Berlin Berliner Hauptbahnhof: Zweimonatige Teilsperrung führt ab Februar zu Einschränkungen
Wochenlang werden ab Februar viele Gleise am Berliner Hauptbahnhof nicht verfügbar sein, weil an Schienen und Weichen gebaut wird. An zwei Wochenenden fahren im Tiefgeschoss sogar gar keine Züge.
Der Berliner Hauptbahnhof wird ab Februar 2025 für mehr als zwei Monate zur Baustelle. Viele der mehr als 330.300 Reisenden und Besucher, die täglich den Bahnhof nutzen, müssen sich dann auf große Einschränkungen einstellen: Der unterirdische Teil des Bahnhofs wird in dieser Zeit halbseitig gesperrt. Zuerst hatte der "Tagesspiegel" [Bezahlinhalt] berichtet.
Grund dafür sind Arbeiten auf der Nord-Süd-Verbindung. Wie aus einer veröffentlichten Ausschreibung hervorgeht, werden am Hauptbahnhof sechs neue Weichen eingebaut und die Schienen mehrerer Gleise gewechselt. Während der Arbeiten werden den Plänen zufolge nur vier der acht Gleise im Tiefgeschoss des Bahnhofs benutzbar sein. Die S-Bahn und die Züge auf der Stadtbahn zwischen Westen und Osten sind nicht betroffen.
Sperrungen zwischen 17. Februar und 22. April
Die Teilsperrung wird laut dem veröffentlichten Rahmenterminplan am 17. Februar 2025 beginnen. 35 Tage lang werden die Streckengleise Richtung Süden gesperrt, während vier Weichen eingebaut werden.
Ab dem 24. März werden für die restlichen Weichen und weitere Gleisarbeiten die Streckengleise Richtung Norden 26 Tage lang gesperrt.
Besonders große Einschränkungen soll es an zwei langen Wochenenden geben, an denen durch den Nord-Süd-Tunnel gar keine Züge fahren werden. So soll ab Freitag, dem 21. März, um 22 Uhr bis Montag, den 24. März, der Tiefbahnhof komplett gesperrt werden.
Noch länger wird die Sperrung drei Wochen später: Ab Freitag, dem 18. April, um 22 Uhr wird die Nord-Süd-Verbindung vier Tage lang ebenfalls nicht befahren. Am 22. April sollen die Sperrungen zu Ende sein – vorerst.
Fern- und Regionalverkehr betroffen
Welche Fern- und Regionalzüge von den Einschränkungen betroffen sind, ist noch unklar. Die DB InfraGo befinde sich aktuell in Abstimmung mit den betroffenen Eisenbahnverkehrsunternehmen, teilte eine Bahn-Sprecherin auf rbb|24-Anfrage mit. Weitere Informationen soll es erst danach geben.
Aktuell halten an den Bahnsteigen im Tiefgeschoss des Berliner Hauptbahnhofs unter anderem zahlreiche ICE-Züge in Richtung München, Frankfurt (Main) oder Hamburg. Auch Regionalzüge wie die RE3 zwischen Stralsund/Schwedt und Jüterbog sowie die RE4 zwischen Stendal und Falkenberg/Elster machen Halt in der tiefen Ebene.
Bahn erhofft sich mehr Flexibilität
Die Nord-Süd-Fernbahn oder Nord-Süd-Verbindung wurde 2006 zusammen mit dem Berliner Hauptbahnhof eröffnet. Sie wird nur für den Personenverkehr genutzt; Güterverkehr ist nicht zugelassen. Der etwa neun Kilometer lange, viergleisige Schienenweg gilt seit 2019 als überlastet. Deswegen sind laut der Bahn-Sprecherin Anpassungen der Infrastruktur notwendig. Mit den neuen Weichen soll es möglich sein, dass mehrere Züge gleichzeitig in dieselbe Richtung ein- oder ausfahren. "Des Weiteren bieten die neuen Weichenverbindungen im Störungsfall eine deutlich höhere Flexibilität für den Fahrbetrieb", teilte die Sprecherin mit.
Die neuen Weichen sollen Ende Oktober in Betrieb gehen. Wie teuer sie sein werden, wird erst nach Ende des Vergabeverfahrens bekannt. Im Jahr 2015 wurden im dritten Gutachtenentwurf des sogenannten Deutschlandtakts 27 Millionen Euro für die Weichen vorgesehen. Fast zehn Jahre später dürften die Kosten deutlich höher liegen.
Neue Einschränkungen wieder im Herbst
Warum die Arbeiten erst jetzt und nicht vor der Eröffnung des Bahnhofs 2006 erfolgen, hat wohl auch mit dem deutschen "Sommermärchen" zu tun. Der Berliner Hauptbahnhof sollte zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006, die in Deutschland stattfand, eröffnet werden. Für eine "termin- und kostengerechte Inbetriebnahme" musste der Projektumfang auf das unmittelbar notwendige Maß reduziert werden, wie die Bahn mitteilte. Immerhin: Damals seien die Schwellen für die neuen Weichen bereits gebaut worden.
Nach Ende der Weichenstellung läuft der Hauptbahnhof für einige Monate im Normalbetrieb, doch im Herbst gibt es wieder eine Sperrung - diesmal ist die Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Südkreuz betroffen. Wegen Arbeiten an einem Stellwerk am Südkreuz für die sogenannte Dresdner Bahn wird der Abschnitt vom 24. Oktober bis 13. Dezember 2025 gesperrt.
Es gibt auch gute Nachrichten
2025 erwarten Bahnreisende ab Berlin noch weitere Unannehmlichkeiten: Denn neben den Einschränkungen am Hauptbahnhof wird die Strecke Berlin-Hamburg, die aktuell noch bis Mitte Dezember gesperrt ist, generalsaniert. Auf der besonders für Pendler wichtigen Strecke wird von August 2025 bis April 2026 gebaut. Der Fernverkehr muss in dieser Zeit eine Umleitung fahren, was die Fahrzeit laut DB-Angaben um mindestens 45 Minuten verlängern soll.
Trotz allem gibt es auch gute Nachrichten aus dem wichtigsten Berliner Bahnhof: Der Interimsbahnhof für die S-Bahn unter dem Hauptbahnhof soll nach mehreren Verschiebungen im ersten Quartal 2025 in Betrieb genommen werden. Der Bahnhof gehört zum Projekt S21 für eine Nord-Süd-Verbindung mit der S-Bahn. Ab 2025 fährt dann die neue Linie S15 zwischen Gesundbrunnen und Hauptbahnhof, der damit mit dem Nordring verbunden wird.
Sendung: Fritz vom rbb, 28.11.2024, 8 Uhr