Unwetter über Deutschland ++ Im Südwesten vielerorts Jahrhunderthochwasser ++
Im Südwesten wird an mehreren Flusspegeln Jahrhunderthochwasser gemeldet. Bayerns Ministerpräsident Söder machte sich im besonders betroffenen Landkreis Augsburg ein Bild von der Lage. Liveblog vom Samstag zum Nachlesen.
- Söder dankt Hochwasser-Helfern
- Evakuierung nach Dammbruch in Bayern
Ende des Liveblogs
Wir beenden den Liveblog und bedanken uns für Ihr Interesse.
Erdrutsch erfasst ICE und Pkw in Schwäbisch Gmünd
Ein Erdrutsch hat im württembergischen Schwäbisch Gmünd einen ICE und einen Wagen erfasst. Nach ersten Polizeiangaben blieben sowohl die Fahrgäste des Zuges als auch der Fahrer des Autos unverletzt. An der Stelle des Erdrutsches verlaufen die betroffene Kreisstraße und die Bahnstrecke parallel. Weitere Details sind bislang nicht bekannt. Zunächst war berichtet worden, ein Regionalzug sei betroffen.
Schwäbisch Gmünd liegt etwa 50 Kilometer östlich von Stuttgart. Dort hatte es wie in weiten Teilen Baden-Württembergs seit Freitag erhebliche Niederschläge gegeben.
Rotes Kreuz schickt Wasserretter aus Unterfranken nach Günzburg
Das Bayerische Rote Kreuz sendet Wasserretter aus Unterfranken zum Hilfseinsatz nach Schwaben. Der Wasserrettungszug wird voraussichtlich im besonders betroffenen Landkreis Günzburg zum Einsatz kommen, wie das BRK mitteilte. Die Einsatzkräfte der Wasserwacht aus ganz Unterfranken sind speziell für Hochwassereinsätze ausgebildet, dazu gehören jeweils zwei Boots- und Tauchtrupps. In dem schwäbischen Landkreis Günzburg hatten mehrere Gewässer die Pegelstände eines Jahrhunderthochwassers erreicht. Das entspricht einer Flut, die im statistischen Mittel einmal in 100 Jahren erreicht oder überschritten wird.
Pegelstände in Babenhausen und Ulm steigen derzeit nicht weiter an
In Babenhausen an der Günz ist die Lage weiterhin dramatisch. Menschen wurden mit Helikoptern in Sicherheit gebracht, schildert Andreas Herz die Lage. Die gute Nachricht vom späten Abend: Die Pegelstände steigen derzeit nicht weiter an. Doch das Wasser gelange in den kommenden Tagen in die größeren Flüsse, wo sich die Situation verschärfen dürfte.
Auch aus Ulm in Baden-Württemberg berichtet Martin Miecznik, dass auch das Wasser der Donau nicht weiter steige. Die Stadt habe das Wasser unter anderem mit Spundwänden zurückhalten können. Auch hier gibt es aber keine Entwarnung, denn die Situation an den kleineren Bächen und Flüssen sei unberechenbar.
Isar schwillt in München an - Feuerwehr sperrt Stege
Die Münchner Feuerwehr warnt wegen Hochwassers vor Lebensgefahr am Isar-Ufer. Außerdem sperrte die Stadtverwaltung zwei beliebte Spazierstege am Ufer des Flusses. Er hat in der Landeshauptstadt Meldestufe 2 erreicht, wie die Feuerwehr auf der Plattform X mitteilte. Meldestufe 2 bedeutet Überflutungen auf nicht bebauten Flächen oder hochwasserbedingte leichte Verkehrsbehinderungen auf den Straßen.
670 Anwohner in Schrobenhausen vor der Evakuierung
Feuerwehr und Rettungskräfte bereiten im oberbayerischen Schrobenhausen die Evakuierung von 670 Menschen vor. Im Stadtteil Mühlried und einer Gasse entlang des Flusses Weilach sind Radlader und Boote im Einsatz, wie das Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen mitteilte. Die Behörde richtete außerdem ein Bürgertelefon für Notfälle ein. Die Kommune hatte zuvor den Katastrophenfall ausgerufen. Die Lage ist laut Landrat Peter von der Grün vor allem im südlichen Teil des oberbayerischen Landkreises besorgniserregend.
Grüne sagen Wahlkampf-Abschluss in Regensburg ab
Wegen des Hochwassers sagen die Grünen ihren Wahlkampf-Abschluss zur Europawahl am Sonntag in Regensburg ab. "Aufgrund der schlimmen Unwetter in Süddeutschland haben wir schweren Herzens entschieden, unsere morgige Veranstaltung in Regensburg abzusagen", teilte die Bundesgeschäftsstelle der Grünen in Berlin mit.
"Die Sicherheit aller geht vor. Unsere Gedanken sind bei allen in der Region, die von dem Hochwasser betroffen sind. Wir danken den vielen Einsatzkräften, Helferinnen und Helfern vor Ort." Geplant war für Sonntagmittag ein "Townhall-Meeting" mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, Europapolitikerin Terry Reintke und dem Bundesvorsitzenden Omid Nouripour.
Katastrophenfall auch in Freising
Der Landkreis Freising hat wegen übergelaufener Flüsse und Bäche ebenfalls den Katastrophenfall ausgerufen. Vor allem im Bereich der Amper und der Glonn drohen rekordverdächtige Pegelstände, wie das Landratsamt der oberbayerischen Kommune mitteilte.
Die Behörde fürchtet im Ort Hohenkammer eine großflächige Überschwemmung, ebenso in allen Orten entlang der Amper. Die Bürgerinnen und Bürger sollten sich frühzeitig auf eine derartige Extremsituation vorbereiten und zum Beispiel auch die Keller ausräumen. Insgesamt haben somit zehn bayerische Landkreise den Katastrophenfall ausgerufen.
Dauerregen lässt im Süden Deutschlands allmählich nach
In den von Hochwasser betroffenen oder bedrohten Gebieten in Süddeutschland zeichnet sich laut Deutschem Wetterdienst (DWD) beim Niederschlag eine leichte Entspannung ab. Der flächige Dauerregen lasse im Laufe der Nacht nach, sagte ein DWD-Meteorologe am Samstagabend. "Das werden heute Nacht nicht mehr die ganz großen Regenmengen sein, die wir noch in der letzten Nacht hatten".
Dafür zögen von Norden her neue Schauer und Gewitter auf, die vor allem am Sonntagnachmittag nochmals die Gefahr lokaler Überflutungen mit sich brächten. Die Schauer könnten kräftig ausfallen und zögen nur langsam. "Wenn das auf die gesättigten Böden trifft, dann hat man dort auch wieder schnell Überflutungen", sagte der Meteorologe.
Auch Kreis Dillingen ruft Katastrophenfall aus
Wegen der ununterbrochenen Regenfälle hat nun auch der Landkreis Dillingen im bayerischen Teil Schwabens den Katastrophenfall ausgerufen. Dort spitzte sich am späteren Samstagabend die Lage an der Zusam, einem Donau-Zufluss, zu, wie die Behörde mitteilte. Der örtliche Krisenstab forderte bei der Bundeswehr Hilfe an.
Der Kreis Dillingen war die neunte bayerische Kommune, die den Katastrophenfall ausrief.
Keine Entwarnung in Hochwassergebieten
Auch in den kommenden Stunden wird es weiterregnen, prognostiziert Claudia Kleinert vom ARD-Wetterkompetenzzentrum in Frankfurt am Main. Auf den aktuellen Dauerregen folgten im Süden in der Nacht heftige Gewitter, die "örtlich auch nochmal 20, 30 Liter Regen pro Quadratmeter dabeihaben können", so Kleinert. Erst am Montag dürfte es dann Entspannung geben.
Helikoptereinsatz in Babenhausen
Wegen des starken Hochwassers sind in Babenhausen im Unterallgäu inzwischen auch Helikopter im Einsatz. Das Bayerische Rote Kreuz rettete zwei Menschen vom Dach ihres Wohnhauses. Die beiden hätten sich in einer lebensgefährlichen Situation befunden, sagte ein Sprecher. Das Haus im Landkreis Unterallgäu sei aufgrund der großen Wassermassen einsturzgefährdet gewesen.
Weitere Menschen wurden mit Schlauchboten von ihren Häusern abgeholt. Die Einsatzkräfte brachten am Samstag mehr als 100 Menschen in Sicherheit - darunter auch dutzende Kinder. Wasserretter mussten zudem Menschen aus ihrem Auto befreien, die wegen der Wassermassen die Türen nicht mehr selbstständig öffnen konnten. Vor allem wegen der Strömung und wegen des steigenden Wassers im Auto könne eine solche Situation schnell lebensgefährlich werden, führte der Sprecher weiter aus.
Evakuierungen im Landkreis Ausgburg
In mehreren Kommunen des Landkreises Augsburg sind die Bewohner wegen des akuten Hochwassers angehalten, ihre Wohnungen und Häuser zu verlassen. Die Lage werde sich am Abend im nördlichen Teil des Landkreises noch verschärfen, sagte eine Sprecherin des Landratsamtes Augsburg. Teile von Batzenhofen, Gablingen, Langweid, Eisenbrechtshofen, Biberbach, Allmannshofen und die gesamte Gemeinde Nordendorf seien betroffen.
Wie viele Menschen sich insgesamt in Sicherheit bringen sollen, war zunächst unklar. Allein in der Gemeinde Nordendorf würden 2.500 Menschen leben, sagte die Sprecherin. Die Regierung von Schwaben hat eine Notunterkunft an der Messe Augsburg eingerichtet.
Weitere Informationen zu den betroffenen Ortsteilen der Gemeinden und zur Lage im Landkreis können über den Liveticker des Landratsamtes im Internet abgerufen werden. Zuvor hatten im Landkreis bereits Bewohner in bestimmten Straßenzügen des Ortes Diedorf ihre Wohnhäuser verlassen müssen, weil ein Deich und ein Damm gebrochen waren.
Bundeswehr unterstützt in Bayern
Bundeswehrsoldaten sind im Kampf gegen das Hochwasser in Bayern im Einsatz. "Die Bundeswehr unterstützt die beiden Landkreise Günzburg und Aichach-Friedberg, nachdem beide Landkreise einen offiziellen Antrag gestellt hatten", sagte eine Bundeswehr-Sprecherin des Landeskommandos Bayern dem Sender Antenne Bayern. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hatte bei einem Besuch im stark betroffenen Diedorf im Landkreis Augsburg angekündigt, die Bundeswehr werde die Einsatzkräfte unterstützen. Er mahnte die Menschen, auf unnötige Fahrten zu verzichten.
"Lage ist katastrophal"
Im besonders betroffenen Babenhausen im Unterallgäu bleibt die Lage dramatisch. Noch immer seien die Einsatzkräfte dabei, Anwohner zu evakuieren, berichtet ARD-Reporter Andreas Herz. Die zeitweise ausgefallene Telekommunikation in dem Ort funktioniere aber wieder. Und es gebe einen Hoffungsschimmer: Immerhin steige der Pegel in Babenhausen derzeit nicht weiter an. Insgesamt bleibe die Situation aber unberechenbar.
"Die Lage ist katastrophal", Andreas Herz, BR, zur Hochwassersituation in Babenhausen im Unterallgäu
Im Südwesten vielerorts Jahrhunderthochwasser
Der Dauerregen im Südwesten hat zu Pegelständen geführt, wie sie statistisch gesehen nur einmal in mehr als hundert Jahren erreicht werden. So führten am Samstagnachmittag die Donaunebenflüsse Umlach in Ummendorf, Rottum in Laupheim (beide Kreis Biberach), Wurzacher Ach in Leutkirch-Reichenhofen (Kreis Ravensburg) und Weihung in Unterkirchberg (Alb-Donau-Kreis) so viel Wasser wie bei einem Jahrhunderthochwasser.
Der Bodenseekreis rechnet mit weiteren starken Regenfällen. Insbesondere an der Schussen sei die Lage weiterhin angespannt. Auch für Argen, Rotach und Seefelder Aach könne keine Entwarnung gegeben werden. Die Bundesstraße 30 wurde an der Lochbrücke in Meckenbeuren gesperrt, da sich viel Treibholz an der Brücke gesammelt hatte und mit einem Bagger entfernt werden musste.
Faeser verspricht Unterstützung des Bundes
Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat den vom Hochwasser betroffenen Regionen in Süddeutschland weitere Unterstützung zugesichert. "Wegen des schweren Dauerregens und drohender Überflutungen ist das THW bundesweit darauf vorbereitet, weitere Kräfte in den Einsatz zu bringen", teilte die SPD-Politikerin in Berlin mit Blick auf Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) mit. "Wir werden die betroffenen Bundesländer weiter mit allen verfügbaren Kräften unterstützen", versprach sie.
Bis Samstagabend waren Faeser zufolge 520 Helferinnen und Helfer des THW im Einsatz. Sie brachten Menschen in Sicherheit, sicherten Deiche und pumpten Wasser ab. Faeser würdigte zugleich den Einsatz aller Haupt- und Ehrenamtlichen: "Ich danke allen Einsatzkräften sehr, die aktuell gegen die Wassermassen kämpfen und unermüdlich im Einsatz sind, um Menschenleben zu schützen." Die Menschen in den von Überflutungen betroffenen Regionen in Bayern und Baden-Württemberg sollten auf die Warnmeldungen und Hinweise der Behörden achten, sagte Faeser.
Starkregen in Ostthüringen
Starkregen und Gewitter haben die Feuerwehren in Ostthüringen in Atem gehalten. Die Helfer hätten zu zahlreichen Einsätzen ausrücken müssten, teilte die Leitstelle Gera mit. Besonders betroffen war demnach der Bereich um Ronneburg im Landkreis Greiz. Dort kam es zu überfluteten Straßen, Feldern und vollgelaufenen Kellern. Auch im Geraer Stadtteil Liebschwitz sei ein kleinerer Bach übergelaufen.
Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ist für heute mit örtlich auftretendem Starkregen mit 25 bis 40 Litern Niederschlag pro Quadratmeter binnen kurzer Zeit, Hagel und stürmischen Böen zu rechnen. Am Abend warnte der DWD erneut vor starkem Gewitter im Landkreis Altenburger Land. Demnach können voraussichtlich bis 20.00 Uhr Niederschlagsmengen um 25 Liter pro Quadratmeter pro Stunde sowie Windböen mit Geschwindigkeiten bis 60 Kilometer pro Stunde auftreten.
Bergsteiger auf Zugspitze gerettet
Mehrere Gruppen von Bergsteigern sind an der Zugspitze im Schneetreiben in Not geraten, konnten aber am Nachmittag von der Bergwacht wohlbehalten zum Gletscherrestaurant Sonnalpin begleitet werden. Die Bergsteiger hätten sich trotz Dauerregens im Tal und massiven Schneefalls in den Bergen zu Deutschlands höchstem Gipfel aufgemacht, berichtete der Bayerische Rundfunk. Dort türmten sich die Schneemassen demnach teilweise zwei Meter hoch, die Sichtweite betrug nur etwa 100 Meter.
Aus mehreren Gruppen seien Notrufe abgesetzt worden, teilte ein Sprecher der Bergwacht weiter mit. Sie seien aufgrund von Witterung und Neuschnee auf etwa 2500 Metern Höhe etwa 900 Meter vor dem Sonnalpin nicht mehr weitergekommen. Die Bergwacht rückte aus. Auch Mitarbeiter der Zugspitzbahn waren mit Pistenraupen unterwegs, um die Bergsteiger zu suchen, wie eine Sprecherin der Zugspitzbahn sagte.
Geringer Sachschaden in Sachsen
Auch über weite Teile Sachsens sind Gewitter hinweggezogen, größere Schäden hat es nach ersten Angaben der Einsatzkräfte aber nicht gegeben. Die Polizeidirektionen hatten nach einer ersten Einschätzung am frühen Abend keine größeren Einsätze zu vermelden. Im Landkreis Zwickau sei eine Straße überspült worden und die Feuerwehr habe einige vollgelaufene Keller leerpumpen müssen, sagte ein Polizeisprecher auf Anfrage. Dies sei aber bei der eigentlich prognostizierten Lage sehr wenig. Der Deutsche Wetterdienst hat seine Unwetterwarnung vor schwerem Gewitter für Sachsen aufgehoben. Es gebe aber weiter die amtliche Warnung vor starkem Gewitter, teilte der Wetterdienst mit.
Unwetterwarnung für Teile Brandenburgs
Nicht nur für Bayern und Baden-Württemberg sind weitere schwere Regenfälle vorhergesagt. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt auch für Teile Brandenburgs vor den Gefahren schwerer Gewitter. Für die Kreise Dahme-Spreewald, Märkisch-Oderland und Oder-Spree gelte die zweithöchste Warnstufe bis zum Abend, teilte der DWD mit. Es könne Blitzeinschläge, umstürzende Bäume oder Hochspannungsleitungen, herabfallende Gegenstände, rasche Überflutungen von Straßen, Erdrutsche oder Hagelschlag geben.
A3 in der Oberpfalz teils voll gesperrt
Die Autobahn 3 in Bayern nahe Regensburg ist auf rund zehn Kilometern zwischen den Anschlussstellen Parsberg und Beratzhausen in beide Richtungen gesperrt. Die Fahrbahn sei teils überflutet, teilte das Polizeipräsidium Oberpfalz am Samstag mit. "Das Wasser drückt von den Feldern auf die Autobahn", sagte ein Sprecher. Nach Angaben der Verkehrspolizei Regensburg seien Autobahnmeisterei, Feuerwehr und Polizei vor Ort. Der Verkehr werde umgeleitet.
Damm im bayerischen Eldern droht zu brechen
Im oberschwäbischen Eldern droht nach Angaben der Integrierten Leitstelle der Damm zu brechen. Anwohner sollen sich auf eine Evakuierung vorbereiten und persönliche Wertgegenstände in höher gelegene Gebäudeteile bringen. Bei Überschwemmungsgefahr sollen Keller und Tiefgaragen aber nicht mehr betreten werden, hieß es. Das betroffene Gebiet soll weiträumig umfahren werden, überflutete Straßen sollen nicht mehr befahren werden. Die Anweisungen der Einsatzkräfte sollen befolgt werden, Kindern und anderen hilfsbedürftigen Personen geholfen werden, allerdings ohne sich selbst zu gefährden.
Schifffahrt auf dem Rhein gesperrt
Der Wasserstand am Rhein-Pegel in Maxau (Karlsruhe) hat die Marke von 7,50 Meter überschritten. Deshalb ist der Rhein für die Schifffahrt gesperrt. Zuletzt konnten im Dezember die Schiffe auf dem Rhein bei Karlsruhe tagelang nicht fahren.
"Einsatzkräfte sind am Anschlag"
Aus dem besonders betroffenen Babenhausen im Unterallgäu berichtet ARD-Reporter Andreas Herz von teils dramatischen Szenen. Noch immer leisteten die Helfer vor allem Akuthilfe. "Die Einsatzkräfte sind am Anschlag", so Herz. Damit die Helfer wissen, wo sie gebraucht werden, seien die Bewohner aufgefordert worden, im Notfall weiße Laken aus den Fenstern zu hängen. Telefon und Internet seien zumindest zum Teil zusammengebrochen. Außerdem weigerten sich einige Menschen, ihre Häuser zu verlassen. Das stelle die Retter vor zusätzliche Probleme.
Übersicht über die Ausdehung des Hochwassers
Aktuell besonders betroffen sind die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg - und die Lage könnte sich wegen Dauerregens noch weiter zuspitzen. Eine Übersicht über die besonders betroffenen Gebiete
Söder dankt Hochwasser-Helfern
Im vom Unwetter besonders stark betroffenen Schwaben hat sich Ministerpräsident Markus Söder (CSU) vor Ort ein Bild von der Lage gemacht. Er dankte bei seinem Besuch im Landkreis Augsburg insbesondere den Hilfskräften und den Behörden. Bayern sei krisenerprobt, sagte er im Beisein von Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Für die Bürger sei die Situation eine "extreme Belastung", so der Ministerpräsident. Und weiter: "Das ist noch nicht vorbei. Es geht jetzt erst richtig los."
Der Schwerpunkt des Unwetters liege derzeit in Schwaben, deshalb würden auch dort die Ressourcen - etwa Sandsäcke - zusammengezogen. "Ohne die Helferinnen und Helfer hätten wir gar keine Chance", wandte sich Söder im strömenden Regen an die Rettungsdienste wie Feuerwehr, Bayerisches Rotes Kreuz, Polizei und Technisches Hilfswerk. Sie alle zeigten vorbildlichen Einsatz.
Angespannte Lage im Landkreis Neu-Ulm
Im Landkreis Neu-Ulm spitzt sie sich die Lage zu. Die Situation verschlechtere sich vor allem, weil die Böden bereits durch den Regen der vergangenen Wochen gesättigt seien, sagte Kreisbrandrat Bernhard Schmidt. Demnach gehe im Landkreis Neu-Ulm die größte Gefahr nicht von den Flüssen der ersten Kategorie, Donau und Iller, aus. Vielmehr seien es die Gewässer der zweiten Kategorie, die Probleme bereiten würden. Dazu gehören Roth, Biber und Osterbach.
Der Katastrophenschutz rechnet für die Stadt Neu-Ulm damit, dass die höchsten Pegelstände am frühen Abend erreicht werden - danach könnte sich die Lage entspannen. Für den südlichen Landkreis ist das laut Kreisbrandrat aber erst gegen Mitternacht zu erwarten. Bis dahin könnte sich die Lage weiter verschärfen.
Hochwasser in Wasserwerk - Trinkwasser kontaminiert
In ein Wasserwerk im baden-württembergischen Wiesensteig ist Hochwasser eingedrungen. Dies teilte die Kommune auf ihrer Internetseite mit. In der gesamten Stadt Wiesensteig gilt daher ein Abkochgebot - das heißt, Wasser soll vor dem Benutzen abgekocht werden. Die gesamte Gemeinde sei von dem Vorfall betroffen, teilte das Landratsamt Göppingen mit. Es würden alle notwendigen Maßnahmen ergriffen, um die Bevölkerung zu schützen. Durch eine Chlorung werde das Trinkwasser und das Leitungsnetz desinfiziert. Das Gesundheitsamt informiere, wenn das Abkochgebot aufgehoben werden könne.
Bergsteigergruppe mit 26 Menschen hängt unterhalb der Zugspitze fest
Dauerregen im Tal, massiver Schneefall in den Bergen: Das wurde einer 26-köpfigen Gruppe von Bergsteigern zum Verhängnis. Trotz extremen Schneefall wollten sie die Zugspitze besteigen. Allein in den letzten Stunden sind auf der Zugspitze 60 Zentimeter Neuschnee gefallen, teilweise türmen sich die Schneemassen auf bis zu zwei Meter. Dazu Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und nur gut 100 Meter Sicht.
Die 26-köpfige Gruppe hängt einige hundert Meter unterhalb vom Sonnalpin fest, bestätigt die Bergwacht Garmisch-Partenkirchen. Mehrere Mannschaften der Bergwacht sind ausgerückt, um die Bergsteiger im Schneetreiben zu suchen. Sie sind erschöpft und vermutlich nicht passend ausgerüstet. Der Schnee ist sehr schwer und kompakt. Warum die Gruppe trotz der extremen Wetterprognose trotzdem versucht hat zur Zugspitze aufzusteigen, ist unklar.
JVA Memmingen wegen Hochwasser evakuiert
Die Justizvollzugsanstalt Memmingen ist wegen des Hochwassers evakuiert worden. Das bestätigten Justizministerium und Anstaltsleitung dem BR. Die Gefängnisse in Landsberg, Aichach und Kempten haben nach Angaben von Anstaltsleiterin Anja Ellinger geholfen, die Gefangenen sicher zu verlegen. Man sei seit der Nacht im Dauereinsatz gewesen, habe sich dann aber doch entscheiden müssen, die JVA zu evakuieren. Sie wolle sich an dieser Stelle bei der Feuerwehr, dem THW, den Stadt- und Lechwerken sowie der Polizei und den Bediensteten der JVA für deren Einsatz bedanken, so Ellinger im Gespräch mit dem BR.
Evakuierungen auch im Allgäu
Auch in Babenhausen im bayrischen Landkreis Unterallgäu mussten Menschen ihre Häuser aufgrund des Hochwassers verlassen. ARD-Korrespondent Andreas Herz ist vor Ort und kann beobachten, wie die DLRG mit Booten versucht, der Bevölkerung zu helfen. "Man sieht wie das Wasser hier in den Ort reindrückt", sagt er in einem Video auf der Plattform X.
Fluss am Bodensee: Pegel mehr als zehnmal höher als normalerweise
Das Hochwasser der Schussen in Meckenbeuren (Bodenseekreis in Baden-Württemberg) steigt weiter an. Am Nachmittag betrug der Stand 4,72 Meter, wie eine Sprecherin der Kommune mitteilte. Man hoffe, dass der Scheitel bald erreicht werde. Beim letzten Hochwasser im Jahr 2021 stieg der Fluss auf 4, 50 Meter an. Normalerweise führe er nur 45 Zentimeter Wasser. Schon am Freitagabend hatte die Gemeinde rund 1300 Menschen, vorsorglich empfohlen, ihre Häuser zu verlassen. Die meisten seien bei Freunden oder Verwandten untergekommen. Nur ganz wenige Menschen nutzten ein Notquartier.
Technisches Hilfswerk im Großeinsatz
Im Zuge der Unwetter in Süddeutschland sind bisher rund 400 Kräfte des Technischen Hilfswerks (THW) im Einsatz. Das teilte das THW mit. Sie pumpten Wasser ab, sicherten Dämme und brächten Menschen vorsorglich in Sicherheit. "Wegen des anhaltenden und teils schweren Dauerregens ist das THW darauf vorbereitet, weitere Einsatzkräfte gezielt einzusetzen", heißt es.
Damm- und Deichbruch bei Augsburg
Im schwäbischen Landkreis Augsburg sind ein Deich und ein Damm gebrochen. Das teilte das Landratsamt mit. Bewohner in bestimmten Straßenzügen in dem Ort Diedorf müssen ihre Wohnhäuser verlassen. Aufgrund der hohen Wassermassen werde eine Evakuierung im Diedorfer Ortsteil Anhausen vorbereitet. "Es ist nicht mehr ausreichend, sich in höhere Stockwerke zu begeben", hieß es vom Landratsamt.
In Burgwalden sei ein Damm gebrochen und ein Deich am Anhauser Weiher gab nach. Alle Bewohnerinnen und Bewohner der betroffenen Bereiche sollten sich unverzüglich innerhalb der nächsten Stunde selbstständig in die Diedorfer Schmuttertalhalle begeben. Die Behörden riefen auch auf, sich von Bahnunterführungen fernzuhalten. Teils könnten Fluten dort abfließen. Es bestehe Lebensgefahr.
Karte: Dieburg und Burgwalden im Landkreis Augsburg sind besonders vom Hochwasser betroffen.
Söder und Herrmann reisen an
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Landesinnenminister Joachim Herrmann sind unterdessen auf dem Weg in das Hochwassergebiet im schwäbischen Landkreis Augsburg. Die beiden CSU-Politiker wollen sich in Diedorf ein Bild von der Entwicklung machen, wie das Innenministerium mitteilte. Der Ort des Besuches war kurzfristig aufgrund der Lage gerändert worden. Zuvor wollten die Politiker das ebenfalls stark betroffene Fischach besuchen. Mittlerweile gilt in fünf bayerischen Landkreisen der Katastrophenfall.
Wetterexperte: "Winde quetschen feucht-warme Luft aus"
Der starke Regen ist Folge einer besonderen Wetterlage, erklärt Stefan Laps aus dem ARD-Wetterkompetenzzentrum. Auslöser sei ein Tief, dass sich südlich der Alpen gebildet habe und nun über die Alpen Richtung Polen ziehe. "Auf diesem Weg transportiert das Tief sehr feuchte und warme Luft aus der Mittelmeerregion und transportiert diese nordwärts auch zu uns nach Deutschland. Winde aus nordwestlicher Richtung quetschen diese feucht-warme Luft regelrecht über dem Süden und der Mitte Deutschlands aus", sagt Laps.
Unwetter wirkt sich auf Zugverkehr aus
Die Unwetter und Überschwemmungen in Baden-Württemberg und Bayern beeinträchtigen auch den Bahnverkehr. Wie eine Sprecherin der Deutschen Bahn sagte, sind vor allem zwei ICE-Strecken betroffen. Zwischen München, Bregenz und Zürich fahren wegen des Hochwassers den ganzen Samstag keine Züge mehr. Die Strecke zwischen Ulm und Augsburg ist ebenfalls betroffen, die dortigen Fernzüge der Verbindung zwischen Stuttgart und München werden über Ansbach umgeleitet. Weitere Informationen werden laut Bahn auf ihrer Internetseite veröffentlicht.