Berlin Hinten unkonzentriert, vorne harmlos: Union verliert zum Jahresabschluss 1:4 in Bremen
Der versöhnliche Jahresabschluss bleibt aus. Im letzten Spiel vor der Winterpause zeigte sich Union gegen spielfreudige Bremer hinten unkonzentriert und vorne ungefährlich. Die Zukunft von Trainer Bo Svensson in Köpenick ist ungewiss.
- Union deutlich unterlegen und verliert verdient
- Pyro-Unterbrechung nach der Halbzeitpause
- letzter Sieg der Köpenicker liegt neun Wochen zurück
- nach der Partie ließ Geschäftsführer Heldt die Zukunft von Trainer Svensson offen
Der 1. FC Union Berlin hat einen Befreiungsschlag zum Jahresabschluss verpasst. Die Köpenicker unterlagen am Samstag beim SV Werder Bremen mit 1:4 (1:3) und sind damit seit neun Spielen in Folge sieglos. Damit überwintert das Team von Trainer Bo Svensson auf dem zwölften Tabellenplatz. In der Bundesliga geht es für Union am 11. Januar mit einem Auswärtsspiel beim 1. FC Heidenheim weiter.
Der Spielverlauf
Im Weserstadion tat sich Union von Beginn an schwer und wurde nach vorne kaum gefährlich. Stattdessen machten die Gastgeber das Spiel und profitierten immer wieder vom schwachen Abwehrverhalten der Berliner. In der 13. Minute kam Romano Schmid auf dem rechten Flügel völlig frei zum Flanken und fand in der Mitte seinen österreichischen Landsmann Marco Grüll, der sich zwischen zwei Berliner Verteidigern hochschraubte und per Kopf ins linke Eck verwandelte. Nur wenige Minuten später schnürte der Stürmer seinen Doppelpack, als er eine flache Hereingabe aus 13 Metern per Direktabnahme knallhart mittig ins Tor zimmerte (17.).
Union agierte im Anschluss zwar mutiger nach vorne, der Anschlusstreffer in der 23. Minute fiel trotzdem mehr oder weniger aus dem Nichts. Von der linken Seite brachte Tom Rothe den Ball punktgenau auf den langen Pfosten, wo Andras Schäfer aus kurzer Distanz volley zum 1:2 verwandelte. Im Anschluss agierten die Berliner mutiger und es entwickelte sich eine attraktive Partie, in der Werder allerdings die besseren Chancen hatte und den alten Abstand noch vor der Pause wieder herstellte. Gegen die unkonzentrierte Unioner Abwehrkette kombinierten sich die Bremer sehenswert durch, bevor der eingerückte Mitchell Weiser ein Zuspiel im Strafraum nur noch über die Linie drücken musste (45.).
Auch nach der Pause blieb Bremen die klar überlegene Mannschaft und ließ gegen ideenlose Unioner nur wenig zu. Coach Svensson versuchte zwar mit mehreren Wechseln noch einmal frischen Wind ins Spiel und sein Team zu bringen, doch den Berlinern fehlte es bis zum Schluss an Durchschlagskraft. Werder verwaltete den Vorsprung hingegen sicher und setzte kurz vor dem Ende durch einen Treffer von Jens Stage den Deckel drauf. Gegen aufgerückte Berliner musste der Däne am Ende eines Konters nur noch einschieben (87.).
Union Bremen Choreo
Spieler des Tages
Innerhalb von nur vier Minuten schnürte Stürmer Marco Grüll in der ersten Hälfte seinen Doppelpack und stellte die Weichen für Werder auf Sieg. Für den Österreicher, der im Sommer von Rapid Wien nach Bremen gewechselt war, war es zudem eine Premiere. Noch nie traf er in der Bundesliga doppelt und im Weserstadion waren es sogar seine ersten beiden Tore überhaupt. Zudem strahlte er gemeinsam mit Marvin Ducksch in der Doppelspitze immer wieder Gefahr aus. Er absolvierte in seinem Team die meisten Sprints der Partie (33) und hinterlief dabei immer wieder die Berliner Defensive.
Was war denn da los?
Eine beeindruckende Anzahl von mehr als 4.000 Union-Fans begleiteten ihre Mannschaft aus der Hauptstadt in den hohen Norden und hüllten den Gästeblock zum Anpfiff mit einer sehenswerten Choreo in ein weiß-rotes Fahnenmeer. Neben den Fahnen hatten sie allerdings auch einiges an Feuerwerk mitgebracht, das sie kurz nach der Pause zündeten und damit für eine riesige Rauchschwade im Weserstadion sorgten. Schiedsrichter Florian Exner musste die Partie minutenlang unterbrechen, bis sich der Rauch wieder gelichtet hatte.
Zählbares
- Union ist seit 8 Bundesliga-Spielen sieglos. Nur einmal erlebten die Köpenicker in der Bundesliga eine längere Negativserie (im Herbst 2023 mit 10 sieglosen Partien in Folge).
- Zehn ihrer jetzt 18 Gegentore kassierten die Berliner in den letzten 4 Partien des Jahres
- Von 13 Unioner Torschüssen landete in Bremen nur einer im Netz. Die Abschlüsse waren meist ungefährlich
Svensson-Zukunft bei Union offen
Unions Geschäftsführer Horst Heldt ließ die Zukunft von Trainer Bo Svensson nach der Niederlage in Bremen offen. "Das müssen wir jetzt erst einmal sacken lassen. Wir haben eine Tendenz, die nicht gut und zufriedenstellend ist", sagte Heldt. "Wir haben jetzt kurz Weihnachten, da müssen wir uns erst einmal sammeln und die Eindrücke sacken lassen. Und dann treffen wir uns am 2. Januar wieder."
Ob dann Svensson noch Trainer ist, bleibt abzuwarten. Für den Dänen spricht, dass Union nach dem starken Saisonstart aktuell immer noch sieben Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz hat. Allerdings kann der 1. FC Heidenheim im Kellerduell beim VfL Bochum am Sonntag noch punkten. Zudem droht wegen des Feuerzeug-Eklats gegen Bochum noch der Abzug eines Punktes. Gegen Svensson sprechen die schwachen Leistungen der vergangenen Wochen.
Die Stimmen zum Spiel
Christopher Trimmel (1. FC Union Berlin): "Die Enttäuschung ist sehr groß. Wir haben heute sehr schlecht verteidigt. Das war das Negativste am ganzen Spiel. Klar, Werder ist gut drauf und hat sehr viel Qualität in der Offensive, aber wir haben es trotzdem auch speziell in der Box sehr schlecht gemacht. Das müssen wir besser verteidigen und am Ende ist es zu wenig."
Ole Werner (Trainer, SV Werder Bremen): "Wir freuen uns jetzt über die Pause. Auch, wenn wir sie von unserer Form her nicht bräuchten. Aber sie gibt uns die Möglichkeit, mal ein bisschen Luft zu holen. Wir sind froh, noch einmal mit einem guten Spiel und einem guten Ergebnis in die Pause zu gehen. Das war ein sehr guter Jahresabschluss von uns."
Der Liveticker zum Nachlesen
Sendung: rbb Inforadio, 21.12.24, 15:30 Uhr