Vatikan-Kritik am Synodalen Weg Nicht abschrecken lassen
Die Warnung aus dem Vatikan zeigt, wie wenig Ahnung man vom Synodalen Weg hat. Und wie schwach offenbar die Nerven dort sind, wenn es um Deutschland geht.
Die dürre Meldung aus Rom zeigt einmal mehr, wie schlecht es zurzeit um die Beziehungen zwischen der katholischen Kirche in Deutschland und dem Heiligen Stuhl bestellt ist. Die 16 Zeilen, die als Warnung vor Reformen zu interpretieren sind, haben keinen Absender und kein Datum - und dürften dennoch mit Zustimmung des Papstes in Umlauf gebracht worden sein.
Ihr Inhalt zeigt, wie wenig Ahnung man im Vatikan vom Synodalen Weg hat und wie schwach offenbar die Nerven dort sind, wenn es um Deutschland geht. Denn eine - wie es wörtlich und mit maliziösem Ton heißt - "Verletzung der kirchlichen Gemeinschaft und Bedrohung der Einheit der Kirche" haben die deutschen Katholiken mit ihrem Aufarbeitungs- und Reformprozess bislang nicht beabsichtigt.
Anlass zu Spekulationen
Denn immer wieder ist auf den bisherigen Synodalversammlungen auf die Verbundenheit mit der katholischen Weltkirche hingewiesen worden. Zudem hat sich das Präsidium des Synodalen Weges wiederholt um eine direkte Kommunikation mit Rom in dieser Sache bemüht - leider vergeblich. Bislang wurde man nämlich nicht zu einem Gespräch eingeladen - was übrigens reichlich Anlass zu Spekulationen gibt, welche Rolle die deutschen Katholiken in Rom wirklich spielen.
Gleichwohl handelte man diesseits der Alpen auch nicht immer sehr geschickt. Wenn zahlreiche Bischöfe und Priester die von Rom verbotene Segnungen homosexueller Paare nicht nur durchführen, sondern auch öffentlich gutheißen. Und man zudem darüber diskutiert, zur künftigen Entscheidungsfindung einen von Bischöfen und Laien paritätisch besetzten Synodalen Rat einzuführen - ein ausgesprochen protestantisch anmutendes Gremium - dann darf man sich nicht wundern, wenn man in Rom empfindlich oder gar ruppig reagiert.
Vom Synodalen Weg lernen
Auch wenn jetzt die ohnehin nicht warmen Beziehungen zwischen dem Vatikan und den deutschen Katholiken noch ein paar Grade weiter abkühlen werden, sollte man sich weder in der Bischofskonferenz noch im Zentralkomitee der Laien von der Note aus Rom abschrecken lassen. Schließlich muss man sich vor Augen halten, dass der Synodale Weg in erster Linie der Aufarbeitung des schrecklichen sexuellen Missbrauchs gilt. Und Missbrauch ist in der katholischen Kirche nicht auf Deutschland beschränkt. So gesehen könnten möglicherweise Rom und die katholische Weltkirche mittelfristig sogar noch etwas vom deutschen Synodalen Weg lernen. Und wenn dabei noch der Anstoß für die eine oder andere Reform mit abfällt, wäre es auch gut.