Konzertreihe "Groove Symphonie" Techno im Konzertsaal
Die Konzertreihe "Groove Symphonie" will Techno und Klassik vereinen. In Weimar gab es ein sehr spezielles Konzert. Schüler eines Gymnasiums haben einen eigenen Song dazu beigesteuert.
Stolz und würdevoll blicken Goethe und Schiller auf dem Theaterplatz von Weimar auf die Zuschauer, die am Sonntagabend in das Deutsche Nationaltheater strömen. Der Platz, die Stadt, das Theater - das alles ist deutsche Geschichte in Steinen und Statuen.
Und doch erlebt das mehr als 100 Jahre alte Theater am Sonntagabend ein Novum: Das Publikum tanzt im Großen Saal zu Techno-Beats, unterlegt vom massiven Sound der Weimarer Staatskapelle und mittendrin drei Schüler des Weimarer Goethe Gymnasiums.
Wie kam es dazu? "Man spielt nicht jeden Tag mit der Staatskapelle, das ist schon was Besonderes", sagt Gustav, am Freitag, nach der technischen Probe des Konzertes. Zusammen mit Elsa und Johann besucht er die 11. Klasse des Goethe Gymnasiums.
Insgesamt 19 Schülerinnen und Schüler haben sich für das Projekt gemeldet. Gustav, Elsa und Johann spielen mit Geige, Saxophon und Trompete für ihren Song sogar mit dem Orchester auf der Bühne. "Ich fühle mich etwas unterqualifiziert", sagt Gustav noch mit einem Lachen. "Die sind alle sehr nett", ergänzt Elsa.
Erstmals Schüler dabei
Zusammen mit den beiden Techno-Produzenten Dapayk und Alec Troniq haben die 16- bis 18-Jährigen einen Song geschrieben. "Man hat uns die ganzen Instrumente hingelegt, diesen großen Kabelsalat. Das war super cool. Und wir haben dann erstmal rumprobiert", beschreibt Johann die mehrtägigen Workshops, in denen sich die Schülergruppe an das musikalische Projekt herantasten konnte.
Im Anschluss übertrug der Dirigent Christian Dellacher die elektronischen Klänge in eine Partitur für das Orchester. So wie zuvor einige Tracks von Dapayk und Alec Troniq. Das alles wurde dann zu einem rund zweistündigen Konzert arrangiert.
"Groove Symphonie" heißt die Konzertreihe. Seit einigen Jahren gibt es bundesweit immer wieder Konzerte, bei denen klassische Orchester und Künstler aus der elektronischen Musik zusammen Musik machen. In Weimar sind erstmals Schüler mit dabei.
Große Freude am Projekt
Alec Troniq hat noch am Mittwoch in Kiel bei "Groove Symphonie" gespielt. Er ist ein alter Hase des Projekts und doch immer wieder davon begeistert. "Gerade hier in Weimar macht das richtig Spaß, weil wir alle Altersklassen und musikalische Orientierungen dabeihaben. Es ist eine gegenseitige Bereicherung", sagt er über die Zusammenarbeit mit der Staatskapelle.
Alle hätten große Freude am Projekt, vor allem auch die Jugendlichen. "Die Kids haben total viele Ideen mit reingebracht", sagt Alec Troniq.
Schülerinnen des Goethe Gymnasiums in Weimar komponieren ihren eigenen Song für das Konzert.
Am Sonntag ist dann der große Tag gekommen und das Publikum im Deutschen Nationaltheater ist ganz anders als sonst. Vor allem jünger. Das sei auch ein Ziel der "Groove Symphonie" - jüngere Menschen für die klassische Musik zu begeistern, sagt Babara Volkwein, die Initiatorin des Projekts. "Wir möchten orchestrale Musik zu den jungen Menschen bringen und elektronische Clubmusik zu den Orchestern."
Abseits der Bühne werden Gustav, Elsa und Johann merklich aufgeregter. Nach der Pause ist ihr Stück das erste, das gespielt wird. Wie kommt es an? Geht alles gut? Schließlich gibt es das Konzert nur einmal.
Langsam bewegt Dirigent Dellacher den Taktstock. Kopfhörer bändigen seine Locken. Er hört durchgängig einen Beat, der die beiden so diametral unterschiedlichen Musikrichtungen zusammenhält. Stellvertretend für die Schülergruppe bedient Freya die elektronischen Instrumente.
Großer Applaus
Techno und Klassik gehen fünf Minuten Hand in Hand, Elsa bringt ein Saxophon-Solo auf die Bühne und der Applaus im Publikum ist riesig. "Irgendwie überwältigend, aber auch total schön und ich fühl mich sehr geehrt", sagt Elsa nach dem Konzert, sichtlich gelöst, hinter der Bühne.
Insgesamt ist das Publikum von der Show begeistert. Zwei Zugaben werden gespielt, die Zuschauer stehen am Ende auf und tanzen zum Rhythmus. Auch das Orchester wirkt von Minute zu Minute sicherer und freudiger in dem für sie so ungewöhnlichen Genre.
Mit Aktionen wie der "Groove Symphonie" will das Deutsche Nationaltheater ein junges Publikum für sich begeistern und an das eigene Angebot heranführen. Mehr als 600 Zuschauer sind an diesem Abend dabei, der große Saal ist damit fast ausverkauft. Ein voller Erfolg.
Vielleicht kommen einige Besucher auch dann wieder, wenn klassische Musik gespielt wird. Oder es gibt häufiger Techno im Konzertsaal. Was wohl die beiden Weimarer Klassiker Goethe und Schiller dazu gesagt hätten?