Mutmaßlicher Terroranschlag Schütze von München hatte in Österreich Waffenverbot
Der Schütze von München war Österreicher und den Behörden dort als mutmaßlicher Islamist bekannt. Für ihn galt ein Waffenverbot, Ermittlungen gegen ihn wurden jedoch 2023 eingestellt. Deutschen Sicherheitsbehörden war er nicht bekannt.
Ermittler gehen bei dem Schusswechsel nahe dem israelischen Generalkonsulat in München von einem versuchten Terroranschlag des Getöteten aus. Nach derzeitigem Erkenntnisstand sehe man bei dem Angriff einen Bezug zu der diplomatischen Einrichtung Israels. Das teilten Polizei und Generalstaatsanwaltschaft München mit.
Der Schütze war den Ermittlungen zufolge aus Österreich und den Behörden dort als mutmaßlicher Islamist bekannt. Das Innenministerium in Wien bestätigte Medienberichte unter anderem von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung dazu. Der 18-Jährige war demnach 2023 wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung angezeigt und Ermittlungen durchgeführt worden. Gegen ihn wurde nach Angaben der österreichischen Polizei ein Waffenverbot verhängt, das noch bis Anfang 2028 in Kraft geblieben wäre.
Auf einem Handyvideo, das kurz nach der Tat im Internet auftauchte, ist ein junger Mann zu sehen, der mit einer Repetierbüchse mit aufgesetztem Bajonett hantiert, wie man sie im Ersten Weltkrieg verwendet hat.
Behörden in Deutschland nicht bekannt
Es soll sich der österreichischen Nachrichtenagentur APA zufolge nicht um einen sogenannten Hochrisiko-Gefährder gehandelt haben. Auf seinem Handy seien aber Daten und ein Computerspiel sichergestellt worden, die eine Nähe zu islamistisch-terroristischem Gedankengut bezeugten. Die Staatsanwaltschaft Salzburg habe die Ermittlungen im April 2023 eingestellt, hieß es von der Polizei in Salzburg. Der Grund wurde nicht genannt. "Seither ist der 18-Jährige nicht mehr polizeilich in Erscheinung getreten", hieß es.
Den Sicherheitsbehörden in Deutschland war er nach Informationen von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung bislang nicht als radikaler Islamist bekannt.
Die Ermittlungen unter Federführung der Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus in Deutschland konzentrieren sich nun auf das genaue Motiv des Mannes. Er war bei dem Schusswechsel mit der Polizei schwer verletzt worden und noch am Ort seinen Verletzungen erlegen.
Dschihadistische Gesinnung vermutet
Nach Informationen von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung soll es sich um einen Mann namens Emra I. handeln, 2006 in Österreich geboren und zuletzt wohnhaft in Neumarkt im Salzburger Land. Er stammt demnach aus einer bosnischstämmigen Familie.
In der Schule soll er als strenggläubiger Muslim aufgefallen sein, in Streit mit Mitschülern geraten sein und Gewaltfantasien geäußert haben. Bei einer Hausdurchsuchung fand das Landesamt Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) in Salzburg den Recherchen zufolge Material, das eine dschihadistische Gesinnung vermuten ließ. Offenbar soll er ein Anhänger der syrischen Terrorgruppe Jabhat al-Nusra gewesen sein.
Nach Informationen von SWR und ARD-Hauptstadtstudio ermittelten die österreichischen Sicherheitsbehörden gegen ihn, weil er Propaganda für ein terroristisches islamistisches Bündnis in Syrien (HST) gemacht haben soll. Die Familie des 18-Jährigen stammte demnach aus der Region Tuzla im Nordosten von Bosnien und Herzegowina.
Sicherheitsmaßnahmen erhöht
Österreich erhöhte nach Angaben von Innenminister Gerhard Karner seine eigenen Sicherheitsmaßnahmen. Die Staatsschutzbehörde DSN habe deswegen mit der israelischen Botschaft und der israelischen Kultusgemeinde Kontakt aufgenommen. Zudem seien die österreichischen Sicherheitsbehörden in intensivem Austausch mit den deutschen Kollegen.
Deutsche Sicherheitsbehörden warnen seit geraumer Zeit, dass insbesondere die Kriegssituation in Gaza die Stimmung in der europäische Islamisten-Szene aufheizt und sich auch Einzelpersonen motiviert fühlen könnten, schwere Gewalttaten zu begehen. An diesem Donnerstag jährt sich der Anschlag palästinensischer Terroristen auf die israelische Olympia-Mannschaft im Jahr 1972.