Israels Premier Benjamin Netanyahu bei einer Sitzung seines Kabinetts
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Angriff auf Israel ++ Netanyahu kündigt Rache für Hamas-Angriffe an ++

Stand: 08.10.2023 17:42 Uhr

Israels Regierungschef Netanyahu hat Vergeltung für die Angriffe von Hamas-Terroristen angekündigt. Der UN-Sicherheitsrat wird sich morgen auf einer Dringlichkeitssitzung mit der Lage in Nahost beschäftigen. Der Liveblog vom Samstag zum Nachlesen.

08.10.2023 • 01:48 Uhr

Ende des Liveblogs

Wir beenden den Liveblog vom Samstag und danken für Ihr Interesse.

Nach den Großangriffen der islamistischen Hamas aus dem Gazastreifen ist der Zahl der Toten in Israel nach Medienberichten auf mindestens 300 gestiegen. Rund 1590 Menschen wurden verletzt, wie mehrere israelische Medien am Samstagabend unter Berufung auf medizinische Quellen berichteten.

Die Bundesregierung prüft, ob deutsche Staatsbürgerinnen und -bürger vom Großangriff der Hamas auf Israel und der Entführung von Menschen aus dem Land durch die islamistische Terrororganisation betroffen sind. Das Auswärtige Amt in Berlin und die deutsche Botschaft in Tel Aviv stünden mit den israelischen Behörden in engem Austausch, um aufzuklären, ob und inwiefern deutsche Staatsangehörige betroffen seien, hieß es am späten Samstagabend aus dem deutschen Außenministerium. Die Lage in Israel und den Palästinensischen Gebieten sei weiterhin unübersichtlich. Zu konsularischen Einzelfällen und Geiselnahmen deutscher Staatsangehöriger äußere sich die Bundesregierung grundsätzlich nicht, hieß es weiter.

Während die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas Israel mit einem Großangriff überzogen hat, geht die Gewalt auch im Westjordanland weiter. Bei Zusammenstößen mit der israelischen Armee wurden in mehreren Orten sechs Palästinenser getötet, darunter ein 13 Jahre alter Junge, wie das Gesundheitsministerium in Ramallah mitteilte. Ein weiterer Mann wurde palästinensischen Angaben zufolge nach einem versuchten Messerangriff von israelischen Soldaten erschossen. Bei Konfrontationen in mehreren Orten im Westjordanland wurden nach Angaben des Roten Halbmonds 33 Menschen unter anderem durch Schüsse, Granatsplitter und Tränengas verletzt. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben derzeit nicht.

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu hat nach den Angriffen von Terroristen der islamistischen Hamas auf Israel eine harte Reaktion im Gazastreifen angekündigt. "Wir werden alle Orte, an denen die Hamas organisiert ist und sich versteckt, in Trümmerinseln verwandeln", sagte Netanyahu in einer Ansprache. Bewohner des Gazastreifens forderte er auf: "Flieht jetzt von dort, denn wir werden überall und mit all unserer Kraft handeln". Israel werde Rache für diesen "schwarzen Tag" nehmen. Netanyahu kündigte lange andauernde Kampfhandlungen an. "Dieser Krieg wird Zeit brauchen", sagte er. "Es liegen noch herausfordernde Tage vor uns."

Das Brandenburger Tor ist als Solidaritätsbekundung in den Farben der israelischen Flagge angestrahlt worden. Laut einer Sprecherin der Berliner Senatsverwaltung sei das auf Wunsch des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner (CDU) geschehen. "Der Terrorismus wird niemals siegen", so Wegner. "Israel ist nicht allein, Berlin und die ganze freie Welt stehen fest an Israels Seite. Jetzt gilt: Besonnenheit, Entschlossenheit und Zusammenhalt."

Das Brandenburger Tor ist am Samstagabend als Solidaritätsbekundung in den Farben der israelischen Flagge angestrahlt worden.

Als Solidaritätsbekundung wurde die israelische Flagge auf das Brandenburger Tor projiziert.

Nach dem Großangriff der Hamas auf Israel hat Präsident Emmanuel Macron dem Land Frankreichs Solidarität zugesichert. Er habe mit Israels Präsident Izchak Herzog und Premierminister Benjamin Netanyahu gesprochen, teilte Macron am Abend mit. "Ich verurteile die Angriffe, die von Gaza aus gegen Israel, seine Soldaten und seine Bevölkerung geführt werden", sagte Macron. "Frankreich ist solidarisch mit Israel und den Israelis, hält an ihrer Sicherheit und ihrem Recht auf Selbstverteidigung fest."

Wie der Élyséepalast mitteilte, hat Macron Gespräche mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi, Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und dem geschäftsführenden libanesischen Ministerpräsident Nadschib Mikati, geführt. Macron habe seine Besorgnis über die Lage zum Ausdruck gebracht und dazu aufgerufen, die Terroranschläge gegen Israel, seine Soldaten und seine Bevölkerung unmissverständlich zu verurteilen.

Die israelische Armee kämpft nach eigenen Angaben in Israel noch gegen "Hunderte" bewaffnete Eindringlinge aus dem Gazastreifen. Armeesprecher Richard Hecht antwortete am Abend auf die Frage von Journalisten, wie viele Terroristen der Hamas-Offensive noch auf israelischem Boden seien: "Hunderte".

Die Kämpfe würden an "22 Orten" andauern, teilte Hecht am Abend weiter mit. Er sagte, der Hamas-Angriff gegen Israel umfasse eine "robuste Bodeninvasion". "Es gibt noch 22 Orte, wo wir gegen Terroristen kämpfen, die zu Land, zu See und zu Luft nach Israel gekommen sind". Der Armee-Sprecher bestätigte auch, dass es eine "ernste Geiselnahmelage in Beeri und auch in Ofakim" gebe. Die beiden Orte liege nahe der israelischen Grenze zum Gazastreifen.

Der Iran bezeichnet die Angriffe der Hamas als Akt der Selbstverteidigung der Palästinenser und ruft die muslimischen Länder auf, deren Rechte zu unterstützen. Das Vorgehen sei eine "natürliche Reaktion auf die kriegstreiberische und provokative Politik der Zionisten", zitieren iranische Staatsmedien einen Sprecher des Außenministeriums.

Im Sender Nournews heißt es, die Angriffe hätten gezeigt, dass Israel entgegen seiner Behauptungen die Aktionen des Widerstands nicht vorhersehen könne. Im staatlichen Fernsehen sind Bilder von Abgeordneten des iranischen Parlaments zu sehen, die "Tod für Israel" und "Palästina ist siegreich, Israel wird zerstört" skandieren.

Christian Limpert, ARD-Studio Tel Aviv und zurzeit in München, äußerte sich im ARD-Brennpunkt zu einer möglichen weiteren Eskalation im Nahen Osten:

Christian Limpert, ARD Tel Aviv, zzt. München, zu möglicher weiterer Eskalation im Nahen Osten

Brennpunkt, 07.10.2023 20:15 Uhr

Durch den israelischen Beschuss infolge der massiven Angriffe der radikalislamischen Hamas gegen Israel sind nach neuen palästinensischen Angaben mehr als 230 Menschen im Gazastreifen getötet worden. Das meldet die Nachrichtenagentur AFP. Bislang seien "232 Märtyrer" sowie 1697 Verletzte in die Krankenhäuser des Palästinensergebiets gebracht worden, erklärte das von der Hamas geführte Gesundheitsministerium in Gaza am Samstagabend. 

Die israelische Regierung schreibt laut der Nachrichtenagentur Reuters in einem Brief an den UN-Sicherheitsrat, die Hamas trage die Verantwortung für die Entwicklung und werde auch die Konsequenzen tragen müssen. Israel werde reagieren, wie es erforderlich sei, um seine Bürger und das Land vor den terroristischen Angriffen aus dem Gazastreifen zu schützen.

Der israelische Sender N12 berichtet inzwischen, bei den Kämpfen seien mindestens 200 Israelis getötet und 1.100 verletzt worden. Eine halbe Stunde zuvor hatte der Sender noch von mindestens 150 Toten berichtet.

07.10.2023 • 19:46 Uhr

Erneut Raketenalarm in Tel Aviv

Im Großraum Tel Aviv und anderen Städten Israels hat es erneut Raketenalarm gegeben. Zahlreiche Explosionen waren am Samstagabend über der Küstenmetropole zu hören, die vermutlich durch das israelische Raketenabwehrsystem Iron Dome ausgelöst wurden. Zuvor heulten in mehreren Städten des Landes die Warnsirenen.

Die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas teilte am Abend mit, es seien 150 Raketen auf Israel abgeschossen worden. Grund sei, dass Israel Wohnhäuser im Gazastreifen attackiert habe.

"Situation nicht unter Kontrolle", Sophie von der Tann, ARD Tel Aviv, zzt. Aschkelon, zur Lage in Israel

tagesschau, 07.10.2023 20:00 Uhr

Nach dem Großangriff der Hamas auf Israel will das Land die Stromversorgung im Gazastreifen kappen. "Ich habe die Anordnung unterzeichnet, die das Elektrizitätsunternehmen anweist, die Stromversorgung des Gazastreifens einzustellen", schrieb Energieminister Israel Katz am Abend auf der Plattform X (vormals Twitter). Die Küstenenklave ist für seine Energieversorgung auf Treibstoffimporte angewiesen.

Die Lufthansa stellt bis einschließlich Montag alle Flüge nach Tel Aviv ein. "Vor dem Hintergrund der aktuellen Lage in Israel streicht Lufthansa alle Flüge von und nach Tel Aviv bis einschließlich Montag", teilte das Unternehmen auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa mit. Lufthansa beobachte die Sicherheitslage in Israel kontinuierlich und stehe in engem Kontakt mit den Behörden. "Die Sicherheit unserer Gäste und Crewmitglieder hat für Lufthansa oberste Priorität." Bereits am Mittag waren Flüge der Lufthansa von Deutschland nach Tel Aviv gestrichen worden.

Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat nach dem Großangriff auf Israel vor möglichen Solidaritätsaktionen in deutschen Städten gewarnt und ein Verbot antisemitischer Versammlungen gefordert. "Antisemitische Proteste haben in Deutschland keinen Platz", sagte GdP-Chef Jochen Kopelke dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Antisemitische Versammlungen müssten von den Versammlungsbehörden verboten werden "und die Polizei muss konsequent gegen antisemitische Symbole, Fahnen und Aktionen auf der Straße und im Netz vorgehen."

Bundesfinanzminister Christian Lindner hat angesichts des Großangriffs der Hamas auf Israel eine rasche Entscheidung über Finanzhilfen an Palästinenser gefordert. "Der Terror ist erschütternd. Auf ihn sollten wir nicht nur mit Worten reagieren", sagte der FDP-Chef der "Bild am Sonntag". Er erhoffe sich daher eine Empfehlung von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne), wie der deutsche Staat angesichts dieser Gewalt mit der finanziellen Unterstützung der Palästinenser weiter verfahren sollte. "Etwaige Konsequenzen könnten sofort umgesetzt werden", sagte Lindner.

Israelische Kampfjets haben drei Hochhäuser in Gaza zerstört. Hohe schwarze Rauchwolken stiegen in den Himmel auf, als die Hochhäuser mit mehr als zehn Stockwerken nacheinander einstürzten, wie AFP-Journalisten beobachteten. Die drei Gebäude gehörten zum "Palästina-Turm" im Viertel Al-Rinal.

"Die Terrororganisation Hamas platziert ihre Militäranlangen absichtlich im Herzen der Bevölkerung", erklärte die israelische Armee und bestätigte den Angriff auf die Hochhäuser. Zuvor habe die Armee die Bewohner gewarnt und aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen. 

In Deutschland werden die Sicherheitsvorkehrungen für jüdische Einrichtungen ausgeweitet. "Wir müssen den Schutz von jüdischen und israelischen Einrichtungen in der aktuellen Situation weiter verstärken", sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser der "Bild"-Zeitung. In Berlin sei der Schutz dieser Einrichtungen durch die Polizei bereits "unmittelbar erhöht worden".

Polizeifahrzeuge stehen vor der Synagoge in der Ryckestraße in Berlin

Polizeifahrzeuge vor der Synagoge in der Ryckestraße in Berlin. Auch andere jüdische Einrichtungen in Deutschland sollen verstärkt gesichert werden.

Irans Religionsführer und Staatsoberhaupt hat nach dem Angriff der Hamas auf Israel alte Drohungen gegen Israel bekräftigt. Die palästinensische Bewegung sei heute "energischer, lebendiger und besser vorbereitet denn je", sagte Ajatollah Ali Chamenei laut einer Mitteilung. "Dieses Krebsgeschwür wird, so Gott will, durch das palästinensische Volk und die Widerstandskräfte in der gesamten Region endgültig ausgerottet werden", sagte Chamenei weiter. Seit der Staatsgründung im Jahr 1979 gilt Israel als Erzfeind der Islamischen Republik.

Die Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats wird morgen stattfinden. Bei der Sitzung um 15.00 Uhr (Ortszeit; 21.00 Uhr MESZ) werde es um die Lage im Nahen Osten und die "Palästinenserfrage" gehen, erklärten die UN. Brasilien, das derzeit den Vorsitz im UN-Sicherheitsrat hat, hatte zuvor die Einberufung einer Dringlichkeitssitzung angekündigt.

UN-Chef António Guterres hat die Gewalteskalation in Nahost über seinen Sprecher scharf kritisiert. "Der Generalsekretär verurteilt aufs Schärfste den Angriff der Hamas heute Morgen auf israelische Städte in der Nähe des Gazastreifens und Zentralisraels, einschließlich des Abschusses Tausender Raketen auf israelische Bevölkerungszentren", so der UN-Sprecher. Guterres sei entsetzt über Berichte, dass Zivilisten in ihren eigenen Häusern angegriffen und entführt worden seien. Nun müssten alle diplomatischen Anstrengungen unternommen werden, um die Situation zu beruhigen.

07.10.2023 • 18:47 Uhr

Hamas will Kampf ausweiten

Der Chef der radikal-islamischen Hamas, Ismail Hanijeh, hat angekündigt, den Kampf vom Gazastreifen auf das Westjordanland und Jerusalem auszuweiten. "Der Kampf hat sich in das Herz der zionistischen Einheit verlagert", sagt er. Zugleich warnt er arabische Länder, dass Israel ihnen keinen Schutz bieten könne. In den vergangenen Jahren hatten etwa die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain Beziehungen zu Israel aufgenommen und damit dazu beigetragen, den jahrelangen Bann arabischer Staaten gegen Israel aufzubrechen. Zuletzt haben sich die USA für eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und Saudi-Arabien eingesetzt.

Die katholische und die evangelische Kirche in Deutschland haben den Großangriff der Hamas auf Israel verurteilt. "Die feigen Attacken der Hamas auf Israel sind inakzeptabel", kritisierte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing. "Einmal mehr wurde die hässliche Schraube der Gewalt weitergedreht und eine neue gefährliche Eskalation in Gang gesetzt." Der Nahe Osten brauche endlich einen echten Friedensprozess, der die Interessen von Israelis und Palästinensern berücksichtige.

Ähnlich äußerte sich die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus. "Ich verurteile die furchtbaren terroristischen Angriffe zutiefst", teilte Kurschus der Nachrichtenagentur dpa mit. "Unsere Gedanken und Gebete sind bei den Menschen in Israel, deren Land wir noch vor wenigen Tagen besucht haben." Kurschus war erst in dieser Woche von einer Delegationsreise aus Israel zurückgekehrt, wo sie das 125-jährige Bestehen der Erlöserkirche in Jerusalem gefeiert hatte

Nach dem Großangriff der islamistischen Hamas auf Israel hat die UN-Friedensmission UNIFIL ihre Präsenz im Süden des Nachbarlandes Libanon verstärkt. Die Stabilität in der Region müsse gewahrt und eine Eskalation der Lage vermiedet werden, teilte sie heute mit. Die Blauhelme überwachen das Grenzgebiet zwischen den beiden Ländern, die sich offiziell im Kriegszustand befinden.

Beobachter fürchten ein Eingreifen der im Libanon mächtigen Schiitenmiliz Hisbollah. Sie unterhält enge Verbindungen zur Hamas.

Angesichts des großangelegten Angriffs der radikalislamischen Hamas auf Israel hat die Bundesregierung vor einer Ausweitung des Konflikts gewarnt. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sagte am Abend in Berlin: "Durch diese Terrorangriffe besteht nun die unkalkulierbare Gefahr einer großen regionalen Eskalation." Sie könne "nur auf das Schärfste davor warnen, dass sich andere diesem Terror anschließen".

Der israelische Oppositionsführer Jair Lapid hat dem Premierminister Benjamin Netanyahu die Bildung einer Notstandsregierung angeboten. Lapid sagte das als Reaktion auf den überraschenden Großangriff der im Gazastreifen herrschenden Hamas, bei dem rund 100 Israelis getötet und Hunderte verletzt wurden. "Ich werde mich jetzt nicht mit der Frage beschäftigen, wer Schuld hat und warum wir überrascht worden sind", sagte der ehemalige Regierungschef Lapid. Er habe Netanyahu angeboten, eine Koalition zu bilden, "die den harten, komplexen und langen Krieg führen kann, der uns bevorsteht". Netanyahu wisse, dass er "mit der nicht funktionierenden und extremistischen Zusammensetzung der Regierung keinen Krieg führen kann". Israel brauche eine verantwortungsbewusste Führung.

Netanyahu, Vorsitzender der rechtskonservativen Likud-Partei, steht seit der Jahresende an der Spitze einer rechts-religiösen Regierung, in der auch rechtsextreme Minister vertreten sind.

Die Sicherheit jüdischer Einrichtungen soll nach Angaben des Zentralrats der Juden bundesweit erhöht werden. "Im Hinblick auf den terroristischen Angriff auf Israel und die Sicherheitslage für jüdische Einrichtungen in Deutschland stehen wir im intensiven Austausch mit den Sicherheitsbehörden", teilte der Zentralrat am Abend auf der Plattform Instagram mit. "Die polizeilichen Maßnahmen vor jüdischen Einrichtungen werden bundesweit erhöht. Damit wird auf die abstrakt hohe Gefährdung reagiert."

Das Auswärtige Amt rät derzeit "dringend" von Reisen nach Israel und in die Palästinensergebiete ab. Das Bundesaußenministerium begründete seine Einschätzung mit "gravierenden militärischen Auseinandersetzungen im Gebiet um den Gaza-Streifen mit Beschuss durch Raketen bis nach Tel Aviv und Angriffen auf die lokale Bevölkerung". Vor Reisen in den von der Hamas kontrollierten Gazastreifen wird demnach "gewarnt".

Philip Brost, ARD Berlin, tagesschau, 07.10.2023 19:03 Uhr

Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jürgen Hardt, erklärte bei tagesschau24, der Gazastreifen sei inzwischen ein "Hort des Terrors". Die Organisation müsse jetzt zerschlagen werden. Auch der Iran, der die Hamas unterstützt, müsse nun sanktioniert werden. Man müsse Teheran zeigen, "dass wir diese Art von Terrorunterstützung nicht tolerieren".

Jürgen Hardt, außenpolitischer Sprecher CDU, zur Gewalteskalation im Nahen Osten

tagesschau24, 07.10.2023 17:00 Uhr
07.10.2023 • 17:33 Uhr

Biden warnt Gegner Israels

US-Präsident Joe Biden hat nach Angaben aus dem Weißen Haus mit dem israelischen Premierminister Netanyahu gesprochen. Biden habe dabei klargemacht, dass die USA alle notwendige Hilfe zur Unterstützung der Regierung und der Bevölkerung Israels liefern werde. Die USA würden zudem andere Parteien, die Israel feindlich gesonnen seien, davor warnen, aus der Entwicklung Vorteile ziehen zu wollen.

Bei israelischen Angriffen auf zwei Krankenhäuser in Gaza sind nach Angaben der Organisation Ärzte ohne Grenzen eine Krankenschwester und ein Fahrer einer Ambulanz getötet worden. Zudem seien dabei mehrere Menschen verletzt und die Station für medizinischen Sauerstoff der Klinik beschädigt worden.

Nach Angaben eines israelischen Militärsprechers wird derzeit noch an 22 Stellen nahe der Grenze zu Gaza gekämpft. Auf israelischer Seite seien Zivilisten und Soldaten getötet worden. Das Militär werde so viele Reservisten wie nötig mobilisieren, auch wenn deren Zahl in die Hunderttausende gehe.

Die Hamas hatte kurz zuvor gemeldet, militante Palästinenser befänden sich derzeit noch an 25 Stellen im Angriff gegen Israel.

Terroristen der islamistischen Hamas haben nach Angaben des israelischen Militärs Israelis in den Gazastreifen entführt. Darunter seien auch Soldaten, bestätigte ein Sprecher der Armee, ohne Angaben zur Zahl der Entführten zu machen.

Mehrere arabische Staaten haben der israelischen Regierung die Verantwortung für den Gewaltausbruch gegeben. Israel müsse "die provokativen Praktiken der Besatzung" und die "Politik der Ausweitung der Siedlungen" beenden, teilt das kuwaitische Außenministerium mit. Israel müsse seine "unverhohlenen Angriffe" stoppen.

Die Angriffe der Hamas seien die Folge der jahrzehntelangen "systematischen Unterdrückung" durch die "zionistische Besatzungsbehörde", heißt es auch in einer Erklärung der irakischen Regierung.

Auch für Katar ist allein Israel für die Eskalation der Gewalt im Konflikt mit den Palästinensern verantwortlich. Das Emirat ruft beide Seiten zur Mäßigung auf. Die Vereinigten Arabischen Emirate fordern ebenfalls von beiden Seiten ein Ende der Kämpfe.

Brasilien beruft eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates ein. Das teilt die brasilianische Regierung mit, die derzeit den Vorsitz im höchsten UN-Gremium innehat. Die Regierung in Brasilia verurteilt zudem die Angriffe der radikal-islamischen Hamas auf Israel und pocht auf eine Zwei-Staaten-Lösung im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern.

Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, fordert eine Überprüfung aller Finanzhilfen für den palästinensischen Gazastreifen. Der feige Angriff der Hamas auf unschuldige Zivilisten müsse unbedingt zum Anlass genommen werden, alle für den Gazastreifen bestimmten deutschen, EU- und UN-Hilfsgelder gründlichst auf ihre Verwendung zu überprüfen, sagt die FDP-Politikerin der Funke-Mediengruppe. "Jegliche Verwendung für antiisraelische oder antisemitische Zwecke muss vollständig ausgeschlossen sein."

Das israelische Militär teilt mit, die Marine habe zahlreiche palästinensische Terroristen getötet, die über das Meer nach Israel eindringen wollten.

Das Internationale Auschwitz Komitee hat nach den Großangriffen der Hamas auf Israel die EU für ihre Unterstützung palästinensischer Strukturen kritisiert. Nicht nur die Bundesregierung müsse sich fragen lassen, "warum die EU palästinensische Behörden mit ihrem Präsidenten Abbas immer wieder durch massive Finanzhilfen unterstützt", sagte der Exekutiv-Vizepräsident des Komitees, Christoph Heubner, einer Mitteilung zufolge. Die palästinensischen Behörden seien mit für "die Propagierung von antisemitischem Hass und Gewalt" verantwortlich.

Die EU stellt immer wieder Gelder für die Palästinenser in Millionenhöhe bereit, oft für humanitäre Zwecke. Unter Palästinensern werde Antisemitismus und ein "Vernichtungswillen gegenüber dem Staat Israel und seinen Bürgerinnen und Bürgern" immer wieder neu angefacht, sagte Heubner.

Bei den Großangriffen aus dem Gazastreifen auf Israel sind mindestens 100 Menschen ums Leben gekommen. Dies berichteten israelische Medien unter Berufung auf medizinische Kreise. Rund 900 weitere seien verletzt worden. Bei israelischen Vergeltungsattacken sind nach palästinensischen Angaben mindestens 198 Menschen getötet worden. Außerdem habe es in Gaza 1610 Verletzte gegeben, teilte das Gesundheitsministerium mit.

07.10.2023 • 16:10 Uhr

"Haaretz": Mehr als 900 Verletzte

Wie die israelische Zeitung "Haaretz" berichtet, hat sich die Zahl der Verwundeten nach Angaben des israelischen Gesundheitsministeriums auf mehr als 900 erhöht.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat auf Berichte reagiert, dass militante Palästinenser in Israel Menschen als Geiseln genommen haben sollen. "Ich will klarstellen, dass es nach dem humanitären Völkerrecht verboten ist, eine Geiselnahme anzudrohen oder durchzuführen", sagte Fabrizio Carboni, IKRK-Regionaldirektor für den Mittleren und den Nahen Osten. "Jeder, der festgehalten wird, muss menschlich und mit Würde behandelt werden, und das gilt auch für Kämpfer."

Das IKRK stehe bereit, in seiner neutralen Kapazität Gefangene zu besuchen und Kontakte mit ihren Familien herzustellen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach dem Großangriff der militanten Hamas das Recht Israels auf Selbstverteidigung betont. Terror dürfe keinen Platz in der Welt haben, weil er sich nicht gegen ein bestimmtes Land oder Personen richte, sondern gegen die ganze Menschheit, schrieb Selenskyj auf Facebook. "Das Recht Israels auf Selbstverteidigung steht außer Frage."

Israels Präsident Izchak Herzog hat die Großangriffe aus dem Gazastreifen auf sein Land aufs Schärfste verurteilt. "Heute haben wir das wahre Gesicht der Hamas gesehen. Eine Terrorarmee, deren einziges Ziel die kaltblütige Ermordung unschuldiger Männer, Frauen und Kinder ist", schrieb er am Samstag auf der Plattform X, ehemalsTwitter.

Er forderte eine unmissverständliche Verurteilung der Hamas und ihrer Unterstützer nach diesem "gegen uns geführten Krieg". "Jetzt ist es an der Zeit, standhaft an der Seite Israels zu stehen und seinen gerechten und moralischen Kampf angesichts eines abscheulichen Feindes zu unterstützen." Israel werde alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um diese unmittelbare Gefahr für seine Bürger zu beseitigen.

Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, lobte die Bundesregierung für ihre Solidarität mit Israel, fordert aber anhaltende Hilfe. "Ich erwarte von der Bundesrepublik, dass (…) die Unterstützung in den nächsten Tagen und Wochen weitergeht", sagt Prosor den TV-Sendern RTL/ntv. Bei der deutschen Finanzhilfe für die Palästinenser müsse unterschieden werden zwischen humanitärer Hilfe für die Bevölkerung und Geld, das von der Hamas-Führung genutzt werden könne.

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, ist nach Angaben einer Sprecherin "schockiert und entsetzt" über den Raketenangriff aus dem Gaza-Streifen auf Israel mit Dutzenden Toten. "Zivilisten dürfen niemals das Ziel von Angriffen sein", teilte Türk in Genf mit.

Er rief die israelischen Streitkräfte, die mit Luftangriffen auf den dicht besiedelten Gazastreifen reagierten, auf, alles zu tun, um Opfer unter der Zivilbevölkerung zu vermeiden. "Ich rufe zu einem sofortigen Ende der Gewalt auf und appelliere an alle Seiten und wichtige Länder in der Region, eine Deeskalation herbeizuführen, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden", so Türk.

Angesichts des Großangriffs der Hamas auf Israel streicht die Lufthansa ihre Flüge von und nach Tel Aviv. Nach einem letzten Flug von Tel Aviv nach Frankfurt am Main am Samstag seien alle weiteren Flüge von und nach Israel für den Tag gestrichen worden, sagte ein Unternehmenssprecher. "Wir beobachten permanent die aktuell sehr dynamische Sicherheitslage in Tel Aviv und stehen in engem Kontakt mit den Behörden", betonte der Sprecher. Die Sicherheit der Fluggäste und Crewmitglieder habe für Lufthansa oberste Priorität. 

Zuvor hatte die Lufthansa bereits eine Reduzierung der Flüge nach Israel gemeldet.

Am Nachmittag soll der Krisenstab der Bundesregierung zusammentreten. Das teilt das Auswärtige Amt mit. Man stehe mit den israelischen Behörden und internationalen Partnern in enger Abstimmung. Außenministerin Annalena Baerbock sei mit ihren Amtskollegen in der Region in Kontakt.

Das Auswärtige Amt appelliert an die in Israel lebenden Deutschen, das Grenzgebiet zum Gazastreifen zu meiden. Deutsche Staatsangehörige vor Ort würden gebeten, die Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes zu befolgen und sich bei ELEFAND (Elektronische Erfassung für Auslandsdeutsche) zu registrieren, teilt das Außenministerium mit.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich in einem Telefonat mit dem israelischen Präsidenten Izchak Herzog schockiert über die Hamas-Angriffe geäußert. "Israel muss sich gegen brutalen Terror verteidigen. Meine volle Solidarität gilt unseren angegriffenen israelischen Freunden", habe der Präsident versichert, schreibt seine Sprecherin auf der Plattform X, vormals Twitter.

Laut dem israelischen Nachrichtensender N12 werden in einem Kibbuz nahe der Grenze zu Gaza 50 Israelis von bewaffneten Hamas-Terroristen als Geisel genommen. Das meldete die Nachrichtenagentur Reuters.

Malta fordert Diplomaten zufolge eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats zur Lage in Israel und dem Gazastreifen. Das Treffen könne am Sonntag stattfinden, sagen die Diplomaten laut der Nachrichtenagentur Reuters.

Die USA wollen nach eigenen Angaben sicherstellen, dass Israel "über die notwendigen Mittel zur Selbstverteidigung" verfügt. "In den kommenden Tagen wird sich das Verteidigungsministerium dafür einsetzen, dass Israel über das verfügt, was es braucht, um sich zu verteidigen und die Zivilbevölkerung vor willkürlicher Gewalt und Terrorismus zu schützen", teilt US-Verteidigungsminister Lloyd Austin in einer Erklärung mit.

Wegen des Großangriffs auf Israel verstärkt die Polizei den Schutz jüdischer und israelischer Einrichtungen in Berlin. Das erfuhr die Nachrichtenagentur dpa aus Regierungskreisen. Die Gefährdungsbewertungen für solche Einrichtungen werden demnach laufend aktualisiert und Schutzmaßnahmen erhöht, wo dies erforderlich sei. "In Berlin ist der Schutz jüdischer und israelischer Einrichtungen heute bereits verstärkt worden."

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) telefonierte den Informationen zufolge am Mittag mit der Vorsitzenden der Innenministerkonferenz und Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD). Die Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern seien besorgt über die Gewalteskalation durch die terroristischen Angriffe der Hamas auf Israel und beobachteten sehr genau etwaige Reaktionen in Deutschland, hieß es.

Der Nahost-Sondergesandter der Vereinten Nationen, Tor Wennesland, hat den Angriff der radikal-islamischen Palästinenser-Gruppe Hamas auf Israel verurteilt und vor einer weiteren Eskalation gewarnt: "Das ist ein gefährlicher Abgrund, und ich appelliere an alle, sich von diesem Abgrund zurückzuziehen", teilt Wennesland in einer Erklärung mit. Er rief zu äußerster Zurückhaltung auf und forderte alle Seiten auf, die Zivilbevölkerung zu schützen.

Nach dem Beginn des Großangriffs der Hamas auf Israel und den israelischen Luftangriffen als Reaktion sind im Gazastreifen mindestens neun Menschen getötet worden. Acht Todesopfer wurden in die Leichenhalle des Al-Schifa-Krankenhauses in Gaza gebracht, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Ein neuntes Opfer, das in Chan Junis im Süden des Palästinensergebiets getötet worden war, wurde bereits beigesetzt, wie ein weiterer Reporter berichtete.

Irans Außenamtssprecher hat der islamistischen Hamas nach ihrem Großangriff auf Israel gratuliert. "Die heutige Operation der Widerstandsbewegung in Palästina ist ein Wendepunkt in der Fortsetzung des bewaffneten Widerstands des palästinensischen Volkes gegen die Zionisten", sagte Nasser Kanaani der iranischen Nachrichtenagentur Insa. "Mit dieser Operation wurde eine neue Seite im Bereich des Widerstands des palästinensischen Volkes gegen die Zionisten aufgeschlagen", fügte der Sprecher hinzu.

Zuvor hatte bereits der Berater von Irans geistlichem und staatlichem Oberhaupt Ajatollah Ali Chamenei, Safawi, den Angriff begrüßt.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat angesichts der Angriffe aus dem Gazastreifen zu Entschlossenheit aufgerufen. "Ich rufe alle Bürger Israels auf, sich zu vereinen, um unser höchstes Ziel zu erreichen - den Sieg im Krieg", sagte er laut Mitteilung seines Büros zu Beginn der Sitzung des Sicherheitskabinetts.

Laut einem Medienbericht hat sich die Zahl der bei dem Großangriff der radikal-islamischen Terrororganisation Hamas getöteten Israelis auf mindestens 40 erhöht. Mindestens 740 Israelis wurden zudem verletzt, wie der Nachrichtensender N12 News berichtet. Der Rettungsdienst Magen David Adom und das israelische Gesundheitsministerium bestätigten die Zahlen.

Ein Fotograf der Nachrichtenagentur Reuters berichtet von zahlreichen Leichen in den Straßen der südisraelischen Stadt Sderot.

Moskau fordere die Konfliktparteien zu einer "sofortigen Waffenruhe" sowie zur "notwendigen Zurückhaltung" auf. Das sagte Außenministeriumssprecherin Maria Sacharowa. Anschließend müsse mit Unterstützung der internationalen Gemeinschaft ein "Verhandlungsprozess" in Gang gebracht werden, um einen "umfassenden, dauerhaften und lang erwarteten Frieden" zu erreichen.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat sich bestürzt zum Großangriff der Hamas auf Israel geäußert. "Die sinnlose terroristische Gewalt gegen Israel, bei der viele Zivilisten verletzt oder gar getötet werden, schockiert uns zutiefst", schrieb Pistorius am Samstag auf der Plattform X, vormals Twitter:

Es stehe außer Frage: "Israel hat das Recht, sich zu verteidigen. Wir sind solidarisch mit den Menschen in Israel. Die Gewalt muss möglichst schnell ein Ende nehmen."

Die spanische Regierung hat sich schockiert über die Angriffe aus dem palästinensischen Gazastreifen auf Israel gezeigt. "Wir verurteilen aufs Schärfste die schweren terroristischen Angriffe aus dem Gazastreifen auf Israel", schrieb Außenminister José Manuel Albares am Samstag auf X, vormals Twitter. Man sei "schockiert ob der wahllosen Gewalt".

Spanien sei "fest entschlossen, sich für Frieden, Sicherheit und Stabilität in der Region einzusetzen", betonte der Minister der linken Regierung.

Auch Ministerpräsident Pedro Sánchez verurteilte auf einer Veranstaltung seiner sozialistischen Partei (PSOE) in Granada im Süden des Landes "den Krieg" und "den Terrorismus" und rief zum friedlichen Zusammenleben "der Völker und Religionen" auf.

Indiens Premierminister Narendra Modi hat auf X, vormals Twitter, die Solidarität seines Landes mit Israel ausgedrückt. "Unsere Gedanken und Gebete gelten den unschuldigen Opfern und ihren Familien."

Aus Sicht des Golf-Emirats Katar ist allein Israel für die Eskalation der Gewalt im Streit mit den Palästinensern verantwortlich. Katar rufe beide Seiten zur Mäßigung auf, heißt es in einer Mitteilung des Außenministeriums.

07.10.2023 • 13:42 Uhr

Erdogan ruft zur Zurückhaltung auf

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat angesichts des Großangriffs der Hamas auf Israel alle Seiten zur Zurückhaltung aufgerufen. In der Hauptstadt Ankara sagte Erdogan: "Wir rufen die Parteien dazu auf, angesichts der Ereignisse in Israel heute Morgen mit Zurückhaltung zu handeln und von impulsiven Schritten, die die Spannungen verschärfen, abzusehen."

Die Türkei und Israel hatten sich nach einem jahrelangen Zerwürfnis zuletzt um Wiederannäherung bemüht. Noch ist unklar, wie sich der jüngste Hamas-Angriff auf die Beziehungen der beiden Länder auswirken wird. Zu den kritischen Punkten gehört auch die Unterstützung Ankaras für die im Gazastreifen herrschende Hamas. Erdogan, der sich als Fürsprecher der Muslime weltweit versteht, kritisierte Israels Vorgehen in Palästinensergebieten häufig scharf und schlug dabei immer wieder auch antisemitische Töne an.

07.10.2023 • 13:38 Uhr

USA verurteilen Angriff

Auch die USA verurteilen den Angriff der Hamas. Das Land stehe an der Seite Israels und des israelischen Volkes, zitiert der TV-Sender CNN den Nationalen Sicherheitsrat in Washington. Sicherheitsberater Jake Sullivan habe bereits mit seinem israelischen Amtskollegen gesprochen und werde mit diesem in engem Kontakt bleiben.

Oman hat Israel und die Palästinenser zu größtmöglicher Selbstkontrolle aufgerufen, wie die staatliche Nachrichtenagentur unter Berufung auf eine offizielle Erklärung berichtete. Die Erklärung forderte die internationale Gemeinschaft und die internationalen Parteien auf, "sofort einzugreifen, um die anhaltende Eskalation zu stoppen und sich an die Regeln des internationalen Rechts zu halten".

Die Deutsch-Israelische Gesellschaft Berlin und Brandenburg (DIG) hat dazu aufgerufen, sich an einer Demonstration an diesem Sonntag (14.00) vor dem Brandenburger Tor zu beteiligen. "Jetzt ist die Stunde der Solidarität mit Israel", erklärte der Vorsitzende Jochen Feilcke. Die Angriffe der Hamas seien purer Fanatismus und blanker Terror gegen jeden, der in Israel lebe.

Die DIG forderte die Bundesregierung und andere Länder auf, ebenso konsequent auch gegen alle Unterstützer der unter anderem von der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas in Deutschland vorzugehen, denn sie stellten "eine konkrete Gefahr für die hier lebenden Juden und Israelis dar".

Die israelische Hilfsorganisation Magen David Adom hat via X, vormals Twitter, zu Blutspenden in Tel Aviv, Jerusalem und Haifa aufgerufen.

Das saudi-arabische Außenministerium rief zu einer "sofortigen Beendigung der Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern" auf, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur. Sie zitierte eine Erklärung des Ministeriums, die lautete: "Wir verfolgen die beispiellosen Entwicklungen zwischen einer Reihe von palästinensischen Gruppierungen und den israelischen Besatzungstruppen, die zu einem hohen Maß an Gewalt an mehreren Fronten geführt haben".

Die Lufthansa reduziert ihre Flüge nach Israel. "Vor dem Hintergrund der aktuellen Sicherheitslage in Tel Aviv reduziert die Lufthansa Group Airlines am heutigen Samstag das Flugprogramm von/nach Tel Aviv aus operativen Gründen", teilte das Unternehmen auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa mit.

Auf der Homepage des Frankfurter Flughafens wurden die zwei geplanten Abflüge der Lufthansa nach Tel Aviv am Samstag als annulliert angezeigt.

Der israelische Botschafter in Berlin, Ron Prosor, hat eine Bestrafung der Verantwortlichen für den Großangriff auf Israel angekündigt. Die Hamas-Führung habe ohne Provokation die Entscheidung getroffen, Israel anzugreifen, sagte Prosor im Deutschlandfunk. "Wir werden alles tun, uns nicht nur zu verteidigen, sondern all diejenigen, die verantwortlich sind, auch zu bestrafen."

Verantwortlich ist aus Sicht des Botschafters neben der von der EU, den USA und Israel als Terrororganisation eingestufte Hamas auch der Iran. "Es ist klar für uns, dass Iran dahintersteckt", sagte der Botschafter. Iran versuche alles, die Region in einen Kriegszustand zu bringen. Es bleibe nicht ohne Folgen, wenn man Israel angreift.

Der Oberrabbiner der nordisraelischen Stadt Safed, Schmuel Elijahu, hat die Juden dazu aufgerufen, trotz des jüdischen Ruhetags Schabbat Mobiltelefone und Waffen bei sich zu tragen. "Wir befinden uns derzeit in einer großen Schlacht im Süden, und es ist zu befürchten, dass die Kämpfe auf andere Städte, einschließlich des Nordens, übergreifen", sagte er laut Bericht des Senders Arutz Scheva.

07.10.2023 • 12:56 Uhr

Verstörende Bilder aus Gaza

ARD-Mitarbeiter haben unverifizierte Bilder aus Gaza erhalten, die gefangene israelische Soldaten unter einer Plane zeigen. Zu sehen sind darüber hinaus Terroristen, die mit einem israelischen Militärjeep umher fahren sowie eine Menschenmenge, die auf einem toten Soldaten herum trampelt.

Informationen von Bettina Meier, ARD Tel Aviv

Die ARD-Korrespondentin in Tel Aviv, Bettina Meier, berichtet von einer Nachricht, die das Studio von einem Einwohner der Stadt Sderot erhalten hat:

Unsere schlimmsten Befürchtungen sind wahr geworden. Terroristen, die uns töten wollen, laufen durch unsere Straßen. Es erinnert an die ISIS-Terroristen, die mit ihren Jeeps durch die Wüste im Irak und in Afghanistan gefahren sind. Sie sind vor meiner Tür. Wir sind unter Belagerung in unseren Häusern bei unseren Lieben. Wir hören Schüsse und Explosionen durch die Straßen hallen. Wir sind gestresst, aber wir sind Zionisten und haben keine Angst.
Gal Naim aus Sderot

Die Deutsch-israelische Gesellschaft hat die Angriffe der Hamas gegen Israel als feige und verbrecherisch verurteilt. In einer Erklärung hieß es in Berlin: "Wir sind in großer Sorge und stehen in Solidarität an der Seite des israelischen Volkes." Dieser Angriff könne der Beginn eines Krieges sein.

Der Iran begrüßt den Angriff der Palästinenser auf Israel. "Wir beglückwünschen die palästinensischen Kämpfer", sagte Rahim Safawi, ein Berater von Irans geistlichem und staatlichem Oberhaupt Ajatollah Ali Chamenei der halbstaatlichen Nachrichtenagentur Insa. Der Iran werde ihnen bis zur Befreiung Palästinas und Jerusalems beistehen.

Nach dem Beginn des großangelegten Angriffs der palästinensischen Hamas-Organisation auf Israel sind nach Angaben von Rettungskräften mindestens 22 Menschen in Israel erschossen worden. "Hunderte weitere Opfer" seien verletzt worden, erklärte der Rettungsdienst Magen David Adom.

Im israelischen Fernsehen kritisiert ein ehemaliger Oberst, dass das Militär nicht auf die Angriffe aus Gaza vorbereitet war. "Alle wussten, was die Hamas vorhat. Aber es gab das Gefühl, dass es so eine physische Linie, eine Grenze gibt, die das aufhält und dass es den Geheimdienst gibt, der davor warnt", sagte er. "Beides ist schon eimal zum Yom-Kippur-Krieg am 06. Oktober 1973 fehlgeschlagen. Die Warnung kam nicht an und die Grenze wurde durchbrochen."

Mit Informationen von Bettina Meier, ARD Tel Aviv

Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich nach den massiven Angriffen aus dem Gazastreifen solidarisch mit Israel gezeigt. "Erschreckende Nachrichten erreichen uns heute aus Israel. Der Raketenbeschuss aus Gaza und die eskalierende Gewalt erschüttern uns zutiefst. Deutschland verurteilt diese Angriffe der Hamas und steht an Israels Seite", schrieb er auf dem Kurznachrichtendienst X.

Nach Angaben des israelischen Polizeichefs, Kobi Shabtai, sind Polizisten zusammen mit Soldaten der Armee, Spezialeinheiten und anderen zusätzlichen Kräften in verschiedenen "Kriegszonen" im Einsatz.

"Wir wissen um Zivilisten, die sich an allen möglichen Orten verbarrikadiert haben. Wir rufen alle auf, hinter verschlossenen Türen zu bleiben, wir werden letztlich alle erreichen", zitierte die Zeitung "Haaretz" Shabtai.

Israelischen Medienberichten zufolge sind mindestens 22 Israelis bei den Angriffen der islamistischen Hamas getötet worden. Der Sender N12 beruft sich dabei auf den nationalen israelische Rettungsdienst.

Die Ukraine hat den überraschenden Angriff der radikal-islamischen Palästinensergruppe Hamas auf Israel als Terror verurteilt und Israel ihre Solidarität erklärt. "Die Ukraine verurteilt aufs Schärfste die andauernden Terroranschläge gegen Israel, einschließlich der Raketenangriffe auf die Zivilbevölkerung in Jerusalem und Tel Aviv", teilt das Außenministerium in Kiew auf der Online-Plattform X mit. Die Ukraine unterstütze Israel in seinem Recht, sich und sein Volk zu verteidigen, heißt es in der Erklärung weiter.

Die israelische Armee spricht bei ihrer Antwort auf die palästinensischen Angriffe aus dem Gazastreifen sowie dem Eindringen von Terroristen ins Land von der Operation "Eisernes Schwert".

Russland steht nach eigenen Angaben im Kontakt mit Israel und den Palästinensergebieten. "Wir müssen alle Umstände klären", sagte Vize-Außenminister Michail Bogdanow laut der Agentur Interfax. "Selbstverständlich rufen wir immer zur Mäßigung auf", zitierte die Agentur Bogdanow. "Wir müssen verstehen, was passiert, weswegen und welche Folgen es haben wird."

Der britische Außenminister James Cleverly hat die palästinensischen Angriffe auf Israel kritisiert. Großbritannien verurteile eindeutig die furchtbaren Angriffe der Hamas auf israelische Zivilisten, teilte Cleverly auf der Plattform X mit. "Das Vereinigte Königreich wird immer Israels Recht auf Selbstverteidigung unterstützen."

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat die Angriffe aus dem Gazastreifen auf Israel mit Hunderten von Raketen aufs Schärfste verurteilt. "Es ist Terrorismus in seiner verabscheuungswürdigsten Form. Israel hat das Recht, sich gegen solche abscheulichen Angriffe zu verteidigen", schrieb sie auf der Plattform X.

07.10.2023 • 11:07 Uhr

"Bisher zwei Tote bestätigt"

Die Lage in Israel ist unübersichtlich. Wie die ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann berichtet, gibt es zwei bestätigte Tote. "Es gibt aber wohl deutlich mehr Tote und viele Schwerverletzte, die in den Krankenhäusern behandelt werden."

Informationen kämen vor allem über die sozialen Netzwerke, so von der Tann. So gäbe es unbestätigte Videos von einer eingenommenen israelischen Militärbasis: "Das sind blutige Szenen von getöteten israelischen Soldaten." Es gäbe zudem Berichte über verschleppte israelische Zivilisten und Soldaten. "Auch davon gibt es grausame Videos. Man kann schon fast von Lynchen sprechen", sagt die ARD-Korrespondentin.

"Bisher bestätigt: Zwei Tote", Sophie von der Tann, ARD Tel Aviv, zu Raketenangriffen aus dem Gazastreifen

tagesschau24, 08.10.2023 10:00 Uhr

Die aktuelle Lage habe eine andere Dimension als die Angriffe der vergangenen Zeit. "Sobald die Hamas sich einschaltet, gewinnt die Lage eine andere Qualität. Hinzu kommt die Infiltration von Kämpfern in den Süden Israels - das ist eine andere Dimension als das, was wir bisher gesehen haben", erklärt von der Tann.

Das Datum des Angriffs sei zudem symbolisch - fast auf den Tag genau vor fünfzig Jahren begann der Jom-Kippur-Krieg, bei dem Israel von mehreren arabischen Staaten angegriffen wurde.

07.10.2023 • 10:56 Uhr

Netanyahu: "Wir sind im Krieg"

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat am Samstag nach massiven Angriffen aus dem Gazastreifen auf Israel von einem "Krieg" gesprochen. "Bürger Israels, wir sind im Krieg und wir werden gewinnen", sagte Netanyahu in einer Videobotschaft aus dem Militärhauptquartier in Tel Aviv.

Bei Kämpfen mit bewaffneten Angreifern aus dem Gazastreifen ist nach israelischen Angaben der Präsident des Regionalrats der israelischen Grenzorte nordöstlich des Palästinensergebiets getötet worden. Ofir Liebstein sei "bei einem Schusswechsel mit Terroristen" getötet worden, teilte der Regionalrat von Shaar Negev mit.

Einem Sprecher des israelischen Militärs zufolge haben die Palästinenser 2500 Raketen auf Israel geschossen. Kämpfe gebe es in der israelischen Stadt Erez an der Grenze zum Gaza-Streifen und bei der in der Nähe gelegenen Militärbasis Zikim. Tausende Reservisten der israelischen Armee würden aktiviert. "Natürlich gibt es Opfer", sagte der Sprecher.

Botschafter Steffen Seibert hat Deutsche in Israel aufgerufen, sich angesichts des Raketenbeschusses aus Gaza nahe von Schutzräumen aufzuhalten. Auf der Plattform X schrieb der deutsche Botschafter: "An alle Landsleute in Israel: Der Raketenbeschuss aus Gaza dauert an, es besteht insgesamt erhöhte Gefahr." Wichtig sei, sich über die Lage zu informieren und den Anweisungen der Sicherheitskräfte zu folgen. "Passen Sie auf sich auf!"

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat die terroristischen Angriffe auf Israel scharf verurteilt. "Hamas eskaliert die Gewalt. Ich verurteile die terroristischen Angriffe aus Gaza gegen #Israel aufs Schärfste", schrieb sie auf der Plattform X und forderte ein sofortiges Ende der Gewalt gegen Unschuldige. "Israel hat unsere volle Solidarität & das völkerrechtlich verbriefte Recht, sich gegen Terror zu verteidigen."

Die israelische Luftwaffe führt nach Angaben eines Sprechers Luftschläge in Gaza aus. Ein Zeuge berichtet von Explosionen im Gazastreifen und in Gaza-Stadt.

In den sozialen Medien kursieren unbestätigte Fotos und Videos, die von den militanten Palästinensern entführte und getötete Israelis zeigen sollen. Ein Sprecher der israelischen Armee wollte sich nicht zu den Berichten über die Entführungen äußern.

Nach massiven Angriffen aus dem palästinensischen Gazastreifen auf Israel hat die israelische Armee am Samstag den Kriegsbereitschaftszustand erklärt. Das Militär reagierte damit auf Überraschungsangriffe militanter Palästinenser mit Hunderten von Raketen sowie das Eindringen bewaffneter Terroristen aus dem Gazastreifen nach Israel.

Nach Angaben israelischer Streitkräfte drangen "einige Terroristen vom Gazastreifen in israelisches Gebiet" ein. Sie riefen die Bevölkerung in den angrenzenden Gebieten auf, in ihren Häusern zu bleiben.

07.10.2023 • 10:15 Uhr

Massive Angriffe aus Gaza

Militante Palästinenser haben am Samstagmorgen Hunderte Raketen aus dem Gazastreifen in Richtung Israel abgefeuert. Die radikal-islamische Terrororganisation Hamas sprach vom Beginn einer "Militäroperation" gegen Israel.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 07. Oktober 2023 um 15:00 Uhr.