Variante breitet sich aus Mit Medikament und Maske gegen Omikron
In Deutschland sorgt sie noch nicht für neue Rekordzahlen - doch auch hier breitet sich die Omikron-Variante aus. Mit altbewährten Appellen zum Impfen und Masketragen sowie einer Covid-Arznei will die Regierung der drohenden Welle begegnen.
Die Entwicklungen in Großbritannien, Frankreich oder den USA zeigen es: Die Omikron-Variante des Coronavirus treibt die Zahl der Neuinfektionen drastisch in die Höhe. Auch das Robert Koch-Institut meldete nach einem rückläufigen Trend nun wieder steigende Zahlen bei den neuen Fällen: Lag die Sieben-Tage-Inzidenz Mitte der Woche noch bei 205,5, hat sie inzwischen wieder 222,7 erreicht.
Auch wenn Bundesregierung und führende Virologen vorsichtig optimistisch sind, was die Auswirkungen der Omikron-Welle betrifft, bleibt die akute Sorge um die Millionen Ungeimpften in Deutschland. Studien zeigten, dass sich Omikron wesentlich schneller verbreite, aber auch etwas weniger schwere Fälle verursache, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) der "Bild am Sonntag". "Das ist aber keine Entwarnung für ältere Ungeimpfte." Auch an sie richtete er erneut den Appell: "Die erste Impfung senkt bereits nach 14 Tagen das Sterberisiko drastisch."
Masken wirken bei Omikron besonders gut
Knapp 13 Prozent der mehr als 24 Millionen Menschen ab 60 sind immer noch nicht gegen Corona geimpft. Insgesamt sind mehr als 20 Millionen Menschen in Deutschland nicht geimpft. Auch deshalb forderte Lauterbach in der "Bild am Sonntag", bei Begegnungen mit anderen Menschen sollten alle unbedingt Masken tragen. "Die Viruslast der Infizierten ist bei Omikron niedriger, deshalb wirken Masken besser."
Wegen der erwarteten explosionsartigen Ausbreitung von Omikron fürchten Expertinnen und Experten weiter eine Überlastung der Kliniken, obwohl die Variante seltener krank macht. Nach Angaben des Berliner Virologen Christian Drosten trägt ein Ungeimpfter mit Omikron-Infektion drei Viertel des Risikos einer Klinikeinweisung eines Ungeimpften mit der Delta-Variante von Corona. Für Ungeimpfte vor allem über 60 wird es laut Drosten dagegen "richtig gefährlich".
Paxlovid für Notfallzulassung vorgesehen
Als weitere Säule im Kampf gegen die Omikron-Variante will die Bundesregierung noch im Januar das Corona-Medikament Paxlovid zur Behandlung schwerer Covid-19-Verläufe über eine Notfallzulassung einsetzbar machen. "Ich bin zuversichtlich, dass wir bis Ende dieses Monats das dafür notwendige Paket geschnürt haben, dass wir also Lieferungen des Medikaments erhalten und eine Notfallzulassung erreicht haben", sagte der Gesundheitsminister der "Welt am Sonntag". Das Mittel eignete sich insbesondere für die Behandlung ungeimpfter Risikopatienten.
Darüber hinaus forderte der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen erneut mehr Tempo bei den Impfungen - bis zu 1,5 Millionen pro Tag seien nötig. "Wir müssen in der Impfkampagne unbedingt wieder an das Tempo von vor Weihnachten anknüpfen", sagt Dahmen der Nachrichtenagentur Reuters. Mit Blick auf die dritte und mögliche vierte Impfung sei es eine sehr wichtige Debatte, "wie wir eine schnelle Impfung der Gesamtbevölkerung auch innerhalb eines Monats erreichen können", so der Grünen-Politiker weiter. Eine zentrale, systematischere und vor allem digitale Organisation sei für die Erreichung der Impfziele sehr wichtig.
Lindner will Infrastruktur fürs Impfen verbessern
Auch FDP-Chef Christian Lindner forderte Vorbereitungen, um die gesamte Bevölkerung innerhalb eines Monats impfen zu können. Man wisse nicht, wie sich die Corona-Pandemie entwickeln, sagte der Finanzminister der "Bild am Sonntag". "Deshalb sollten wir bald in der Lage sein, nötigenfalls binnen eines Monats die gesamte Bevölkerung zu impfen." Dafür müsse man die notwendige Infrastruktur schaffen und entsprechend viel Impfstoff vorhalten. Lindner sprach davon, dass im Januar 30 Millionen weitere Menschen eine Auffrischungsimpfung erhalten sollten.
Für den 7. Januar ist die nächste Ministerpräsidentenkonferenz zur Corona-Lage anberaumt. Lauterbach hatte Vorschläge für die neue Woche angekündigt. Es gehe etwa darum, was der Omikron-Anstieg für die Kontaktreduzierungen bedeute. Zudem werde über die Verkürzung von Quarantänezeiten nachgedacht, so der Gesundheitsminister im ZDF. Ein solcher Schritt werde gerade vorbereitet.
Quarantänezeit in anderen Ländern bereits reduziert
Eine Reihe anderer Staaten hat wegen der drastisch gestiegenen Neuinfektionen bereits die Isolationszeit für vollständig Geimpfte verkürzt, die positiv auf Corona getestet werden - vor allem aus Furcht vor Engpässen bei Arbeitskräften in der kritischen Infrastruktur wie Krankenhäusern oder der Wasser- und Stromversorgung.
Denn auch wenn Omikron offenbar weniger schwere Erkrankungen verursacht - "Entwarnung bedeutet das aber nicht, weil es sehr gefährlich ist, wenn sich sehr viele Menschen gleichzeitig anstecken", so Grünen-Gesundheitsexperte Dahmen. Auch hier zeigt der Blick nach Großbritannien oder den USA: Die Zahl der Corona-Patienten in den Krankenhäusern könnte wieder steigen.