Flagge von Saudi-Arabien
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Ukraine-Konferenz in Dschidda Der Gewinner heißt Saudi-Arabien

Stand: 07.08.2023 07:08 Uhr

Saudi-Arabien konnte sich bei der Ukraine-Konferenz als Gastgeber profilieren. Mit der Teilnahme Chinas gelang ein Erfolg, auch ein Friedensplan wurde angeblich vorgelegt. Der Gewinner des Gipfels steht damit fest.

Ein Kommentar von Anna Osius, ARD Kairo

Wenn nationale Sicherheitsberater tagen, haben Journalisten es schwer - und wenn sich die Sicherheitsberater dann auch noch in einem Land wie Saudi-Arabien treffen, das Journalisten gegenüber oft eh nicht sehr positiv eingestellt ist, haben es Reporter noch viel schwerer.

Kein offizielles Bild, keine Stellungnahme, kein Abschlusspapier, noch nicht mal die Farbe des - vielleicht roten - Teppichs drangen von offizieller Seite nach außen, während drinnen im Luxushotel in der saudischen Hafenstadt Dschidda Vertreterinnen und Vertreter von mehr als 40 Staaten über die Ukraine berieten.

Erst danach tröpfelten Äußerungen aus den sogenannten Diplomatenkreisen an die Öffentlichkeit. Europäische Diplomaten äußerten sich demnach nicht unzufrieden, immerhin habe sich China aktiv an den mehrstündigen Verhandlungen beteiligt und sich auch positiv zu einem weiteren möglichen Treffen geäußert. Französische Diplomaten räumten aber auch ein, wirkliche Friedensverhandlungen seien ein langfristiger Prozess. Auf gut Deutsch: viel geredet, nichts bei rumgekommen?

Nun ja, dass nach diesem Wochenende nicht spontan Frieden in der Ukraine herrschen würde, war eigentlich schon im Vorfeld klar - immerhin saß Russland ja nicht mit am Verhandlungstisch. Und Frieden zu schaffen, ohne den Aggressor mitreden zu lassen, ist bekanntlich schwierig.

Ein Drittstaat könnte vermitteln

Die Ukraine sah die einseitige Konferenz vor allem als Chance, den ukrainischen sogenannten Zehn-Punkte-Friedensplan, also Selenskyjs vielzitierte "Formel für den Frieden" zu präsentieren. Und das den Ländern, die sonst normalerweise nicht als Erstes gefragt werden: Entwicklungs- und Schwellenländer, Staaten, die sich bisher im Ukraine-Krieg weitgehend neutral verhalten haben und in einem Dilemma stecken.

Einerseits hoffen sie auf ein baldiges Ende des Ukraine-Kriegs, weil sie die Auswirkungen durch die weltweiten Versorgungsengpässe zu spüren bekommen. Und andererseits pflegen eben diese Länder oft gute Beziehungen zu Russland oder fürchten zumindest, es sich mit Russland zu verscherzen. Allianzen gegen Russland zu schmieden, das dürfte der Ukraine an diesem Wochenende nur bedingt gelungen sein.

Aber - und vielleicht ist ja das schon ein Erfolg - die verschiedenen Positionen der Länder, die teilweise selbst schon Friedenspläne vorgelegt hatten, kamen auf einen Tisch - um sie abzugleichen, sich auszutauschen. Und, so heißt es auch aus Diplomatenkreisen: Saudi-Arabien soll mit anderen Ländern zusammen einen weiteren möglichen Friedensplan in Umlauf gebracht haben.

Und da wird es interessant. Denn eines ist sehr wahrscheinlich: Dass der Ukraine-Krieg, wenn er denn durch diplomatische Bemühungen endet, dann vermutlich nicht am Verhandlungstisch in Washington, Brüssel oder Moskau. Sondern durch Vermittlung von einem unabhängigen Drittstaat.

Erster Vermittlungserfolg der Saudis

Und da kommt Saudi-Arabien ins Spiel. Das Gastgeberland der Ukraine-Konferenz an diesem Wochenende tut derzeit alles, um sich als ernstzunehmende Verhandlungsmacht bei internationalen Konflikten zu profilieren. Das saudische Interesse dahinter: eine Verbesserung des eigenen Images, weg von Menschenrechtsverletzungen und dem Mord am Journalisten Jamal Khashoggi, hin zu einem ernstzunehmenden internationalen Akteur, der mit allen Seiten Gespräche auf Augenhöhe führen kann.

Einen ersten Vermittlungserfolg haben die Saudis an diesem Wochenende bereits unter Beweis gestellt: China hat einen Vertreter nach Saudi-Arabien geschickt - bei der vorausgegangenen Konferenz Ende Juni in Kopenhagen war das Land nicht vertreten. Die Saudis pflegen ausgezeichnete Geschäftsbeziehungen zu den Chinesen. Kontakte, die jetzt helfen.

Für die Marketing-Abteilung von Saudi-Arabien ist die Ukraine-Konferenz ein PR-Traum: Animationen im Staatsfernsehen zeigen bereits die saudische Flagge, die erhaben zwischen der ukrainischen und der russischen weht. Potenzial zur Vermittlung haben die Saudis ohne Frage: als Verbündeter der USA, mit guten Kontakten nach Europa und mit einem engen Draht nach Russland. Moskau wurde von Saudi-Arabien über den Verlauf der Gespräche informiert, heißt es aus Diplomatemkreisen. Keine Überraschung.

Keine Freunde, sondern Interessen

Und jetzt angeblich der von den Saudis vorgelegte neue Friedensplan - ein weiterer Vorstoß von Riad, sich in Szene zu setzen. Wie heißt es so schön: Staaten haben keine Freunde, sondern Interessen. Und die verfolgt Saudi-Arabien mit aller Macht. Für die Akteure im Ukraine-Krieg könnte der Golfstaat auch in der Zukunft ein interessanter Vermittler sein.

Der Gewinner der Konferenz an diesem Wochenende: wenig die Ukraine, wohl kaum Russland - aber bestimmt das Gastgeberland: Saudi-Arabien.

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ARD Kairo, tagesschau, 06.08.2023 21:46 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 07. August 2023 um 01:05 Uhr.