Wolodymyr Selenskyj
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Krieg gegen die Ukraine ++ "Siegesplan" beeinhaltet NATO-Einladung ++

Stand: 16.10.2024 11:58 Uhr

Der ukrainische Präsident Selenskyj hat seinen "Siegesplan" erstmals öffentlich präsentiert - erster Punkt ist eine Einladung seines Landes in die NATO. Die Stadt Kupjansk soll geräumt werden. Alle Entwicklungen im Liveblog.

Als ersten Punkt des sogenannten "Siegesplans" hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eine Einladung seines Landes in die NATO genannt. Er präsentierte den Plan vor dem Parlament in Kiew heute erstmals öffentlich und betonte außerdem, dass der Plan den Krieg spätestens im nächsten Jahr beenden könnte.

Selenskyj hatte die Strategie zuvor den Verbündeten in Washington sowie in London, Paris, Rom und Berlin vorgestellt, nicht alle Punkte darin waren öffentlich bekannt.

Die südukrainische Großstadt Cherson ist nach Behördenangaben nach monatelangen russischen Angriffen von der Stromversorgung abgeschnitten. Die Reparaturarbeiten am Stromnetz liefen, erklärte Chersons Gouverneur Oleksandr Prokudin. Fachleuten zufolge solle die Stromversorgung innerhalb einiger Stunden wiederhergestellt sein. Auch in Teilen der benachbarten Region Mykolajiw gab es nach Behördenangaben Stromausfälle. 

Im Osten der Ukraine verstärken die russischen Truppen ihren Druck auf den Ort Kurachiwka im Gebiet Donezk. Der ukrainische Generalstab in Kiew meldete morgens, dass es allein an diesem Frontabschnitt am Dienstag 40 russische Sturmangriffe gegeben habe. Die Angriffe seien abgewehrt worden, hieß es. Allerdings berichteten ukrainische Militärblogs, dass russische Einheiten das Dorf Ostriwske südlich von Kurachiwka erobert hätten. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es nicht.

In Ostriwske bremst zwar ein Stausee des Flusses Wowtscha einen weiteren russischen Vormarsch. Doch für die ukrainischen Verteidiger von Kurachiwka kommt der Gegner nun von Süden, Osten und Norden. Es droht eine Einkesselung. Insgesamt registrierte der Generalstab für Dienstag eine im Vergleich hohe Zahl von 171 Gefechten an der Front im Osten und Süden des Landes. 

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Die USA machen offenkundig Druck auf Kiew, die Altersgrenze zur Mobilmachung von bisher 25 Jahren zu senken. Das berichtete Präsidialberater Serhij Leschtschenko auf Telegram. "US-Politiker beider Parteien bedrängen Präsident Selenskyj mit der Frage, warum die Ukraine nicht die 18- bis 25-Jährigen mobilisiert", schrieb Leschtschenko.

Als Argument führten die Amerikaner an, dass im Vietnam-Krieg auch 19-Jährige eingezogen worden seien. Damit deute die amerikanische Seite an, dass westliche Waffen allein nicht ausreichten. Selenskyj sei allerdings bemüht, das bisherige Verfahren beizubehalten. In der Ukraine werden wehrfähige Männer im Alter von 25 bis 60 Jahren mobilisiert. Junge Männer im Alter zwischen 18 und 25 Jahren müssen sich für den Wehrdienst registrieren und dürfen in dieser Zeit das Land nicht verlassen.

Russland hat in der Nacht ukrainischen Angaben zufolge zahlreiche Angriffe auf Kiew und andere Städte geflogen. Dabei seien 136 Drohnen und drei Raketen eingesetzt worden, teilte die ukrainische Luftwaffe auf Telegram mit. 51 der Drohnen habe die Luftabwehr bereits abfangen können. Insgesamt seien 14 Oblaste betroffen gewesen.

Nach wochenlanger Diskussion stellt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj heute seinen "Siegesplan" im Parlament in Kiew öffentlich vor. Zuletzt hatte Selenskyj die neue Strategie für eine Beendigung des Krieges den westlichen Partnern bei Besuchen in Washington, London, Paris, Rom und Berlin präsentiert. An diesem Donnerstag soll er den Plan auch beim EU-Gipfel in Brüssel vorstellen.

Die Bemühungen der NATO um einen massiven Ausbau der Produktionskapazitäten für Artilleriemunition kommen voran. Nach Angaben aus dem Hauptquartier des Verteidigungsbündnisses in Brüssel ist man auf einem guten Weg, im Bündnisgebiet in diesem Jahr zwei Millionen Geschosse des Kalibers 155 mm zu produzieren. Dies sei deutlich mehr als früher und auf eine ziemlich beeindruckende industrielle Kehrtwende zurückzuführen, sagte ein NATO-Mitarbeiter der Nachrichtenagentur dpa kurz vor einem Verteidigungsministertreffen an diesem Donnerstag und Freitag. Zugleich räumte er ein, dass noch immer zu wenig Munition produziert werde und diese noch zu teuer sei.

Russland hat am späten Dienstag nach ukrainischen Angaben einen Drohnenangriff auf Kiew gestartet. "Bleiben Sie in Notunterkünften", schrieb Bürgermeister Vitali Klitschko in der Nachrichten-App Telegram. Er sagte, Drohnen seien auf das Viertel Troieshchyna am Stadtrand von Kiew geflogen. Serhiy Popko, Chef der Kiewer Militärverwaltung, sagte auf Telegram, dass Luftverteidigungseinheiten damit beschäftigt seien, den Angriff abzuwehren.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die ukrainischen Behörden haben die Evakuierung der strategisch wichtigen Stadt Kupjansk und drei weiterer Ortschaften in der nordöstlichen Region Charkiw angeordnet. Gründe seien der Vormarsch russischer Truppen und Schwierigkeiten bei der Versorgung der Bevölkerung im Winter, erklärte der Gouverneur der Region Charkiw, Oleh Syniehubow. Die Evakuierung sei verpflichtend.

"Am schwierigsten ist die Situation im Sektor Kupjansk. Auf der Ostseite des Flusses Oskil können wir wegen des ständigen Beschusses die Wiederherstellung der Strom-, Wärme- und Wasserversorgung nicht mehr garantieren", sagte Syniehubow. "Alle Reparaturtrupps geraten sofort unter russisches Feuer." Die ukrainische Militärführung meldet 19 Gefechte in der Nähe von Kupjansk in den letzten 24 Stunden. Rund 7.000 Einwohner sollen in Evakuierungszentren in Charkiw untergebracht werden.

Der ukrainische Präsident Selenskyj soll seinen "Siegesplan" beim EU-Gipfel am kommenden Donnerstag vorstellen. Die Ukraine macht ihre Energie-Infrastruktur bereit für einen weiteren Kriegswinter. Der Liveblog vom Dienstag zum Nachlesen.