Israelische Flagge
liveblog

Krieg in Nahost ++ Israel: Offensive gegen Hisbollah in Planung ++

Stand: 26.07.2024 22:30 Uhr

Israels Armee bereitet laut eigenen Angaben eine "entscheidende Offensive" gegen die Hisbollah-Miliz im Libanon vor. Das UN-Welternährungsprogramm sieht sich gezwungen, Lebensmittelrationen in Gaza zu verkleinern. Der Liveblog vom Freitag zum Nachlesen.

26.07.2024 • 22:30 Uhr

Ende des Liveblogs

Damit schließen wir diesen Liveblog für heute. Vielen Dank für Ihr Interesse und bis morgen.

In Rom sind für Sonntag weitere Gespräche über eine Waffenruhe im Gazastreifen und eine Freilassung der in der Gewalt der militant-islamistischen Hamas verbliebenen Geiseln geplant, zu denen laut Nachrichtenagentur AP auch CIA-Direktor William Burns erwartet wird. Er solle dort mit israelischen, ägyptischen und katarischen Regierungsvertretern zusammentreffen, hieß es den Angaben nach aus informierten US-Kreisen. Demnach wird Burns mit dem katarischen Ministerpräsidenten Mohammed Bin Abdul Rahman al-Thani, Mossad-Chef David Barnea und dem ägyptischen Geheimdienstdirektor Abbas Kamel sprechen.

Zudem werde erwartet, dass Brett McGurk, Koordinator des Weißen Hauses für den Nahen Osten und Nordafrika, kommende Woche für Gespräche mit Spitzenpolitikern in der Region über einen möglichen Geisel-Deal wieder in den Nahen Osten reist.

Israel muss nach Ansicht von Außenministerin Annalena Baerbock seine Militäreinsätze im Gazastreifen überprüfen. Die Bundesregierung frage immer wieder nach, wie es sein könne, dass Orte getroffen wurden, die vorher als Schutzzonen ausgewiesen gewesen seien. "Auf jeden Fall muss man intensiv überprüfen, wie das Vorgehen der israelischen Armee in den letzten Monaten war", sagte die Grünen-Politikerin auf einer Veranstaltung der Wochenzeitung Zeit. Dies ändere nichts am Recht auf Selbstverteidigung Israels gegen die Hamas, so Baerbock.

Zudem begrüßte sie die geplante Stationierung von US-amerikanischen Langstreckenwaffen in Deutschland ab 2026 und forderte eine personelle Aufstockung der Bundeswehr. Angesichts des Vorgehen Russlands sei es notwendig, dass sich Deutschland um Abschreckung bemühe, sagte Baerbock bei der Veranstaltung in Hamburg. Die Frage der Stationierung von Mittelstreckenraketen gehöre dazu. Es sei völlig falsch, dass dies eine neue Debatte sei. Die Bundesregierung habe schon vor eineinhalb Jahren öffentlich gemacht, dass Deutschland diese Fähigkeiten brauche.

Israel und die militant-islamistische Hamas haben US-Regierungskreisen zufolge, auf die sich die Nachrichtenagentur AP bezieht, Einigkeit über einen Grundrahmen für ein möglichen Abkommen für eine Waffenruhe im Gaza-Krieg erzielt. Es gebe allerdings noch einige wesentliche Streitpunkte zwischen beiden Seiten, die gelöst werden müssten, sagten den Angaben nach ranghohe Mitglieder der Regierung von Präsident Joe Biden. Zu den Differenzen gehöre etwa die Forderung der Hamas nach einem sofortigen Rückzug israelischer Truppen aus dem Philadelphi-Korridor - einem fast 14 Kilometer langen Landstreifen, der auf der Gaza-Seite der Grenze zu Ägypten verläuft.

Israels Premier Benjamin Netanyahu hat den republikanischen Kandidaten und Ex-US-Präsidenten Donald Trump auf dessen Anwesen im US-Bundesstaat Florida getroffen. Einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters zufolge sagte Trump, er habe "immer ein sehr gutes Verhältnis" zu Benjamin Netanyahu gehabt. Netanyahu, der Trump den Angaben nach an einem Tisch gegenüber saß, sagte, Israel werde "wahrscheinlich Anfang der Woche" ein Verhandlungsteam zu den Waffenstillstandsgesprächen nach Rom entsenden.

Donald Trump (links) und Benjamin Netanyahu in Anwesen Mar-a-Lago.

Der republikanische Präsidentschaftskandidat und ehemalige US-Präsident Donald Trump empfing den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu in Mar-a-Lago.

Die israelische Armee bereitet laut eigenen Angaben eine "entscheidende Offensive" gegen die Hisbollah-Miliz im Libanon vor. Die Truppen bereiteten sich auf den "Übergang zur Offensive" vor, sagte der israelische Generalmajor Ori Gordin laut Militärangaben, auf die sich die Nachrichtenagentur AFP bezieht. "Wenn der Moment kommt und wir in die Offensive gehen, wird es eine entscheidende Offensive", fügte er hinzu. 

Bei den seit Monaten andauernden Gefechten habe die Armee bereits "Tausende" Ziele entlang der Grenze zwischen Israel und dem Libanon "zerstört". Der Befehlshaber für die Truppen im Norden Israels sagte zudem, die Armee habe im Libanon bisher "mehr als 500 Terroristen eliminiert", die meisten gehörten demnach der mit dem Iran verbündeten Hisbollah an. 

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die israelischen Minister Itamar Ben-Gvir und Bezalel Smotrich haben US-Vizepräsidentin Kamala Harris für deren Aufruf zu einem Waffenruhe-Abkommen zwischen Israel und der militant-islamistischen Hamas scharf kritisiert. "Es wird kein Ende des Krieges geben, Frau Kandidatin", schrieb Polizeiminister Ben-Gvir auf X.

Er nahm Bezug auf ein Treffen zwischen Harris, der wahrscheinlichen Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, und dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu am Donnerstag in Washington. Harris betonte im Anschluss die Notwendigkeit, die im Gazastreifen verbliebenen Geiseln der Hamas nach Hause zu holen. Zudem verwies die Vizepräsidentin auf die weit verbreitete Not der Zivilbevölkerung in dem palästinensischen Gebiet inmitten der anhaltenden Kämpfe.

Israels Finanzminister Smotrich behauptete, dass Harris mit ihren Äußerungen "offengelegt" habe, dass die Vereinbarung einer Waffenruhe einer Kapitulation vor der Hamas gleichkäme. "Es ist verboten, in diese Falle zu tappen!", schrieb er.

Der Nachrichten-Webseite "Axios" zufolge wird erwartet, dass CIA-Direktor William Burns am Sonntag in Rom mit hochrangigen israelischen, katarischen und ägyptischen Vertretern zusammentrifft. Dabei gehe es um das angestrebte Geisel- und Waffenstillstandsabkommen für den Gazastreifen, das zu einem Abschluss gebracht werden solle, berichtete "Axios" unter Berufung auf Insider aus den USA und Israel.

Großbritannien gibt unter der neuen Labour-Regierung das Vorhaben auf, Klage gegen den Antrag auf Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs für den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu einzureichen. Das Land werde sich bei dem Antrag nicht einmischen, teilte das Büro von Premierminister Keir Starmer mit. Das Gericht hatte der britischen Regierung eine Frist bis (heutigen) Freitag gesetzt, um den Haftbefehl anzufechten.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schickt mehr als eine Million Dosen an Polio-Impfstoffen in den Gazastreifen. Sie sollten in den kommenden Wochen verabreicht werden, um eine Ansteckung von Kindern zu verhindern, sagt WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus der britischen Zeitung The Guardian.

"Obwohl bisher noch keine Fälle von Polio registriert wurden, ist es ohne sofortige Maßnahmen nur eine Frage der Zeit, bis die Krankheit Tausende ungeschützter Kinder erreicht." Kinder unter fünf Jahren und insbesondere Säuglinge seien am stärksten durch die Krankheit gefährdet.

Das Welternährungsprogramm (WFP) sieht sich gezwungen, die Lebensmittelrationen für die Familien im Gazastreifen zu verkleinern. Nur so sei es möglich, eine umfassende Versorgung für die neu vertriebenen Menschen zu gewährleisten, teilt das WFP, eine Organisation der Vereinten Nationen, auf X mit.

"Die Nahrungsmittelvorräte und humanitären Hilfsgüter im Zentrum und Süden des Gazastreifens sind sehr begrenzt, und es gelangen kaum kommerzielle Lieferungen dorthin", fügt das WFP hinzu.

Es ist eine symbolische Geste in Zeiten des Krieges: Das Welterbekomittee der Weltkulturorganisation UNESCO beschließt, das Kloster des Heiligen Hilarion im Gazastreifen auf die Liste des Weltkulturerbes zu setzen. Außerdem kommt das in byzantinischer Zeit gegründete Kloster auf die Liste des gefährdeten Weltkulturerbes. 

Angesichts der unmittelbaren Bedrohung im Zusammenhang mit dem Konflikt im Gazastreifen habe das Welterbekomitee auf ein Dringlichkeitsverfahren zurückgegriffen, teilte die Organisation mit. Damit werde sowohl der außergewöhnliche universelle Wert des Klosters anerkannt als auch die Pflicht, es angesichts drohender Gefahren zu schützen.

Ein Blick auf die archäologische Stätte des Heiligen Hilarion Klosters im Zentrum des Gazastreifens. (Archivbild vom 8. Juni 2022)

Die archäologische Stätte des Hilarion-Klosters im Zentrum des Gazastreifens: Es gilt als die erste Klostergemeinschaft im Heiligen Land. Das Bild stammt aus 2022, also vor Beginn des Gaza-Krieges.

Der Iran weist Israels Warnungen vor möglichen Anschlägen von proiranischen Gruppen auf israelische Sportler während der Olympischen Spiele in Paris vehement zurück. "Terroroperationen haben keinerlei Platz in der politischen Doktrin der (antiisraelischen) Widerstandsgruppen", schrieb die iranische UN-Mission in New York in einer Presseerklärung. Israel könne "mit solchen Lügen und Ablenkungsmanövern nicht von der Täter- in die Opferrolle schlüpfen", so die Presseerklärung laut Nachrichtenagentur Isna.

Kurz vor Beginn der Olympischen Spiele in Paris hatte Israels Außenminister Israel Katz vor möglichen Anschlägen auf die Sportler seines Landes gewarnt. "Wir verfügen derzeit über Einschätzungen in Hinblick auf potenzielle Bedrohungen, die Terroristen aus Gruppen, die mit dem Iran verbündet sind, und andere Terrororganisationen darstellen", schrieb der Minister in einem Brief an seinen französischen Amtskollegen Stéphane Séjourné, aus dem die Times of Israel zitierte. 

Seit Beginn eines neuen israelischen Angriffs in Chan Yunis im südlichen Gazastreifen sind nach Darstellung der Armee etwa 100 bewaffnete Hamas-Mitglieder getötet worden. Die Offensive begann am Montag, nachdem sich in der Stadt nach israelischen Informationen Kämpfer der militant-islamistischen Hamas neu organisiert hatten. Der Einsatz diente demnach auch dem Ziel, die Leichen von fünf israelischen Geiseln zu bergen.

Bei Luftangriffen und Panzerbeschuss gab es aber auch zahlreiche zivile Opfer. Allein zu Beginn des Einsatzes am Montag kamen mindestens 71 Palästinenser ums Leben, unter ihnen Frauen und Kinder, wie die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa unter Berufung auf Krankenhausmitarbeiter berichtete.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Karte: Gazastreifen, dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Australien, Neuseeland und Kanada fordern eine umgehende Waffenruhe im Gazastreifen. Das Leid der Menschen sei unzumutbar und dürfe nicht weitergehen, teilten die drei Länder in einer gemeinsamen Stellungnahme mit. Sie riefen alle Beteiligten auf, Zurückhaltung zu üben und die Situation zu deeskalieren. Sie betonten, dass sie die Handlungen der radikal-islamischen Palästinenserorganisation Hamas verurteilten. Israel riefen sie auf, auf eine Zweistaatenlösung hinzuarbeiten.

Mit Gesängen, wie "ja zum Frieden, ja zu einem Deal" sind am Donnerstagabend Hunderte arabische und jüdische Israelis durch Tel Aviv gezogen. Sie forderten ein Ende des Kriegs im Gazastreifen und eine Waffenruhe. Weiter riefen sie zu einer Wiederbelebung der palästinensisch-israelischen Beziehungen und Friedensbemühungen auf.

Demonstranten protestieren für ein Ende des Gaza-Krieges in Tel Aviv, Israel.

Seit dem Beginn des Kriegs kommt es in Tel Aviv mehrmals pro Woche zu Demonstrationen, die zum einen von Familien der Geiseln, zum anderen von Regierungskritikern organisiert werden. Manchmal rufen auch jüdisch-arabische Friedensgruppen zu Demonstrationen auf. 

US-Präsident Joe Biden hat den israelischen Regierungschef Benjamin Netanyahu zu einem zügigen Abkommen über eine Waffenruhe und Freilassung der Geiseln im Gaza-Krieg gedrängt. Biden habe bei dem Treffen im Weißen Haus auf die Notwendigkeit hingewiesen, "die verbleibenden Lücken zu schließen, das Abkommen so schnell wie möglich abzuschließen, die Geiseln nach Hause zu bringen und ein dauerhaftes Ende des Krieges in Gaza zu erreichen", heißt es in einer Mitteilung des Weißen Hauses.

Der israelische Premier Benjamin Netanyahu schreibt auf der Plattform "X", dass er sich nach seiner Rede vor dem US-Kongress in Washington mit Tesla -Chef Elon Musk getroffen hat. "Wir diskutierten die Chancen und Herausforderungen der KI, ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Gesellschaft und erkundeten Möglichkeiten der technologischen Zusammenarbeit mit Israel", so Netanyahu.

Die Angehörigen von acht in Gaza festgehaltenen amerikanisch-israelischen Entführten hoffen nach einem Treffen mit US-Präsident Joe Biden und dem israelischen Premierminister Benjamin Netanyahu auf ein baldiges Geisel-Abkommen. Sie seien nach dem Gespräch im Weißen Haus "optimistischer als zuvor", dass in den kommenden Tagen ein Abkommen zustande kommt, zitierte das US-Nachrichtenportal "Axios" Quellen, die bei dem Treffen der Angehörigen mit Biden und Netanyahu dabei waren. 

Das einstündige Treffen im Weißen Haus habe im Rahmen von Bidens Bemühungen stattgefunden, Druck auf Netanyahu auszuüben, damit dieser ein Abkommen abschließt, berichtete "Axios" unter Berufung auf US-Beamte. Laut drei Quellen, die an dem Treffen teilnahmen, sagte Netanyahu den Angehörigen zu, Israel werde innerhalb weniger Tage einen aktualisierten Vorschlag für ein Abkommen vorlegen. Nächste Woche sollen die indirekten Verhandlungen, bei denen die USA, Katar und Ägypten vermitteln, fortgesetzt werden.

Wie eine palästinensische Behörde mitgeteilt hat, ist am Morgen ein Führungsmitglied der militant-islamistischen Hamas im Westjordanland in israelischer Gefangenschaft gestorben. Mustafa Muhammad Abu Ara sei aufgrund einer starken Verschlechterung seines Gesundheitszustandes gestorben, erklärte die Palästinensische Kommission für Angelegenheiten von Gefangenen.

Abu Ara sei während seiner Haft gefoltert und ausgehungert worden, behauptete die Aktivistengruppe Palästinensischer Gefangenenclub. Der 63-Jährige habe keine angemessene medizinische Behandlung bekommen. Die israelische Gefängnisbehörde kommentierte die Umstände des Todesfalls zunächst nicht.

24.07.2024 • 04:14 Uhr

Der Liveblog vom Donnerstag

Israel hat vor Beginn der Olympischen Spiele vor Anschlägen auf israelische Sportler gewarnt. US-Vizepräsidentin Harris hat das Verbrennen der US-Flagge bei Protesten gegen Israels Premier Netanyahu verurteilt. Die Entwicklungen vom Donnerstag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 26. Juli 2024 um 06:05 Uhr.