Linken-Vorsitzender Schirdewan "Wir haben uns zu lange um uns selbst gedreht"
Seine Partei habe es nicht geschafft, die Unzufriedenheit mit der Ampel zu nutzen, sagt der Linken-Vorsitzende Schirdewan in den tagesthemen. Kurz vor den Wahlen im Osten haben er und die Co-Vorsitzende Wissler ihren Rückzug angekündigt.
Die Linke hat in den vergangenen Jahren an Bedeutung verloren - auch in den Hochburgen im Osten. Wesentlich dazu beigetragen haben interne Streitigkeiten und die Abspaltung eines Teiles der Partei. Nun haben die beiden Vorsitzenden Janine Wissler und Martin Schirdewan ihren Rückzug als Führungsduo angekündigt. Sie wollen beim Parteitag in Oktober nicht mehr antreten. Eine "verantwortungsvolle Entscheidung", nennt es Schirdewan in den tagesthemen.
"Wir wollen die Linke für die Zukunft vorbereiten", sagte der scheidende Linken-Vorsitzende. Und das solle auf dem Parteitag geschehen. Den bereite er nun zusammen mit Wissler vor. Kritik, dass die erneuten Personaldiskussionen von den Inhalten ablenken würden, wies Schirdewan zurück. "Natürlich werden die Kandidierenden mit ihren Inhalten in Erscheinung treten. Wir versprechen uns davon einen sehr interessanten Ideenwettbewerb über die Zukunft der Partei."
Fokus auf Kernthemen
Gleichzeitig fordert er, dass die Linke ihre Kernthemen wieder mehr in den Fokus nimmt. Dazu gehörten zum Beispiel bezahlbare Mieten und Lebensmittel oder eine gute Gesundheitsversorgung für alle. Es gebe aber auch noch offene programmatische Fragen in der Partei, die es zu klären gelte. "Wir haben den Warnschuss der von den Europawahlen ausgegangen ist, verstanden", sagte Schirdewan.
Seine Partei habe es nicht geschafft, die Unzufriedenheit mit der Ampel-Regierung für sich zu nutzen. Zwar habe man dafür gesorgt, dass über Gas- und Strompreisbremsen diskutiert worden sei, aber der Druck der Linken auf die Bundesregierung habe nicht ausgereicht. Das müsse sich ändern.
Auch die parteiinterenen Streitigkeiten sollten laut Schirdewan weniger werden. Er wünsche seinen Nachfolgerinnen und Nachfolgern mehr Unterstützung im Amt.
"Wir haben das Kümmern nicht aufgegeben"
Mit Blick auf die anstehenden Landtagswahlen erklärte Schirdewan, seine Partei unterstütze die Menschen im Osten weiter. Dass müsse auch wieder stärker erkennbar werden. "Wir haben uns zu lange um uns selbst gedreht." Das habe Spuren in der öffentlichen Wahrnehmung hinterlassen. "Aber wir haben das Kümmern nicht aufgegeben", betonte der Linken-Vorsitzende.
Schirdewan zeigte sich mit Blick auf die Wahlergebnisse der Linken im Osten zuversichtlich. "Ich bin mir sehr sicher, dass wir sehr gute Wahlergebnisse auch in Thüringen erzielen werden, dass Bodo Ramelow Ministerpräsident bleibt und dass wir auch in Sachsen und in Brandenburg mit starken Ergebnissen in die Landtage einziehen werden."