Abschluss der Ostermärsche Positive Bilanz - und Kritik
Als ein starkes Zeichen gegen den russischen Angriff auf die Ukraine sehen die Veranstalter die diesjährigen Ostermärsche - in mehr als 120 Städten folgten Menschen ihrem Ruf. Doch es gab auch laute Kritik an der Friedensbewegung.
Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine haben sich in diesem Jahr nach Veranstalterangaben etwas mehr Menschen an den Ostermärschen der deutschen Friedensbewegung beteiligt als zuletzt. Die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sei im Vergleich zu den Vorjahren "moderat" gestiegen, teilte das Netzwerk Friedenskooperative Bonn mit. Demnach gab es über Ostern entsprechende Veranstaltungen in mehr als 120 Städten. Zum Beispiel in Hamburg demonstrierten auch am Ostermontag rund 1700 Menschen.
Dezentral organisierte Veranstaltungen
Angaben zur bundesweiten Gesamtteilnehmernzahl der traditionell dezentral auf lokaler und regionaler Ebene organisierten Märsche machte das Bündnis nicht. Es zog aber eine "positive Bilanz" der diesjährigen Aktionen, die schwerpunktmäßig am Karsamstag und am Ostermontag stattfanden. Die pazifistisch geprägten Ostermärsche etablierten sich im Kalten Krieg, in den 1980er-Jahren hatten sie in der Bundesrepublik ihren Höhepunkt.
"Der Krieg in der Ukraine hat über die Ostertage viele Menschen auf die Straßen getrieben, die nicht ohnmächtig die Nachrichten verfolgen möchten, sondern sich aktiv gegen den Krieg, für diplomatische Lösungen und gegen Aufrüstung engagieren wollen", so ein Sprecher des Netzwerks.
Kritik an der Friedensbewegung
Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine gab es in diesem Jahr erhebliche Debatten um die betont NATO-kritische Ausrichtung der Märsche und deren pauschale Abrüstungsforderungen. "Frieden kann und wird es nur geben, wenn Putin seinen Angriffskrieg stoppt", hatte Vizekanzler Robert Habeck bereits am Samstag den Zeitungen der Funke-Mediengruppe gesagt. Der FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff schrieb in einem Gastbeitrag für "Die Zeit" unter anderem: "Die Ostermarschierer sind die fünfte Kolonne Wladimir Putins, politisch und militärisch."
Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse erklärte, das Motto "Frieden schaffen ohne Waffen" sei aktuell eine Arroganz gegenüber den Menschen in der Ukraine. "Pazifismus auf Kosten anderer ist zynisch", sagte er dem Bayerischen Rundfunk. Die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, verteidigte im NDR die kritische Haltung der Friedensbewegung. Mehr Waffen führen aus ihrer Sicht nicht zu einem Ende des Krieges.
Aufstockung des deutschen Wehretats wird abgelehnt
Die Veranstalterinnen und Veranstalter wiesen Kritik an den Märschen zurück. Das Netzwerk Friedenskooperative erklärte, die Forderung nach einer Beendigung des russischen Krieges gegen die Ukraine sei eine zentrale Botschaft der diesjährigen Ostermärsche gewesen. Das "Selbstverteidigungsrecht der Ukraine gegen die russische Aggression" stehe "vollkommen außer Frage", so ein Sprecher. Allerdings seien "viele Friedensbewegte besorgt über Pläne zur Lieferung von schweren Waffen in den Krieg". Komplett abgelehnt werde die Aufstockung des deutschen Wehretats.