AfD-Politikerin über trans Abgeordnete Von Storch empört mit Aussagen über Ganserer
Die AfD-Politikerin von Storch hat im Bundestag für Empörung gesorgt. Sie hatte behauptet, die Grünen-Abgeordnete und trans Frau Ganserer sei "biologisch und juristisch ein Mann". Dafür erntete sie heftige Kritik.
Die stellvertretende AfD-Partei- und Fraktionsvorsitzende Beatrix von Storch hat mit Äußerungen über die Grünen-Abgeordnete und trans Frau Tessa Ganserer parteiübergreifend scharfe Kritik auf sich gezogen.
In einer Debatte zum Internationalen Frauentag am 8. März im Bundestag warf von Storch der Mehrheit der Abgeordneten ("fast alle hier") vor, einer "Genderideologie" anzuhängen. "Sie behaupten, das Geschlecht hat mit Biologie nichts zu tun. Und jeder kann sich sein Geschlecht irgendwie selbst bestimmen."
"Biologisch und juristisch ein Mann"
Anschließend sagte von Storch unter Verwendung männlicher Pronomen für die Abgeordnete Ganserer, wenn Ganserer "Rock, Lippenstift, Hackenschuhe" trage, dann sei das "völlig in Ordnung". Es sei aber Privatsache. Biologisch und juristisch sei und bleibe Ganserer ein Mann. Wenn Ganserer über die grüne Frauenquote in den Bundestag einziehe und dort als Frau geführt werde, sei das "schlicht rechtswidrig".
Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt bat von Storch vom Präsidium aus zunächst um "Respekt vor der Kollegin Tessa Ganserer". Bei Twitter sprach die Grünen-Politikerin später von einer "furchtbaren Diffamierung".
Vorwurf der Menschenverachtung
Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann nannte die Aussagen "abscheulich" und "erschütternd". "Das, was die Abgeordnete Storch sich gerade in diesem Haus erlaubt hat, ist niederträchtig, bodenlos, es ist homophob und zutiefst menschenverachtend." Haßelmann sagte weiter: "Tessa Ganserer ist eine von uns." Niemand habe das Recht, darüber zu richten oder darüber zu reden oder zu entscheiden, wie diese Frau ihr Selbstbestimmungsrecht wahrnimmt. Dafür gab es breiten Applaus.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sprach bei Twitter mit Blick auf von Storchs Aussagen von einer "Schande". "Alle Parteien außer der AfD stellen sich gegen die menschenverachtende Rede", schrieb der SPD-Politiker.
Der für transgenderpolitische Fragen zuständige Sprecher der FDP-Fraktion, Jürgen Lenders, warf der AfD-Politikerin vor, von sexueller Identität und geschlechtlicher Vielfalt "keine Ahnung" zu haben. "Die Beleidigung gegenüber der Kollegin der Grünen, Tessa Ganserer, ist unerträglich. Ich verurteile diesen transfeindlichen Angriff gegen sie."
Ganserer hielt erste Rede im Parlament
Ganserer selbst hielt später ihre erste Rede im Bundestag zum Thema nachhaltige Entwicklung, ohne auf die vorangegangenen Äußerungen einzugehen. Die 44-Jährige ist eine von zwei trans Frauen im neuen Bundestag und saß zuvor im bayerischen Landtag. Im November 2018 hatte Ganserer ihr Coming-out als trans. Trans Menschen sind Personen, die sich dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugeschrieben wurde, nicht zugehörig fühlen.
Auf dem Wahlzettel zur Bundestagswahl stand Ganserer mit dem männlichen Vornamen, den sie abgelegt hatte. Wie viele andere Menschen in ihrer Situation lehnt sie es ab, ihren Vornamen und ihr Geschlecht nach dem Transsexuellengesetz offiziell ändern zu lassen. Das 40 Jahre alte Gesetz sieht vor, dass Betroffene das erst nach einem psychologischen Gutachten und einer gerichtlichen Entscheidung dürfen - dabei müssen sie sich oft sehr intime Fragen gefallen lassen.