Wladimir Putin bei einer Sitzung mit Regierungsmitgliedern.
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Krieg gegen die Ukraine ++ Russland verstärkt Schutz von AKW in Kursk ++

Stand: 07.08.2024 23:40 Uhr

Nach dem ukrainischen Vorstoß hat Russlands Nationalgarde die Schutzmaßnahmen rund um das Atomkraftwerk in Kursk verstärkt. Auch Niger hat seine diplomatischen Verbindungen zur Ukraine ausgesetzt. Der Liveblog vom Mittwoch zum Nachlesen.

07.08.2024 • 23:40 Uhr

Ende des Liveblogs

Damit beenden wir den Liveblog für heute und danken für Ihr Interesse.

Der aus russischer Haft freigetauschte Oppositionelle Ilja Jaschin hat seine Solidarität mit der von Russland angegriffenen Ukraine betont. "Dieser Krieg ist eine Tragödie für die Ukraine", sagte Jaschin bei einem öffentlichen Auftritt im Mauerpark in Berlin.

Zugleich verlaufe die Front des Konflikts auch durch Russland, wo Kritiker eingesperrt würden, und durch Belarus, wo der Diktator Alexander Lukaschenko sein Volk unterdrücke. Er hoffe auf ein Russland, in dem es sich frei und sicher leben lasse und das seine Nachbarn nicht bedrohe.

Als einer von acht russischen politischen Gefangenen war Jaschin vergangene Woche ausgetauscht und über die Türkei nach Deutschland ausgeflogen worden.

 Ilja Jaschin, freigekommener russischer Oppositionspolitiker, spricht bei einer Veranstaltung im Mauerpark.

Mehrere Hundert, meist jüngere Leute verfolgte den Auftritt Jaschins im Mauerpark in Berlin.

Aufgrund des ukrainischen Vorstoßes ins russische Grenzgebiet Kursk hat die russische Nationalgarde den Schutz des Atomkraftwerks Kursk verstärkt. Außerdem seien zusätzliche Kräfte für die Bekämpfung von Sabotage- und Aufklärungstrupps in den Gebieten Kursk und Belgorod herangezogen worden, teilte die Behörde mit. Das geschehe in Kooperation mit den russischen Grenztruppen und der Armee. Das Atomkraftwerk mit vier Blöcken und einer Leistung von fast zwei Gigawatt befindet sich nur gut 60 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. 

In der russischen Region Kursk ist inmitten einer ukrainischen Bodenoffensive der Notstand ausgerufen worden. Dies teilte der Gouverneur der Region, Alexej Smirnow, in einem Posting auf der Nachrichten-App Telegram mit. Die Ukraine ist bei einem Gegenangriff weit auf russisches Gebiet bei Kursk vorgestoßen. Die Offensive hatte nach Angaben des russischen Verteidigungsministerium am Dienstag begonnen und am Mittwoch den Nordwesten der Stadt Sudscha erreicht.

Angesichts der schweren Kämpfe im russischen Gebiet Kursk haben die ukrainischen Behörden Evakuierungen weiterer Orte in der benachbarten Region Sumy angeordnet. Die Maßnahmen betreffen 23 Siedlungen, sagte ein Militärgouverneur im ukrainischen Fernsehen. Etwa 6.000 Menschen, darunter mehr als 400 Kinder und Jugendliche, sollen aus der grenznahen Region in Sicherheit gebracht werden. 

An dem Angriff der ukrainischen Streitkräfte auf die Grenzregion Kursk im Westen Russlands sind "bis zu tausend" Soldaten beteiligt, heißt es aus dem russischen Generalstab. Im russischen Fernsehen sagte der russische Generalstabschef Waleri Gerassimow: "Das tiefe Vorrücken des Feindes auf das Gebiet wurde durch Schläge der Luftwaffe und der Artillerie gestoppt."

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Wegen der Kämpfe in der russischen Grenzregion Kursk hat der dortige Gouverneur die Einwohner zu Blutspenden aufgerufen. Die Region verteidige sich heldenhaft, schrieb Alexej Smirnow auf Telegram, Notfalldienste seien in Alarmbereitschaft, die Blutbanken stockten ihre Bestände auf.

Angesichts der ukrainischen Angriffe auf die westrussische Grenzregion Kursk hat Russlands Präsident Wladimir Putin der Ukraine eine "groß angelegte Provokation" vorgeworfen. "Wie Sie wissen, hat das Kiewer Regime eine weitere groß angelegte Provokation unternommen", sagte Putin bei einem Treffen mit Regierungsvertretern. Die Ukraine feuere "wahllos, mit Waffen verschiedener Art, auf zivile Gebäude, Wohnhäuser und Krankenwagen", so Putin weiter.

Das Verteidigungsministerium hatte zuvor mitgeteilt, dass die Kampfhandlungen in der Grenzregion andauerten. Im Einsatz seien Soldaten und FSB-Kräfte.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der Ukraine-Krieg hat auch Auswirkungen auf die Beziehungen in Westafrika: Nach Mali hat nun das benachbarte Niger seine diplomatischen Verbindungen zur Ukraine ausgesetzt. Die Regierung in Niamey beschließe dies "in voller Solidarität" mit Mali, sagte Regierungssprecher Amadou Abdramane in einer im Staatsfernsehen verlesenen Erklärung. Moskau warf der Ukraine vor, sie wolle in Afrika eine "zweite Front" eröffnen. 

Mali hatte die Beziehungen zur Ukraine am Sonntag abgebrochen. Ein Vertreter des ukrainischen Militärgeheimdienstes hatte zuvor angegeben, dass Kiew den aufständischen Tuareg bei einem Hinterhalt auf einen Konvoi der malischen Armee und der sie unterstützenden Wagner-Söldner vor gut einer Woche geholfen habe.

Aus den Grenzortschaften im russischen Gebiet Kursk sind nach russischen Behördenangaben bisher schon Tausende Menschen geflohen. Die Bürger hätten ihre Wohnungen in Privatfahrzeugen verlassen, sagte der geschäftsführende Gouverneur Alexej Smirnow in einer Videobotschaft. Zudem seien 200 Menschen in Transportfahrzeugen und Bussen aus den beschossenen Ortschaften in Sicherheit gebracht worden.

Smirnow sagte, er habe noch in der Nacht mit Kremlchef Wladimir Putin telefoniert. Der Präsident habe die Situation unter persönliche Kontrolle genommen. Es seien auch Notunterkünfte mit rund 2.500 Plätzen eingerichtet worden. Dort seien auch Psychologen im Einsatz.

Karte der Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Karte der Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

In Russland ist der Militärblogger Andrej Kurschin zu sechseinhalb Jahren Straflager verurteilt worden. Er habe falsche Informationen über die Streitkräfte verbreitet, teilt die Ermittlungsbehörde mit.

Kurschin betrieb den Telegram-Kanal "Moscow Calling", der die Ziele von Russlands Krieg gegen die Ukraine unterstützte. Allerdings kritisierte Kurschin die Art und Weise, in der die Militärführung den Feldzug leitete. Analysten des Instituts für Kriegsforschung beschrieben Kurschin zum Zeitpunkt seiner Festnahme im August 2023 als einen "Ultranationalisten am äußersten Rand", der die Grenzen zulässiger Kritik an den russischen Kriegsanstrengungen überschritten habe.

07.08.2024 • 10:01 Uhr

Russland meldet 24 Verletzte

Nach Angaben des russischen Gesundheitsministeriums sind bei dem ukrainischen Angriff auf die an der Grenze gelegene Oblast Kursk 24 Menschen verletzt worden. Darunter seien sechs Kinder, meldet die staatliche russische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf das Ministerium.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die ukrainische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben 30 russische Drohnen abgefangen und zerstört. Das seien alle Drohnen, die die russischen Truppen in der Nacht auf Ziele in sieben Regionen abgefeuert hätten, erklärt die ukrainische Luftwaffe auf dem Kurzmitteilungsdienst Telegram.

Russland wirft der Ukraine weitere Angriffe auf die Oblast Kursk an der Grenze vor und spricht von einem "Terrorakt" gegen die Zivilbevölkerung. Das ukrainische Militär habe seine Luftangriffe fortgesetzt, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Die Luftabwehr habe dort in der Nacht vier Drohnen zerstört. Am Dienstag habe es bereits ukrainische Angriffe mit Panzern gegeben.

"Das ist ein weiterer Terrorakt", sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, dem russischen Hörfunksender Sputnik. "Er richtet sich offensichtlich gegen eine friedliche Bevölkerung, gegen eine Zivilbevölkerung." Die Ukraine äußerte sich nicht dazu. Beide Kriegsparteien erklären immer wieder, sie griffen die Zivilbevölkerung nicht an.

Auch in Woronesch, Belgorod und Rostow, die wie Kursk eine Grenze mit der Ukraine teilen, wurden laut russischem Verteidigungsministerium Drohnen abgefangen. Die Ukraine feuert immer wieder Artillerie und Raketen auf russisches Territorium und hat mit Langstrecken-Drohnen Ziele tief im Inneren Russlands angegriffen. Infanterieangriffe kommen allerdings selten vor.

Die Ukraine will ihre Produktion von Drohnen stark erhöhen. Das kündigte Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Videobotschaft an. "Für dieses Jahr sind bereits eine Million Drohnen bei unseren Herstellern in Auftrag gegeben worden", sagt er und im kommenden Jahr würden es nochmals mehr werden. "Wir geben zu diesem Zeitpunkt nicht alle Details bekannt, aber unsere Produktionskapazität für Drohnen nimmt stetig zu, und wir arbeiten nicht nur mit staatlichen Mitteln, sondern auch mit Partnern zusammen, um in unsere Produktion von Drohnen zu investieren", betonte Selenskyj.

Seit Monaten attackiert das ukrainische Militär zahlreiche Ziele auf russischem Staatsgebiet mit Kampfdrohnen. Dabei werden bevorzugt Raffinerien, Treibstoff- und Munitionsdepots sowie Militärflugplätze angegriffen.

Russland und die Ukraine haben sich erneut gegenseitig mit Drohnen und Raketen angegriffen. Der ukrainische Präsident Selenskyj dringt auf eine pünktliche Lieferung zugesagter Waffen. Die Entwicklungen im Liveblog.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 07. August 2024 um 09:00 Uhr.