Die Flagge der UN weht vor dem Gebäude der Vereinten Nationen in New York
Liveblog

Krieg in der Ukraine ++ Sondersitzung der UN-Vollversammlung ++

Stand: 27.02.2022 23:32 Uhr

Der UN-Sicherheitsrat hat für Montag eine Dringlichkeitssitzung der UN-Vollversammlung einberufen. Schweden gibt seinen Grundsatz auf, keine Waffen in eine Konfliktregion zu liefern. Der Liveblog vom Sonntag zum Nachlesen.

27.02.2022 • 23:32 Uhr

Ende des Liveblogs

Für heute schließen wir unseren Liveblog. Vielen Dank für Ihr Interesse.

Der britische Premier Boris Johnson sieht hinter der indirekten russischen Drohung mit Nuklearwaffen ein Ablenkungsmanöver von den Schwierigkeiten, mit denen das russische Militär beim Einmarsch in die Ukraine zu kämpfen hat. Die Truppen Wladimir Putins träfen auf mehr Widerstand, als der russische Präsident erwartet habe, sagte Johnson in London und fügte hinzu: "Das ist ein desaströses, missratenes Unternehmen." Im Hinblick auf Gespräche zwischen Moskau und Kiew äußerte Johnson Zweifel an der Aufrichtigkeit Putins. Es gebe nichts in dessen Verhalten, das Anlass gebe, an eine ernsthafte Gesprächsbereitschaft zu glauben, so Johnson.

Die nächste Eskalationsstufe: Putin versetzt Atomstreitkräfte in Alarmbereitschaft

Sabine Krebs, WDR, tagesthemen, tagesthemen, 27.02.2022 23:00 Uhr

Die USA wollen die Ukraine mit Boden-Luft-Raketen vom Typ "Stinger" ausrüsten. Dies sei Teil eines Pakets, das das Weiße Haus am Freitag genehmigt habe, sagten US-Gewährspersonen. Es ist das erste Mal, dass die USA eine direkte Lieferung dieser Flugabwehrraketen an die Ukraine billigen. Wann genau sie der ukrainischen Armee übergeben werden, ist bislang unklar. Es würden noch logistische Fragen rund um die Lieferung geklärt, hieß es. Die "Stinger"-Raketen gelten als schnell und präzise und werden für den Abschuss von Helikoptern und anderen Luftfahrzeugen genutzt.

Die russische Fluggesellschaft Aeroflot setzt ab Montag alle Flüge nach Europa aus. Das sei eine Reaktion auf die Luftraumbeschränkungen der Europäischen Union für Russland, meldete die russische Agentur Interfax. Weiterhin sollen russische Staatsbürger aus Europa nach Russland ausgeflogen werden, teilten das russische Außenministerium und die russische Luftverkehrsbehörde laut der Staatsagentur Tass mit. Derzeit sollen sich rund 27.000 russische Staatsbürger in Ländern aufhalten, aus denen ein Rückflug nach Russland nicht mehr ohne weiteres möglich ist.

Zuvor hatten Deutschland und alle EU-Staaten als Reaktion auf den Angriff auf die Ukraine entschieden, den Luftraum für russische Maschinen zu sperren. Die Regelung, die zunächst für drei Monate geplant ist, greift nicht bei humanitären Flügen oder Überflügen. Die Lufthansa meidet bereits seit Samstagabend den russischen Luftraum und ändert ihre Flugpläne.

Ein Aeroflot-Flug startet in Moskau

Ein Aeroflot-Flug startet in Moskau

Die UN-Vollversammlung kommt morgen zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Bei der Sitzung sollen alle 193 Mitglieder der Vollversammlung Gelegenheit haben, ihre Ansichten zu der Invasion zu äußern. Der Sicherheitsrat hat die Einberufung am Abend mehrheitlich beschlossen. Elf der 15 Mitglieder stimmen dafür. Russland votierte dagegen, China, Indien und die Vereinigten Arabischen Emirate enthielten sich der Stimme. Seit 1950 hat es erst zehn solcher Notfall-Sondersitzungen gegeben.

Frankreich kündigte derweil an, am Montag einen Resolutionsentwurf in den UN-Sicherheitsrat einzubringen, in dem eine sofortige Waffenruhe in der Ukraine gefordert wird. Diese müsse "jeglichen Friedensverhandlungen vorausgehen", erklärte der Präsidentenpalast in Paris. Zudem werde in dem Enwurf ein bedingungsloser Zugang für humanitäre Hilfe gefordert.

Russland hat angebliche Taktiken ukrainischer Kämpfer mit denen von Dschihadisten der Terrormiliz Islamischer Staat verglichen. Diese würden "Einwohner der Ukraine effektiv als Geiseln betrachten und sie jetzt als menschliche Schutzschilde benutzen", sagte der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates. Auch würden bei den Kämpfen gegen russische Truppen Waffen wie Raketenwerfer in Wohngebieten positioniert. "Im Wesentlichen ist dies die gleiche Taktik, die von IS-Terroristen angewendet wird." Nach Darstellung von Nebensja greift die russische Armee keine Zivilisten in der Ukraine an. Die Ukraine wiederum wirft den russischen Streitkräften vor, gezielt auch gegen Zivilisten vorzugehen.

Der britische Premierminister Boris Johnson hat weitere Hilfen und den unbürokratischen Nachzug von Familienangehörigen zugesagt. Das Vereinigte Königreich werde humanitäre Hilfe in Höhe von 40 Millionen Pfund (rund 47 Millionen Euro) leisten, teilte Johnson mit. Damit sollte beispielsweise medizinisches Material wie Spritzen, Verbände und Medikamente finanziert werden. Insgesamt beliefen sich die Hilfszahlungen an die Ukraine in diesem Jahr damit auf 140 Millionen Pfund (165 Millionen Euro). Zudem solle jeder, der in Großbritannien lebe, seine direkten Angehörigen ins Land holen dürfen. London werde auch weiterhin Waffen an das ukrainische Militär liefern, so Johnson.

In Russland gibt es erste ökonomische Auswirkungen der Sanktionen. Videos aus Russland zeigten, wie sich Kunden am Wochenende vor Geldautomaten in lange Schlangen einreihten, um Bargeld abzuheben. Die russische Zentralbank mahnte in einer Mitteilung zur Ruhe, um sogenannte Bank-Runs zu vermeiden. Probleme hatten Berichten zufolge aber auch jene mit internationalen Bankkonten: Ihre Visa- und Mastercard-Kreditkarten wurden nicht mehr akzeptiert. Nach Einschätzung von Analysten könnte Russland gezwungen sein, vorübergehend Bankfilialen zu schließen oder zum Schutz seines Finanzsystems einen landesweiten Bankfeiertag einzuführen.

Menschen stehen Schlange vor der Alfa Bank in Moskau

In Moskau stehen Menschen vor einer Bank an, um Geld abzuheben.

Russland darf vorerst keine internationalen Fußball-Wettbewerbe mehr auf eigenem Gebiet austragen. Das entschied der Weltverband FIFA. Heimspiele der Sbornaja sollen demnach nur noch auf neutralem Boden und ohne Zuschauer stattfinden. Zugleich drohte die FIFA mit einem Komplett-Ausschluss des Landes, sollte sich die Situation nicht rasch verbessern. Die Entscheidung des Büros des FIFA-Councils in Abstimmung mit den sechs Präsidenten der Kontinentalverbände sei einstimmig getroffen worden, hieß es in der Mitteilung.
Der Weltverband orientierte sich bei seiner Entscheidung an den Empfehlungen des Internationalen Olympischen Komitees. Demnach sollen bei internationalen Wettbewerben auch nicht die russische Hymne und Flagge zum Einsatz kommen. Mannschaften treten unter dem Namen Fußball-Union von Russland an.

Der englische Fußballverband FA will bis auf weiteres keinerlei Länderspiele mehr gegen Russland austragen. "Aus Solidarität mit der Ukraine, und um die von der russischen Führung verübten Gewalttaten vollkommen zu verurteilen, kann die FA bestätigen, dass wir für die absehbare Zukunft in keinerlei Länderspielen gegen Russland antreten werden", hieß es in der Mitteilung des Verbands. Das schließe jegliche Spiele in jeder Altersgruppe und im Behindertensport mit ein.

US-amerikanische Staatsbürger in Russland sollten nach einem Aufruf ihrer Botschaft in Moskau die sofortige Ausreise aus dem Land in Erwägung ziehen. "Immer mehr Fluggesellschaften streichen Flüge von und nach Russland, und zahlreiche Länder haben ihren Luftraum für russische Fluggesellschaften gesperrt", teilte die US-Botschaft in Moskau mit. "US-Staatsbürger sollten erwägen, Russland sofort über die noch verfügbaren kommerziellen Optionen zu verlassen." Für Reisen nach Russland hatte das US-Außenministerium bereits zuvor die höchste Warnstufe vier ausgerufen. Als Begründung wurden in dem Reisehinweis unter anderem der Ukraine-Konflikt und "mögliche Schikanen" gegen US-Staatsbürger angeführt.

Nach Angaben Kiews sind bislang mindestens 210 Zivilisten getötet worden. Landesweit gebe es rund 1100 Verletzte, sagte die Menschenrechtsbeauftragte des ukrainischen Parlaments, Ljudmyla Denissowa, der Agentur Ukrinform zufolge. Sie berichtete, dass ein Kinderkrankenhaus unter Beschuss geraten sein soll. Zudem sei in Kiew ein Auto mit einer Familie beschossen worden. Dabei sei ein Mädchen und seine Eltern getötet worden, sagte Denissowa. Sie machte eine russische Spezialeinheit dafür verantwortlich. Diese Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen

Die G7-Staaten haben mit weiteren Strafmaßnahmen gegen Russland gedroht, falls dieses seine Armee nicht aus der Ukraine abzieht. Die Gruppe der führenden Industrienationen werde "weitere Schritte unternehmen, wenn Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht beendet", erklärte die G7 am Sonntagabend nach einem virtuellen Treffen ihrer Außenminister, an dem auch der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba teilnahm.  Die Minister forderten Russland auf, den Angriff auf die Ukraine "unverzüglich einzustellen" und seine Soldaten sofort abzuziehen. Die "eklatante Verletzung der Grundprinzipien des Weltfriedens" sowie des Völkerrechts dürften nicht unbeantwortet bleiben. Russland werde "für alle Schäden zur Verantwortung gezogen werden, die seine militärische Aggression der Ukraine und ihrer Bevölkerung sowie internationalen Organisationen und ihrem Eigentum zufügt", betonten sie.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat sich erfreut über die Ankündigungen von Bundeskanzler Olaf Scholz zur Stärkung der Bundeswehr geäußert. "Ich begrüße ausdrücklich die Ankündigung von Bundeskanzler Scholz, die Verteidigungsausgaben erheblich zu erhöhen und wichtige neue Fähigkeiten zu erwerben", sagte er. "In einer für die europäische Sicherheit entscheidenden Zeit stellt diese Entscheidung eine bedeutende Investition in die Sicherheit und Freiheit unserer Nationen dar."

Die EU-Kommission rechnet mit mehreren Millionen Vertriebenen innerhalb und außerhalb des Landes. Die derzeit erwartete Anzahl vertriebener Ukrainer liege bei mehr als sieben Millionen, sagte der für EU-Krisenmanagement zuständige Kommissar Janez Lenarčič in Brüssel. Im schlimmsten Fall - falls dieser Krieg andauere - würden sie dringenden Bedarf an humanitärer Hilfe haben. Die Vereinten Nationen würden deshalb einen dringenden Hilfsappell an die Staatengemeinschaft richten. Die EU-Kommission habe deshalb bereits 90 Millionen Euro an Hilfsgeldern mobilisiert.

Kiew steht nach den den Worten ihres Bürgermeisters Witali Klitschko am Rande einer humanitären Katastrophe. "Wir haben jetzt noch Strom und Wasser und Heizung in unseren Häusern", sagte er der Nachrichtenagentur AP. "Aber die Infrastruktur ist zerstört, um Lebensmittel und Medikamente auszuliefern."  Auf die Frage, ob geplant werde, die Zivilbevölkerung zu evakuieren, sagte er: "Wir können das nicht machen, weil alle Wege blockiert sind. Wir sind jetzt umzingelt."

Laut Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck ist zu befürchten, dass Russland seine Lieferungen von Kohle, Öl oder Gas zurücknimmt. "Das würde die deutsche Energiewirtschaft treffen", sagte der Grünen-Politiker im ARD-Bericht aus Berlin. Aber dank Reserven könne man im laufenden Winter und Sommer noch auf russisches Gas verzichten. Für die Zukunft gehe es darum, den "Gashunger" zu reduzieren. Zudem wolle man sich so aufstellen, dass man sich aussuchen könne, mit welchem Land man eine Energiepartnerschaft aufbaue - und sich womöglich von russischem Gas, Öl oder Kohle verabschiede.

Kohlekraftwerke länger laufen zu lassen würde laut Habeck auch eine längere Abhängigkeit von Steinkohle - "möglicherweise auch aus Russland" bedeuten. Er wolle aber nicht ausschließen, dass das notwendig sein könne. Man prüfe alle Reserven. "Es gibt keine Denktabus." Atomkraftwerke länger am Netz zu lassen, werde geprüft, aber würde im Winter 2022/23 nicht helfen. Denn die Abschaltung der Meiler sei schon so weit fortgeschritten, dass sie "nur unter höchsten Sicherheitsbedenken" weiter betrieben könnten, sagte Habeck.

"Wir werden zeitnah mit einem Gasreduktions-Plan vor Öffentlichkeit treten, damit wir unsere Verletzlichkeit verringern", Wirtschaftsminister Robert Habeck

Bericht aus Berlin

Deutschland nimmt vorübergehend eine Box-Mannschaft aus der Ukraine auf. Der Deutsche Boxsport-Verband hat 33 Sportler und Sportlerinnen sowie Trainer und Betreuer zu einem mehrwöchigen Trainingslager nach Heidelberg eingeladen. Die ukrainische Box-Auswahl werde nach dem Abschluss des Strandja-Memorial-Turniers im bulgarischen Sofia nicht in ihre Heimat zurückreisen. Die Einladung sei mit dem Außen- und dem Innenministerium abgestimmt und werde vom Deutschen Olympischen Sportbund unterstützt.

Schweden gibt seinen bisherigen Grundsatz auf, keine Waffen in eine Konfliktregion zu liefern: Die schwedische Regierung kündigte an, sie werde unter anderem 5000 Panzerabwehr-Waffen, 5000 Helme und 5000 Schutzwesten an die Ukraine liefern. Diese Entscheidung sei eine "Ausnahme" und beispiellos seit 1939, sagte Regierungschefin Magdalena Andersson in Stockholm. Damals hatte Schweden Finnland nach dem sowjetischen Einmarsch unterstützt.

Auf der Flucht vor Russlands Krieg gegen die Ukraine erheben afrikanische Flüchtlinge Vorwürfe einer rassistisch motivierten Zurückweisung durch polnische Grenzbehörden. "Südafrikanische Studenten und andere Afrikaner wurde übel mitgespielt an der ukrainisch-polnischen Grenze", schrieb Clayson Monyela vom südafrikanischen Außenministerium auf Twitter.

Bereits zuvor waren Videos in den sozialen Medien aufgetaucht, die eine Zurückweisung afrikanischer Flüchtlinge zeigten. Botschaftsmitglieder versuchten an der Grenze, den festsitzenden Afrikanern die Ausreise zu ermöglichen, so Monyela. Dabei handelt es überwiegend um Studentinnen und Studenten aus Ghana, Nigeria, Kenia, Südafrika, Äthiopien, Somalia und anderen Staaten des Kontinents.

Nach der Anordnung der Alarmbereitschaft der russischen Atomstreitkräfte sollte man nach Worten von Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht jetzt einen "kühlen Kopf bewahren in dieser sehr schwierigen Situation". Man müsse Putin ernst nehmen und werde sich jetzt in der NATO gut abstimmen, sagte die SPD-Politikerin im Bericht aus Berlin in der ARD. Es gehe darum, zu "deeskalieren, aber ohne naiv und unvorbereitet zu sein". Putin habe gelogen, betrogen und alle hinter das Licht geführt. Deshalb werde man die Ukraine nun auch mit Waffen unterstützen.

"Es wird deutlich, dass sich etwas verändern muss", so Verteidigungsministerin Lambrecht

Bericht aus Berlin

Der britische Energiekonzern BP trennt sich von seiner Beteiligung am russischen Ölkonzern Rosneft. Die russische Invasion der Ukraine habe zu einem Umdenken geführt, sagte BP-Chef Bernard Looney. BP hält 19,75 Prozent an dem Konzern. Wegen des Ausstiegs werde BP zum Ende des ersten Quartals bis zu 25 Milliarden Dollar abschreiben, sagte ein Konzernsprecher. Rund fünf Prozent der weltweiten Ölproduktion werden von Rosneft gefördert.

Von Moskau bis Sibirien sind in vielen russischen Städten Menschen auf die Straße gegangen, um gegen den Krieg in der Ukraine zu demonstrieren. Die Menschenrechtsgruppe OWD Info, die die Proteste beobachtet, teilte mit, bis zum Abend habe es in 45 russischen Städten mindestens 1474 Festnahmen bei Antikriegskundgebungen gegeben. Die Antikriegsproteste hatten am Donnerstag begonnen, nachdem russische Truppen in die Ukraine einmarschiert waren. Hunderte Demonstranten wurden seitdem täglich festgenommen.

Die Proteste am Sonntag schienen kleiner als die am Donnerstag zu sein, als sich Tausende in Moskau und St. Petersburg versammelten. Das wahre Ausmaß war aber schwer einzuschätzen. In St. Petersburg, wo sich Hunderte im Stadtzentrum versammelten, ergriffen Polizisten einen nach dem anderen und zerrten sie in Polizeifahrzeuge - obwohl die Demonstration friedlich verlief und es keine Zusammenstöße gab.

Russische Polizisten nehmen einen Demonstranten in St. Petersburg fest

Russische Polizisten nehmen einen Demonstranten in St. Petersburg fest

Die Europäische Union hat neue Strafmaßnahmen gegen Russland und Belarus wegen des Ukraine-Kriegs angekündigt. Der gesamte EU-Luftraum werde für russische Flugzeuge gesperrt, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Brüssel. Zudem werden die russischen Staatssender RT und Sputnik in der EU verboten, gegen Belarus werden weitere Exportverbote verhängt. Erstmals in ihrer Geschichte finanziere die EU zudem den Kauf und die Lieferung von Waffen und militärischer Ausrüstung "an ein angegriffenes Land", sagte von der Leyen weiter. Mit einem Nothilfefonds sollten "tödliche Waffen" sowie Treibstofflieferungen für die ukrainische Armee, Schutzausrüstung und medizinische Ausrüstung finanziert werden, sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell. Dies sei das Ende "des Tabus, wonach die EU keine Waffen an Kriegsparteien liefert".

Bei den Kämpfen nahe Kiew ist das weltweit schwerste Frachtflugzeug, die Antonow An-225 "Mriya", zerstört worden. "Russische Invasoren" hätten das "Flaggschiff" der ukrainischen Luftfahrt auf dem Gewissen, teilte der Rüstungskonzern Ukroboronprom mit. Die Maschine sei auf dem Flugplatz Hostomel nordwestlich von Kiew abgestellt gewesen. Russland mag unsere 'Mriya' zerstört haben", twitterte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba. "Aber sie werden nie unseren Traum von einem starken, freien und demokratischen europäischen Land zerstören."

Das Auswärtige Amt in Berlin rät von Reisen nach Russland ab und warnt vor einem Aufenhalt im Süden des Landes und im Grenzgebiet zur Ukraine. Der Flugverkehr zwischen Russland und europäischen Ländern sei eingeschränkt, teilte das Ministerium mit. Zudem sei die Nutzung nicht-russischer Kreditkarten in Russland derzeit nur begrenzt möglich.

27.02.2022 • 16:55 Uhr

EU erwartet Millionen Flüchtlinge

Nach Angaben nach von EU-Innenkommissarin Ylva Johansson muss sich die EU auf eine riesige Fluchtbewegung aus der Ukraine einstellen. Sie wisse nicht, wie viele Menschen kommen werden, sagte die Schwedin vor dem Krisentreffen der EU-Innenminister in Brüssel. "Aber ich denke, wir müssen uns auf Millionen vorbereiten." Bislang seien rund 300.000 Ukrainer in die EU gekommen. Nur wenige hätten jedoch Asyl beantragt oder Schutz in den Unterkünften der Mitgliedstaaten gesucht. Stattdessen seien sie bei Freunden oder Verwandten untergekommen. Doch man müsse sich darauf einstellen, dass noch viel mehr Menschen kommen, sagte Johansson. Sie werde deshalb eine Solidaritätsplattform vorschlagen, um die Hilfe, die die EU-Staaten anbieten, zu koordinieren. Um die Umverteilung von Flüchtlingen habe bislang noch kein EU-Land gebeten, auch keines direkt an der Grenze zur Ukraine wie Polen oder die Ukraine. Nach Angaben des polnischen Grenzschutzes kamen seit Beginn des Ukraine-Kriegs bereits in Polen mehr als 200.000 Flüchtlinge an.

Ukrainische Flüchtlinge kommen in Polen an.

Ukrainische Flüchtlinge kommen in Polen an.

Die Messaging-App Telegram erwägt, den Betrieb einiger Kanäle teilweise oder vollständig einzuschränken, wenn die Situation in der Ukraine weiter eskaliert. Das kündigte Telegram-Gründer Pavel Durov an. In einem Beitrag schrieb der russischstämmige Unternehmer, auf einigen Kanälen würden zunehmend nicht verifizierte Informationen verbreitet. Er wolle nicht, dass der Dienst zu einer Verschärfung von Konflikten beitrage.

Der europäische Nachrichtenagenturen-Verbund EANA setzt die Mitgliedschaft der russischen Staatsagentur Tass wegen der jüngsten russischen Medienregulierung aus. Das teilte die European Alliance of News Agencies (EANA) in der Schweiz mit. Die russische Regulierung schränke die Medienfreiheit stark ein. Der EANA-Vorstand sei der Ansicht, dass Tass gegen die Statuten und das Leitbild des Verbundes verstoße, weil die Agentur nicht mehr in der Lage sei, unvoreingenommene Nachrichten zu verbreiten. Davor war bekanntgeworden, dass Russland seinen Medien in der Berichterstattung über den Krieg gegen die Ukraine Begriffe wie "Angriff", "Invasion" und "Kriegserklärung" verbieten will. Diese müssten gelöscht werden, hatte die Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor in Moskau am Samstag mitgeteilt.

Das NATO-Land Türkei droht Russland mit der Sperrung von Bosporus und Dardanellen für Kriegsschiffe. Außenminister Mevlut Cavusoglu verweist in einem Interview mit CNN Türk auf den internationalen Vertrag von Montreux, der die Zufahrt von und zum Schwarzen Meer regelt. Die Türkei könne die Durchfahrt von Kriegsschiffe in Kriegszeiten einschränken, sagt Cavusoglu.

Die USA, Italien und Israel haben der Ukraine angesichts des russischen Angriffs zusätzliche Hilfen zugesagt. Die USA kündigten am Sonntag weitere humanitäre Hilfen im Umfang von fast 54 Millionen Dollar (knapp 48 Millionen Euro) an. Die Hilfslieferungen umfassten unter anderem Lebensmittel, Trinkwasser, Medikamente sowie Schutzausrüstung, erklärte Außenminister Antony Blinken. Zudem würden Hilfsorganisationen unterstützt, die bei der Zusammenführung von durch den Krieg getrennten Familien helfen.

27.02.2022 • 15:49 Uhr

USA: Putin konstruiert Gefahren

Die US-Regierung erklärt, dass Russland von der NATO zu keiner Zeit bedroht worden sei. Dass Präsident Wladimir Putin die Atomstreitkräfte jetzt in Alarmbereitschaft versetzt habe, folge einem Muster, sagt die Sprecherin des Präsidialamtes in Washington, Jen Psaki. Putin konstruiere Gefahren, die es nicht gebe, um damit eine russische Aggression zu rechtfertigen. "Wir werden dem entgegentreten", sagt Psaki. "Wir haben die Fähigkeit, uns zu verteidigen."

Von Moskau bis Sibirien sind in vielen russischen Städten Menschen auf die Straße gegangen, um gegen den Krieg in der Ukraine zu demonstrieren. Die Menschen riefen "Nein zum Krieg!".

Die Antikriegsproteste hatten am Donnerstag begonnen, nachdem russische Truppen in die Ukraine einmarschiert waren. Hunderte Demonstranten wurden seitdem täglich festgenommen. Die Protestescheinen kleiner als die am Donnerstag zu sein, als sich Tausende in Moskau und St. Petersburg versammelten. Das wahre Ausmaß war aber schwer einzuschätzen.

Die EU-Kommission ist in Erwartung Hunderttausender Flüchtlinge aus der Ukraine bereit, den Mitgliedsstaaten vorzuschlagen, erstmals Regeln für den Fall eines "massenhaften Zustroms" von Vertriebenen in Kraft zu setzen. EU-Innenkommissarin Ylva Johansson sagte vor einem Krisentreffen der EU-Innenminister in Brüssel, sie habe diesen Vorschlag vorbereitet und sei bereit, ihn vorzulegen. Zuvor wolle sie jedoch hören, ob es die Bereitschaft der Minister gebe, ihn anzunehmen. Dies müsste von einer Mehrheit der EU-Staaten unterstützt werden.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat sich in einer ersten Reaktion besorgt über die Entscheidung von Kremlchef Wladimir Putin gezeigt, die Abschreckungswaffen der Atommacht in besondere Alarmbereitschaft versetzen zu lassen. "Das zeigt, wie ernst die Lage ist und warum wir wirklich zusammenstehen müssen (...)", sagte er in einem BBC-Interview. Zu einer möglichen Reaktion der NATO auf Putins Ankündigung machte er zunächst keine Angaben.

Etwaige Einlagen der russischen Zentralbank bei der Bundesbank sind einem Sprecher der deutschen Notenbank zufolge inzwischen eingefroren worden. Dies sei so beschlossen worden, teilte der Sprecher auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mit. "Und die Entscheidung wurde maßgeblich vom Präsidenten der Bundesbank unterstützt", twitterte er.

Der Bundestag hat von Russland einen sofortigen Stopp des Kriegs in der Ukraine verlangt. "Die Bundesrepublik Deutschland steht fest und unverbrüchlich an der Seite unserer ukrainischen Freundinnen und Freunde", heißt es in einem Antrag, dem die Koalition und die oppositionelle Union im Parlament zustimmten. Sie hatten ihn gemeinsam eingebracht. Eine sofortige Waffenruhe sei das Gebot der Stunde, heißt es in dem Antrag weiter. Humanitäre Hilfe müsse ins Land gelassen werden. Der Bundestag forderte die russische Regierung auf, ihre Truppen sofort vom Gebiet der Ukraine abzuziehen.

Die UN-Botschafterin der USA hat Russlands Präsident Wladimir Putin vorgeworfen, durch die Alarmbereitschaft der russischen Atomstreitkräfte den Konflikt auf inakzeptable Weise zu eskalieren. Das sagte Linda Thomas-Greenfield dem Sender CBS.

Auch Frankreich schließt sich anderen EU-Staaten an und sperrt seinen Luftraum für Flugzeuge und Airlines aus Russland. Die Regelung werde ab Sonntagabend gelten, teilte der französische Staatssekretär für Verkehr, Jean-Baptiste Djebbari, auf Twitter mit. Auf die Invasion in die Ukraine antworte Europa in vollständiger Einheit. Frankreich folgt damit anderen Staaten wie Deutschland, Belgien, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien und Bulgarien. 

Die britische Außenministerin Liz Truss hat vor dem Einsatz von "noch schlimmeren Waffen" durch Russland in der Ukraine gewarnt. Geheimdienstinformationen wiesen darauf hin, dass die ukrainischen Streitkräfte "dem russischen Vormarsch weiterhin widerstehen", doch könnte dies dazu führen, dass der Krieg noch "sehr, sehr blutig" werden könnte, sagte Truss dem Sender Sky News: "Wir müssen darauf gefasst sein, dass Russland versuchen wird, noch schlimmere Waffen einzusetzen".

Die Ukraine hat Friedensverhandlungen mit Russland zugestimmt. Eine russische und eine ukrainische Delegation würden sich an der ukrainisch-belarussischen Grenze treffen, teilte das Büro des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit. Es gebe keine Bedingungen.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat inmitten der Spannungen mit dem Westen wegen des Kriegs in der Ukraine die Atomstreitkräfte seines Landes in Alarmbereitschaft versetzt. Das teilte er bei einem Treffen mit seinen Spitzenberatern mit. NATO-Mitglieder hätten "aggressive Erklärungen" abgegeben, sagte er offenbar unter Bezug auf harte finanzielle Sanktionen gegen Russland und ihn selbst.

Im Krieg mit Russland soll die ukrainische Seite Angaben aus Moskau zufolge nun doch zu Friedensverhandlungen in Belarus bereit sein. "Es wurde die Bereitschaft geäußert, zu den Verhandlungen in die Region Gomel zu kommen", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow nach Angaben von russischen Agenturen. "Die russische Seite und die russische Delegation vor Ort sind vollständig auf die Verhandlungen vorbereitet." Ähnlich äußerte sich der russische Delegationsleiter Wladimir Medinski. Von ukrainischer Seite gab es dafür zunächst keine Bestätigung.

Der israelische Ministerpräsident Naftali Bennett hat mit Kremlchef Wladimir Putin telefoniert. Sie hätten über "die Situation zwischen Russland und der Ukraine" gesprochen, teilte Bennetts Büro anschließend mit. Dem Kreml zufolge informierte Putin "über den Verlauf der Sonder-Militäroperation zum Schutz des Donbass" im Osten der Ukraine. Putin zeigte sich laut der Mitteilung bereit zu Verhandlungen mit der Ukraine. Bennett habe eine Vermittlerrolle angeboten, "um die Feindseligkeiten auszusetzen".

Israel hat sich bisher nicht zu Medienberichten geäußert, wonach der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Bennett gebeten haben soll, in Israel Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine auszurichten.

Zur Berliner Demonstration gegen die russische Invasion in der Ukraine und für Frieden haben sich nach Polizeiangaben bereits deutlich mehr als 100.000 Menschen um den Großen Stern bis zum Brandenburg Tor sowie Unter den Linden versammelt. Es würden aber immer mehr Menschen dazustoßen, auch aus der Richtung vom Alexanderplatz. Die Polizei weist nach eigenen Angaben auf die Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen hin.

Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR ist die Zahl der Menschen aus der Ukraine, die sich auf der Flucht befinden, auf 368.000 gestiegen. Die Zahl basiere auf den Daten nationaler Behörden - und sie steige weiter, teilte das UNHCR über Twitter mit. Nach Angaben des polnischen Grenzschutzes kamen seit Beginn des Ukraine-Kriegs in Polen mehr als 200.000 Flüchtlinge an.

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko hat erklärt, es befänden sich keine russischen Truppen in der ukrainischen Hauptstadt. "Aber unser Militär, die Strafverfolgung und die territoriale Verteidigung fahren fort, Saboteure aufzuspüren und zu neutralisieren", schrieb Klitschko auf seinem Telegram-Kanal.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) erwartet deutliche Konsequenzen für die deutsche Wirtschaft aus dem Ausschluss einiger russischer Banken aus dem Zahlungssystem Swift. "Das wird natürlich auch spürbare Rückwirkungen auf uns hier in Deutschland haben. Auch die Folgen für unsere Energieversorgung müssen wir genau im Blick behalten", sagt DIHK-Präsident Peter Adrian den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. In Russland allerdings würden die Sanktionen eine "sehr starke und schnelle Wirkung" entfalten, wenn wie geplant russische Banken einschließlich der Notenbank isoliert werde.

Auch heute gehen die Menschen in verschiedenen Städten auf die Straße, um gegen den russischen Präsidenten Putin und dessen Einmarsch in die Ukraine zu demonstrieren. In Berlin versammeln sich derzeit Tausende zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule unter dem Motto "Stoppt den Krieg! Frieden für die Ukraine und ganz Europa". Demonstrationen gibt es unter anderem auch in Frankfurt am Main und Hamburg.

In Berlin demonstrieren mehr als 20.000 Menschen gegen Krieg

tagesschau24 13:30 Uhr

Die AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel hat dem Westen eine Mitverantwortung für den Angriff Russlands auf die Ukraine gegeben. Die Hardliner hätten starr an der NATO-Beitrittsperspektive für die Ukraine festgehalten und dabei überheblich Russland den Großmachtstatus abgesprochen, sagte Weidel in der Sondersitzung des Bundestags. "Das ist das historische Versagen des Westens: die Kränkung Russlands."

Dies ändere nichts an der "Verwerflichkeit des russischen Einmarsches", fügte sie hinzu. "Deutschland hat in seinem gegenwärtigen Zustand nichts aufzubieten, um den Worten auch Tagen folgen zu lassen", sagte Weidel weiter. Sanktionen, die den eigenen Bürgern mehr Schaden zufügten als denen, gegen die sie sich richten, könnten den Krieg nicht beenden. Sie seien letztendlich Alibipolitik - "so wie das Anstrahlen des Brandenburger Tores in den ukrainischen Nationalfarben".

Auch sicherheitspolitisch sei Deutschland ein "Leichtgewicht" geworden. "Eine heruntergewirtschaftete Armee und eine marginalisierte Rüstungsindustrie, das ist das Erbe von 16 Jahren Angela Merkel."

Die Fraktionschefin der Linkspartei, Amira Mohamed Ali, hat eingeräumt, "dass wir die Absichten der russischen Regierung falsch eingeschätzt haben". Sie betonte im Bundestag: "Putin ist hier der Aggressor." Auch die Linkspartei stehe geschlossen an der Seite der Ukraine. Aber die Folge könne jetzt nicht sein, dass aufgerüstet werde. Hochrüstung und Militarisierung werde die Linkspartei nicht mitmachen.

Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, zeigte sich beeindruckt von dem langanhaltenden Applaus der Bundestagsabgeordneten zur Ehrung des Kampfes seines Volkes. "Ein wahrlich historischer Moment", schrieb er auf Twitter. "Jetzt freuen wir uns auf historische politische Entscheidungen: EU- und NATO-Beitritt, sowie Hilfsprogramm für die Ukraine."

Bundesfinanzminister Christian Lindner ist zur Aufnahme neuer Schulden bereit, um die Modernisierung der Bundeswehr zu finanzieren. Die Debatte über die Stärkung der Wehrfähigkeit sollte nicht geführt werden "mit der Warnung vor neuen Schulden", sagte Lindner im Bundestag. Die von der Bundesregierung geplanten 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr seien "in dieser Weltlage zunächst Investitionen in unsere Freiheit".

Die EU-Außenminister verhängen noch im Laufe des Tages eine dritte Runde von Sanktionen gegen Russland, erklärt der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell mit Blick auf ein anstehendes virtuelles Treffen der Minister. Die Maßnahmen würden auch den Ausschluss einiger russischer Banken aus dem globalen Zahlungssystem Swift umfassen, schreibt er auf Twitter.

FDP-Chef Christian Lindner hat Russlands Präsident Wladimir Putin vorgeworfen, die die Ukraine angegriffen zu haben, "weil sich ein souveräner Staat in freier Selbstbestimmung dafür entschieden hat, den Weg nach Westen zu gehen." Die Ukraine sei ein souveräner Staat und habe sich gegen Autoritarismus und für die Demokratie und Rechtstaatlichkeit entschieden, sagte Lindner im Bundestag. Deshalb sei der Angriff auf die Ukraine "ein Angriff auf uns alle". Es gehe jetzt darum, Russland zu isolieren - "wirtschaftlich, finanziell und politisch".

Die Stadt Charkiw wird nach Angaben des Gouverneurs der Region vollständig von der Ukraine kontrolliert. "Die Streitkräfte, die Polizei und die Verteidigungskräfte arbeiten, und die Stadt wird vollständig vom Feind gesäubert", schrieb Oleh Sinegubow auf Telegram.

Konfliktparteien als Quelle
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Russlands Zentralbank will auch nach einem Ausschluss der Banken des Landes aus dem internationalen Finanz-Kommunikationssystem Swift die Stabilität gewährleisten. Es gebe genügend Kapital und Liquidität für eine ununterbrochene Funktion bei jeder beliebigen Situation, teilte die Bank mit. "Alle Mittel der Kunden auf den Konten bleiben und sind jeden beliebigen Moment zugänglich", hieß es in der Mitteilung. Auch Bankdienstleistungen würden wie gehabt funktionieren. Zahlreiche russische Bankkunden hatten allerdings über Probleme berichtet, Geld an Automaten abzuheben und mit Karten zu bezahlen.

Außenministerin Annalena Baerbock sagte, die Sanktionen gegen Russland müssten langfristig angelegt sein. Mittel- und langfristig werde der Krieg Russland ruinieren, sagte die Grünen-Politikerin im Bundestag. Aber: "Wir müssen sicherstellen, dass uns nach drei Monaten nicht die Puste ausgeht." Die Sanktionen müssten "das System Putin im Kern treffen" - wirtschaftlich, finanziell und individuell.

Die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen haben eine klare EU-Beitrittsperspektive für die Ukraine gefordert. "Die Ukraine ist zu einem großen Maidan-Platz geworden. Die Ukraine sieht ihre Zukunft in Europa. Die EU sollte der Ukraine sofort Kandidatenstatus und Zugang zu Fördermitteln gewähren", twitterte der lettische Staatspräsident Egils Levits am Sonntag.  Zuvor hatten bereits seine baltischen Amtskollegen Gitanas Nauseda (Litauen) und Alar Karis (Estland) dafür ausgesprochen, der Ukraine den Status eines EU-Beitrittskandidaten zu verleihen. 

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat die Kehrtwende Deutschlands bei Waffenlieferungen mit der Pflicht zur Verteidigung der Ukraine und der UN-Charta begründet. "Wir dürfen die Ukraine nicht wehrlos dem Aggressor überlassen, der Tod und Verwüstung über dieses Land bringt", sagte Baerbock im Bundestag. "Wir tun dies, weil unsere internationale Ordnung auf dem Spiel steht."

Außenministerin Annalena Baerbock hat betont, dass der Westen habe "bis zur letzten Minute" versucht habe, den Konflikt mit diplomatischen Mitteln zu lösen. Aber: "Putin wollte diesen Krieg", sagte Baerbock im Bundestag. Der Kreml habe den Westen lediglich hingehalten und belogen. Die Grünen-Politikerin verteidigte zugleich die Kehrtwende der Bundesregierung, jetzt doch Waffen an die Ukraine zu liefern.

In der EU wird nun auch eine Sperrung von Häfen für Schiffe aus Russland erwogen. Das bestätigten EU-Beamte in Brüssel.

CDU und CSU im Bundestag haben der Bundesregierung Unterstützung für den Kurs gegen den russischen Staatschef Wladimir Putin zugesagt. Man sei darum bemüht, einen gemeinsamen Weg in der Zeit einer großen Herausforderung zu gehen, sagte der Fraktionsvorsitzende Friedrich Merz in der Sondersitzung des Bundestags. Daher sei die Union zur Unterstützung bereit. Merz machte dabei aber Einschränkungen bei Scholz' Vorschlag für ein Sondervermögen für die Bundeswehr.

Belgien schließt sich anderen EU-Staaten an und sperrt seinen Luftraum für Airlines aus Russland. Der europäische Luftraum sei ein offener Luftraum, schrieb Belgiens Premier Alexander de Croo auf Twitter. Er sei offen für diejenigen, die Menschen miteinander verbänden, aber nicht für diejenigen, die brutal aggressiv seien. Ab wann die Regelung gilt, schrieb de Croo nicht.

Im Krieg gegen Russland sollen nun auch Gefangene für die Ukraine kämpfen. Mehrere ehemalige Soldaten seien bereits aus der Haft entlassen worden und kämpften an der Front, sagte Andrij Synjuk von der Generalstaatsanwalt dem Sender Hromadske. Darunter seien auch verurteilte Mörder. Voraussetzungen für eine Entlassung seien Kampferfahrung, Verdienste und aufrichtiges Bedauern. Auch zwei ehemalige Kommandanten nationalistischer Freiwilligenverbände, die wegen Ermordung und Folter von Gefangenen verurteilt worden waren, hätten entsprechende Gesuche gestellt. Darüber sei aber noch nicht entschieden worden, sagte Synjuk.

27.02.2022 • 12:06 Uhr

Lufthansa strickt Flugplan um

Wegen des Kriegs in der Ukraine strickt die Lufthansa ihre Flugpläne nach Fernost um. Den russischen Luftraum will der Konzern mit seinen verschiedenen Fracht- und Passagier-Gesellschaften mindestens für die kommenden sieben Tage meiden. Damit sind erhebliche Umplanungen bei Flügen nach China, Japan und Korea notwendig, wie Unternehmenssprecher bestätigten. Die Flugzeuge sollen Russland südlich umfliegen.

Oppositionsführer Friedrich Merz geht Russlands Präsident Wladimir Putin scharf an. Putin habe sich als "Kriegsverbrecher" entlarvt, sagt Merz im Deutschen Bundestag. "Genug ist genug, das Spiel ist aus", mit Blick auf die gegen Russland verhängten Sanktionen. Die NATO habe Putin und Russland nie bedroht, das wisse auch der russische Präsident. Die einzige Bedrohung für Putin und sein System sei das eigene Volk, sei das Streben der Menschen nach Freiheit und Demokratie.

Österreich befürwortet eine EU-weite Luftraumsperre für russische Flugzeuge. "Wir haben bereits alle notwendigen Vorkehrungen getroffen. Österreich wird seinen Luftraum nach der Entscheidung umgehend für alle russischen Flugzeuge sperren", schrieb Klimaschutz- und Verkehrsministerin Leonore Gewessler auf Twitter. Solche Maßnahmen seien am wirksamsten, wenn die Europäische Union geeint vorgehe. Deshalb sei es wichtig, rasch die notwendigen Beschlüsse zu fassen.

Die Ukraine hat sich nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj mit einem Antrag gegen Russland an den Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag gewandt. "Russland muss dafür zur Rechenschaft gezogen werden, dass es Genozid-Vorwürfe manipuliert, um Aggression zu rechtfertigen", twitterte Selenskyj.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat den Menschen gedankt, die gegen den russischen Angriff auf die Ukraine auf die Straße gehen. "Ich danke allen, die in diesen Tagen Zeichen setzen: Gegen Putins Krieg - und die sich hier in Berlin und anderswo zu friedlichen Kundgebungen versammeln", sagte Scholz im Bundestag. Er danke allen, die für ein freies und offenes, gerechtes und friedliches Europa einstünden. Scholz betonte, was von einem breiten gesellschaftlichen und politischen Konsens getragen werde, habe Bestand auch über die derzeitige Zeitenwende hinaus.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat Russlands Präsident Wladimir Putin persönlich die Verantwortung für den Angriff auf die Ukraine gegeben. "Putin will ein russisches Imperium errichten", sagt Scholz im Bundestag: Es könne keinen Zweifel mehr geben. Man werde aber nicht zulassen, "dass dieser Konflikt zwischen Putin und der freien Welt zum Aufreißen alter Wunden und zu neuen Verwerfungen führt".

Mehr als 200.000 Ukrainer haben nach Daten des UN-Flüchtlingshilfswerks bis zum Sonntag in einem der Nachbarländer Zuflucht vor den angreifenden russischen Truppen gesucht. Die Zahlen änderten sich allerdings ständig, twitterte das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat als Reaktion auf den Ukraine-Krieg und die Abhängigkeit von russischem Erdgas den Bau von zwei Terminals für Flüssigerdgas (LNG) in Deutschland angekündigt. Scholz nannte im Bundestag als Standorte Brunsbüttel und Wilhelmshaven.

Olaf Scholz betont die Entschlossenheit, Artikel 5 der NATO zu achten. Es müsse verhindert werden, dass der Krieg auf andere Länder übergreife, sagt Scholz im Bundestag. "Ohne Wenn und Aber stehen wir zu unserer Beistandspflicht in der Nato", sagt Scholz. Präsident Putin sollte unsere Entschlossenheit nicht unterschätzen."

Bundeskanzler Olaf Scholz hat als Reaktion auf den russischen Angriff auf die Ukraine eine massive Aufstockung der Wehrausgaben angekündigt. Der Bundeshaushalt 2022 solle einmalig mit einem Sondervermögen in Höhe von 100 Milliarden Euro für "notwendige Investitionen und Rüstungsvorhaben" ausgestattet werden, sagte Scholz am Sonntag im Bundestag. Er ergänzte: "Wir werden von nun an - Jahr für Jahr - mehr als zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in unsere Verteidigung investieren."

Wegen des Krieges in der Ukraine sperrt Deutschland seinen Luftraum für russische Maschinen. Die Regelung gilt ab Sonntag, 15.00 Uhr und für zunächst drei Monate, wie das Bundesverkehrsministerium mitteilte.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach der russischen Invasion in sein Land den Rauswurf Russlands aus dem UN-Sicherheitsrat gefordert. Die Invasion komme einem Völkermord gleich, sagte Selenskyj am Sonntag in einer Videobotschaft. "Russland hat den Pfad des Bösen beschritten, und die Welt sollte dazu kommen, ihm seinen Sitz im UN-Sicherheitsrat zu entziehen", sagte Selenskyj.

Der Angriff auf die Ukraine wird nach den Worten von Bundeskanzler Scholz eine "Katastrophe" für Russland werden. Er verweist auf das umfassende Sanktionspaket. "Wir behalten uns weitere Sanktionen vor - ohne irgendwelche Denkverbote", fügt er hinzu. "Machen wir uns nichts vor: Putin wird seinen Kurs nicht über Nacht ändern. Doch schon sehr bald wird die russische Führung spüren, welch hohen Preis sie zahlt." Der Krieg sei eine Katastrophe für die Ukraine. "Aber: Der Krieg wird sich auch als Katastrophe für Russland erweisen."

Bundeskanzler Olaf Scholz rechtfertigt die Entscheidung der Bundesregierung, der Ukraine jetzt doch Waffen zu liefern. "Auf Putins Aggression konnte es keine andere Antwort geben", sagt Scholz im Bundestag.

Bundeskanzler Olaf Scholz nennt den Angriff Russlands auf die Ukraine eine "Zeitenwende in der Geschichte unseres Kontinents". Die Handlungen von Präsident Wladimir Putin seien menschenverachtend, völkerrechtswidrig und "durch nichts und niemanden zu rechtfertigen", sagt Scholz in seiner Regierungserklärung in einer Sondersitzung des Deutschen Bundestages.

Er warf Putin vor, sein Land mit dem Angriff auf die Ukraine ins Abseits zu stellen. "Er stellt sich "ins Abseits der gesamten internationalen Staatengemeinschaft", sagt Scholz. "Nur mit der Notbremse seines Vetos konnte Moskau - immerhin ein ständiges Mitglied des Sicherheitsrats - die eigene Verurteilung verhindern. Was für eine Schande", fügt Scholz hinzu.

Trotz des Angriffs russischer Truppen auf die Ukraine liefert Russland nach eigenen Angaben weiter Erdgas nach Europa. Der Gasfluss durch die Pipeline im Nachbarland Ukraine sei im "Normalmodus", sagte der Sprecher des Staatskonzerns Gazprom, Sergej Kuprijanow, laut Nachrichtenagentur Interfax. "In Übereinstimmung mit den Anfragen der europäischen Verbraucher" sollten am Sonntag 107,5 Millionen Kubikmeter Gas nach Europa gepumpt werden. Sollten die Kapazitäten der Leitung ausgeschöpft sein, werde die russisch-europäische Leitung Jamal genutzt.

Nach mehreren weiteren EU-Staaten haben auch Finnland und Dänemark die Sperrung ihres Luftraums für russische Flugzeuge angekündigt. Helsinki "bereitet sich darauf vor, den Luftraum für den russischen Flugverkehr zu sperren", erklärte Verkehrsminister Timo Harraka bei Twitter. Auch Kopenhagen werde "seinen Luftraum für russische Flugzeuge schließen", erklärte der dänische Außenminister Jeppe Kofod bei Twitter. Er werde beim Treffen der EU-Außenminister "auf ein EU-weites Verbot drängen".

Die ukrainische Regierung beziffert die Verluste des russischen Militärs auf rund 4300 Soldaten. Vize-Verteidigungsministerin Hanna Malyar schreibt auf ihrer Facebook-Seite weiter, diese Zahl müsse allerdings noch verifiziert werden. Zudem habe die russische Armee 146 Panzer, 27 Flugzeuge und 26 Hubschrauber verloren.

Die Deutsche Bahn erleichtert Menschen aus der Ukraine die Flucht nach Deutschland. "Die Deutsche Bahn ermöglicht Geflüchteten mit ukrainischem Pass oder Personalausweis, kostenlos alle Fernzüge aus Polen in Richtung Deutschland bis Berlin zu nutzen", teilte der Konzern mit. Die Regelung gelte von sofort an. "Damit soll Flüchtenden die Weiterreise ab der Grenze erleichtert werden." Die Bahn stehe in engem Austausch mit Behörden und Partnerbahnen in Polen, Tschechien und Österreich.

Vor dem Hintergrund des russischen Angriffs auf die Ukraine bereitet sich Israel auf eine Welle jüdischer Flüchtlinge aus dem Land vor. Eine Organisation zur Unterstützung jüdischer Einwanderung nach Israel erklärte, sie weite ihren Einsatz an ukrainischen Grenzübergängen aus. Sie plane die Eröffnung von sechs Bearbeitungszentren an der Grenze zu Polen, Moldau, Rumänien und Ungarn, teilte die Jüdische Agentur für Israel mit. Zudem sei geplant, ukrainische Juden für die Zeit bis zur Ausreise nach Israel mit vorübergehenden Unterkünften in Grenzstaaten zu unterstützen. Nach Schätzungen des israelischen Außenministeriums leben in der Ukraine mindestens 120.000 Juden. In Israel lebt bereits eine große Zahl von Einwanderern aus der Ukraine.

Die Fraktionen der Ampel-Parteien und der Union im Bundestag wollen neben weiteren Sanktionen gegen Russland und einer besseren Ausstattung der Bundeswehr auch mögliche russische Kriegsverbrechen in der Ukraine aufklären. Man solle Berichten über Kriegsverbrechen durch Russland im Zusammenhang mit der Invasion in die Ukraine nachgehen und "dafür eintreten, diese international zu ahnden", heißt es in einem gemeinsamen Entschließungsantrag der Fraktionen für die Sondersitzung des Bundestages, bei der Kanzler Olaf Scholz eine Regierungserklärung abgeben wird. Weitere Sanktionsschritte seien "fortwährend" der Situation anzupassen.

Johann Wadephul, Fraktion CDU/CSU, zu den Positionen der CDU/CSU im Ukraine Krieg

ARD-Morgenmagazin Extra

Google hat wegen des Ukraine-Kriegs die finanzielle Nutzung seiner Plattformen durch russische Staatsmedien eingeschränkt. Diese könnten dort nun kein Geld mehr verdienen, teilte der US-Internetkonzern am Samstag mit. Zuvor hatten bereits Youtube und Facebook ähnliche Schritte angekündigt. "Als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine setzen wir die Monetarisierung russischer staatlich finanzierter Medien auf unseren Plattformen aus", erklärte ein Google-Sprecher. Je nach Entwicklung der Lage würden weitere Schritte folgen, fügte der Sprecher hinzu.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich für die Bildung einer internationalen "Koalition" zur Unterstützung seines Landes und erste Waffenlieferungen bedankt. "Wir erhalten Waffen, Medikamente, Lebensmittel, Treibstoff, Geld", sagte Selenskyj in einer Videobotschaft. "Eine starke internationale Koalition hat sich gebildet, um die Ukraine zu unterstützen, eine Anti-Kriegs-Koalition", fügte Selenskyj hinzu. Konkret begrüßte der ukrainische Präsident Waffenlieferungen aus Deutschland und Belgien und den Beschluss westlicher Verbündeter, russische Banken aus dem internationalen Zahlungssystem Swift auszuschließen.

Chinas Botschaft hat ihre Unterstützung für die Ausreise chinesischer Staatsbürger aus der Ukraine vorläufig wieder eingestellt. Derzeit sei die Lage für eine Ausreise zu unsicher, erklärte Botschafter Fan Xianrong. Sobald die Sicherheitsbedingungen wieder erfüllt seien, würden die Evakuierungen wieder beginnen.

Chinesischen Angaben zufolge hielten sich vor dem russischen Angriff auf die Ukraine am vergangenen Donnerstag rund 6000 chinesische Staatsbürger zum Arbeiten oder Studieren in dem osteuropäischen Land auf. Während die meisten westlichen Staaten bereits in den Wochen zuvor damit begonnen hatten, ihr Botschaftspersonal aus Kiew abzuziehen und ihre Bürger zum Verlassen der Ukraine aufgefordert hatte, wartete China bis Donnerstag, bevor es ankündigte, Charterflüge für die Ausreise seiner Staatsbürger zu organisieren. Am selben Tag sperrte die Ukraine aber ihren Luftraum für Zivilflüge. Fan beteuerte, dass auch er sich weiter in der Botschaft aufhalte.

Der russische Angriff auf die Ukraine muss nach Ansicht von FDP-Chef und Bundesfinanzminister Christian Lindner weitreichende Folgen für die deutsche Sicherheitspolitik haben. Die Stärkung der Verteidigungsfähigkeit werde vom Randthema der letzten Jahre zu einem zentralen Projekt der nächsten Jahre, sagte Lindner nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa bei einer Sitzung der FDP-Bundestagsfraktion. Er erwarte "eine Zäsur" in der deutschen Sicherheitspolitik, berichteten Teilnehmer weiter.

Die ukrainische Abgeordnete Kira Rudik will der Bevölkerung ein gutes Vorbild sein und bleibt deswegen in Kiew. "Es ist meine Stadt, ich bin die Führerin einer politischen Partei. Die Menschen orientieren sich an mir. Ich möchte, dass wir alle zusammen kämpfen", sagt sie im Interview im ARD-Morgenmagazin.

Kira Rudik, Abgeordnete in der Ukraine, "Wir haben noch eine Nacht überstanden"

ARD-Morgenmagazin Extra

Russland will dem Kreml zufolge seinen Krieg gegen die Ukraine trotz möglicher Verhandlungen mit dem Nachbarland fortsetzen. "Wir haben die ukrainische Seite gewarnt, dass die Militäroperation dieses Mal nicht ausgesetzt wird, wie es gestern geschehen ist", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow nach Angaben von Staatsmedien.

In einem gemeinsamen Entschließungsantrag für den Bundestag fordern die Koalitionsfraktionen und die Union weitere Unterstützung für die Ukraine - finanziell und humanitär, aber auch militärisch. Die Bundesregierung solle "prüfen, ob weitere militärische Ausrüstungsgüter der Ukraine zur Verfügung gestellt werden können", heißt es in dem Antrag, aus dem die Nachrichtenagentur AFP zitiert und der in der Sondersitzung des Bundestags beschlossen werden soll. 

In dem Papier nehmen die Fraktionen auch eine Erhöhung des Wehretats ins Visier: Sie fordern die Bundesregierung auf, "die Modernisierung der Bundeswehr mit dem Ziel voll ausgestatteter und voll einsatzbereiter Streitkräfte weiter voranzutreiben", heißt es in dem Antrag. Dabei gehe es darum, "bestehende Fähigkeitslücken umgehend zu schließen und die notwendigen finanziellen Ressourcen dafür zeitnah und langfristig bereitzustellen".

Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat umfassende Hilfe für Flüchtlinge aus der Ukraine versprochen. Der Bund werde "jede mögliche Unterstützung leisten", sagte sie der "Bild am Sonntag". "Wir sind vorbereitet und sehr aufmerksam hinsichtlich aller denkbaren Auswirkungen dieses Krieges." Es gehe nun darum, schnell, solidarisch und gemeinsam in Europa zu handeln. Die EU-Innenminister wollen noch über den Umgang mit Flüchtlingen aus der Ukraine beraten.

SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich hat sich für eine Verstärkung der Bundeswehr ausgesprochen - ist aber skeptisch, ob dies mit Geld allein erreichbar ist. "Wir können nicht einfach so tun, als ob es nur eine Frage von Etatansätzen ist", sagte ervor einer Sondersitzung des Bundestags zum Ukraine-Konflikt in Berlin. Der Verteidigungsetat sei in den vergangenen Jahren immer wieder erhöht worden, das Ressort habe die Mittel aber nicht ausgeschöpft. "Das zeigt: Wir haben Nachbesserungsarbeit in der Frage des Beschaffungswesens", so Mützenich.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj har an die Solidarität der Menschen im Nachbarland Belarus appelliert. "Von Ihrem Gebiet aus schießen die Truppen der Russischen Föderation Raketen auf die Ukraine", sagte Selenskyj in einer Videobotschaft. "Von Ihrem Gebiet aus werden unsere Kinder getötet und unsere Häuser zerstört." Der belarusische Machthaber Alexander Lukaschenko räumte wenig später ein, dass zwei russische Raketen von belarusischem Gebiet aus abgeschossen worden seien. Belarus selbst habe aber keine Soldaten und auch keine Munition in der Ukraine, betonte er.

Selenskyj rief in seiner Ansprache die Menschen in Belarus dazu auf, sich klar zu positionieren - auch mit Blick auf ein belarusisches Verfassungsreferendum, das am Sonntag anstand: "Wir sind Ihre Nachbarn. Wir sind Ukrainer. Seien Sie Belarus - und nicht Russland!"

Der Judo-Weltverband hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin als Ehrenpräsident und Botschafter der Sportart suspendiert. Das teilte die IJF mit und reagierte damit auf die Invasion Russlands in die Ukraine. Kremlchef Putin ist selbst Träger des Schwarzen Gürtels.

In der zweitgrößten ukrainischen Stadt Charkiw liefern sich nach Angaben der örtlichen Gebietsverwaltung russische und ukrainische Truppen Straßenkämpfe. Die Angreifer seien mit leichter Technik durchgebrochen und auch ins Zentrum der Stadt mit etwa 1,5 Millionen Einwohnern gelangt, teilte der Chef der Gebietsverwaltung, Oleh Synjehubow, bei Facebook mit. Die ukrainischen Streitkräfte würden die Gegner besiegen. Zivilisten sollten in Häusern und Schutzräumen bleiben. Videos in sozialen Netzwerken zeigten mehrere Militärfahrzeuge.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die Ukraine hat von Russland angebotene Verhandlungen in Belarus abgelehnt. Belarus sei selbst an der russischen Invasion beteiligt, denn auch von dort aus habe Russland die Ukraine angegriffen, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj. Die Ukraine sei aber weiter offen für Verhandlungen an anderen Orten. "Wir wollen Frieden, wir wollen ein Ende des Kriegs. Warschau, Bratislava, Istanbul, Baku - das alles haben wir vorgeschlagen", sagte der Präsident in einem Statement. Er hatte bereits zuvor Verhandlungen in Belarus abgelehnt.

Die ukrainischen Streitkräfte ziehen für die Verteidigung der Hauptstadt Kiew weiter Kräfte zusammen. Es gehe vor allem um die Abwehr des russischen Angriffs im Norden und im Nordwesten der Hauptstadt, schrieb Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar bei Facebook. Im ganzen Land laufe die Mobilisierung. Die Luftwaffe habe russische Kampfjets und Transportmaschinen über Kiew abgefangen, im Süden habe die Marine eine russische Landung vereidigt. Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs geht der russische Angriff weiter, allerdings sei das Tempo deutlich gebremst worden.

ARD-Korrespondent Demian von Osten berichtet über die Ereignisse der Nacht und des Morgens.

Demian von Osten, ARD Moskau, zu den weiteren Kämpfen in der Ukraine

ARD-Morgenmagazin Extra

Eine russische Delegation ist zu Gesprächen mit Vertretern der Ukraine in der belarussischen Stadt Homel eingetroffen. Das teilte der Kreml mit. Nach Angaben von Sprecher Dmitri Peskow gehören der Delegation unter anderem Vertreter des Außenministeriums, des Verteidigungsministeriums und der Präsidentenadministration an. "Wir sind bereit. Jetzt warten wir auf die ukrainische Seite", sagte Peskow.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigte an, dass sein Land eine "internationale" Truppe mit Freiwilligen aus dem Ausland aufstellen will. "Dies wird ein entscheidender Beleg für Ihre Unterstützung für unser Land sein", teilte Selenskyj in einer Erklärung mit.

Bei ihrem Angriff auf die Ukraine haben russische Truppen nach eigenen Angaben 471 ukrainische Soldaten gefangen genommen. Die Ukrainer würden weiterhin in Massen den Kampf verweigern, behauptete der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau, Igor Konaschenkow. Nahe der ostukrainischen Großstadt Charkiw habe sich ein ganzes Regiment ergeben, das mit Boden-Luft-Raketenabwehrsystemen vom Typ Buk-M1 ausgerüstet gewesen sei. "Allen ukrainischen Soldaten kommt Respekt und Unterstützung zuteil", sagte Konaschenkow. Sobald bürokratische Formalien erledigt seien, kehrten sie zu ihren Familien zurück.

Seit dem russischen Angriff am Donnerstag seien 975 militärische Objekte zerstört worden, sagte Konaschenkow. Zudem seien acht Kampfflugzeuge und sieben Hubschrauber sowie elf Kampfdrohnen abgeschossen worden. Weitere 28 Flugzeuge wurden demnach am Boden zerstört, ebenso 223 Panzer und andere Kampffahrzeuge. Zur Zahl der getöteten Soldaten in den eigenen Reihen machte Konaschenkow keine Angaben.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

China lehnt weiterhin den Einsatz von Sanktionen gegen Russland ab. In einer am Sonntag veröffentlichten Stellungnahme teilte Außenminister Wang Yi mit, man sei "gegen einseitige Sanktionen, die keine Grundlage in internationalem Recht haben". Beim Telefonat mit der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock am Samstag teilte Wang zudem mit, Sanktionen würden keine Probleme lösen, sondern nur neue Probleme kreieren. Baerbock hatte in dem Gespräch auf die besondere Verantwortung Chinas als ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrates hingewiesen.

Die russischen Streitkräfte melden einem Medienbericht zufolge die "vollständige Blockade" der südukrainischen Städte Cherson und Berdjansk. Dies berichtet die Nachrichtenagentur RIA unter Berufung auf das russische Verteidigungsministerium. Zudem hätten russische Truppen demnach die Stadt Henitschesk und einen Flughafen in der Nähe von Cherson eingenommen.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Nordkorea hat erstmals offiziell zur Eskalation der Ukraine-Krise Stellung genommen - und die USA für den Konflikt verantwortlich gemacht. "Die Grundursache der Ukraine-Krise liegt in der Selbstherrlichkeit und Willkür der USA", heißt es in einem Beitrag auf der Website des Außenministeriums in Pjöngjang. Washington habe "militärische Vorherrschaft unter Missachtung legitimer Forderungen Russlands nach seiner Sicherheit" angestrebt.

Der Text wird einem Forscher der Gesellschaft für internationale Politikstudien namens Ri Ji Song zugeschrieben. Er wirft den USA vor, mit zweierlei Maß zu messen: Die US-Regierung mische sich im Namen von "Frieden und Stabilität" in die inneren Angelegenheiten anderer Länder ein, sie "verurteilt aber ohne triftigen Grund Selbstverteidigungsmaßnahmen, die andere Länder zur Gewährleistung ihrer eigenen nationalen Sicherheit ergreifen". Der Beitrag sei als "zurückhaltende" offizielle Reaktion Nordkoreas zu werten, sagte Park Wang-gon, Professor für Nordkoreanische Studien an der Ewha-Womans-Universität in Seoul. "Das Fazit ist, dass an allem die USA schuld sind."

Russische Truppen sind nach ukrainischen Angaben in die umkämpfte Stadt Charkiw im Nordosten der Ukraine vorgedrungen. Sie seien mit leichten Militärfahrzeugen in die zweitgrößte Stadt des Landes gelangt, auch in das Stadtzentrum, sagt der Gouverneur der Region, Oleh Sinegubow. Ukrainische Streitkräfte versuchten, die russischen Soldaten zurückzudrängen. Zivilisten wurden aufgefordert, nicht nach draußen zu gehen.

Auf Videos, die von dem Innenministeriumsberater Anton Heraschtschenko und dem staatliche Dienst für Sonderkommunikation und Informationsschutz im Internet veröffentlicht wurden, waren mehrere leichte Militärfahrzeuge auf einer Straße und ein brennender Panzer zu sehen.

Die Karte zeigt die Ukraine mit dem Separatistengebiet in Luhansk und Donezk sowie Teile Russlands.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die Ukraine hat an das Rote Kreuz appelliert, dort im Kampf getötete russische Soldaten in deren Heimat zu überführen. Dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz seien entsprechende Bitten des ukrainischen UN-Botschafters und anderer Personen bekannt, sagte die Ständige Beobachterin des IKRK bei den Vereinten Nationen der Nachrichtenagentur AP am Samstagabend in New York. Zahlen lägen der Organisation aber nicht vor, sagte Laetitia Courtois. Botschafter Sergij Kyslytsja hatte am Samstag getwittert, die Ukraine habe das IKRK gebeten, die Rückführung "Tausender Leichen russischer Soldaten" zu ermöglichen, die bei der Invasion in die Ukraine getötet worden seien. In einer beigefügten Grafik war von 3500 getöteten russischen Soldaten die Rede.

Kyslytsja twitterte, Eltern in Russland sollten die Gelegenheit bekommen, "sie in Würde beizusetzen". Es dürfe nicht zugelassen werden, dass der russische Präsident Wladimir Putin "das Ausmaß der Tragödie" verberge, forderte der UN-Botschafter. Courtois erklärte, die aktuelle Sicherheitslage schränke die Möglichkeiten der IKRK-Teams vor Ort ein. "Deshalb können wir keine Zahlen oder andere Einzelheiten bestätigen."

Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow hat seinen Soldaten nach den tagelangen schweren Kämpfen gegen die angreifende russische Armee Mut gemacht. In einem Beitrag auf Facebook sprach er von "drei Tagen, die unser Land und die Welt für immer verändert haben". Dabei sei es den Russen nicht gelungen, wie geplant Kiew zu erobern. "Stattdessen sehe ich eine heldenhafte Armee, eine siegreiche Wache, furchtlose Grenzwächter, engagierte Retter, zuverlässige Polizisten, unermüdliche medizinische Engel."

Resnikow sprach den Verteidigern Mut zu. "Stündlich erkennen immer mehr Menschen, dass es nirgendwo in Europa eine solche Armee gibt." Die Ukraine erwarte nunmehr Hilfe, die vor drei Tagen nicht möglich schien. "Die Dunkelheit wird zurückweichen. Die Morgendämmerung ist nahe."

Bei heftigen Kämpfen in der Umgebung von Hostomel haben ukrainische Truppen nach eigener Darstellung eine aus Russland kommende tschetschenische Sondereinheit zerschlagen. Dabei sei auch der Kommandeur, General Magomed Tuschajew, getötet worden, wie ein Gefangener später verraten habe. Wie die "Ukrainska Pravda" weiter berichtete, erbeuteten die ukrainischen Soldaten bei diesen Kämpfen größere Mengen an Waffen. Die Angaben ließen sich von unabhängiger Seite nicht überprüfen. Hostomel liegt am nordwestlichen Rand der Region Kiew und war zu Beginn des Kriegs Ziel starker russischer Angriffe. Neben dem internationalen Flughafen befindet sich dort auch ein großer Eisenbahnknotenpunkt.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die Bürgermeisterin der Stadt Wassylkiw südwestlich von Kiew hat den Einschlag russischer Raketen gemeldet, die einen Ölterminal in Brand gesteckt haben. Im Internet veröffentlichte Fotos und Videos zeigten Flammen, die in den Nachthimmel steigen. Die Behörden warnten die Bewohner vor giftigen Dämpfen. Die von Russland unterstützten Separatisten in der ukrainischen Provinz Luhansk melden indessen, dass ein Ölterminal in der Stadt Rowenky von einer ukrainischen Rakete gesprengt wurde.

Die russischen Truppen treffen bei ihrem Vormarsch in der Ukraine nach Angaben der US-Regierung auf unerwartet heftigen Widerstand. "Wir haben Anzeichen dafür, dass die Russen zunehmend frustriert sind, weil sie in den letzten 24 Stunden, insbesondere in den nördlichen Teilen der Ukraine, nicht vorankommen", sagte ein Vertreter des Pentagons.

"Nach unseren Beobachtungen ist der Widerstand größer als von den Russen erwartet", sagte der Beamte. "Die ukrainische Luftabwehr, einschließlich der Flugzeuge, ist weiterhin einsatzbereit und greift russische Flugzeuge an verschiedenen Stellen des Landes an und verweigert ihnen den Zugang." Bei ihrem Vorstoß im Süden von der Krim und vom Schwarzen Meer aus waren die russischen Streitkräfte demnach bislang erfolgreicher. "Aber im Norden gibt es den härtesten Widerstand. In und um Charkiw sowie nördlich von Kiew wird immer noch heftig gekämpft", sagte der US-Beamte.

Der bekannte japanische Unternehmer Hiroshi "Mickey" Mikitani wird der Ukraine umgerechnet fast acht Millionen Euro für humanitäre Hilfe spenden. Der Chef des japanischen Online-Handelsriesen Rakuten schrieb in einem Brief an den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, den der Japaner auf dem Kurznachrichtendienst Twitter veröffentlichte: "Meine Gedanken sind bei Ihnen und den Menschen in der Ukraine". Der japanische Milliardär schrieb darin zur russischen Invasion in der Ukraine: "Ich glaube, dass das Niedertrampeln einer friedlichen und demokratischen Ukraine durch ungerechtfertigte Gewalt eine Herausforderung für die Demokratie ist".

Mikitani reiste 2019 nach Kiew und traf Selenskyj. Er hoffe, dass "die Menschen in der Ukraine so schnell wie möglich wieder Frieden haben können", schrieb der Japaner. Seine Spende von einer Milliarde Yen (7,7 Millionen Euro) solle humanitären Maßnahmen dienen, um den Menschen in der Ukraine zu helfen, "die Opfer der Gewalt sind". Er werde die Ukraine und seine Menschen weiter unterstützen, schrieb Mikitani. Dem Japaner gehört auch der japanische Fußballclub Vissel Kobe, für den er vor ein paar Jahren den deutschen Fußball-Weltmeister Lukas Podolski engagiert hatte.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser verspricht umfassende Hilfe für Flüchtlinge aus der Ukraine. "Der Bund wird jede mögliche Unterstützung leisten. Wir sind vorbereitet und sehr aufmerksam hinsichtlich aller denkbaren Auswirkungen dieses Krieges",sagt Faeser der "Bild am Sonntag" laut Vorabbericht. Jetzt gehe es darum, schnell, solidarisch und gemeinsam in Europa zu handeln. Am Freitagabend habe sie mit Bundeskanzler Olaf Scholz und den Ministerpräsidenten gesprochen. Am Montag beraten die EU-Innenminister über die Versorgung der Flüchtlinge.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich bei Frankreichs Präsident Emmanuel Macron für weitere Lieferungen militärischer Ausrüstung bedankt. Macron habe Selenskyj gegen Mitternacht angerufen, erklärte der Elysée-Palast. Paris hatte gestern wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine weitere Militärlieferungen beschlossen. Kiew hatte dem französischen Verteidigungsministerium kürzlich eine Liste benötigter Ausrüstung vorgelegt, darunter vor allem Luftabwehrwaffen.

Bei der Gelegenheit habe der Ukrainer auch Frankreichs Einsatz für den nun gemeinschaftlich von westlichen Staaten beschlossenen Ausschluss russischer Banken aus dem internationalen Zahlungssystem SWIFT gewürdigt. Die USA, Frankreich, Kanada, Italien, Großbritannien, die EU-Kommission und Deutschland hatten sich zuvor auf den SWIFT-Ausschluss geeinigt. Insbesondere die Bundesregierung hatte diesen Schritt lange abgelehnt, während Paris dies forderte.

Die Vereinten Nationen gehen von knapp 300.000 Vertriebenen wegen des Krieges in der Ukraine aus. Wie das UN-Nothilfebüro Ocha unter Berufung auf das Flüchtlingshilfswerk UNHCR berichtete, seien 160.000 Menschen Berichten zufolge innerhalb des Landes auf der Flucht - 116.000 zusätzliche Personen seien in Nachbarländer geflohen. Diese seien vor allem nach Polen gezogen, aber auch nach Moldau und Rumänien. Die Behörden in der Ukraine befürchten bis zu fünf Millionen Flüchtende. Es könnte sich um eine der größten Flüchtlingskrisen der Gegenwart handeln, hatte die amerikanische UN-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield am vergangenen Mittwoch gewarnt.

Auf der Flucht: Wohin sich die Ukrainer vor der russischen Offensive retten

André Berthold, ARD Prag zzt. Ubl'a,, tagesthemen, tagesthemen, 26.02.2022 23:38 Uhr

In der ukrainischen Hauptstadt Kiew ist nach Medienberichten im Verlauf neuer Kämpfe ein Lager mit radioaktiven Abfällen getroffen worden. Die Deponie, eine Zweigstelle des Unternehmens Radon Union, sei von mehreren russischen Granaten getroffen worden, berichtete unter anderem der Sender "Kanal 24". Nach ersten Messungen bestehe "keine Bedrohung für die Bevölkerung außerhalb der Schutzzone", hieß es. Die Angaben ließen sich nicht von unabhängiger Seite überprüfen.

27.02.2022 • 03:11 Uhr

Mindestens 64 Zivilisten getötet

Seit Beginn der russischen Invasion sind nach Angaben des UN-Nothilfebüros OCHA mindestens 64 Zivilistinnen und Zivilisten getötet worden. Das seien aber nur die bestätigten Opfer, die tatsächliche Zahl sei vermutlich deutlich höher, teilte OCHA mit. Fast 180 Menschen seien verletzt worden. Hunderttausende Menschen hätten zudem keinen Zugang mehr zu Strom oder Wasser.

27.02.2022 • 03:04 Uhr

Ukraine bestätigt Großbrände

Die ukrainischen Behörden haben bestätigt, dass sowohl bei Charkiw im Osten als auch südlich von Kiew größere Feuer ausgebrochen sind. Grund der Brände seien russische Angriffe gewesen.

27.02.2022 • 02:27 Uhr

Pipeline bei Charkiw brennt

Bei Kämpfen um die ostukrainische Stadt Charkiw ist offenbar eine Erdgasleitung in Flammen aufgegangen. Nach Darstellung der ukrainischen Agentur Unian wurde die Leitung von russischen Truppen gesprengt. Dies ließ sich nicht von unabhängiger Seite überprüfen.

Unklar war, ob es sich bei der Leitung um eine regionale Erdgasleitung oder um einen Teil der aus Russland nach Europa führenden Leitungen handelt.

27.02.2022 • 01:50 Uhr

Offenbar Treibstoffdepot in Flammen

Der Journalist Christopher Miller hat bei Twitter ein Video veröffentlicht, das ein brennendes Treibstoffdepot südlich von Kiew zeigen soll. Das Depot in Wassylkiw sei von russischen Raketen getroffen worden, schreibt Miller.

Das Video kann nicht verifiziert werden, Miller gilt jedoch als Ukraine-Kenner. Zudem werden in den sozialen Medien ähnliche Videos geteilt, die offenbar das gleiche Feuer aus anderen Blickwinkeln zeigen.

Die ukrainischen Streitkräfte sind nach eigenen Angaben vielerorts schweren Angriffen der russischen Armee ausgesetzt. Es werde "entschlossener Widerstand" geleistet, heißt es in einer in der Nacht verbreiteten Mitteilung der Armee.

Demnach wurde ein russischer Angriff bei Charkiw abgewehrt. Bei Cherson im Süden sei dagegen russischen Einheiten nach erbitterten Kämpfen ein Vorstoß gelungen. Auch in der Region Luhansk tobten demnach schwere Kämpfe. Die Angaben ließen sich nicht von unabhängiger Seite überprüfen.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der ukrainische Botschafter in Deutschland würdigt die deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine als "historischen Schritt". Andrij Melnyk sagte der Nachrichtenagentur dpa:

Wir sind froh, dass Deutschland endlich diese 180-Grad-Wende vollzogen hat.

Lange Zeit sei er mit seinen Mahnungen "nicht ernstgenommen" worden. "Endlich sind die Deutschen erwacht und haben begonnen, richtig zu handeln", so Melnyk.

Ich habe meinen deutschen Freunden und der Bundesregierung immer gesagt, dass sie die schrecklichen Bilder vom Krieg in der Ukraine nicht lange ertragen werden, ohne zu reagieren und umzusteuern.

Die Bundesregierung hatte gestern entschieden, den ukrainischen Streitkräften so schnell wie möglich 1000 Panzerabwehrwaffen sowie 500 "Stinger"-Boden-Luft-Raketen zu liefern. Außerdem wurde den NATO-Partnern Niederlande und Estland die Lieferung von Waffen an die Ukraine genehmigt, die aus deutscher Produktion oder DDR-Beständen stammen. Die Ukraine hatte zuvor monatelang vergeblich Waffenlieferungen von Deutschland gefordert.

Nach Angaben von Elon Musk kann in der Ukraine nun das Satellitennetzwerk Starlink genutzt werden, das einen Internetzugang ermöglicht. Die Kapazität werde zunehmen, versprach Musk in einem Tweet.

27.02.2022 • 00:21 Uhr

Explosionen und Feuer in Kiew

Aus Kiew werden mehrere schwere Explosionen gemeldet. CNN-Reporterin Clarissa Ward, die sich in der der ukrainischen Hauptstadt befindet, meldet zudem ein großes Feuer und Flammenschein aus Richtung eines Flughafens. Einzelheiten dazu liegen nicht vor.

In Kiew gilt eine Ausgangssperre bis Montagmorgen. Die Hauptstadt scheint das Hauptziel der russischen Angreifer zu sein.

27.02.2022 • 00:09 Uhr

Zehn Griechen bei Mariupol getötet

Nach Angaben des griechischen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis wurden durch russische Angriffe zehn Menschen griechischer Herkunft bei Mariupol getötet. Sechs Griechen seien verletzt worden.

"Stoppen Sie die Bombardierung jetzt!", schreibt Mitsotakis auf Twitter. Zunächst hatte die Regierung von zwei getöteten Griechen gesprochen, später von sechs.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 27. Februar 2022 ab 07:00 Uhr.