Brandenburg Marode Brücken und große Sorgen in Brandenburg an der Havel
In Brandenburg an der Havel sind viele Brücken marode. Es wird immer schwieriger, durch die Stadt zu kommen, insbesondere für Lkw und schwere Fahrzeuge. Das bedeutet große Risiken für die regionale Wirtschaft. Von Claudia Baradoy und Philipp Rother
In Brandenburg an der Havel stehen mehr als 80 Brücken – und damit mehr als in jeder anderen brandenburgischen Stadt. Die meisten wurden zu DDR-Zeiten gebaut und nie wirklich saniert. Mittlerweile sind viele Brücken marode.
An sechs wichtigen Brücken wird in Brandenburg an der Havel derzeit oder demnächst gebaut - drei von ihnen (Planebrücke, Quenzbrücke und Schleusenbrücke) sind bereits jetzt für schwere Fahrzeuge gesperrt. Das hat vor allem für Unternehmen, die im Stadtgebiet unterwegs sind, Konsequenzen; mitunter müssen sie lange Umleitungen in Kauf nehmen.
Arbeiter sitzen deutlich länger im Auto
"Wir haben einen erheblichen Mehraufwand in der Logistik", erklärte Björn König dem rbb. Er ist Geschäftsführer der Aqua Tool GmbH. Die Zentrale des Rohr- und Kanalreinigungsunternehmens ist im Gewerbegebiet an der Spittastraße. Vor dem Firmengelände staut es sich täglich. Die Spittastraße ist nämlich eine der wichtigsten Umleitungsrouten für die fehlende Brücke am Altstadt-Bahnhof - sie war baufällig und wurde bereits abgerissen. Erst im Herbst 2025 ist Baubeginn für den Neubau. Anfang 2028 soll er auf zwei Fahrstreifen befahren werden können und im Jahr 2029 fertiggestellt sein.
Die Arbeiter sitzen durch die Staus im Stadtgebiet deutlich länger im Auto, berichtet König. Daher sei mehr Personal nötig: "Was wir vor zwei Jahren mit drei Leuten gemacht haben, machen jetzt vier." Die Tagesleistung passe nicht mehr. Zu seinen 80 Mitarbeitern habe König daher sieben Fahrer zusätzlich einstellen müssen.
Für viele Unternehmen entstehen immer mehr Risiken. Auch Tiefbauunternehmer Ricardo Zinke beklagt, dass er extreme Umwege fahren müsse. Normalerweise würde er die Planebrücke nutzen. Aber auch die ist baufällig, darf von schweren Fahrzeugen nicht mehr befahren werden. Die Sanierung stockte jahrelang. Im kommenden Jahr soll das Bauwerk nun durch ein Provisorium ersetzt werden. Der eigentliche Neubau beginnt dann erst 2028. Ende 2026 startet der Ersatzneubau der Kanalbrücke. Es sei nicht nachvollziehbar, warum nicht rechtzeitig saniert wird, sagte Zinke im Gespräch mit dem rbb.
"Man verliert auch das Vertrauen darin, dass man so eine Baumaßnahme schnell umsetzen kann", erläuterte Martin Senftleben, Sprecher des Bürgerbeirats: "Baumaßnahmen werden ja schon seit gefühlt 20 Jahren geplant. Und das erzeugt natürlich Unmut."
Problem sind die langwierigen Planungen
Das Problem sei die langwierige Planung, erklärte Oberbürgermeister Steffen Scheller (CDU) dem rbb auf Nachfrage: Sie koste viel Zeit, viele menschliche Ressourcen seien nötig. "Da werden Fachkräfte gebraucht, Brückeningenieure und natürlich auch Fachplaner. Und die haben alle im Moment extrem viel zu tun und sind gar nicht in dem Maße da, wie sie gebraucht werden", so Scheller.
Auch die lange Umfahrung der für schwere Fahrzeuge gesperrten Schleusenbrücke bringt die Unternehmer in Brandenburg an der Havel zur Verzweiflung. Darüber hinaus staut es sich, weil über die Eisenbahnbrücke in der Potsdamer Straße nur noch eine Spur führt - es ist aktuell die größte Brückenbaustelle in der Stadt. Und es drohen weitere Sperrungen und weitere Staus, denn im kommenden Jahr stehen Prüfungen für drei weitere Brücken in schlechten Zustand in Brandenburg Havel an.
150 Millionen Euro werden alle Brückensanierungen in Brandenburg an der Havel kosten. Die Finanzierung sei aber nicht das Problem, so Bürgermeister Scheller. Fördergelder seien bereits bewilligt. Sie können nur nicht ausgegeben werden - weil das Fachperonal fehlt.
Schwere Fahrzeuge müssen lange Umfahrungen nutzen
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 23.12.2024