Krieg in Nahost ++ UN kritisieren Israels Evakuierungsbefehle ++
Die Vereinten Nationen werfen Israel vor, mit den Evakuierungsbefehlen die Hilfe für die Menschen in Gaza zu untergraben. Im Westjordanland ist offenbar ein israelischer Araber erschossen worden. Alle Entwicklungen vom Dienstag zum Nachlesen.
- UN kritisieren Israels Evakuierungsbefehle
- Armee: Weitere Hamas-Geisel aus Gazastreifen gerettet
- Palästinenser melden 18 Tote im Gazastreifen
- Israelischer Araber bei Konfrontationen mit Siedlern erschossen
- Nach Angriff auf Israel: Fokus auf Gaza-Waffenruhe
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Befreite Geisel appelliert an Staatspräsident Herzog
Die befreite Hamas-Geisel hat Israels Staatspräsident Izchak Herzog eindringlich dazu aufgerufen, alles in seiner Macht Stehende für die Freilassung der übrigen Entführten zu tun. "Tun Sie alles, was Sie können, um die Menschen nach Hause zu bringen. Arbeiten Sie 24 Stunden am Tag und schlafen Sie nicht, bis sie zurückkommen", sagte Kaid Farhan Alkadi kurz nach seiner Befreiung in einem Telefonat mit dem Präsidenten, wie Herzogs Büro mitteilte. "Die Menschen leiden sehr, das können Sie sich nicht vorstellen", sagte der 52-Jährige demnach weiter.
Gespräche über Waffenruhe sollen offenbar in Katar weitergehen
Die Gespräche über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg sollen nach Angaben eines US-Vertreters von Ägypten nach Katar verlegt werden. Der Nahost-Berater des Weißen Hauses, Brett McGurk, der ein wichtiger US-Unterhändler war, sei in der katarischen Hauptstadt Doha angekommen und werde voraussichtlich an den Gesprächen teilnehmen, sagte ein US-Regierungsvertreter. Warum die Gespräche verlagert werden, sagte er nicht. Ein israelischer Regierungsvertreter bestätigte, dass eine israelische Delegation am Mittwoch nach Doha reisen werde.
UN mussten Drehkreuz für Hilfsgüter räumen
Die Vereinten Nationen mussten ihr Drehkreuz für die humanitäre Hilfe im Gazastreifen auf Anweisung des israelischen Militärs zum zweiten Mal räumen. Das Drehkreuz mit Lagern und Unterbringung für Mitarbeiter war Anfang Mai vor dem Vorrücken der israelischen Soldaten in Rafah im Süden des Gazastreifens schon einmal verlegt worden.
Das neue Drehkreuz mit Unterkünften, Büros und Lagerräumen für humanitäre Güter war in Deir al-Balah weiter nördlich eingerichtet worden. Am Sonntag gab es für das Gebiet aber auch einen Räumungsaufruf. Man werde alles tun, die Versorgung trotzdem aufrechtzuerhalten, sagte ein Sprecher des UN-Nothilfebüros OCHA in Genf.
UN kritisieren Israels Evakuierungsbefehle
Die wiederholten Evakuierungsbefehle der israelischen Armee im Gaza-Streifen untergraben laut den Vereinten Nationen die humanitären Hilfsoperationen für die Bevölkerung.
Die Menschen würden der dringend benötigten Hilfsgüter und medizinischen Versorgung beraubt, erklärte der Sprecher des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA), Jens Laerke, in Genf.
Das israelische Militär habe seit Freitag neue Evakuierungsbefehle für mehr als 19 Gebiete im nördlichen Gazastreifen und in Deir al-Balah im Zentrum des Küstenstreifens ausgestellt. Dort hätten sich mehr als 8.000 Menschen aufgehalten, viele davon in behelfsmäßigen Unterkünften. Damit habe sich die Zahl der angeordneten Evakuierungen allein im Monat August auf 16 erhöht.
Dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels
Angehörige begrüßen Geisel-Befreiung und mahnen
Das "Forum der Geisel- und Vermisstenfamilien" in Israel hat die Befreiung einer weiteren Geisel aus der Gewalt der militant-islamistischen Hamas begrüßt. Es dürfe nicht vergessen werden, "dass militärische Operationen allein nicht ausreichen, um die übrigen 108 Geiseln zu befreien". Einziger Weg dazu sei eine Verhandlungslösung. Das Forum appellierte an die internationale Gemeinschaft, den Druck auf die Hamas aufrechtzuerhalten, das vorgeschlagene Abkommen zu akzeptieren. Die verbleibenden Geiseln könnten es sich nicht leisten, "auf ein weiteres solches Wunder zu warten".
Der Bruder des befreiten Qaid Farhan Alkadi zeigt ein Foto mit ihm, nachdem er ihn im Krankenhaus in Be'er Scheva im Süden Israels besucht hat.
Qaid Farhan Alkadi, Beduine aus Rahat, war von israelischen Sicherheitskräften aus dem südlichen Gazastreifen befreit worden. Der Gesundheitszustand des 52-Jährigen sei stabil und er sei zur medizinischen Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht worden, teilte die israelische Armee mit. Einzelheiten der Befreiungsaktion könnten aus Sicherheitsgründen nicht mitgeteilt werden, so die Armee. Alkadi war insgesamt 326 Tage in Gefangenschaft. Der Vater von elf Kindern aus dem Süden von Rahat wurde am 7. Oktober aus dem Kibbuz Magen, wo er als Wachmann arbeitete, entführt.
Armee: Weitere Hamas-Geisel aus Gazastreifen gerettet
Die israelische Armee hat erneut eine Geisel aus der Gewalt der islamistischen Terrororganisation Hamas befreit. Ein 52-jähriger arabischstämmiger Israeli sei in einem "komplexen Einsatz" im Süden des Gazastreifens gerettet worden, teilte das Militär mit.
Israel hält an umstrittener Gedenkfeier fest
Israel hält trotz des Widerstands mehrerer Gemeinden an den Plänen für eine staatliche Zeremonie für die Opfer des Hamas-Angriffs vom 7. Oktober 2023 fest. Die Gedenkfeier zum ersten Jahrestag des Angriffs, bei dem knapp 1.200 Menschen getötet wurden, werde in der südisraelischen Stadt Ofakim stattfinden, sagte die mit der Planung beauftragte israelische Verkehrsministerin Miri Regev laut israelischen Medienberichten. Auch an dem geplanten Format werde man festhalten. Es sieht laut Berichten eine offizielle Zeremonie vor, die live und ohne Publikum übertragen werde und Aufnahmen vom Tag des Massakers enthalte.
Regev schlug damit offenbar einen Kompromissvorschlag des israelischen Präsidenten Izchak Herzog aus. Dieser hatte am Wochenende angeboten, die Gedenkfeier in seiner Jerusalemer Residenz durchzuführen, unter Einbezug der staatlichen Symbole sowie von Symbolen und Repräsentanten aller Ortschaften, "deren Welten in dem Massaker vom 7. Oktober zerstört wurden".
Mehrere betroffene Kibbuze und Gemeinden im Gazagürtel hatten zuvor mitgeteilt, nicht an einer offiziellen Zeremonie teilzunehmen, sondern private Gedenkfeiern im kleinen Kreis zu organisieren. Sie forderten von der Regierung, sich stattdessen auf die Rettung der noch in Gaza befindlichen Geiseln zu konzentrieren. Regev hatte die Kritik in einer Pressekonferenz als "Lärm" abgetan und erklärt, die Feier trotz Einwänden durchzuführen. Laut Bericht der Zeitung "Times of Israel" (Dienstag) planen Opfer des Angriffs eine alternative Gedenkfeier in einem Park in Tel Aviv, zu der Zehntausende erwartet werden.
Palästinenser melden 18 Tote im Gazastreifen
Bei israelischen Angriffen auf verschiedene Ziele im Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben von Montagabend bis Dienstag mindestens 18 Menschen ums Leben gekommen, darunter acht Kinder. Der von der Hamas kontrollierte Zivilschutz teilte mit, im Viertel Tufa in der Stadt Gaza seien am Montagabend drei Kinder und deren Mutter ums Leben gekommen. Drei weitere Menschen seien noch vermisst. Bei einem weiteren Angriff am Montagabend im Zentrum von Gaza seien ein Kind, drei Frauen und ein Mann getötet werden, meldete das Gesundheitsministerium, das ebenfalls unter der Kontrolle der Hamas steht. Unabhängig konnten die Angaben zunächst nicht bestätigt werden.
Israelischer Araber bei Konfrontationen mit Siedlern erschossen
Ein israelischer Araber ist Medienberichten zufolge erschossen worden, nachdem israelische Siedler in eine palästinensische Ortschaft im Süden des Westjordanlands eingedrungen waren. Es gab widersprüchliche Berichte über den genauen Hergang des tödlichen Vorfalls.
Palästinensische Medien berichteten, der etwa 40-Jährige sei von Siedlern erschossen worden. Laut israelischen Medien waren es dagegen Soldaten, die die Schüsse abgegeben haben sollen. Vier Palästinenser wurden den Angaben zufolge verletzt. Ein israelischer Armeesprecher sagte, man untersuche den Vorfall.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Nach Angriff auf Israel: Fokus auf Gaza-Waffenruhe
Nach den außergewöhnlich heftigen gegenseitigen Angriffen zwischen der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah und der israelischen Armee rücken die Bemühungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg wieder in den Vordergrund. Intensive Vermittlungsgespräche in Kairo haben zwar bisher keinen Durchbruch erzielt. Laut US-Regierung setzen aber Arbeitsgruppen in den kommenden Tagen in der ägyptischen Hauptstadt die Gespräche über offene Detailfragen fort. Die Aussichten auf einen schnellen Erfolg gelten aber als gering.
US-General: Risiko eines breiteren Nahost-Krieges etwas gesunken
Nach dem jüngsten Schlagabtausch zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah ist die Gefahr eines größeren Krieges im Nahen Osten nach Einschätzung des obersten US-Generals etwas gesunken. "Ein wenig, ja", sagt US-Luftwaffengeneral C.Q. Brown, Vorsitzender der Vereinigten Stabschefs, auf die Frage der Nachrichtenagentur Reuters, ob das Risiko eines regionalen Krieges abgenommen habe.
Brown erklärt, dass nun die Reaktion des Iran auf die Tötung des Hamas-Führers Ismail Hanija in Teheran, die Israel zugeschrieben wird, entscheidend sei. Zudem warnte er vor der Gefahr durch Irans Verbündete in Ländern wie dem Irak, Syrien und Jordanien, die US-Truppen angegriffen hätten, sowie durch die Huthis im Jemen, die Schiffe im Roten Meer angreifen und Drohnen auf Israel abfeuern. Besonders gefährlich seien diese Akteure, wenn sie unzufrieden auf eigene Faust handelten. Insbesondere die Huthis seien ein "unberechenbarer Faktor".
Liveblog vom Montag zum Nachlesen
Die Vereinten Nationen beklagen eine wachsende Einschränkung der humanitären Hilfe im Gazastreifen. Die Patriarchen und Kirchenführer Jerusalems fordern ein Ende des Krieges. Der Liveblog vom Montag zum Nachlesen.