Angehörige, Freunde und Unterstützer der von der Hamas entführten israelischen Geiseln halten israelische Fahnen, während sie die letzte Etappe eines viertägigen Marsches von Tel Aviv nach Jerusalem absolvieren und die Freilassung der Geiseln fordern.
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Krieg in Nahost ++ Tausende Israelis demonstrieren für Geisel-Deal ++

Stand: 13.07.2024 23:18 Uhr

Tausende Israelis haben erneut für ein Abkommen zur Freilassung der noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln demonstriert. In Lateinamerika gehört Argentinien nun zu den wenigen Ausnahmen, die die Hamas als Terrororganisation einstufen. Die Entwicklungen von Samstag zum Nachlesen im Liveblog.

13.07.2024 • 23:18 Uhr

Ende des heutigen Liveblogs

Hiermit schließen wir den Liveblog für heute und wünschen eine gute Nacht.

Tausende Israelis haben in Tel Aviv und in Jerusalem für eine Abmachung demonstriert, durch die noch etwa 120 Geiseln in der Gewalt der Hamas ihre Freiheit wiedergewinnen würden. Die Teilnehmer der Kundgebungen warfen Regierungschef Benjamin Netanyahu vor, die indirekten Gespräche mit den Islamisten zur Erzielung einer solchen Vereinbarung zu sabotieren. 

"Netanyahu macht die Geiseln fertig", stand auf einem riesigen Transparent, das Demonstranten in Tel Aviv vor sich hertrugen. Einer der Redner, eine ehemalige Geisel, sagte: "Ich mag nach außen okay wirken, aber der Schmerz belastet mich mehr, als irgendjemand sich vorstellen kann."

Tausende demonstrierten Medienberichten zufolge in Jerusalem vor der Residenz Netanyahus sowie im Seebad Caesarea vor einer Privatvilla des Regierungschefs. Kleinere Kundgebungen gab es in Haifa, Beerscheba und Herzlija. Mehrere hundert Angehörige und Sympathisanten der Geiseln waren in den letzten vier Tagen zu Fuß von Tel Aviv nach Jerusalem marschiert.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas weist der Hamas eine Mitverantwortung für den Gaza-Krieg zu und demonstriert damit wachsende Differenzen aufseiten der Palästinenser. Die Hamas entziehe sich der nationalen Einheit und liefere Israel als Besatzungsmacht Vorwände, heißt es in einer von Abbas' Büro im Westjordanland veröffentlichten Erklärung.

Damit sei die Hamas mitverantwortlich für die Fortsetzung des Kriegs. Abbas verurteilte zudem den israelischen Luftangriff auf Chan Yunis, für den auch die USA als Unterstützer Israels verantwortlich seien.

Die Gespräche über eine Feuerpause im Gazastreifen sind nach Angaben aus Ägypten unterbrochen worden. Zwei Insider sagen der Nachrichtenagentur Reuters, die Gespräche würden ausgesetzt, bis Israel Ernsthaftigkeit zeige.

Zuvor hatte der ägyptische Sender Al Qahera News TV unter Berufung auf einen Insider berichtet, Ägypten werfe Israel vor, die Gespräche zu verschleppen.

Hamas-Militärchef Mohammed Deif ist nach Angaben der Palästinenserorganisation bei dem Luftangriff auf Chan Yunis nicht getötet worden. Ein ranghoher Hamas-Vertreter sagte dem Sender Al Jazeera, Deif höre Netanyahus Stellungnahme dazu und spotte darüber.

Nach Angaben des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu ist noch unklar, ob bei dem Luftangriff auf Chan Yunis der Hamas-Militärchef Mohammed Deif getötet worden ist. Netanyahu bekräftigte, kein Hamas-Anführer werde Israel entkommen. Das israelische Militär hatte zuvor erklärt, der Luftangriff habe Deif und dem Kommandeur Rafa Salama gegolten. Man prüfe das Ergebnis den Angriffs.

Die Zahl der Toten bei dem israelischen Luftangriff auf Chan Yunis ist nach palästinensischen Angaben auf 90 gestiegen. 300 weitere Menschen seien verletzt worden, erklärte die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde im Gazastreifen.

Sophie von der Tann, ARD Tel Aviv, zu den Reaktionen nach israelischem Luftangriff im Gazastreifen

tagesschau, 13.07.2024 20:00 Uhr

Argentinien hat die islamistischen Hamas als terroristische Organisation eingestuft. "Die Hamas hat sich zu den Gräueltaten während des Angriffs auf Israel am 7. Oktober bekannt. Diese reihen sich ein in eine lange Geschichte von Terroranschlägen im Namen der Hamas", teilte das Büro von Präsident Javier Milei am Freitagabend (Ortszeit) mit.

Seit Jahren ist die Hamas etwa von den USA, der EU oder Kanada als Terrororganisation gelistet - in Lateinamerika zählt Argentinien neben Paraguay oder Costa Rica zu den wenigen Ländern, die diesen Schritt gegangen sind. 

Andere Länder wie Kolumbien oder Bolivien hatten die Beziehungen zu Israel wegen des Vorgehens im Gazastreifen abgebrochen. Milei gilt als entschlossener Verbündeter Israels und unterstützt im Gaza-Krieg die Politik der Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu vorbehaltlos. 

Der Vatikan will das umstrittene Palästinenser-Hilfswerk der UN weiter unterstützen. Das sagte der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen, Erzbischof Gabriele Caccia, laut Vatican News in einer Rede vor der UN. Auch habe er die Mitgliedsländer dazu aufgefordert, die "UN Relief and Works Agency for Palestine Refugees" ebenfalls weiter finanziell zu unterstützen. Das UNRWA spiele eine entscheidende Rolle in der Linderung der humanitären Krise im Gazastreifen, so der UN-Diplomat des Papstes. Zugleich forderte er die Organisation auf, ihre Neutralität zu bewahren und zu fördern, damit sie ihre Rolle gemäß dem UN-Mandat erfüllen könne.

13.07.2024 • 15:07 Uhr

Drohnenangriff im Libanon

Bei einem israelischen Drohnenangriff im Libanon sind offenbar zwei Menschen getötet worden. Die beiden seien im Ort Al-Chardli tot in ihrem Fahrzeug aufgefunden worden, berichtete die libanesische Staatsagentur NNA. Bei einem der Todesopfer handle es sich um Mussa Sulaiman von der schiitischen Amal-Bewegung, einem wichtigen Verbündeten der Hisbollah. Die israelische Armee teilte mit, sie habe "zwei Terroristen der Hisbollah" angegriffen. Diese hätten aus dem Südlibanon Geschosse auf israelisches Gebiet feuern wollen.

Auf Fotos, die den Angriff zeigen sollen, war ein schwerbeschädigter Geländewagen auf einer Landstraße zu sehen. Seit Beginn des Gaza-Kriegs kommt es in der israelisch-libanesischen Grenzregion immer wieder zu Konfrontationen zwischen Israels Armee und militanten Gruppierungen wie etwa der Hisbollah.

Die israelische Armee weist die Vorwürfe zurück. "Der Angriff wurde in einem eingezäunten Gebiet durchgeführt, das von der Hamas kontrolliert wird und in dem sich nach unseren Informationen nur Hamas-Terroristen und keine Zivilisten aufhielten", hieß es von der Armee. "Es war ein präziser Angriff. Schätzungen zufolge waren die meisten Opfer ebenfalls Terroristen, die bei Deif und Salama waren." Das getroffene Gebiet sei ein offenes Gebiet, umgeben von Bäumen, mehreren Gebäuden und Baracken. Auf dem Areal gab es demnach keine Zelte. Palästinensischen Angaben zufolge traf Israels Armee Zelte von Vertriebenen.  Alle Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. 

Mindestens zehn Palästinenser sollen in der Nähe von Gaza-Stadt bei einem israelischen Angriff getötet worden sein, wie aus dem Gesundheitssektor verlautete. Der Angriff soll eine Gebetshalle in einem Lager für Vertriebene westlich von Gaza-Stadt getroffen haben.

Ein israelischer Luftangriff auf den Großraum von Chan Yunis im Süden des Gazastreifens galt laut israelischen Regierungskreisen dem Anführer des militärischen Arms der Hamas, Mohammed Deif. Deif sei das Ziel der Attacke gewesen, bestätigte ein israelischer Regierungsvertreter laut der Nachrichtenagentur AP.

Karte: Gazastreifen, dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Nach Angaben des von der Hamas kontrolliertem Gesundheitsministeriums im Gazastreifen sind bei einem israelischem Angriff in Chan Yunis 71 Palästinenser getötet worden, 289 Menschen seien verletzt worden. Die genauen Umstände sind noch unklar. Die Pressestelle der Hamas-geführten Regierung in Gaza sprach von einem "schrecklichen Massaker". Bei dem Angriff seien Zeltunterkünfte vertriebener Palästinenser in Chan Yunis getroffen worden. Israel erklärte, den Angriff zu prüfen.

13.07.2024 • 12:40 Uhr

In der Gegend von Chan Yunis im Süden des Gazastreifens soll es einen israelischen Angriff gegeben haben. Das meldete die Pressestelle der Hamas in Gaza.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die israelische Armee hat eigenen Angaben zufolge ihre Einsätze in der Stadt Gaza fortgesetzt. "In Zusammenarbeit mit der Luftwaffe haben die Soldaten gestern mehrere Terroristen eliminiert", erklärte das Militär.

In der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens wurden demnach "zahlreiche Tunneleingänge" zerstört und ebenfalls Kämpfer der radikalislamistischen Hamas getötet. Zudem habe die Luftwaffe ein Lagerhaus ins Visier genommen, in dem bei dem Hamas-Angriff am 7. Oktober benutzte Gleitschirme gelagert worden seien.

Ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete heute von Artilleriebeschuss im Südosten von Gaza sowie im Zentrum der Stadt. Das Viertel Tal al-Hawa wurde den Angaben zufolge mit Drohnen beschossen. 

Bei einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen sollen nach Angaben einer in Großbritannien ansässigen muslimischen Hilfsorganisation mehrere Helfer getötet worden sein. Der gestrige Angriff habe eine Lagerhalle getroffen, in der Nahrungsmittel für die Verteilung vorbereitet worden seien, teilte die Stiftung Al-Khair Foundation der Nachrichtenagentur AP mit. Die Halle liege in der Gegend Muwasi, die Israel teils als sichere humanitäre Zone deklariert habe.

Zu Tode gekommen sei unter anderem der ranghohe Mitarbeiter Husam Mansur, der vor Ort als Techniker für die Stiftung gewesen sei, hieß es. Das israelische Militär erklärte hingegen, bei Mansur habe es sich um ein ranghohes Mitglied der Hamas gehandelt. Er habe seine Position bei der Stiftung genutzt, um Gelder für die militant-islamistische Gruppe zu sammeln.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die Finanzierung des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA ist vorerst bis September gesichert. "Wir haben unermüdlich mit unseren Partnern daran gearbeitet, das Vertrauen in das Hilfswerk wiederherzustellen", sagte UNRWA-Chef Philippe Lazzarini nach einer Geberkonferenz am UN-Sitz in New York. Nach neuen finanziellen Zusagen könne UNRWA seine Nothilfeprojekte nun bis September fortsetzen.

Das UN-Palästinenserhilfswerk war zu Beginn des Jahres massiv in die Kritik geraten, nachdem Israel die Anschuldigung erhoben hatte, zwölf UNRWA-Mitarbeiter seien direkt an dem beispiellosen Angriff der radikalislamischen Hamas vom 7. Oktober beteiligt gewesen. Als Reaktion auf die Vorwürfe hatten zahlreiche Geberstaaten ihre finanzielle Hilfen ausgesetzt.

Eine offenbar neue Forderung des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu könnte einem Medienbericht zufolge die diplomatischen Bemühungen um ein Geisel-Abkommen mit der islamistischen Hamas im Gazakrieg zum Scheitern bringen. Der Regierungschef soll in Beratungen mit den israelischen Verhandlern als weitere Bedingung für den Abschluss eines Abkommens festgelegt haben, dass dieses Regelungen enthalten müsse, die eine Rückkehr bewaffneter Kämpfer aus dem Süden in den Norden des Gazastreifens verhindern.

Das schrieb laut der Nachrichtenagentur dpa der gut informierte Journalist Barak Ravid im Nachrichtenportal walla.co.il unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten israelischen Teilnehmer der derzeitigen indirekten Verhandlungen, bei denen Ägypten, Katar und die USA vermitteln.

Mehrere Teilnehmer des Verhandlungsteams hätten Vorbehalte gegen diese neue Forderung geäußert, teilte die Quelle mit. Sie sei nicht durchführbar. Es sei nicht klar, warum Netanyahu sie erhoben habe. Das Amt des Ministerpräsidenten wies in walla.co.il die Behauptung, wonach Netanyahu eine neue Forderung erhoben habe, als "grundsätzlich falsch" und "grundlos" zurück. Kritiker unterstellen dem Ministerpräsidenten, an einer Verhandlungslösung nicht interessiert zu sein.

13.07.2024 • 08:35 Uhr

Huthi haben Schiff angegriffen

Die Huthi-Milizen aus dem Jemen haben das Schiff "Charysalis" im Roten Meer und in der Meeresstraße von Bab al-Mandab mit einer Reihe von ballistischen Raketen, Marineinfanterie-Raketen und Drohnen beschossen. Das sagt ein Militärsprecher der vom Iran unterstützten Rebellen.

Die Miliz greift seit Monaten Schiffe in den Gewässern vor dem Land an. Damit wollen sie sich nach eigenen Angaben mit den Palästinensern im Gazastreifen solidarisieren. Das Rote Meer gilt vielen Reedern nach dem Beschuss von Schiffen durch die Huthi-Rebellen als zu gefährlich. Sie nehmen daher große Umwege um Afrika herum in Kauf, wodurch sich Lieferungen verzögern.

UN-Generalsekretär Guterres fordert mehr Mittel für das Palästinenserhilfswerk UNRWA. Israels Militär meldet den Tod eines Soldaten bei Gefechten an der Grenze zum Libanon.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 13. Juli 2024 um 09:55 Uhr.