Afrika-Investorentreffen Merkel lobt und mahnt
Viele afrikanische Staaten beteiligen sich an der Initiative "Compact with Africa", die Investitionen fördern soll. Kanzlerin Merkel empfängt die Staatsoberhäupter zu einer Konferenz. An der gibt es auch Kritik.
Kanzlerin Angela Merkel hat afrikanische Länder zu mehr Rechtsstaatlichkeit und einem transparenteres Finanz- und Steuersystem ermuntert. Dies werde auch mehr deutsche Investitionen bringen, sagte sie bei einer Investorenkonferenz im Rahmen der G20-Initiative "Compact with Africa" in Berlin.
Die Initiative wird wesentlich von Deutschland vorangetrieben, aber auch von der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds getragen. Zu der Konferenz sind viele afrikanische Staats- und Regierungschefs nach Berlin gekommen. Am Nachmittag empfängt Merkel sie im Kanzleramt.
Lob für die Freihandelszone
Afrika sei bei den globalen Lösungen wichtig, sagte Merkel weiter. Afrika und Europa stünden dabei vor vielen gemeinsamen Herausforderungen, etwa beim Klimaschutz, der Digitalisierung oder der Migration. Afrikanische Länder hätten sich etwa mit dem wegweisenden Beschluss für eine afrikanische Freihandelszone eine sehr anspruchsvolle Agenda gegeben, sagte Merkel. Jetzt müsse der Übergang zu einem sich selbst tragenden afrikanischen Wirtschaftsaufschwung geschaffen werden .
Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi warb für mehr Investitionen in seinem Land. Der afrikanische Markt habe ein großes Potenzial. Deutschland sei für Ägypten ein vertrauensvoller strategischer Partner. Das Auswärtige Amt hatte gestern zur Verbesserung der Menschenrechtslage in Ägypten aufgerufen.
Initiative soll Investitionen fördern
An der Initiative "Compact with Africa" nehmen zwölf afrikanische Länder teil. Sie wurde 2017 unter der deutschen G20-Präsidentschaft ins Leben gerufen. Ziele sind bessere Bedingungen für Handel und Investitionen und eine "Partnerschaft auf Augenhöhe". Ein beim vergangenen Gipfel angekündigter Entwicklungsinvestitionsfonds mit bis zu einer Milliarde Euro wurde eingerichtet.
Das Entwicklungsministerium schloss bereits mit drei der "Compact with Africa"-Länder sogenannte Reformpartnerschaften - Tunesien, Ghana und die Republik Elfenbeinküste. Müller will zudem mit Senegal und Äthiopien neue Partnerschaften unterzeichnen. Mit Marokko stehe die Einigung kurz bevor.
Direktinvestitionen in Höhe von fast zwei Milliarden Euro
Nach Angaben aus dem Wirtschaftsministerium haben sich die deutschen Direktinvestitionen in Afrika seit 2015 mehr als verdoppelt, auf 1,94 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Nach Angaben des Entwicklungsministeriums liegen etwa die Hälfte der 20 am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften in Afrika. Die Bevölkerung dort werde sich bis 2050 auf 20 Prozent der Weltbevölkerung verdoppeln.
Die deutsche Wirtschaft sieht allerdings noch große Probleme für mehr Investitionen in Afrika. "Vielfach verhindern hohe Bürokratiehürden, Korruption oder Sicherheitsfragen, dass deutsche Unternehmen den ersten Schritt nach Afrika überhaupt wagen", hatte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben gesagt. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier monierte, noch wagten zu wenige Unternehmen den Schritt nach Afrika. Daher werde die Außenwirtschaftsförderung für Afrika weiter ausgebaut, erklärte der Minister zum Auftakt der Konferenz.
Kritik von Hilfsorganisationen
Hilfsorganisationen kritisierten die Afrika-Politik der Bundesregierung. Die afrikanischen Länder bräuchten eine gezielte Unterstützung ihrer kleinen und mittelständischen Wirtschaft, forderte der Bundesverband entwicklungspolitischer und humanitärer Nichtregierungsorganisationen Venro. Die Ausrichtung des "Compact with Africa" verfehle "schon im Kern das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung".
Auch die Hilfsorganisation Brot für die Welt forderte, die Bundesregierung müsse bei privaten Investitionen auf die Unterstützung kleinerer und mittlerer afrikanischer Unternehmen setzen statt auf Großunternehmen aus dem Ausland.