Krieg in Nahost ++ Neue Fluchtwelle im Norden des Gazastreifens ++
Im Norden des Gazastreifens hat eine neue Fluchtwelle eingesetzt, nachdem Israel die Räumung eines Vororts angeordnet hat. In Israel haben erneut Tausende Menschen für die Freilassung der Geiseln demonstriert. Die Entwicklungen im Liveblog.
- Neue Fluchtwelle im Norden des Gazastreifens nach Räumungsbefehl
- Wieder Proteste in Israel für Geisel-Abkommen
- Schüsse nahe israelischer Botschaft in Jordanien
- Gefechte um Chiam im Libanon, Opfer bei der Armee
Ende des Liveblogs
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Präsenzunterricht wird in Beirut ausgesetzt
Angesichts der anhaltenden israelischen Angriffe auf Beirut wird der Präsenzunterricht in der libanesischen Hauptstadt am Montag ausgesetzt. Die Maßnahme gelte für Schulen, technische Institute und private Hochschulen in Beirut und den angrenzenden Bezirken Metn, Baabda und Schuf, teilte Bildungsminister Abbas Halabi mit. Die Entscheidung sei angesichts der derzeit "gefährlichen Bedingungen" getroffen worden, um die Sicherheit der Schüler und der Bildungseinrichtungen zu gewährleisten. Bis Ende Dezember sollen demnach Online-Kurse als Option angeboten werden.
Libanon meldet Tod eines Soldaten durch israelischen Angriff
Bei einem israelische Angriff auf eine Einrichtung der libanesischen Armee ist nach Militärangaben ein Soldat getötet worden. 18 Menschen hätten bei der Attacke im Südwesten des Landes Verletzungen erlitten, teilte das libanesische Militär mit.
In der Gegend zwischen Tyrus und Nakura ist es zu heftigen Kämpfen zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz gekommen, die vom Iran unterstützt wird. Der geschäftsführende libanesische Ministerpräsident Nadschib Mikati, verurteilte die Angriffe als Attacke auf die von den USA geführten Bemühungen um einen Waffenstillstand. Israel sende eine mit libanesischem Blut geschriebene "Botschaft, die alle Bemühungen und laufenden Kontakte zurückweist", hieß es in einer Erklärung seines Büros.
Das israelische Militär äußerte sich bisher nicht. Frühere Angriffe auf libanesische Truppen hat es als Versehen bezeichnet und erklärt, die Armee sei nicht Ziel seines Kampfes gegen die Hisbollah.
Emirate melden Festnahmen im Mordfall eines Rabbiners
Nach der Tötung eines israelischen Rabbiners in den Vereinigten Arabischen Emiraten haben die Behörden die mutmaßlichen Täter festgenommen. Drei Personen seien im Zusammenhang mit dem Mordfall festgenommen worden, erklärte das Innenministerium. Nach einer Vermisstenanzeige der Familie leiteten die Behörden demnach die Suche ein, entdeckten schließlich die Leiche und identifizierten die Verdächtigen.
Das israelische Außenministerium hatte den Tod des Rabbiners der ultraorthodoxen Chabad-Gemeinschaft, der auch moldauischer Staatsbürger war, zuvor bestätigt. Sein Tod sei ein Fall von "antisemitischem Terrorismus", hieß es in der Stellungnahme des Ministeriums.
Libanon korrigiert Zahl der Opfer vom Samstag nach oben
Bei den israelischen Angriffen am Samstag im Libanon sind mutmaßlich mehr Menschen getötet worden, als bislang bekannt. Das Gesundheitsministerium im Beirut korrigiert die Angaben nach oben auf 84 Opfer. Allein in Beirut sollen demnach mindestens 29 Menschen gestorben sein. Am Samstagabend war zunächst von 20 Getöteten in Beirut und weiteren 13 in zwei Orten nordöstlich der Hauptstadt die Rede gewesen. Insgesamt seien damit seit Oktober vergangenen Jahres 3754 Menschen durch israelische Angriffe ums Leben gekommen, hieß es nach den angehobenen Zahlen am Sonntag.
Iran führt Gespräche zu Atomabkommen
Nach der Verabschiedung einer Atom-Resolution gegen den Iran führt das Land nach eigenen Angaben in den nächsten Tagen Gespräche mit den daran beteiligten europäischen Ländern, darunter Deutschland.
Das Treffen der stellvertretenden Außenminister des Iran, Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens werde am Freitag stattfinden, erklärte der iranische Außenministeriumssprecher Esmaeil Baghaei. Einen Ort für das Treffen nannte er nicht.
In den Gesprächen sollten "mehrere regionale und internationale Fragen und Themen, einschließlich der Probleme in Palästina und im Libanon sowie der Nuklearfrage" erörtert werden, führte Baghaei aus.
Großbritannien bestätigte das bevorstehende Treffen und erklärte: "Wir sind weiterhin entschlossen, alle diplomatischen Schritte zu unternehmen, um den Iran von der Entwicklung von Atomwaffen abzuhalten." Sollte der Iran seine Verpflichtungen nicht erfüllen, könne der im Atomabkommen von 2015 festgelegte "Snapback-Mechanismus" wirksam werden, welcher die Wiedereinführung vieler Sanktionen gegen den Iran ermöglicht, hieß es aus dem Außenministerium in London weiter.
Iran kündigt erneut Vergeltung für israelische Angriffe an
Der Iran bereitet sich auf eine "Antwort" an Israel vor, sagt Ali Laridschani, ein hochrangiger Berater des Obersten Führers Ajatollah Chamenei, in einem von der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim veröffentlichten Interview. Israelische Kampfjets hatten am 26. Oktober Ziele in der Islamischen Republik angegriffen, was wiederum eine Vergeltung dafür war, dass Iran zuvor etwa 200 ballistische Raketen auf Israel abgefeuert hatte.
Netanyahu verurteilt Attacken auf Militärangehörige
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat jüdische Siedler nach Angriffen auf hochrangige Militärs im besetzten Westjordanland scharf kritisiert. "Jegliche Gewalt gegen Offiziere und Soldaten muss mit der vollen Härte des Gesetzes geahndet werden", teilte sein Büro mit. Nach Angaben der Armee hatte eine Gruppe von Siedlern am Freitag Generalmajor Avi Bluth und andere Offiziere in Hebron verfolgt und den Weg versperrt. Bluth sei als Verräter beschimpft worden.
Am Samstag warfen nach Polizeiangaben Dutzende, teils maskierte Siedler Steine auf Soldaten und Grenzpolizisten in der Nähe der Siedlung Itamar im Westjordanland. Einige Jugendgruppen der Siedler lehnen die Zuständigkeit des israelischen Militärs in Gebieten ab, die sie als unter ihrer Kontrolle stehend betrachten. Spitzenvertreter der Siedler haben allerdings wiederholt gefordert, Gewalt dürfe in ihrer Bewegung keinen Platz haben.
Neue Fluchtwelle im Norden des Gazastreifens
Im Norden des Gazastreifens hat eine neue Fluchtwelle eingesetzt, nachdem das israelische Militär die Räumung eines Vororts von Gaza-Stadt angeordnet hat. "Zu Ihrer Sicherheit müssen Sie sofort in den Süden evakuiert werden", hieß es in einer am Samstagabend auf X veröffentlichten Mitteilung des Militärs an die Bewohner des Vorortes Schedschaia.
Grund sei, dass aus dem dicht bebauten Gebiet Raketen auf Israel abgefeuert worden seien. Die radikal-islamische Hamas bekannte sich zu dem Raketenangriff, der einen israelischen Armeestützpunkt zum Ziel gehabt habe. In sozialen und palästinensischen Medien kursieren Bilder, auf denen zu sehen sein soll, wie Bewohner Schedschaias zu Fuß oder auf Eselskarren und Rikschas den Vorort verließen. Familien flohen nach Einbruch der Dunkelheit und bis in die frühen Morgenstunden, berichteten Anwohner und palästinensische Medien.
Hisbollah nimmt militärische Ziele in Israel unter Beschuss
Nach israelischen Angriffen auf Beirut und weitere Orte im Libanon mit dutzenden Toten hat die pro-iranische Hisbollah-Miliz am Wochenende nach eigenen Angaben militärische Ziele in Israel angegriffen. Mit Drohnen und Raketen seien eine israelische Marinebasis in Südisrael und "militärische Ziele" in Tel Aviv angegriffen worden, erklärte die Hisbollah.
Wie die Hisbollah weiter mitteilte, seien bei einer "komplexen Operation" eine "Salve hochmoderner Raketen" und ein "Schwarm von Kampfdrohnen" in Richtung Tel Aviv abgefeuert worden. In einer weiteren Mitteilung der Miliz hieß es, mehrere Kampfdrohnen seien auch in Richtung eines israelischen Marinestützpunkts in der südisraelischen Hafenstadt Aschdod abgefeuert worden. Die israelische Armee kommentierte die Angriffe zunächst nicht. Zuvor hatte die israelische Armee jedoch Luftalarm in mehreren Gebieten im Zentrum und im Norden Israels gemeldet, unter anderem in Vororten von Tel Aviv. Die Armee fing nach eigenen Angaben rund 55 auf den Norden Israels gerichtete Geschosse ab.
Bericht: Israelische Regierung boykottiert Zeitung "Haaretz"
Die linksliberale israelische Zeitung "Haaretz" ist nach eigener Darstellung darüber informiert worden, dass Regierungsstellen nicht mehr mit der Redaktion kommunizieren oder in dem Medium Anzeigen schalten wollen. Ein entsprechender Vorschlag des Medienministers sei von Regierungschef Benjamin Netanyahu gebilligt worden, berichtete "Haaretz" in eigener Sache. Eine offizielle Veröffentlichung der Regierung gab es zunächst nicht dazu.
Hintergrund der Maßnahme sei eine Rede von "Haaretz"-Verleger Amos Schocken im vergangenen Monat, in der er die Regierung Netanyahu scharf kritisiert und von einem "grausamen Apartheid-Regime gegen die palästinensische Bevölkerung" gesprochen hatte. Die Zeitung kritisiert die Regierungspolitik Netanyahus schon lange. Informationsminister Schlomo Karhi hatte bereits in der Vergangenheit einen Regierungsboykott gegen die Zeitung gefordert, der er "defätistische, falsche Propaganda" vorwarf.
Gefechte um Chiam im Libanon - weitere Opfer bei der Armee
Im Libanon liefern sich die israelische Armee und die Hisbollah-Miliz weitere Gefechte um den Ort Chiam im Süden. Die libanesische Armee, die eigentlich nicht an dem Krieg beteiligt ist, beklagt weitere Opfer: Ein Soldat sei getötet worden und 18 weitere verletzt, teilte sie nach einem Angriff auf einen ihrer Stützpunkte nahe der Küstenstadt Tyrus mit.
Die Staatsagentur NNA berichtete, dass Israels Armee diesen mit Artillerie beschossen habe und an einem Waffenlager ein Feuer ausgebrochen sei. Israels Armee äußerte sich zunächst nicht. Die libanesischen Streitkräfte geraten im eigenen Land zunehmend zwischen die Fronten. Seit Israel die Angriffe im Nachbarland im September ausweitete, meldete die Armee mehrere Tote. NNA-Berichten zufolge griff das israelische Militär den wichtigen Ort Chiam im Süden aus der Luft und mit Artillerie an. Bodentruppen versuchten weiter, in den Ort vorzudringen. Es seien die mitunter schwersten Angriffe in Chiam seit zwei Monaten gewesen.
Leiche von vermisstem Israeli in den Emiraten gefunden
Ein in den Vereinigten Arabischen Emiraten vermisster Israeli ist nach Angaben des israelischen Außenministeriums ermordet aufgefunden worden. Die Sicherheitsbehörden des Golfstaates hätten nach intensiver Suche die Leiche des Rabbiners der ultraorthodoxen Chabad-Gemeinschaft gefunden, hieß es. Sein Tod sei ein Fall von "antisemitischem Terrorismus", hieß es in der Stellungnahme des Ministeriums. Zur genauen Todesursache wurden keine Angaben gemacht.
Der Rabbiner, der den Angaben zufolge auch moldauischer Staatsbürger war, lebte laut einem Bericht des Nachrichtenportals ynet in den Emiraten und betrieb in Dubai einen koscheren Supermarkt. Er galt bereits seit Donnerstag als vermisst.
Trudeau verurteilt Gewalt und Antisemitismus bei Protesten in Montreal
Der kanadische Premierminister Justin Trudeau hat Gewalt und "antisemitische Handlungen" bei Protesten anlässlich eines NATO-Treffens in Montreal verurteilt. "Es muss Konsequenzen geben und Randalierer zur Rechenschaft gezogen werden", erklärte Trudeau im Onlinedienst X. "Was wir gestern Abend auf den Straßen von Montreal gesehen haben, war entsetzlich", fügte er hinzu. "Antisemitische Handlungen, Einschüchterung und Gewalt müssen verurteilt werden, wo immer wir sie sehen."
Die NATO hatte am Freitag ihre parlamentarische Versammlung in Montreal abgehalten. Pro-palästinensische und antikapitalistische Organisationen hatten zu Demonstrationen aufgerufen. Autos wurden in Brand gesetzt, Fenster eingeschmissen, Rauchbomben gezündet und Metallgegenstände geworfen, wie die Polizei mitteilte. Drei Menschen wurden demnach festgenommen. Demonstranten verbrannten örtlichen Medienberichten zufolge auch ein Abbild des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu.
Schüsse nahe israelischer Botschaft in Jordanien
Ein Mann ist in der jordanischen Hauptstadt Amman von Sicherheitskräften getötet worden, nachdem er im Stadtviertel, in dem sich die israelische Botschaft befindet, Schüsse abgefeuert hatte. Am frühen Sonntagmorgen sei auf eine Patrouille im Gebiet von Rabieh geschossen worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Petra unter Verweis auf die Behörde für öffentliche Sicherheit.
Bei dem Vorfall seien drei Sicherheitskräfte verletzt und der "Täter getötet" worden, hieß es weiter. Der Mann habe das Feuer eröffnet und sei später von Sicherheitskräften umstellt worden, berichtete Petra. Die drei verletzten Sicherheitsbeamten würden behandelt.
Ob der Vorfall tatsächlich im Zusammenhang mit dem Nahost-Krieg und der israelischen Botschaft stand, ist noch unklar.
Wieder Proteste für Geisel-Abkommen
Tausende Menschen haben in Israel abermals die Freilassung der von der Hamas festgehaltenen Geiseln gefordert. Bei einer Kundgebung in Tel Aviv demonstrierten Hunderte auch wieder gegen Israels Regierung, der sie vorwerfen, den Gaza-Krieg grundlos in die Länge zu ziehen und damit das Leben der Geiseln zu gefährden.
Auch in Jerusalem demonstrierten wieder Hunderte für ein Abkommen mit der Islamistenorganisation, das die Freilassung der am 7. Oktober 2023 aus Israel Entführten vorsieht. Schätzungen zufolge sollen noch etwa die Hälfte der rund 100 verbliebenen Geiseln im Gazastreifen am Leben sein.
Die Entwicklungen vom Samstag zum Nachlesen
Laut der islamistischen Terrororganisation Hamas wurde bei israelischen Angriffen in Gaza eine entführte Israelin getötet. Bei den Attacken kamen nach Angaben von Ärzten auch 120 Palästinenser ums Leben.