Paul Ziemiak
Porträt

Paul Ziemiak im Porträt Traditionalist mit Streitkultur

Stand: 08.12.2018 14:12 Uhr

Der neue Generalsekretär Paul Ziemiak legt Wert auf Traditionen, setzt auf klare Worte. Auf das Rezept mit Streit zur Geschlossenheit setzte er bereits als JU-Chef.

Von Alex Krämer, ARD Berlin

Die Jusos bei der SPD sind traditionell linker als die Mutterpartei, die Junge Union (JU) ist meistens ein bisschen konservativer als CDU und CSU - diese Grundregel gilt auch für den aktuellen JU-Chef, Paul Ziemiak. Der ist 33 Jahre alt, steht seit vier Jahren an der JU-Spitze - und  dass ihn an der Merkel-CDU vieles stört, macht er schon lange klar. So wie Anfang Oktober, beim Deutschlandtag der Jugendorganisation in Kiel.

Diese GroKo taumelt von Krisensitzung zu Krisensitzung, beschäftigt sich nur mit sich selbst, statt mit den Problemen, und darauf haben weder wir noch die Menschen in diesem Land Bock, liebe Freunde!

Denn der Dauerkrach zwischen den Koalitionsparteien hat schließlich Folgen: "Ich weiß nicht, wie es euch geht. Aber ich persönlich kann nicht schlafen, wenn ich unsere Union bei 26 Prozent sehe. Da kann man nicht sagen, da warten wir mal ab", kritisierte Ziemiak.

Hymne, Flagge, Traditionen

Sein Gegenrezept: Mehr Klarheit, weniger rumschwurbeln und konservative Akzente. Die JU will künftig jedes Jahr einen Empfang für Soldaten ausrichten. Ziemiak beschwört gerne nationale Symbole wie Hymne und Flagge und gibt sich traditionsbewusst.

"Ich bin letztes Jahr Vater geworden, und versuche das, was ich selbst von meinen Eltern mitbekommen habe, unserem Sohn weiterzugeben", sagte damals der nun gewählte CDU-Generalsekretär und zählte auf: die Osterwoche, die Weihnachtsgeschichte. "Unsere Tradition, unsere Werte, vor allem auch unsere christlichen Werte. Und ich werde mit meinem Sohn auch auf Martinsumzüge gehen, so wie mein Vater es mit mir gemacht hat."

Klare Worte statt milder Töne

So was streichelt die Seele der CDU - und so zuspitzen, dass die Parteiseele sich freut, kann Ziemiak, der fast immer frei redet.

Warum wird in Deutschland immer noch Kindergeld an Kinder ausgezahlt, in gleicher Höhe, die noch nie in Deutschland gelebt haben und nicht in Deutschland leben. Das  kann doch keiner verstehen. Und damit muss Schluss sein, und zwar noch in dieser Legislaturperiode.

So ein Tonfall passt zum Generalsekretärsjob. Hinzu kommt: Ziemiak kommt aus dem mächtigen Landesverband Nordrhein-Westfalen, und er hat im parteiinternen Wahlkampf Jens Spahn und Friedrich Merz unterstützt.

Erfolgsrezept Streit

Seine Berufung ist das wichtigste Signal von der neuen Parteivorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer: dass sie alle einbinden will. Bei allem Traditionsbewusstsein hat Ziemiak die JU in seinen vier Jahren als Chef modernisiert, schlagkräftig aufgestellt, in Wahlkämpfen spielen die Jungen eine wichtige Rolle. Und: Die JU diskutiert viel mehr, ist viel streiterprobter als die Mutterpartei - für Ziemiak ein Erfolgsrezept.

In der CDU/CSU bilden sich irgendwelche komischen Zirkel, ob Werteunion oder Union der Mitte. Wir haben keine Werteunion in der Jungen Union, wir haben keine Union der Mitte, Gott sei Dank nicht. Weil wir auf den Deutschlandtagen immer gestritten haben um die besten Positionen.

Streit als Bindemittel, als Werkzeug zur Herstellung von Geschlossenheit - für die CDU ein ziemlich revolutionärer Ansatz. Passt aber ganz gut zu dem, was in den vergangenen Wochen passiert ist. Die Partei hat sich ja ein bisschen berauscht an der vielen Mitbestimmung, die plötzlich möglich war. Ziemiaks Job ist es jetzt, davon was rüberzuretten in die Zeit nach dem Parteitag.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR aktuell am 08. Dezember 2018 um 12:36 Uhr.