Stellenabbau angekündigt Ford will ganze Produktionsbereiche verkaufen
Der Autobauer will bis Ende 2027 in Deutschland 2.900 Stellen abbauen. Bei einer Betriebsversammlung wurde die Belegschaft am Vormittag darüber informiert, dass komplette Produktionsbereiche ausgelagert oder verkauft werden sollen.
Wie geht es bei Ford in Köln weiter? Das war die Frage, die heute über der Betriebsversammlung schwebte. Bereits vergangene Woche hatte der US-Autobauer angekündigt, 2.900 Stellen in Deutschland abbauen zu wollen. Heute wurden vor rund 8.000 Beschäftigten Einzelheiten bekanntgegeben. Die Einschnitte sind drastisch: Komplette Produktionsbereiche sollen ausgelagert oder verkauft werden.
Betriebsversammlung schafft Klarheit
"Es ist keine typische Verkleinerung mehr, sondern es sollen diesmal ganze Bereiche nicht mehr betrieben werden", sagte der Betriebsratsvorsitzende Benjamin Gruschka. Bei einer Pressekonferenz im Anschluss an die Betriebsversammlung wurde deutlich, was diese Aussage im Einzelnen bedeutet: Der Job-Abbau soll durch alle Verwaltungsbereiche gehen. Auch die Produktentwicklung und die fertigungsnahen Dienstleistungen sind betroffen.
Hart wird es auch die Entwicklungsabteilung in Köln treffen. Sie soll so verkleinert werden, dass die eigenständige Entwicklung von Autos in Frage steht. Zukunftsbereiche wie autonomes Fahren sollen in Köln komplett gestrichen werden. Der Fahrzeugproduktion, sagt Benjamin Gruschka, ist nicht betroffen.
Wie sich der Stellenabbau zahlenmäßig auf die Abteilungen verteilt, ist unklar. In die Details zur Umsetzung der Zahlen sei der Betriebsrat noch nicht eingestiegen, da man nicht den Eindruck erwecken wolle, dass die Maßnahme des Stellenabbaus grundsätzlich richtig sei. Die Zahl von 2.900 Stellen werde ohne Zukunftskonzept allgemein abgelehnt.
Täuschung der Beschäftigten?
Am Standort Köln arbeiten derzeit 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Durch den Stellenabbau soll jeder vierte Beschäftigte seinen Arbeitsplatz verlieren. Nach Information des Betriebsrats soll die Konzernleitung in den USA den Abbau von jeder vierten Stelle bei Ford in Deutschland bereits im Frühjahr dieses Jahres geplant haben. Der Betriebsrat wirft der Geschäftsführung von Ford deshalb vor, die Beschäftigten in Deutschland monatelang getäuscht zu haben.
Der Betriebsrat möchte gegen die Entscheidung vorgehen
Draußen vor dem Ford Werk machten heute die Angestellten mit Trillerpfeifen und Signaltönen auf ihre Angst aufmerksam. Der Unmut der Arbeitnehmervertretung ist groß, denn eigentlich hatte der Autobauer betriebsbedingte Kündigungen vertraglich bis 2032 ausgeschlossen. "Wir machen diesen Prozess so nicht mit. Wir brauchen eine Vision, wir brauchen eine Zukunft", so Benjamin Gruschka. Außerdem werde auch weiterhin das Gespräch mit der Politik gesucht, denn es sei wichtig, beim Thema E-Mobilität Ruhe auszustrahlen, damit die Verbraucher sich beim Kauf von E-Autos nicht zurückhielten.
Elektroautos ohne Abnehmer
In Köln sind die Europa-Zentrale und die Produktion von zwei Elektroauto-Modellen angesiedelt. In den Jahren 2023 und 2024 hatte Ford insgesamt rund zwei Milliarden Euro in den Kölner Standort investiert. Allerdings können die Erwartungen an das Kölner Werk bislang nicht erfüllt werden, so der Geschäftsführer der Fordwerke Marcus Wassenberg vergangene Woche: "Durch die Streichung des Umweltbonus, durch die mangelnde Ladeinfrastruktur gibt es einen Einbruch bei der Nachfrage. Das müssen wir feststellen, dem müssen wir uns stellen." Als Konsequenz der fehlenden Nachfrage wurde der Stellenabbau angekündigt.
Unsere Quellen:
- Ford Motor Company
- WDR-Reporter vor Ort
- Ford Betriebsrat