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Nahost-Krieg ++ Israel entsendet Delegation zu Waffenruhe-Gesprächen ++

Stand: 29.03.2024 23:01 Uhr

Israels Premier Netanyahu entsendet eine Delegation zu neuen Verhandlungen über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln. Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben einen Hisbollah-Kommandeur getötet. Die Entwicklungen vom Freitag zum Nachlesen.

29.03.2024 • 23:01 Uhr

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Polizisten haben in Jerusalem eine Kundgebung von Antikriegs-Aktivisten gewaltsam aufgelöst. Rund 50 Demonstranten versammelten sich, die Transparente mit Forderungen nach einer Waffenruhe im Gazakrieg hochhielten. In der Folge kam es zu Handgemengen mit Beamten, die versuchten, Teilnehmern Megafone und Plakate zu entwinden.

Laut der Nachrichtenagentur AP zeigte ein Handyvideo, wie ein Polizist einer auf dem Boden knienden Person einen Tritt in die Seite versetzte. Fünf Personen, darunter ein Journalist, seien festgenommen worden, teilte die Polizei demnach mit. Sie erklärte zudem, dass die Kundgebung nicht bei den Behörden angemeldet worden sei. Die Teilnehmer hätten dann Aufforderungen ignoriert, die Versammlung aufzulösen.

Israel hat einen UN-Bericht hinsichtlich einer drohenden Hungersnot im Gazastreifen massiv kritisiert. Der in der vergangenen Woche erschienene Bericht, der international Besorgnis ausgelöst hatte, enthalte Ungenauigkeiten, zweifelhafte Quellen und Informationslücken, so die zuständige israelische Behörde für zivile Angelegenheiten in den palästinensischen Gebieten (Cogat). Für die Verteilung von Lebensmitteln im Gazastreifen seien nach der Lastwagen-Abfertigung auf israelischer Seite UN-Organisationen zuständig, erklärte die Cogat. Diese seien jedoch nicht in der Lage, die täglich dort eintreffende Menge an Hilfsgütern zu bewältigen.

Israel sei sich der Auswirkungen des Krieges auf die Zivilbevölkerung im Gazastreifen bewusst, erklärte die Behörde weiter. Es würden jedoch ständig "hunderte Lastwagen auf der Gaza-Seite des Kerem-Schalom-Übergangs aufgehalten, nachdem sie von den israelischen Behörden vollständig abgefertigt wurden". Den israelischen Angaben zufolge wurden in dem UN-Bericht zudem falsche Angaben zur Anzahl der vor dem Krieg täglich in den Gazastreifen gelangten Lastwagen mit Hilfsgütern gemacht.

Am israelischen Unabhängigkeitstag werden in diesem Jahr nicht wie gewohnt Kampfflugzeuge über den Himmel ziehen. Die Überflüge seien abgesagt, teilte das israelische Militär mit. Personal und Flugzeuge würden im Krieg gebraucht. Außerdem werde die Fahrt einer Flottille im Hafen von Eilat am Roten Meer nicht stattfinden.

Der Unabhängigkeitstag richtet sich nach dem hebräischen Kalender und fällt in diesem Jahr auf den 14. Mai. Es ist damit diesmal auch nach dem in den meisten Staaten genutzten gregorianischen Kalender das gleiche Datum, an dem Israel 1948 seine Unabhängigkeitserklärung unterzeichnete.

Bei israelischen Angriffen auf den Gazastreifen sind zahlreiche Palästinenser ums Leben gekommen. Nach Angaben örtlicher Gesundheitsbehörden wurden allein im Vorort Al-Schedschaia im Osten von Gaza-Stadt 17 Menschen getötet, während ein Luftangriff auf ein Haus im Flüchtlingslager Al-Maghasi im Zentrum des Gazastreifens acht Todesopfer gefordert haben soll.

Das israelische Militär teilte mit, dass die Streitkräfte ihre Operationen in der Umgebung des Al-Schifa-Komplexes in Gaza-Stadt fortsetzten. Dabei solle der Schaden für Zivilisten, Patienten, medizinische Teams und Ausrüstung möglichst gering gehalten werden. Beiden Seiten zufolge kam es auch zu Kämpfen um das Al-Schifa-Kankenhaus in Gaza-Stadt.

Seit Beginn des Nahost-Kriegs sind nach palästinensischen Angaben bislang mehr als 32.600 Menschen im Gazastreifen ums Leben gekommen, über 75.000 wurden verletzt.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu entsendet eine Delegation zu Gesprächen für eine Waffenruhe im Gazastreifen nach Ägypten und Katar. Dort soll auch über eine mögliche Freilassung von Geiseln verhandelt werden. Netanyahu habe sich im Vorfeld mit den Chefs der beiden Geheimdienste Schin Bet und Mossad ausgetauscht, teilt sein Büro mit. Er habe die Entsendung von Delegationen genehmigt.

Seit Wochen vermitteln die USA, Katar und Ägypten zwischen Israel und der Palästinenserorganisation Hamas, um eine Waffenpause im Gaza-Krieg sowie einen Austausch der aus Israel verschleppten Geiseln gegen palästinensische Häftlinge zu erreichen.

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben den ranghohen Hisbollah-Vertreter Ali Abed Akhsan Naim getötet. Der stellvertretende Kommandeur der Raketen- und Flugkörper-Einheit der vom Iran unterstützten Miliz sei bei einem Luftangriff in der Gegend von Bazouriye im südlichen Libanon getötet worden. Er sei für die Durchführung und Planung von Angriffen auf israelische Zivilisten verantwortlich gewesen.

Karte: Bazouriye, Libanon

Die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Gerda Hasselfeldt, hat mehr Zugänge für humanitäre Hilfe im Gazastreifen gefordert. Im Interview der Woche des Deutschlandfunks sprach sie sich zugleich gegen weitere Kürzungen bei Entwicklungshilfe und humanitärer Hilfe aus und warnte vor eine Pflegekrise.

"Wenn man die Bilder der Menschen in Gaza sieht, dann kann man das nicht begreifen", erklärte die ehemalige Bundesministerin. Es mangele nicht an Hilfsgütern, sondern an Zugangsmöglichkeiten zum Gazastreifen für Hilfsorganisationen.

In Jerusalem haben mehrere Tausend Menschen an den traditionellen Karfreitagsprozessionen teilgenommen. Bis zum Mittag meldete die Polizei keine Zwischenfälle. Aufgrund des Krieges im Gazastreifen waren deutlich weniger Pilger als in den Vorjahren aus dem Ausland gekommen. Die Prozessionen wurden von einem hohen israelischen Sicherheitsaufgebot begleitet. Die israelische Polizei teilte mit, dass sie sich darum bemühe, ein sicheres Umfeld für alle Gläubigen und Besucher zu schaffen.

Karte: Gazastreifen, schraffiert: von der israelischen Armee kontrollierte Gebiete

Graue Flächen: Bebaute Flächen im Gazastreifen, Schraffur: Israelische Armee

Die libanesische Schiitenorganisation Hisbollah hat nach den mutmaßlich israelischen Luftangriffen in Syrien den Tod von drei Kämpfern bestätigt. Die Gruppe veröffentlichte in einer Mitteilung die Namen von drei Mitgliedern, ohne genauere Details zu nennen, wie sie umgekommen sind. Aus Kreisen der Hisbollah hieß es aber, dass sie bei den Angriffen getötet worden seien. 

Die Zahl der bei Luftangriffen in der syrischen Provinz Aleppo Getöteten hat sich nach Angaben von Aktivisten auf mindestens 42 Menschen erhöht. Unter den Todesopfern seien neben syrischen Armeeangehörigen auch mindestens sechs Mitglieder der libanesischen Hisbollah, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Demnach galten die mutmaßlich israelischen Angriffe einem Raketendepot der Schiitenorganisation Hisbollah. 

Israels Armee teilte auf Anfrage mit, man wolle den Bericht nicht kommentieren. Auch die Hisbollah in der libanesischen Hauptstadt Beirut äußerte sich zunächst nicht. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana berichtete unter Berufung auf eine Quelle beim Militär, dass bei den Angriffen neben militärischem Personal auch Zivilisten getötet und verwundet worden seien. Eine genaue Zahl von Opfern nannten weder Sana noch das syrische Fernsehen. Sie machten Israel für die Bombardierungen verantwortlich.

Japan bereitet die Wiederaufnahme der Zahlungen an das UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) vor. Japan und das UNRWA würden "die abschließende Koordinierung der notwendigen Maßnahmen zur Wiederaufnahme des japanischen Beitrags vorantreiben", erklärte das Außenministerium in Tokio. Japanischen Medien zufolge sollen die ersten Zahlungen in der ersten Aprilhälfte erfolgen. 

Bei einem israelischen Luftangriff in der nordsyrischen Region Aleppo sind nach Angaben von Aktivisten mindestens 36 syrische Soldaten getötet worden. Der Angriff habe einem Gebiet "in der Nähe von Raketenlagern der libanesischen Gruppe Hisbollah" gegolten, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Die Beobachtungsstelle mit Sitz in London bezieht ihre Informationen aus einem Netzwerk verschiedener Quellen in Syrien. Die Angaben sind von unabhängiger Seite oft kaum zu überprüfen.

Die libanesische Hisbollah-Miliz hat nach eigenen Angaben Raketen mit schweren Gefechtsköpfen auf Orte im Norden Israels abgefeuert. Am Abend seien die israelischen Dörfer Goren und Schelomi mit Raketen der Typen "Katjuscha" und "Burkan" ins Visier genommen worden, teilte die Hisbollah mit. Ihr TV-Sender Al-Manar meldete, die Miliz habe zum ersten Mal "Burkan"-Raketen gegen zivile Ziele eingesetzt - als Vergeltung für israelische Luftangriffe vom Mittwochabend, bei denen es neun Tote gegeben habe, darunter etliche Sanitäter.

Das israelische Militär hatte erklärt, dass es Stellungen der Hisbollah und der mit ihr verbündeten sunnitischen Gruppe Al-Dschamaa al-Islamija attackiert habe. Insgesamt hatten die Hisbollah, die mit ihr verbundene Amal-Bewegung und Al-Dschamaa al-Islamija am Mittwoch 16 Tote gemeldet. Bei einer Hisbollah-Attacke auf Israel kam wenige Stunden später ein Israeli ums Leben.

Karte: Schelomi  und Goren im Norden Israels

Das US-Militär hat die Zerstörung von vier Kampfdrohnen gemeldet. Sie sollen von der Huthi-Miliz im Jemen gestartet worden sein. Das US-Zentralkommando erklärte auf der Social-Media-Plattform X, die Drohnen hätten eine unmittelbare Bedrohung für Handelsschiffe und Schiffe der US-Marine in der Region dargestellt. Verletzungen oder Schäden an den Schiffen hat es laut US-Militär nicht gegeben.

Der oberste General der USA hat mitgeteilt, dass Israel nicht all die Waffen von den Vereinigten Staaten bekommen habe, die das Land wollte. "Einiges davon ist darauf zurückzuführen, dass sie um Dinge gebeten haben, die wir entweder nicht in der Lage waren zu liefern oder nicht bereit sind zu liefern, jedenfalls nicht im Moment", sagte General Charles Q. Brown auf einer Veranstaltung der Defense Writers Group.

Nach einem Ende des Gaza-Kriegs sollte Israel nach Ansicht von Außenministerin Annalena Baerbock die Kontrolle über den Küstenstreifen abgeben. Auf die Frage, wer dort nach Kriegsende das Sagen haben sollte, sagte die Grünen-Politikerin der Funke Mediengruppe: "Die Palästinenserinnen und Palästinenser - frei von der Hamas, frei von Terror, selbstbestimmt und mit einer frei gewählten Regierung aller Palästinenser, also auch im Westjordanland." Das werde nicht von einem Tag auf den anderen passieren. "Aber wir dürfen gerade jetzt im Krieg den politischen Horizont nicht aus den Augen verlieren."

Der Internationale Gerichtshof weist Israel an, gegen den Hunger im Gazastreifen vorzugehen. Beim Einsatz in der Al-Schifa-Klinik hat Israels Militär nach eigenen Angaben 200 Terroristen getötet. Die Entwicklungen vom Donnerstag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 29. März 2024 um 10:00 Uhr.