Schwimmenden Pier im Mittelmeer vor dem Gazastreifen
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Nahost-Krieg ++ USA bauen Landungsbrücke vor Gazastreifen ab ++

Stand: 17.07.2024 23:02 Uhr

Die USA wollen den Hilfsgüter-Pier an der Küste des Gazastreifen endgültig abbauen. An der israelisch-libanesischen Grenze gibt es erneut heftige Gefechte zwischen der Hisbollah und Israels Militär. Der Liveblog vom Mittwoch zum Nachlesen.

17.07.2024 • 23:02 Uhr

Ende des Liveblogs

Wir beenden an dieser Stelle den Liveblog - vielen Dank für Ihr Interesse!

Der vom US-Militär für den Transport von Hilfsgütern in den Gazastreifen errichtete provisorische Pier wird abgebaut. Das erklärte der stellvertretende Befehlshaber des US-Zentralkommandos, Brad Cooper, vor Reportern im Pentagon in Washington. Das Ganze sei eine "noch nie dagewesenen Operation" gewesen, der Pier habe jedoch seine "beabsichtigte Wirkung" erzielt, so der Vizeadmiral.

Die provisorische Landungsbrücke war seit Mitte Mai genutzt worden, um über den Seeweg angelieferte Hilfsgüter in den Gazastreifen zu bringen. Am Ende desselben Monats musste er bereits wegen Unwetterschäden repariert werden. Am 9. Juni wurde er zunächst wieder in Betrieb gesetzt, um dann knapp eine Woche später vorerst wieder abgebaut zu werden.

Da das US-Militär jetzt die Seeroute für humanitäre Hilfe aufgibt, rücken Überlegungen wieder in den Fokus, den Hafen von Aschdod als Ersatz zu nutzen.

Nach einem Angriff der Huthi-Rebellen auf einen Öltanker ist vor der Küste des Jemen ein Ölteppich von 220 Kilometern Länge gesichtet worden. Satellitenaufnahmen der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) hätten gestern einen Ölteppich in der Nähe der Stelle gezeigt, wo die Huthi den Tanker "Chios Lion" attackiert hätten, teilte die Nichtregierungsorganisation Conflict and Environment Observatory (CEOBS) mit Sitz in Großbritannien auf X mit.

Der Ölteppich lasse darauf schließen, dass "das beschädigte Schiff Öl verliert", erklärte CEOBS. Der unter liberianischer Flagge fahrende Tanker "Chios Lion" war am Montag 97 Seemeilen nordwestlich der jemenitischen Hafenstadt Hodeidah angegriffen worden. 

Im Gazastreifen sind palästinensischen Berichten zufolge bei Angriffen der israelischen Streitkräfte wieder mehrere Menschen ums Leben gekommen. Bei Angriffen auf Ziele in der Stadt Rafah sowie auf das Flüchtlingsviertel Nuseirat seien fünf Menschen getötet worden, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Nuseirat liegt im Zentrum des Küstenstreifens.

Israels Armee teilte mit, in Rafah Personen angegriffen und getötet zu haben, die Raketen auf israelische Soldaten gefeuert hätten. Gestern habe die Luftwaffe dort zudem Ziele angegriffen, von denen aus zuvor Geschosse nach Israel gefeuert worden seien. Laut Militär wurden auch im zentralen Abschnitt des Küstenstreifens Menschen getötet. Im Norden des Gebiets hätten Soldaten gestern zudem einen Scharfschützen der Hamas sowie ein weiteres Mitglied der Terrororganisation getötet.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Israels Militäreinsatz im Gazastreifen hat nach den Worten des israelischen Verteidigungsministers Joaw Gallant die notwendigen Voraussetzungen geschaffen, die eine Vereinbarung über die Freilassung der Geiseln aus der Gewalt der Hamas ermöglichen. Das sei zum jetzigen Zeitpunkt das höchste moralische Gebot, sagte er in einem nächtlichen Telefonat mit US-Verteidigungsminister Lloyd Austin, wie Gallants Ministerium mitteilte.

Bei israelischen Angriffen im Libanon sind den libanesischen Staatsmedien zufolge fünf Menschen getötet worden, darunter drei syrische Kinder. Die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete, bei einem "feindlichen Angriff" seien am Dienstag "drei syrische Kinder" auf einem Feld im Dorf Umm Tut im Südlibanon getötet worden. Zwei weitere Syrer seien bei einem Drohnenangriff auf ein Motorrad auf der Straße nach Kfar Tebnit im Südlibanon getötet worden.

Aus libanesischen Sicherheitskreisen verlautete es, bei den beiden Syrern habe sich um "Zivilisten" gehandelt, die im Südlibanon gearbeitet hätten und in der Nähe des Angriffsorts schwimmen gegangen seien. Die libanesische Hisbollah-Miliz feuerte als Vergeltung Raketen auf den Norden Israels ab.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Hilfsorganisationen kritisieren in einem Bericht, dass es "nahezu unmöglich" geworden sei, Menschen im Gazastreifen zu helfen. Zu den Gründen gehörten Treibstoffmangel, Angriffe der israelischen Armee und zu wenige eintreffende Hilfsgüter, erklärten die 13 Organisationen.

Auch seien als Schutzzonen deklarierte Gegenden oft nicht sicher. Zudem fehle es an medizinischem Material und Arzneimitteln. Die Organisationen sind nach eigenen Angaben im Gazastreifen tätig, darunter Ärzte der Welt, Oxfam und Care.

Von der Terrororganisation Hamas angeführte Extremisten haben bei ihrem Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober zahlreiche Kriegsverbrechen begangen. Zu diesem Schluss kommt die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht mit 236 Seiten.

Die Taten der Terroristen, die bei dem Überfall etwa 1200 Menschen ermordeten und mehr als 250 weitere als Geiseln verschleppten, erfüllten die internationale Rechtsdefinition von Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, hieß es.

Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass sich fünf bewaffnete Palästinensergruppen, angeführt von den Kassam-Brigaden der Hamas, an Kriegsverbrechen beteiligten und das Völkerrecht verletzten, indem sie mordeten, folterten, Geiseln nahmen, plünderten und Verbrechen verübten, die sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt beinhalteten.

Die Militärbefehlshaber der Terrororganisation Hamas im Gazastreifen drängen einem Medienbericht zufolge nach US-Erkenntnissen ihren Anführer Jahia Sinwar zu einem Waffenstillstandsabkommen mit Israel. Das habe CIA-Direktor Bill Burns auf Basis von US-Geheimdienstinformationen auf einer Unternehmerkonferenz in den USA hinter verschlossenen Türen gesagt, zitierte der US-Sender CNN eine informierte Quelle. Demnach dürfte sich Al-Sinwar derzeit in Tunneln unter Chan Junis im Süden Gazas versteckt halten.

Sinwar gilt als maßgeblicher Planer des Massakers in Israel vom 7. Oktober.

Angesichts der erneuten Angriffe der libanesischen Hisbollah auf den Norden Israels wollen die USA die militärische Zusammenarbeit mit ihrem Verbündeten stärken. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin und sein Kollege Yoav Gallant hätten über die laufenden Angriffe der proiranischen Schiitenmiliz gesprochen, teilte das Pentagon mit.

Die beiden Minister hätten dabei auch Möglichkeiten zur Verbesserung der militärischen Zusammenarbeit zwischen den USA und Israel als Reaktion auf eine Reihe regionaler Sicherheitsbedrohungen erörtert. 

An Israels nördlicher Grenze spitzt sich die Lage erneut zu. Die proiranische Hisbollah-Miliz feuerte rund 80 Raketen in mehreren Angriffswellen auf den Norden Israels ab. Dies sei eine Reaktion auf den Tod von fünf Syrern bei israelischen Angriffen im Süden des Libanon, hieß es.

Israels Armee fing einige Raketen nach eigenen Angaben ab, andere seien auf offenes Gelände gefallen. Es gebe keine Verletzten. Die israelische Luftwaffe griff in Reaktion auf den Raketenbeschuss Stellungen der Hisbollah im Süden des Libanon an, wie das Militär am Abend mitteilte. Die Angaben beider Seiten konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Das israelische Militär will ab Sonntag ultraorthodoxe Männer zum Militärdienst einziehen. Bei Angriffen in Gaza sind nach palästinensischen Angaben mehr als 30 Menschen gestorben.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete das Morgenmagazin am 17. Juli 2024 um 05:45 Uhr.