklärung. Wichtige Details, wie der genaue Zeitplan und der Bestimmungsort des Konvois, müssten noch ausgearbeitet werden.

Der Bürgermeister der ostukrainischen Stadt Rubischne ist nach Angaben der prorussischen Separatisten im Gebiet Luhansk zu ihnen übergelaufen. Bürgermeister Serhij Chortyw habe die ukrainischen Truppen aufgerufen, die Waffen niederzulegen, meldete die Nachrichtenagentur Lug-Info der Separatisten.

In einem Video wiederholte Chortyw die Moskauer These, die Ukraine begehe Völkermord an ihrer russischsprachigen Bevölkerung. Es war unklar, unter welchen Umständen das Video aufgenommen worden war. Rubischne ist im Verwaltungsgebiet Luhansk die achtgrößte Stadt und hatte vor dem Krieg etwa 60 000 Einwohner. Die Stadt war bislang nicht in der Hand der Separatisten. Kiewer Politiker drohten Chortyw Vergeltung an.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Zur Verringerung von Deutschlands Abhängigkeit von russischen Energielieferungen hat die Co-Vorsitzende der Grünen, Ricarda Lang, ein Tempolimit auf Autobahnen gefordert. "Die Abhängigkeit von russischem Gas, russischem Öl und russischer Kohle hat uns massiv angreifbar gemacht", sagte Lang dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Wir müssen alles daransetzen, da so schnell wie möglich rauszukommen." Dazu könne auch ein mehrmonatiges Tempolimit beitragen. Dies sei nur möglich, wenn Deutschland seine Energiequellen diversifiziere, die erneuerbaren Energien ausbaue und kurzfristig auch seinen Energieverbrauch so schnell wie möglich verringere, sagte Lang. Dabei solle sich die Bundesregierung "ohne Denkverbote alles anschauen, was auf dem Tisch liegt". 

"Keine Maßnahme wird unsere Abhängigkeit vom Öl sofort beenden", fügte die Grünen-Politikerin hinzu. "Aber es zählt jetzt jeder Liter Öl und jede Möglichkeit, wie wir den Verbrauch senken können. Und weil es ansonsten kaum Maßnahmen gibt, die schnell wirken, brauchen wir jetzt ein temporäres Tempolimit auf Autobahnen - zum Beispiel für neun Monate und damit bis zum Ende des Jahres, also dem Zeitpunkt, zu dem wir spätestens unabhängig von russischem Öl werden wollen."

Einem Medienbericht zufolge wollen die USA zusammen mit Verbündeten Panzer aus sowjetischer Produktion an die Ukraine liefern. Diese sollten die Verteidigung in der Donbass-Region stärken, schreibt die "New York Times" unter Berufung auf einen US-Beamten.

Die Panzer sollten bald dorthin gebracht werden. Der zitierte Beamte sagte nicht, um wie viele Panzer es sich handelt und aus welchem Land sie kommen. Das US-Verteidigungsministerium lehnte einen Kommentar ab, das US-Präsidialamt gab zunächst keine Stellungnahme ab.

Wegen des Ukraine-Kriegs setzen alle Bundesländer Abschiebungen von Straftätern und anderen Ausreisepflichtigen in osteuropäische Länder aus. Wie die "Welt am Sonntag" berichtet, betrifft dies nicht nur Russland und die Ukraine, sondern auch die angrenzenden Staaten Belarus und Moldau. Abschiebungen seien "bis auf Weiteres aufgrund der Sperrung des Luftraums beziehungsweise der Aussetzung des direkten Linienflugverkehrs aus tatsächlichen Gründen nicht mehr möglich", wird das bayerische Innenministerium zitiert.

Ein Rückführungsstopp gelte "aufgrund der hohen Belastung" auch für die "stark betroffenen Fluchtzielländer Polen, Rumänien, Tschechien und Slowakei". Polen und Rumänien hätten aufgrund der Situation in der Ukraine mitgeteilt, dass zur Entlastung Überstellungen bis auf Weiteres nicht entgegengenommen würden. Ausnahmen seien nicht möglich, heißt es den Angaben zufolge aus dem Innenministerium in Baden-Württemberg.

Die chinesische Regierung hat erstmals explizit bestritten, die westlichen Sanktionen gegen Russland wegen des Ukraine-Kriegs umgehen zu wollen. "Wir tun nichts absichtlich, um die von den Amerikanern und Europäern gegen Russland verhängten Sanktionen zu umgehen", sagte der Generaldirektor der Abteilung für europäische Angelegenheiten des chinesischen Außenministeriums, Wang Lutong.

Die Strafmaßnahmen kritisierte er dennoch. "Wir sind gegen Sanktionen, und die Auswirkungen dieser Sanktionen könnten auch auf den Rest der Welt übergreifen", sagte Wang. Er forderte, dass Chinas normaler Handel mit Moskau "nicht beeinträchtigt werden sollte". Zum Wohle der Weltwirtschaft müsse es darum gehen, "eine mögliche Unterbrechung der Liefer- und Industrieketten zu vermeiden."

Bei einem virtuellen Gipfel der EU mit China am Freitag hatten die Brüsseler Vertreter Peking vor einer Unterstützung Russlands bei der Umgehung westlicher Sanktionen gewarnt. Die Führung in Peking hat den russischen Angriffskrieg in der Ukraine bislang nicht verurteilt. Nach außen bietet sich China als neutraler Vermittler an, die staatlichen Medien folgen aber weitgehend der russischen Linie und kritisieren vor allem die USA und die NATO.

Der ukrainische Präsident Selenskyj rechnet mit heftigen russischen Angriffen im Osten seines Landes. "Russische Soldaten werden in den Donbass geholt. Genauso in Richtung Charkiw", sagte der Staatschef in einer Videoansprache in der Nacht. "Im Osten unseres Landes bleibt die Lage sehr schwierig." Der ukrainische Generalstab teilte mit, dass russische Truppen aus der Sperrzone um das ehemalige Kernkraftwerk Tschernobyl und aus den angrenzenden Gebieten in Belarus zurückgezogen würden. Sie sollten augenscheinlich in das russische Gebiet Belgorod verlegt werden, von wo der Vorstoß nach Charkiw erfolgt.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Das US-Verteidigungsministerium will der Ukraine weitere Waffen im Wert von 300 Millionen Dollar (270 Millionen Euro) zukommen lassen. Unter anderem soll das neue Paket verschiedene Drohnen, Raketensysteme, gepanzerte Fahrzeuge, Munition, Nachtsichtgeräte, sichere Kommunikationssysteme, Maschinengewehre, medizinische Güter und die Bereitstellung von kommerziellen Satellitenbildern umfassen, wie das Pentagon mitteilte. Die US-Regierung hat der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskriegs bereits Militärhilfen und Waffenlieferungen im Wert von 1,65 Milliarden US-Dollar zugesagt. Seit Anfang vergangenen Jahres summieren sich die US-Hilfen auf 2,3 Milliarden Dollar.

Wirtschaftsminister Robert Habeck erteilt Forderungen der Ukraine, das Land im Kampf gegen Russland noch deutlich stärker zu unterstützen, eine Absage. "Bei allem was wir tun, achten wir sehr genau darauf, keinen unbedachten Schritt zu gehen, der Deutschland zum Angriffsziel von Russland machen könnte", sagt der Vizekanzler der "Rheinischen Post". Für die Ukraine sei das schwer zu verstehen. "Doch es gibt in der Politik keine moralisch einwandfreie Position. Es gibt aber immer die Abwägung, größeres Übel zu verhindern. Daraus leiten sich alle politischen Schritte ab."

Russische Truppen haben in der Nacht nach ukrainischen Angaben mehrere Großstädte im Süden des Landes mit Raketen beschossen. In der Stadt Dnipro seien zwei oder drei schwere Explosionen zu hören gewesen, berichtete das Portal "Ukrajinska Prawda" unter Berufung auf die Gebietsverwaltung. Die Umgebung der Stadt Krywyj Rih wurde demnach mit Raketenwerfern beschossen. Dabei sei eine Tankstelle in Brand geraten, teilte der Chef der örtlichen Militärverwaltung, Olexander Wilkul, mit. Seinen Angaben nach setzten die russischen Kräfte Mehrfachraketenwerfer vom Typ Grad (Hagel) ein.

Wie alle Berichte aus den Kampfzonen waren die Angaben nicht unabhängig überprüfbar. Wilkul sagte, der Kreis Krywyj Rih und das Verwaltungsgebiet Dnipropetrowsk insgesamt seien stabil in der Hand der ukrainischen Armee. Am Freitagabend war auch die Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer mit Raketen beschossen worden.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Deutschland hat die Ukraine im vergangenen Monat umfangreich mit Lebensmitteln unterstützt. "Wir haben mittlerweile fast 150 Lieferungen in die Ukraine gebracht mit rund 4800 Paletten Lebensmittel", sagt Ernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) der Funke Mediengruppe. "Der Handel, die Lebensmittelhersteller und die gesamte Ernährungswirtschaft waren sofort am Start mit wirklich großer Hilfsbereitschaft."

Das US-Militär verzichtet auf den geplanten Test seiner Interkontinental-Rakete. Dadurch sollen die nuklearen Spannungen mit Russland während des Krieges in der Ukraine entschärft werden, teilt die Sprecherin der US-Luftwaffe Ann Stefanek Reuters mit. Anfang März hatte das Pentagon eine Verschiebung des Tests angekündigt, nachdem Russland erklärt hatte, seine Atomstreitkräfte in höchste Alarmbereitschaft zu versetzen. Washington sagte damals, es sei wichtig, dass sowohl die Vereinigten Staaten als auch Russland "das Risiko einer Fehlkalkulation bedenken und Schritte unternehmen, um diese Risiken zu verringern."

Dutzende Busse mit Zivilisten aus der belagerten ukrainischen Hafenstadt Mariupol und anderen Vertriebenen an Bord sind am Freitagabend im 220 Kilometer entfernten Saporischschja eingetroffen. In den Bussen saßen zahlreiche Einwohner Mariupols, die es geschafft hatten, in die von der russischen Armee besetzte Stadt Berdiansk zu gelangen, wo sie von dem Konvoi abgeholt wurden, wie Geflohene und Behördenvertreter der Nachrichtenagentur AFP sagten. Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk sagte in einem Video im Messengerdienst Telegram, es hätten sich 42 Busse auf den Weg gemacht, um Zivilisten aus Mariupol in Sicherheit zu bringen.

Ein Hilfskonvoi des Internationalen Roten Kreuzes war am Freitag trotz der russischen Zusage, einen Fluchtkorridor öffnen zu wollen, nicht nach Mariupol durchgekommen und musste umkehren.

Ukrainischen Angaben zufolge ist es zu einem weiteren Gefangenenaustausch mit Russland gekommen. Die russische Seite habe 86 ukrainische Soldaten aus der Kriegsgefangenenschaft freigelassen, teilt ein Regierungsvertreter mit. Wie viele Russen im Gegenzug auf freien Fuß gesetzt wurden, war zunächst nicht bekannt. Der Austausch sei das Ergebnis der andauernden Friedensverhandlungen gewesen.

Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine sind nach UN-Angaben mindestens 53 Kulturstätten beschädigt worden. Darunter seien 29 religiöse Gebäude, 16 historische Stätten, vier Museen und vier Monumente, teilte die UN-Kulturorganisation UNESCO mit. Die Liste sei jedoch nicht vollständig, da die Experten der Unesco weiterhin Berichte der ukrainischen Behörden über beschädigte Kulturstätten prüften, erklärte ein Sprecher. Die Schäden an den 53 gemeldeten Stätten im Norden und Osten des Landes wurden demnach mittels Satellitenbildern und Augenzeugen vor Ort bestätigt.

Die Ukraine streitet ab, dass ihre Streitkräfte hinter dem Brand eines Treibstofflagers in der russischen Stadt Belgorod stehen. Die Internationale Atomenergiebehörde will Experten nach Tschernobyl entsenden. Alle Entwicklungen von Freitag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 02. April 2022 um 11:00 Uhr.