Klinikalltag Notaufnahme nur gegen Gebühr?
Die deutschen Notaufnahmen sind überfüllt. Um überflüssige Besuche dort zu verhindern, schlägt der Chef der Kassenärzte eine Gebühr für Patienten vor. Irrsinn oder sinnvoll?
Pro: "'Normal Erkrankte' gehören nicht ins Krankenhaus"
Wer nicht hören will, muss fühlen, sagt der Volksmund. Recht hat er. Notaufnahmen der Krankenhäuser sind eben genau das: Not-Aufnahmen. Schon lange nutzen sie zu viele zu oft als Arztpraxen mit verlängerten Öffnungszeiten. Weil es bequem ist, irgendwann nach Feierabend oder am Wochenende zum Arzt zu gehen - befreit von Alltagspflichten oder, weil man sich schlicht nicht getraut hat, während der Arbeitszeit zum Arzt zu gehen. Das ist auch ein Problem unserer Leistungsgesellschaft. Arbeitnehmer müssen lernen: Wer sich vormittags mies fühlt, geht dann zum Arzt und nicht erst um 20 Uhr in die Notaufnahme. Und Arbeitgeber müssen begreifen: Krankheiten sind kein Freizeitspaß.
Dazu kommt: "Normal Erkrankte" gehören nicht ins Krankenhaus. Wer zu spät dran ist oder zu Randzeiten erkrankt, sollte sich erst mal an den zuständigen ärztlichen Bereitschaftsdienst wenden. Sicher: Eine Strafgebühr klingt böse, aber wenn sie ihren Zweck erfüllt, ist das in Ordnung.
Contra: "Abzocke auf Kosten des Patienten"
Was für eine blöde Idee! Nur wer später auch stationär aufgenommen wird, soll ohne Extragebühr in der Notaufnahme des Krankenhauses behandelt werden? Gehts noch? Was ist mit dem Heimwerker, der sich die Säge bis auf den Knochen rammt, aber mit dickem Verband nach Hause gehen kann? Was mit dem Mädchen, das nach dem Sturz von der Schaukel mit einem Pflaster wieder in den Sandkasten zurückkehren darf? Im Krankenhaus sortiert dann der gelangweilte Pförtner in ernst und weniger ernst.
Die Bürokraten der Kassenärztlichen Vereinigungen haben es nicht hingekriegt, einen eigenen Notfalldienst aufzubauen. Denn eigentlich sollte es deren Pflicht sein, als Hausarzt einen flotten Krankenbesuch zu machen oder zumindest die Bereitschaftsdienste so zu organisieren und zu besetzen, dass man gar nicht erst zur Notaufnahme pilgern muss. Klar, der Schnupfen, der seit Tagen die Nase tropfen lässt, gehört nicht am Sonntag ins Krankenhaus. Aber da ich mir vorstelle, dass sich kaum jemand freiwillig und lustvoll ins volle Wartezimmer hockt, ist es eine Aufgabe, die sich an die Ärzte selbst richtet - dabei geht es nicht um die bequeme Abzocke von Patienten mit einer gesundheitlichen Sorge.