Oscar-Verleihung "So etwas kommt doch nur in Filmen vor"
So erfolgreich wie "Im Westen nichts Neues" war noch kein deutscher Film bei der Oscar-Verleihung. Er holte vier Trophäen. Der große Gewinner aber ist "Everything Everywhere All At Once" - auch emotional.
Regisseur Edward Berger steht auf der Bühne des Kodak Theaters. Sein erster Oscar. Vor ihm stehen Hollywoods Film-Elite und ein weltweites Millionenpublikum, bei denen er sich bedankt. Hinter ihm stehen Produzent Malte Grunert , die Schaupieler Daniel Brühl, Albrecht Schuch und der Hauptdarsteller Felix Kammerer.
Kammerer ist 27 Jahre alt und kommt aus Wien. Es ist sein erster Kinofilm überhaupt. Er konnte schon vor der Verleihung nicht fassen, was da gerade passiert: "Ich versuche mich gerade an alle Umstände zu gewöhnen und nicht komplett durchzudrehen." Vor drei Jahren war er noch auf der Schauspielschule, jetzt hängt sein Gesicht auf riesigen Plakaten in Hollywood.
Vier Oskars für "Im Westen nichts Neues"
Die Neuverfilmung des Antikriegs-Klassikers von Erich Maria Remarque gewinnt vier Oskars: Bester Internationaler Film, Beste Filmmusik, Beste Kamera, Bestes Szenenbild.
Für letzteres ist auch Ernestine Hipper aus Nürnberg verantwortlich. Auch sie war das erste Mal nominiert. "Mama, Papa: ich liebe euch", sagt sie bei der Preisverleihung.
Für den emotionalsten Moment sorgt Ke Huy Quan
Nur ein Film ist an diesem Abend erfolgreicher: "Everything Everywhere All At Once" gewinnt sieben Oscars - darunter auch den für den besten Film. Ke Huy Quan spielt auch mit. Er war für die beste Nebenrolle nominiert und schon vor den Oscars ganz aufgeregt: "Oh mein Gott, das ist aufregend. Ich kann nicht glauben, dass ich bei den Oscars bin."
Dass er später noch für den emotionalsten Moment des Abends sorgen wird, weiß er da noch nicht. Vorher begrüßt Moderator Jimmy Kimmel das Publikum. Es ist Jahr eins nach dem Ohrfeigen-Skandal von Will Smith. Der spielt dieses Mal keine Rolle mehr, Ausnahme sind Kimmels Sprüche: "Fünf irische Schauspieler sind heute Abend nominiert. Die Chance für einen Kampf auf der Bühne sind gestiegen." Aber alle bleiben ruhig. Auch der Ire Colin Farrell, obwohl Brandon Fraser und nicht er der beste Schauspieler wird.
Oscar für malaysische Schauspielerin Michelle Yeoh
Es kommt nur zu einem Kampf. Ke Huy Quan kämpft mit seiner Fassung. "Danke, danke euch allen" ruft er schluchzend. Er ist in Vietnam geboren und mit seiner elfköpfigen Familie nach Amerika geflohen. "Ich war ein Jahr in einem Flüchtlingslager und irgendwie bin ich hier auf der größten Bühne Hollywoods gelandet. So etwas kommt doch nur in Filmen vor. Ich kann nicht glauben, dass das mir passiert ist", sagt er voller Emotionen.
Auch für die beste Regie, das beste Drehbuch, den besten Schnitt wird der Film "Everything Everywhere All At Once" ausgezeichnet. Michelle Yeoh bekommt den Preis für die beste Schauspielerin. Sie ist 60 Jahre alt, geboren in Malaysia. Auch für sie ist es der erste Oscar. Sie sagt, der Preis sei "für all die kleinen Jungs und Mädchen, die wie ich aussehen, und heute Abend zuschauen". Auch ein erstes Mal: Sie ist die erste asiatischstämmige Frau, die diesen Preis gewinnt.