Kinder warten mit Töpfen und Schüsseln vor der Essensausgabe einer Suppenküche im Gazastreifen.
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Krieg in Nahost ++ Laut UN "kein Zweifel" an Hungersnot in Gaza ++

Stand: 10.07.2024 00:01 Uhr

Im Gazastreifen breitet sich nach Einschätzung von UN-Experten eine Hungersnot aus. US-Präsident Biden hat eine frühere Geisel der militant-islamistischen Hamas im Weißen Haus empfangen. Der Liveblog vom Dienstag zum Nachlesen.

10.07.2024 • 00:01 Uhr

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Nach einem tödlichen Raketenangriff auf die nördlichen Golanhöhen hat die israelische Luftwaffe Stellungen der Hisbollah-Miliz in Südlibanon beschossen. Wie die israelische Armee am Abend mitteilte, sei das Gebiet getroffen worden, von wo die Raketen abgefeuert worden sein sollen.

Bei dem Angriff der Hisbollah auf die Golanhöhen waren israelischen Polizeiangaben zufolge zwei Menschen getötet worden. Bei den Opfern handle sich um Zivilisten, berichteten Medien. In Reaktion auf die Attacke mit rund 40 Geschossen habe Israels Luftwaffe auch militärische Strukturen der Schiitenmiliz angegriffen, hieß es.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Bei einem Raketenangriff auf die nördlichen Golanhöhen sind israelischen Polizeiangaben zufolge zwei Menschen getötet worden. Es sei ein direkter Einschlag gewesen, hieß es vom Rettungsdienst Magen David Adom. Israelische Medien berichteten, ein Auto sei getroffen worden. Bei den Opfern handle sich um Zivilisten

Israels Armee meldete rund 40 Geschosse aus dem Libanon auf die Golanhöhen.  Die libanesische Hisbollah reklamierte den Angriff am Dienstagabend für sich. Man habe als Antwort auf eine israelische Attacke Dutzende Raketen vom Typ Katjuscha auf eine israelische Militärbasis in den Golanhöhen abgefeuert, hieß es.

Das von der militant-islamistischen Palästinenser-Organisation Hamas geleitete Gesundheitsministerium des Gazastreifens hat Israel einen tödlichen Angriff auf eine als Notunterkunft genutzte Schule vorgeworfen. Bei dem mutmaßlichen Luftangriff im Süden Gazas seien mindestens 19 Palästinenser getötet und Dutzende weitere verletzt worden, hieß es. Das Gesundheitsministerium und ein Sprecher des örtlichen Krankenhauses bestätigten die Zahlen und sagten, wahrscheinlich werde die Zahl der Opfer noch steigen, weil weitere Verletzte gebracht würden. Das israelische Militär äußerte sich bisher nicht.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Israels Militär beginnt Medienberichten zufolge ab August damit, ultraorthodoxe Männer zum Wehrdienst einzuziehen. Verteidigungsminister Joav Galant habe dazu ein Gespräch mit Generalstabschef Herzi Halevi geführt und einer entsprechenden Empfehlung der Armee zugestimmt, berichteten israelische Medien unter Berufung auf Galants Büro.

Laut einem kürzlich ergangenen Urteil des höchsten Gerichts müssen fortan auch ultraorthodoxe Männer zum Wehrdienst verpflichtet werden. Es gilt als Rückschlag für die rechts-religiöse Führung des Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu. Jahrzehntelang galten Ausnahmen für ultraorthodoxe Männer bei der Wehrpflicht - die aber vor gut drei Monaten ausliefen. Der Regierung gelang es nicht, ein Gesetz zu verabschieden, das die Erleichterungen zementieren sollte. 

Bei einem israelischen Angriff ist in Syrien offenbar ein früherer Leibwächter von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah getötet worden. Eine Drohne habe ein Auto in der Nähe der syrisch-libanesischen Grenze getroffen, teilte die in Großbritannien beheimatete syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Dabei seien zwei Mitglieder der libanesischen Hisbollah-Miliz getötet worden. Der syrische Fahrer sei verletzt.

Die Hisbollah erklärte später, einer der Toten sei Jasser Nemr Kranbisch. Anhänger der Miliz bezeichneten ihn als Nasrallahs einstigen Leibwächter. Israel fliegt sei Jahren immer wieder Angriffe auf Ziele in Syrien, die wie die Hisbollah Verbindungen zum Iran haben. In der Regel äußert sich die israelische Regierung aber nicht dazu.

Israels Armee hat nach eigener Darstellung seit Beginn ihres erneuten Einsatzes im Viertel Schedschaija in der Stadt Gaza Dutzende Terroristen getötet. Soldaten "lieferten sich Nahkämpfe mit Terrorzellen und eliminierten mehr als 150 Terroristen", teilte das Militär mit. Seit mehr als einer Woche gebe es dort ober- und unterirdische Kämpfe.

Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Das Militär hatte Ende Juni einen Einsatz in dem Ortsteil im Osten der Stadt Gaza bestätigt. Sanitäter können das umkämpfte Gebiet palästinensischen Angaben zufolge nicht erreichen.

Im Gazastreifen breitet sich nach Einschätzung von UN-Experten eine Hungersnot aus. Daran gebe es "keinen Zweifel", erklärten mehrere Sachverständige der Vereinten Nationen in Genf. Sie verwiesen auf den Tod mehrerer Kinder an Unterernährung trotz medizinischer Behandlung. Damit sei unleugbar, dass sich eine Hungersnot vom nördlichen Gazastreifen in den zentralen und südlichen Teil der umkämpften Küstenstreifen ausgebreitet habe.

Dem Staat Israel warfen die Fachleute, unter ihnen Michael Fakhri, Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, eine "vorsätzliche und gezielte Kampagne der Aushungerung" gegen die Palästinenser vor. Es handle sich um "eine Form genozidaler Gewalt".

Papst Franziskus hat seine Beunruhigung nach den Angriffen in Gaza und der Ukraine zum Ausdruck gebracht. Die vatikanische Pressestelle verschickte am Vormittag dazu eine Mitteilung. Darin heißt es: "Der Heilige Vater hat mit tiefem Schmerz die Nachrichten über die Angriffe auf zwei medizinische Zentren in Kiew, darunter das größte Kinderkrankenhaus der Ukraine, sowie auf eine Schule in Gaza zur Kenntnis genommen." Er hoffe und bete, "dass bald konkrete Wege aufgezeigt werden können, um den anhaltenden Konflikten ein Ende zu setzen".

Die Vereinten Nationen haben bestürzt auf neue Evakuierungsaufrufe der israelischen Armee für die Bevölkerung im Gazastreifen reagiert. Das UN-Menschenrechtsbüro sei "entsetzt" darüber, dass Bewohner der Stadt Gaza erneut zur Flucht in Gebiete aufgerufen würden, "in denen die Armee Militäroperationen durchführt und in denen weiterhin Zivilisten getötet und verletzt werden", hieß es. Viele Menschen seien bereits mehrfach gewaltsam vertrieben worden.

Das israelische Militär hatte Bewohner von mehreren zentralen Vierteln in Gaza aufgefordert, ihre Häuser und Wohnungen zu verlassen. Die israelische Armee erklärte, ihre "Anti-Terror-Einsätze" gegen Ziele der Hamas und des Islamischen Dschihad in Gaza weiterzuführen. Bisher seien Dutzende von Terroristen getötet und zahlreiche Waffen lokalisiert worden, hieß es.

Israelische Streitkräfte haben bei einem Miliäreinsatz in Gaza nach palästinensischen Angaben mindestens 18 Palästinenser getötet. Israelische Panzer verstärkten ihren Vorstoß in einige Stadtteile von Gaza-Stadt, wo Bewohner am Vortag von den heftigsten Kämpfen seit Beginn des Krieges berichteten.

Nach israelischen Evakuierungsbefehlen waren Tausende von Menschen gezwungen, ihre Häuser in Gaza-Stadt im Norden des Gebiets zu verlassen und nach Westen in Richtung Mittelmeerküste und in den Süden zu gehen.

Karte: Gazastreifen, dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Israels Militär hat nach eigenen Angaben einen Kampfjet eingesetzt, um ein verdächtiges Flugobjekt abzufangen, das sich dem Süden Israels von Osten her näherte.

In einer Erklärung des Militärs hieß es, dass das Ziel nicht in israelisches Gebiet eingedrungen sei.

Israel hat nach Angaben der syrischen Nachrichtenagentur Sana einen Luftangriff auf ein Ziel in der Nähe der syrischen Küstenstadt Baniyas geflogen. Der Angriff habe Sachschäden verursacht, berichtete Sana unter Berufung auf eine mit der Angelegenheit vertraute Person aus Armee-Kreisen.

Nähere Einzelheiten über das genaue Ziel oder das Ausmaß der Zerstörung sind noch nicht bekannt. Israel hat in der Vergangenheit wiederholt Ziele in Syrien angegriffen, die mit dem Iran oder der libanesischen Hisbollah in Verbindung gebracht werden, kommentiert solche Berichte aber in der Regel nicht.

US-Präsident Joe Biden hat eine frühere Geisel der militant-islamistischen Hamas im Weißen Haus empfangen. Die US-israelische Lehrerin Liat Beinin Atzili befand sich im Gazastreifen mehr als 50 Tage lang in der Gewalt der Extremisten. Sie war beim Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober verschleppt worden, als Extremisten im Kibbuz Nir Oz wüteten. Ihr Ehemann Aviv wurde bei dem Angriff getötet.

09.07.2024 • 01:15 Uhr

Gespräche über Gaza-Waffenruhe

Die Chefs von Mossad und CIA reisen laut Verhandlungskreisen am Mittwoch für Gespräche über eine Waffenruhe im Gazastreifen ins Golfemirat Katar. Wie die Nachrichtenagentur AFP aus mit den Verhandlungen vertrauten Kreisen erfuhr, sollen die Chefs der Auslandsgeheimdienste der USA und Israels, William Burns und David Barnea, den katarischen Regierungschef Mohammed bin Abdelrahman al-Thani treffen.

Katar ist gemeinsam mit Ägypten und den USA seit Monaten als Vermittler in Gesprächen um eine Feuerpause im Gazastreifen und eine Freilassung israelischer Geiseln tätig.

Die israelische Armee hat im Gazastreifen nach eigenen Angaben mehrere in einem Schulgebäude verschanzte Terroristen aus der Luft angegriffen. Wie das israelische Militär am späten Abend mitteilte, sei die Gruppe aus Kämpfern der islamistischen Hamas und des Islamischen Dschihad (PIJ) im Raum Nuseirat im mittleren Gazastreifen mit Präzisionsmunition beschossen worden, um zivile Opfer zu vermeiden. Weitere Details wurden nicht genannt. Die Angaben ließen sich unabhängig zunächst nicht überprüfen. 

Aus Kreisen des Al-Awda-Krankenhauses in Nusseirat erfuhr die Nachrichtenagentur AFP, dass nach dem Angriff auf eine Schule des UN-Palästinenserhilfswerks (UNRWA) mehrere Verletzte zur Behandlung eingeliefert worden seien.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Irans neu gewählter Präsident Massud Peseschkian will am Anti-Israel-Kurs seines Landes festhalten. In einem Schreiben an den libanesischen Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah erklärte er der Nachrichtenagentur Isna zufolge mit Blick auf Israel: "Die Unterstützung des Irans für die Widerstandsfront gegen das illegitime zionistische Regime wird mit Nachdruck fortgesetzt."

Der Iran ist der wichtigste Unterstützer der Hisbollah im Libanon.

Brasilien hat ein seit über zehn Jahren ausstehendes Freihandelsabkommen mit der Palästinensischen Autonomiebehörde in Kraft gesetzt. "Das Abkommen ist ein konkreter Beitrag zu einem wirtschaftlich lebensfähigen palästinensischen Staat, der in Frieden und Harmonie mit seinen Nachbarn leben kann", erklärte das brasilianische Außenministerium. Der palästinensische Botschafter in Brasilia, Ibrahim Al Zeben, bezeichnet die Entscheidung als "mutig, unterstützend und zeitgemäß".

Gaza-Stadt verzeichnet einen Panzer-Großangriff der israelischen Streitkräfte. Israels Premier Netanyahu beharrt auf seinen Kriegszielen und hat damit offenbar die Vermittler verärgert. Der Liveblog vom Montag zum Nachlesen.