Weihnachten bei Soldatenfamilien "Kommt sie gesund wieder?"
Viele Familien von Bundeswehrsoldatinnen und Soldaten feiern Weihnachten ohne ihre Angehörigen, die im Auslandseinsatz sind. Wie geht es ihnen und was kann die Bundeswehr für sie tun?
Plätzchen, Obst, Saft und Kaffee - das Büfett im Familienbetreuungszentrum der Bundeswehr in Wiesbaden ist gut gedeckt. Tagelang haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Ehrenamtliche hier eine stimmungsvolle Weihnachtsfeier vorbereitet.
Gleich kommen die Gäste, also Angehörige von Soldatinnen und Soldaten, die gerade im Auslandseinsatz bei der Bundeswehr sind.
Sorgen um Angehörigen im Einsatz
Viele von ihnen sorgen sich um ihre Verwandten. Eine ältere Dame, die gerade am Empfang steht, erzählt, dass sie sich um ihren Sohn sorgt. Ihr Gedanken kreisen um seine Sicherheit. Sie könne momentan gar keine Nachrichten mehr schauen. Die Familien sind angehalten, ihre Nachnamen nicht zu nennen und auch nicht zu sagen, wo genau ihre Liebsten gerade im Auslandseinsatz sind - aus Sicherheitsgründen.
In diesem Jahr waren oder sind rund 2.000 Bundeswehrangehörige auf drei Kontinenten in 17 Einsätzen und Missionen im Einsatz, etwa im Kosovo, auf dem Roten Meer oder in Litauen. Viele werden an Weihnachten im Ausland sein.
Susanne und Jörg berichten, dass ihre Tochter bei der Marine sei. Die Beratungsangebote des Familienbetreuungszentrums der Bundeswehr hätten ihnen sehr geholfen: "Das war ein langes Telefonat, wo alle unsere Sorgen im Endeffekt geklärt werden konnten: Kommt sie gesund wieder, wie geht es ihr an Bord? Wie funktioniert die Kommunikation?"
Es bleibe die Sorge, zumal Einsätze durch die Politik auch geändert werden könnten. "Wir wussten also überhaupt nicht: Bleibt es bei dem ursprünglich geplanten Einsatz oder - aufgrund der Weltlage - wird das Ganze geändert?"
Beraten, betreuen, informieren
Insgesamt betreibt die Bundeswehr zur Zeit 32 hauptamtliche Familienbetreuungszentren. Dort werden die Familien beraten und informiert. Es gibt auch eine Hotline, die rund um die Uhr angerufen werden kann, bei akuten Sorgen, etwa wenn die Angehörigen gerade im Fernsehen einen Bericht aus einer Krisenregion gesehen haben, der sie beunruhigt.
Zu Beginn der Weihnachtsfeier hält der Leiter des Wiesbadener Familienbetreuungszentrums eine Begrüßungsrede, verweist auf Betreuungsangebote und spricht mit den Familien, die zum ersten Mal bei einer solchen Veranstaltung der Bundeswehr dabei sind.
Auch Ciprian Matefy hat sich unter die Besucherinnen und Besucher gemischt. Er ist Militärpfarrer und erzählt, dass er nicht nur die Daheimgebliebenen in Deutschland betreut. Er war auch schon im Ausland, um mit den Soldatinnen und Soldaten dort über ihre Sorgen und Nöte zu reden.
In den nächsten Jahren sollen rund 5.000 Bundeswehrangehörige dauerhaft mit einer Brigade in Litauen stationiert werden, auch da gäbe es Beratungsbedarf, sagt der Geistliche. "Die Soldaten überlegen sich: Kann ich meine Familie mitnehmen? Wie ist die Gefährdungslage? Wo gehen die Kinder in die Kita oder die Schule?"
Radio Andernach ist auf Sendung
Nach Plätzchen, Kaffee, Reden und vielen Gesprächen werden die Familien mit Bussen von Wiesbaden nach Koblenz gefahren. Gemeinsam besuchen sie die weihnachtlich erleuchtete Festung Ehrenbreitstein.
Im Innenhof wartet bereits Henry Brandt auf sie. Der Soldat arbeitet in der Betreuungsredaktion von Radio Andernach. Das ist der Truppenbetreuungssender der Bundeswehr, der rund um die Uhr Programm für die Bundeswehr im In- und Ausland und die Familienangehörigen macht.
Brandt hat ein Mikrofon dabei und bietet den Familien die Möglichkeit, Grüße und Musikwünsche einzusprechen, die dann im Radio versendet und von den Liebsten im Ausland gehört werden. Regelmäßig fließen dabei die Tränen, auch in Koblenz beben bei einer Mutter die Lippen, als sie ihrem Sohn im Einsatz alles Gute wünscht.
Brandt erzählt, dass es auch für die Soldatinnen und Soldaten im Ausland etwas Besonderes sei, eine Stimme aus der Heimat übers Radio zu hören: "Die Grüße im Einsatz mit den Kameraden zu hören, ist noch einmal etwas ganz anderes als eine Sprachnachricht über WhatsApp."
Radio Andernach ist der Truppenbetreuungssender der Bundeswehr.
"Soldaten brauchen eine gesicherte Informationsquelle"
Die Familienbetreuungszentren und Radio Andernach bilden für die Bundeswehr eine Brücke von der Heimat in den Einsatz und umgekehrt. Joachim Samse, der Chefredakteur von Radio Andernach erklärt, dass der Sender aber auch noch eine weitere wichtige Aufgabe habe. "Im Krisen- und Kriegsfall rechnen wir mit hybrider Kriegsführung, also Fake-News-Kampagnen und Propaganda. Da brauchen die Soldaten eine gesicherte Informationsquelle."
Die Familienbetreuungszentren helfen vor allem den Daheimgebliebenen, Ängste und Sorgen abzubauen. In manch einem Wohnzimmer wird in den ruhigen Tagen das Programm von Radio Andernach laufen - genauso wie bei den Soldatinnen und Soldaten im Auslandseinsatz.