Verband fordert Reform Nur wenige Notarzteinsätze gerechtfertigt
Den Rettungsdiensten droht infolge steigender Corona-Infektionen eine Überlastung. Vor diesem Hintergrund fordert der Berufsverband Rettungsdienst eine Reform. Denn höchstens 15 Prozent der derzeitigen Notarzteinsätze seien gerechtfertigt.
Der Deutsche Berufsverband Rettungsdienst fordert eine Reform der Notarzt-Einsätze und der Arbeit in den Leitstellen. Der Chef der Organisation, Marco König, sagte der Tageszeitung "Welt", dass zu viele Kranken- und Notarzt-Wagen ausgeschickt würden, auch wenn dies überhaupt nicht nötig sei. "Lediglich zehn bis 15 Prozent der Notarzt-Einsätze sind wirklich gerechtfertigt", sagte er.
Dies trägt nach Ansicht des Verbands dazu bei, dass die aktuell steigenden Covid-Infektionszahlen die Rettungsdienste wieder ans Limit bringen könnten. "Derzeit sind weniger Rettungswagen auf der Straße, weil es durch die steigenden Covid-Zahlen zu immer mehr Personalausfällen kommt. Und wir sind erst am Beginn der Welle", so König.
Computer entscheidet über Einsatz
Wesentlichen Reformbedarf sieht er in den Vorgaben für Leitstellen, in denen die Notrufe eingehen. "Das Computerprogramm bestimmt, wann ein Rettungswagen ausgeschickt wird. Selbst wenn ein Mitarbeiter der Überzeugung ist, dass dies überhaupt nicht notwendig ist, wird der Wagen ausgeschickt und die Verantwortung an das Programm abgeschoben", sagte König.
Der Verbandsvorsitzende räumte ein, dass es auch falsche Entscheidungen geben würde, wenn Leitstellenmitarbeiter sich über Anweisungen der Programme hinwegsetzen könnten. Doch das sei nicht zu vermeiden. "Die vorherrschende Vollkasko-Mentalität können wir uns nicht mehr erlauben."