Vertriebene Menschen versammeln sich im Azariyeh-Gebäudekomplexes in Beirut.
liveblog

Krieg in Nahost ++ Ein Viertel des Libanon unter Evakuierungsaufruf ++

Stand: 15.10.2024 23:33 Uhr

Im Libanon stehen laut UN-Flüchtlingshilfswerk etwa ein Viertel des Landes unter israelischem Evakuierungsaufruf. Bei einem Anschlag in Israel wurde nach Behördenangaben ein Polizist getötet. Der Liveblog vom Dienstag zum Nachlesen.

15.10.2024 • 23:33 Uhr

Ende des Liveblogs

Damit schließen wir den Liveblog für heute. Vielen Dank für Ihr Interesse!

- Mehr als ein Jahr nach Kriegsbeginn befindet sich der Gazastreifen nach UN-Angaben weiterhin in einem "ständigen Ausnahmezustand". "Jeder Tag ist ein Kampf, um sicherzustellen, dass wir unsere Hilfe bereitstellen können", sagte der Leiter des UN-Welternährungsprogramms (WFP) in den Palästinensergebieten, Antoine Renard. 

Die Menschen im Norden des Gazastreifens seien vollständig auf humanitäre Hilfe angewiesen. "Sie haben praktisch keinen Zugang zu frischen Lebensmitteln, insbesondere zu Gemüse und Obst." Sie erhielten nur Grundnahrungsmittel, die vom UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA und dem WFP bereitgestellt werden, sagte Renard. 

Es gebe große Schwierigkeiten, humanitäre Güter in den Gazastreifen zu bringen, so Renard weiter. Auch die anhaltenden Luftangriffe und Plünderungen seien weiterhin ein Problem.

Bei einem israelischen Angriff im Osten des Libanons sind nach Behördenangaben fünf Menschen getötet worden. Unter den Opfern waren drei Minderjährige, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Zum genauen Alter der Opfer macht die Behörde keine Angaben. Bei dem Angriff auf den Ort Rajak in der Bekaa-Ebene wurden demnach außerdem 16 Menschen verletzt. 

Insgesamt sind seit Beginn der Gefechte zwischen der proiranischen Hisbollah-Miliz und dem israelischen Militär vor gut einem Jahr über 2.350 Menschen im Libanon getötet und fast 11.000 weitere verletzt worden. Das Gesundheitsministerium unterscheidet in seiner Aufzählung nicht zwischen Hisbollah-Mitgliedern und Zivilisten.

Die US-Regierung hat gegenüber dem Verbündeten Israel deutliche Kritik an den Angriffen der israelischen Luftwaffe auf Ziele in Libanons Hauptstadt Beirut zum Ausdruck gebracht. "Wir haben deutlich gemacht, dass wir gegen die Kampagne sind", die in den vergangenen Wochen in Beirut zu beobachten gewesen sei, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller in Washington.

Die USA sind Israels wichtigster Verbündeter und zugleich größter Waffenlieferant. Die israelische Armee hatte seit dem 23. September ihre Angriffe gegen Ziele der pro-iranischen Hisbollah-Miliz im Libanon massiv verstärkt.  Anfangs hatten sich die Luftangriffe vor allem gegen die Hisbollah-Hochburgen im Süden des Landes sowie in südlichen Vororten von Beirut gerichtet. Zuletzt griff die Armee auch Ziele im Zentrum der Hauptstadt sowie im Norden und Osten des Landes an. 

SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich hat Israel für den Beschuss der UN-Blauhelmtruppen im Libanon scharf kritisiert und die Einbestellung des israelischen Botschafters gefordert. "Das ist ein Ereignis, was ich mir so hätte nicht vorstellen können", sagte der Vorsitzende der größten Regierungsfraktion zu dem Beschuss.

Er verwies darauf, dass auch deutsche Soldaten gefährdet seien. "Ich erwarte schon, dass die Bundesregierung den israelischen Botschafter über unsere Haltung informiert. Und deswegen würde ich mir auch gut vorstellen können, wenn die Bundesregierung den israelischen Botschafter zu dieser Frage auch ins Auswärtige Amt einbestellt."

Im Zusammenhang mit einem missglückten Anschlagsversuch im August in Tel Aviv haben die israelischen Sicherheitskräfte nach eigenen Angaben acht Palästinenser festgenommen. Es handele sich um Mitglieder der islamistischen Hamas aus dem Gebiet um die Stadt Nablus im Westjordanland, teilte die Polizei auf X mit. Sie hätten im Auftrag einer Hamas-Führungseinheit in der Türkei Anschläge in Israel verüben sollen. 

Bei der wohl vorzeitigen Explosion am 18. August im Süden der Küstenmetropole war der Mann, der den Sprengsatz in seinem Rucksack trug, getötet worden. Auch er war laut Polizei Hamas-Mitglied. Ein Passant war bei der Detonation in der Nähe einer Synagoge leicht verletzt worden.  Einer der Festgenommenen sei mehrmals in die Türkei gereist, um bei den dortigen Hamas-Leuten Geld für Sprengstoff abzuholen und im Bau von Sprengsätzen geschult zu werden, teilte die Polizei weiter mit. Die militärischen Flügel der palästinensischen Terrororganisationen Hamas und Islamischer Dschihad hatten den Anschlagsversuch für sich reklamiert.

Die US-Regierung hat Israel laut Medienberichten aufgefordert, die humanitäre Lage im Gazastreifen innerhalb von 30 Tagen spürbar zu verbessern. Andernfalls drohe ein Verstoß gegen US-Gesetze zur militärischen Unterstützung, was möglicherweise auch die amerikanische Militärhilfe für Israel gefährden könnte.

Wie unter anderem der Sender CNN und die "Washington Post" unter Berufung auf amerikanische und israelische Beamte berichten, wurde das am Sonntag versandte Schreiben gemeinsam von US-Außenminister Antony Blinken und Verteidigungsminister Lloyd Austin verfasst. Es richtet sich an den israelischen Verteidigungsminister Yoav Galant sowie den Minister für strategische Angelegenheiten, Ron Dermer.

In dem Brief äußern Blinken und Austin demnach "tiefe Besorgnis" über die Lage in Gaza. Sie fordern "dringende und nachhaltige Maßnahmen" seitens der israelischen Regierung, um die Situation zu verbessern. Laut dem Schreiben sei die Menge der Hilfslieferungen seit dem Frühjahr um mehr als 50 Prozent zurückgegangen, mit dem niedrigsten Stand im September seit Jahresbeginn. 

Israel will sich nach einem tödlichen Angriff der Hisbollah effektiver vor Drohnenangriffen schützen und dafür die Entwicklung von neuen Technologien vorantreiben.

Eine Reihe von Technologien israelischer Unternehmen seien in einem beschleunigten Verfahren schon getestet worden, um Lösungen zu finden, teilte das Verteidigungsministerium mit. Nach einer Analyse der Ergebnisse solle eine Auswahl getroffen werden, die dann weiterentwickelt werden solle. Binnen Monaten sollten die Technologien dann einsatzfähig sein, hieß es.

Die Hisbollah-Miliz hat nach eigenen Angaben einen israelischen Panzer und drei Bulldozer im Südlibanon angegriffen. Die Fahrzeuge seien bei dem Raketenangriff nahe dem Grenzort Ramia in Brand geraten, teilte die Miliz mit. 

Die USA und Kanada haben die propalästinensische Vereinigung Samidoun mit Sanktionen belegt. Gruppen wie Samidoun stellten sich als gemeinnützige Akteure dar und behaupteten von sich, humanitäre Hilfe für Bedürftige zu leisten, erklärte der für Terrorismus zuständige kommissarische Staatssekretär im US-Finanzministerium, Bradley Smith. Doch in Wirklichkeit zweigten sie Gelder für die dringend benötigte Unterstützung ab, um Terrorgruppen zu unterstützen.

Das Samidoun Palestinian Prisoner Solidarity Network bezeichnet sich selbst als "Solidaritätsnetzwerk für palästinensische Gefangene", unterstützt jedoch nach US-Auffassung die im Gazastreifen und im Westjordanland aktive Volksfront zur Befreiung Palästinas (PLPF), die 1997 vom US-Außenministerium als ausländische Terrororganisation eingestuft wurde.

Die nun verhängten Strafmaßnahmen hindern Samidoun unter anderem am Zugang zum US-Finanzsystem, amerikanischen Staatsbürgern sind zudem Geschäfte mit der Gruppierung untersagt. Der deutsche Ableger von Samidoun wurde im November 2023 in der Bundesrepublik verboten.

Wegen schwerer Gewalt jüdischer Siedler gegen Palästinenser im Westjordanland verhängt Großbritannien neue Sanktionen gegen mehrere Siedlerorganisationen und illegal errichtete Außenposten. Die Siedler hätten "abscheuliche Menschenrechtsverletzungen" in den besetzten Gebieten unterstützt und begangen, sagte der britische Außenminister David Lammy.

Er habe bei einer Reise ins Westjordanland Palästinenser getroffen, die unter "grausamer Gewalt" von Siedlern gelitten hätten. "Die Untätigkeit der israelischen Regierung hat ein Klima der Straflosigkeit entstehen lassen, in dem die Gewalt der Siedler ungehindert zunehmen konnte." Auch Schulen und Familien mit kleinen Kindern seien Ziel von Gewalt, sagte Lammy. Er forderte die israelische Regierung auf, die Ausbreitung von Siedlungen auf palästinensischem Gebiet zu stoppen.

Die meisten Länder betrachten die Siedlungen und Außenposten auf von Israel seit 1967 besetztem Gebiet als illegal.

Die radikale Hisbollah im Libanon droht Israel mit einem umfassenden Angriff und wirbt zugleich für eine Waffenruhe. In der vergangenen Woche habe die Hisbollah neue Überlegungen angestellt, damit Israel "Schmerz empfinden" werde, sagt der stellvertretende Generalsekretär, Naim Qassem.

"Da Israel überall im Libanon angegriffen hat, haben wir das Recht, überall in Israel anzugreifen." Die Hisbollah werde sich auf das israelische Militär, seine Zentralen und Kasernen konzentrieren. Als Lösung des Konfliktes schlägt Qassem zugleich eine Waffenruhe vor.

Die USA haben mit der Stationierung einer Batterie des Raketenabwehrsystems THAAD in Israel begonnen. Wie Pentagon-Sprecher Pat Ryder mitteilte, trafen erste Komponenten bereits gestern dort ein.

US-Militärangehörige begleiten demnach die Installation und den Aufbau des Systems vor Ort. In den kommenden Tagen sollen weitere Teile und weiteres Personal folgen. Das System soll bald einsatzbereit sein.

Bereits im vergangenen Jahr hatten die USA angesichts des Nahost-Konflikts eine Batterie des THAAD-Systems in die Region verlegt, jedoch nicht nach Israel selbst.

 

US-Raketenabwehrsystem THAAD

US-Raketenabwehrsystem THAAD (Archivbild)

15.10.2024 • 14:54 Uhr

Raketenangriffe auf Nordisrael

Die libanesische Hisbollah-Miliz hat erneut eine Salve von Raketen auf den israelischen Norden abgefeuert. Rund 20 Geschosse seien über die Grenze auf israelisches Gebiet geflogen, teilte die israelische Armee mit. Einige davon seien von der Raketenabwehr abgefangen worden. Zuvor hatten in den Küstenstädten Haifa und Naharija Warnsirenen geheult. 

Eine der Raketen schlug nach Angaben von Sanitätern unmittelbar neben einem Haus im Großraum Haifa ein. Es gab zunächst keine Berichte über mögliche Opfer.

Die zweite Polio-Impfrunde im Gazastreifen ist nach Angaben der WHO erfolgreich angelaufen. Israel hatte dafür humanitären Feuerpausen zugestimmt.

Die Union fordert von Außenministerin Annalena Baerbock Aufklärung über Waffenlieferungen nach Israel. Man werde Baerbock in der Regierungsbefragung am Mittwoch fragen, ob die Berichte stimmten, dass Waffenexporte an Israel in den vergangenen Monaten nicht genehmigt worden seien, sagte der parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Thorsten Frei, in Berlin. Man habe konkrete Hinweise von Firmen, dass dies der Fall gewesen sei.

Frei sprach sich für die Lieferung von Waffen an den jüdischen Staat aus. "Israel ist eine Demokratie und ein Land, das sich im existenziellen Selbstverteidigungskampf befindet. Israel zu unterstellen, es würde das humanitäre Völkerrecht brechen, halte ich wirklich für unsäglich", sagte er.

Außenministerin Annalena Baerbock sieht ungeachtet des wiederholten Beschusses der UN-Blauhelme im Libanon durch israelische Truppen eine künftig noch stärkere Rolle der Beobachtermission UNIFIL. Israels Regierung habe die internationale Gemeinschaft immer wieder zur Umsetzung der UN-Resolution 1701 aufgefordert, sagte die Grünen-Politikerin in Berlin. UNIFIL spiele eine entscheidende Rolle dabei, "dass von der Hisbollah keine Gewalt mehr auf Israel ausgehen wird" und dass die Menschen in den Norden Israels und im Libanon wieder in ihre Dörfer und Städte zurückkehren könnten.

Baerbock sagte, die UNIFIL müsse ihre Aufgaben künftig "noch stärker und noch bewusster vornehmen". Deswegen dürfe die Mission nicht beschossen, sondern müsse im Gegenteil beschützt werden. 

Israel droht nach Einschätzung der früheren US-Verteidigungsbeamtin Dana Stroul bei zunehmenden Angriffen ein Mangel an Abfangraketen. Israel stehe daher vor einem ernsten Munitionsproblem, sagte Stroul der "Financial Times". Sollte der Iran auf einen möglichen israelischen Angriff mit schweren Luftschlägen reagieren und sich die Hisbollah im Libanon anschließen, könnte Israels Luftverteidigung "überfordert sein".

Die US-Regierung hatte am Wochenende angekündigt, eine Batterie des hochmodernen Raketenabwehrsystems THAAD und ein dazugehöriges Team des amerikanischen Militärs nach Israel zu schicken. Ziel sei es, die Luftverteidigung Israels nach den jüngsten schweren Raketenangriffen durch den Iran zu stärken. Doch auch die Vorräte der USA, Israels wichtigstem Verbündeten, seien begrenzt, sagte Stroul der Zeitung weiter. "Die USA können die Ukraine und Israel nicht im gleichen Tempo weiter versorgen. Wir erreichen einen Wendepunkt."

Israel hat für seinen Kampf gegen die Hisbollah-Miliz im Libanon nach UN-Angaben inzwischen die Räumung von einem Viertel des Territoriums angeordnet. "Jetzt stehen über 25 Prozent des Landes unter einem direkten israelischen Evakuierungsbefehl", sagte die Direktorin für das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR im Nahen Osten, Rema Jamous Imseis, in Genf.

Die Menschen flüchteten oft nur mit dem, was sie am Leibe trügen. Rund ein Fünftel der gut fünf Millionen Einwohner des Landes sei bereits vertrieben worden, so Imseis. 70 Prozent der Schulen im Land würden als Notunterkünften genutzt, der Unterricht falle aus. 

Nach einem israelischen Angriff auf ein Dorf im Norden des Libanon fordert das UN-Menschenrechtskommissariat eine unabhängige Untersuchung. Der Vorfall müsse "rasch, unabhängig und gründlich" untersucht werden, sagte ein Sprecher in Genf. Es stelle sich die Frage, ob bei dem Angriff das Kriegsrecht und die "Prinzipien von Verhältnismäßigkeit und Zielgerichtetheit" eingehalten worden seien, betonte der Sprecher.

Bei dem israelischen Luftangriff auf ein Wohnhaus in dem von Christen bewohnten Dorf Aito am Montag waren nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums mindestens 21 Menschen getötet und acht weitere verletzt worden.

Nach einem israelischen Luftangriff auf das Dorf Aito im Nordlibanon durchsuchen Menschen die Trümmer eines zerstörten Gebäudes.

Im Libanon sind bei einem israelischen Luftangriff am Montag Behörden zufolge mindestens 21 Menschen getötet worden.

Bei dem Toten bei einem Anschlag in Israel hat es sich nach Behördenangaben um einen Polizisten gehandelt. Vier weitere Menschen seien verletzt worden, hieß es in einer Mitteilung der Polizei.

Der Attentäter eröffnete den Angaben zufolge auf einer Schnellstraße südlich von Tel Aviv das Feuer auf Autofahrer. Er sei daraufhin selbst von einem Zivilisten erschossen worden. Die Polizei teilte mit, es liefen noch Ermittlungen zum genauen Hintergrund des Vorfalls.

Mehr als 92.000 Kinder haben im Gazastreifen bereits die zweite Dosis ihrer Polio-Impfung erhalten. Die zweite Runde der Impfkampagne sei gestern ohne Zwischenfälle gestartet, berichtete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf. 

Die WHO ist mit Partnerorganisationen zunächst im zentralen Gazastreifen aktiv. Israel hat wie in der ersten Impfrunde im September stundenweisen Feuerpausen zugestimmt, damit Familien sicher zu den Impfstationen gehen können. Danach gehen die Impfteams in den Süden, dann in den Norden des Gazastreifens.

Insgesamt sollen mehr als 590.000 Kinder unter zehn Jahren die zweite Dosis für einen vollständigen Schutz vor der Infektionskrankheit erhalten. Polio, auch Kinderlähmung genannt, kann sich ausbreiten, wenn viele Menschen unter prekären hygienischen Bedingungen zusammenleben müssen.

Im Sommer war nach 25 Jahren erstmals wieder ein Fall von Polio im Gazastreifen nachgewiesen worden. Die Krankheit kann zu dauerhaften Lähmungen und zum Tod führen.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock mahnt den Schutz der UNIFIL-Truppen im Südlibanon an. Es müsse klar sein, "dass diese UNIFIL-Mission nicht beschossen werden darf, sondern ganz im Gegenteil geschützt werden muss", sagt Baerbock.

"Das erwarten wir von allen Akteuren in der Region." Unifil müsse eine entscheidende Rolle dabei spielen, dass von der Hisbollah keine Gefahr mehr für Israel ausgehen werde.

Die meisten Todesopfer des gestrigen israelischen Angriffs auf Aitou im Norden des Libanons sind nach Angaben des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte Frauen und Kinder. "Wir hören, dass unter den 22 getöteten Menschen zwölf Frauen und zwei Kinder waren", sagt Jeremy Laurence, Sprecher des UN-Menschenrechtsbüros, auf einer Pressekonferenz in Genf.

"Unseres Wissens war es ein vierstöckiges Wohngebäude, das getroffen wurde." Angesichts dieser Faktoren gebe es ernste Bedenken im Hinblick auf das humanitäre Völkerrecht, also das Kriegsrecht und die Grundsätze der Verhältnismäßigkeit. Laurence fordert eine Untersuchung des Vorfalls.

Das israelische Militär hat gestern erstmals die überwiegend von Christen bewohnte Region Aitou im Nordlibanon angegriffen.

Italien fordert angesichts der israelischen Angriffe auf die UNIFIL-Friedenstruppe im Libanon mehr Sicherheit für die Blauhelm-Soldaten. Ministerpräsidentin Giorgia Meloni bezeichnet das Vorgehen des israelischen Militärs als ungerechtfertigt.

Italien verteidige das Recht Israels auf ein Leben in Frieden und Sicherheit. Dies müsse aber unter Einhaltung des humanitären Völkerrechtes geschehen. "Wir glauben, dass die Haltung der israelischen Streitkräfte völlig ungerechtfertigt ist." Es sei "ein eklatanter Verstoß" gegen die UN-Resolution zur Beendigung der Feindseligkeiten zwischen der Hisbollah und Israel.

Das israelische Militär hat wiederholt das UNIFIL-Hauptquartier im Süden des Libanons beschossen, mehrere Blauhelm-Soldaten wurden verletzt. Italien ist mit mehr als 1000 Soldaten einer der größten Truppensteller für die UNIFIL und hat zudem im Rahmen des bilateralen Ausbildungseinsatzes Mibil Soldaten im Libanon stationiert.

Bei einem mutmaßlichen Anschlag in Israel sind nach Medienberichten mindestens ein Mensch getötet und weitere verletzt worden. Der Attentäter eröffnete den Berichten zufolge auf einer Schnellstraße südlich von Tel Aviv das Feuer auf Autofahrer.

Er sei daraufhin selbst erschossen worden. Die Polizei teilte mit, es liefen noch Ermittlungen zum genauen Hintergrund des Vorfalls. Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor mehr als einem Jahr ist es in Israel wieder vermehrt zu Anschlägen von Palästinensern gekommen.

Der Leiter des Internationalen Roten Kreuzes im Gazastreifen, Adrian Zimmermann, erklärt, die Menschen im Norden des Palästinenser-Gebietes müssten fliehen können, ohne sich weiteren Gefahren auszusetzen. Viele Menschen, darunter Kranke und Behinderte, könnten das Gebiet aber nicht verlassen, sie stünden unter dem Schutz des humanitären Völkerrechtes.

"Es müssen alle möglichen Vorkehrungen getroffen werden, um sicherzustellen, dass ihnen kein Schaden zugefügt wird. Jeder Vertriebene hat das Recht, sicher nach Hause zurückzukehren", so Zimmermann.

Das israelische Militär fordert die Bewohnerinnen und Bewohner im Norden auf, ihre Häuser zu verlassen und sich in Sicherheit im südlichen Gazastreifen zu bringen. Nach palästinensischen Angaben und den Vereinten Nationen zufolge gibt es im Gazastreifen aber keinen sicheren Ort.

Das israelische Militär riegelt nach Einschätzung des UN-Menschenrechtsbüros den Norden des Gazastreifens ab. Das Militär scheine, "Nord-Gaza vollständig vom Rest des Gazastreifens abschneiden" zu wollen.

Israelische Truppen kehren in Gebiete im Norden des Küstenstreifens zurück, die in den ersten Monaten des seit einem Jahr dauernden Krieges massiv bombardiert wurden. So ist das Flüchtlingslager Dschabalia seit über zehn Tagen im Fokus des Beschusses und eingekesselt.

Bei Angriffen des israelischen Militärs im Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben mehr als 40 Menschen getötet worden. Mindestens elf Menschen seien allein in Dschabalia, dem größten der acht historischen Flüchtlingslager, getötet worden, teilt die Gesundheitsbehörde mit.

Dschabalia ist seit mehr als zehn Tagen im Fokus der israelischen Militäroffensive. In Bani Suhaila im Osten der Stadt Chan Junis seien zehn Menschen ums Leben gekommen, als ein Haus von einer israelischen Rakete getroffen worden sei. Auch in Sabra, einem Vorort von Gaza-Stadt, wurden drei Häuser beschossen.

Rettungskräften zufolge wurden zwei Leichen geborgen, zwölf wurden noch in den Trümmern vermutet. Fünf Menschen wurden den Angaben zufolge beim Beschuss eines Hauses im Lager Nuseirat im Zentrum des Gazastreifens getötet.

Menschen stehen vor den Trümmern eines Hauses im Dschabalia im Gazastreifen.

Dschabalia wurde in den vergangenen Tagen besonders stark von Angriffen getroffen.

Im Libanon sind in den vergangenen drei Wochen laut dem UN-Kinderhilfswerk Unicef mehr als 400 000 Kinder aus ihren Häusern vertrieben worden. Der stellvertretende Unicef-Exekutivdirektor Ted Chaiban sagte in Beirut, es habe ihn bestürzt, dass in so kurzer Zeit so viele Kinder betroffen seien.

Er warnte vor einer verlorenen Generation in dem Land. "Während wir hier sitzen, wird 1,2 Millionen Kindern Bildung vorenthalten", sagte Chaiban. Die öffentlichen Schulen seien entweder unzugänglich, durch den Krieg beschädigt oder würden als Notunterkünfte genutzt.

Israelische Angriffe kosteten im Libanon laut dem Gesundheitsministerium bereits mehr als 2300 Menschen das Leben, 75 Prozent davon wurden im vergangenen Monat getötet. Chaiban zufolge kamen in den vergangenen drei Wochen mehr als 100 Kinder ums Leben, mehr als 800 erlitten Verletzungen.

Erstmals seit Wochen hat sich der Kommandeur der iranischen Al-Kuds-Brigaden, Esmail Kaani, wieder in der Öffentlichkeit gezeigt und an einer Beerdigungszeremonie in Teheran teilgenommen.

Wie Live-Bilder des iranischen Staatsfernsehen zeigten, nahm Kaani an den Trauerfeierlichkeiten für Brigadegeneral Abbas Nilforuschan teil, den stellvertretenden Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden, der im September beim israelischen Angriff auf das Hauptquartier der Hisbollah-Miliz in Beirut getötet worden war.

Die Al-Kuds-Brigaden sind der im Ausland aktive Arm der iranischen Revolutionsgarden. Kaani war in den vergangenen Wochen nicht in der Öffentlichkeit aufgetreten. Einige Medien hatten daraufhin gemutmaßt, er könne ebenfalls Ziel eines israelischen Angriffs im Libanon geworden sein.

UN-Generalsekretär António Guterres hat die hohe Zahl ziviler Opfer durch Israels Militärkampagne im Gaza-Streifen verurteilt. Die Konfliktparteien müssten das humanitäre Völkerrecht achten und Zivilisten jederzeit schützen, erklärte Guterres in New York.

Israelische Streitkräfte hätten Zelte in der Nähe des Al-Aksa-Krankenhauses im mittleren Gaza-Streifen angegriffen, in denen vertriebene Zivilisten untergebracht worden seien. Mindestens vier Menschen seien verbrannt. Zahlreiche weitere Menschen, darunter Frauen und Kinder, hätten schwere Verbrennungen erlitten.

Die Terrororganisation Hisbollah hat nach eigener Darstellung einen weiteren Vormarsch israelischer Bodentruppen im Süden des Libanon gestoppt. Israels Soldaten hätten versucht, von Osten kommend in einen Ort nahe Mardsch Ajun einzudringen, teilte die Hisbollah mit. Von der israelischen Armee hieß es, dass sie Truppenbewegungen nicht kommentiere. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die israelische Armee hat libanesischen Medienberichten zufolge mehrere Luftangriffe im Osten und Süden des Libanon geflogen. Dabei habe sie im Bekaa-Tal angegriffen und ein Krankenhaus in der Stadt Baalbek außer Betrieb gesetzt, zitierte die Nachrichtenagentur AFP die libanesische Nachrichtenagentur (NNA). Auch Dörfer im Süden des Libanon seien angegriffen worden, hieß es weiter. 

Israel hat schon länger einen Vergeltungsschlag gegen den Iran angekündigt. Laut Medienberichten soll Regierungschef Benjamin Netanyahu nun ausgeschlossen haben, dass dabei iranische Ölanlagen angegriffen werden. In Berufung auf nicht näher benannte US-Beamte berichtet die Washington Post, dass Israel dies dem Weißen Haus mitgeteilt habe. Demnach sollen nur iranische Militäreinrichtungen angegriffen werden. Das Wall Street Journal berichtet ebenfalls über die Entscheidung.

Der Plan der israelischen Regierung wurde in Washington mit Erleichterung aufgenommen, berichtete die Washington Post weiter. US-Präsident Joe Biden hatte sich gegen Angriffe auf iranische Atom- oder Ölanlagen ausgesprochen.

15.10.2024 • 06:29 Uhr

China ruft zu Besonnenheit auf

Der chinesische Außenminister Wang Yi hat sich in Gesprächen mit seinen Amtskollegen in Israel und dem Iran besorgt über die eskalierenden Spannungen im Nahen Osten gezeigt. Peking rief die beiden verfeindeten Länder dazu auf, Gespräche zu führen, um ihren Konflikt zu lösen und nicht in einen "Teufelskreis" zu geraten, wie die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua unter Berufung auf ein Telefonat Wangs mit dem israelischen Außenminister Israel Katz berichtete.

Israel Bereitschaft zum Dialog mit den USA signalisiert, unterstreicht jedoch gleichzeitig seine Autonomie in Entscheidungsfragen. Israel würde den USA zwar Gehör schenken, aber werde letztendlich eigene Entscheidungen basierend auf nationalen Interessen treffen, erklärte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu. Die Erklärung bezieht sich auf einen Artikel der Zeitung "Washington Post", demzufolge Netanyahu der Regierung von Präsident Joe Biden mitgeteilt habe, Israel würde im Falle eines Angriffs auf den Iran militärische Ziele ins Visier nehmen, nicht jedoch Nuklear- oder Ölanlagen.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen befürchtet angesichts des weiter eskalierenden Konflikts im Nahen Osten zusätzliche Migrationsprobleme. In den vergangenen Wochen seien mehr als eine Million Menschen vertrieben worden und es bestehe ein klares Potenzial für weitere Vertreibungen, schreibt die deutsche Spitzenpolitikerin in einem Bericht zu Beratungen der Staats- und Regierungschefs am Donnerstag. Man müsse deswegen an Notfallplänen sowohl für die EU als auch für internationale Partner arbeiten.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat seine Forderung an die UN-Friedensmission UNIFIL unterstrichen, das Gebiet vorübergehend zu verlassen, in dem das israelische Militär gegen die Schiitenmiliz Hisbollah vorgeht. "Die Hisbollah nutzt UNIFIL-Einrichtungen und Positionen als Deckung, während sie israelische Städte und Gemeinden angreift", sagte Netanyahu am Montag.

Mindestens fünf UNIFIL-Mitarbeiter sind seit Beginn der israelischen Bodenoperationen im Libanon vor zwei Wochen verletzt worden.

Der UN-Sicherheitsrat hat sich besorgt gezeigt über den Beschuss von UN-Friedenssoldaten im Libanon und seine Unterstützung für den Auftrag der UN-Mission UNIFIL unterstrichen, die Sicherheit in der Region zu unterstützen. Mehrere Angehörige der Friedenstruppe waren im Südlibanon verletzt worden. Die Erklärung des Sicherheitsrats vom Montag war die erste Stellungnahme des mächtigsten UN-Gremiums zu den eskalierenden Attacken über die sogenannte Blaue Linie hinweg, eine von den UN gezogene Demarkationslinie zwischen Israel und dem Libanon, sowie den Beschuss von UNIFIL-Stellungen.

Israelische Bodentruppen haben im Südlibanon nach Angaben der Armee ein unterirdisches Gelände der Hisbollah entdeckt. Dieses soll als Kommandozentrale der Elitetruppe Radwan der libanesischen Miliz gedient haben, in der Waffen, Munition und Motorräder bereitstanden, wie das Militär mitteilte. Die Armee veröffentlichte ein Video, wonach in dem Komplex Schlafzimmer, eine Küche sowie Sanitäranlagen zu sehen sind.

Der unterirdische Komplex war nach Armee-Angaben so konzipiert, dass eine Radwan-Truppe dort ankommt, sich ausrüstet und dann zu Fuß oder auf Motorrädern in israelisches Territorium eindringt. Das Gelände befindet sich laut Militär unter einem zivilen Gebiet im Süden des Libanons. Die israelischen Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Israels Premier Netanyahu hat ein "gnadenloses" Vorgehen gegen die Hisbollah in allen Teilen des Libanon angekündigt. Im Großraum Tel Aviv wurde wegen Raketen aus dem Libanon Luftalarm ausgelöst.Die Entwicklungen vom Montag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 15. Oktober 2024 um 14:00 Uhr.