Studie der DAK Deutlich mehr Fehltage wegen Psyche
Überlastung, Depression, Angststörung: Dreimal mehr Arbeitnehmer werden wegen psychischer Probleme krankgeschrieben als noch vor 20 Jahren. Das zeigt eine DAK-Studie mit neuen Zahlen. Auch regionale Unterschiede gibt es.
Die Zahl der Krankschreibungen wegen psychischer Probleme hat sich in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdreifacht. Das geht aus einer Langzeituntersuchung der DAK-Gesundheit hervor. In ihrem "Psychoreport 2019" hat die Krankenkasse die Fehltage ihrer Versicherten seit 1997 ausgewertet. Die Krankschreibungen von Arbeitnehmern wegen psychischer Leiden erreichten demnach im Jahr 2017 einen Höchststand.
In der DAK-Gesundheit sind mehr als fünf Millionen Menschen versichert. Sie gehört damit zu den größten gesetzlichen Krankenversicherungen in Deutschland. Im Schnitt fiel 2017 dem Bericht zufolge jeder Versicherte wegen psychischer Probleme für zweieinhalb Tage auf der Arbeit aus. Zwanzig Jahre vorher waren es im Schnitt nur 0,7 Krankheitstage pro Versichertem. Erst 2018 ging die Zahl der Fehltage wegen psychischer Leiden nach stetigem Anstieg erstmals wieder leicht zurück.
Depression ist die häufigste Diagnose
Über den Gesamtzeitraum dieser DAK-Untersuchung hinweg fehlten Arbeitnehmer am häufigsten wegen der Diagnose Depression. Dahinter folgen sogenannte Anpassungsstörungen - diese treten zum Beispiel nach schweren Schicksalsschlägen auf oder nach einschneidenden Veränderungen im Leben. Danach kommen neurotische Störungen und Angststörungen. "Burn-Out" spielt kaum eine Rolle. Seit 2012 habe diese Diagnose im Krankheitsgeschehen deutlich an Relevanz verloren, heißt es.
Unterschiede zwischen Bundesländern
Der DAK-Report zeigt auch, dass die Zahl der Fehltage wegen psychischer Erkrankungen mit dem Alter kontinuierlich zunimmt. Auch Frauen sind den Angaben zufolge deutlich häufiger wegen Seelenleiden krankgeschrieben als Männer.
Weiter hieß es, in der öffentlichen Verwaltung und im Gesundheitswesen seien "überproportional viele Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen" zu verzeichnen. Im Ländervergleich sind die Bayern am wenigsten wegen psychischer Probleme krank (1,9 Fehltage pro Versichertem im Jahr 2018), die Saarländer am häufigsten (3,1 Fehltage).
Psychische Probleme kein Tabu-Thema mehr
DAK-Vorstandschef Andreas Storm führt den deutlichen Anstieg der Krankschreibungen auch auf einen offeneren Umgang mit psychischen Problemen zurück: "Vor allem beim Arzt-Patienten-Gespräch sind psychische Probleme heutzutage kein Tabu mehr." Deshalb werde auch bei Krankschreibungen offener damit umgegangen.
Diese Einschätzung wird von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde geteilt. Der Verband fordert allerdings mehr Einsatz für Früherkennung und Prävention, denn die meisten psychischen Erkrankungen manifestierten sich bereits in den ersten Lebensjahrzehnten.
Linke sehen Ursache in Arbeitsstress
Die Linke verweist dagegen auch auf einen gestiegenen Arbeitsstress als Ursache. "Arbeitsstress macht krank. Viele Beschäftigte können ein trauriges Lied davon singen. Das darf nicht heruntergespielt werden", sagte Jutta Krellmann, arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, der Deutschen-Presse-Agentur.
Krellmann forderte die Bundesregierung auf, Betriebsräte besser zu schützen und ihre Wahl zu erleichtern. Außerdem brauche es eine Anti-Stress-Verordnung und flächendeckend Arbeitsschutzkontrollen. Eine Umfrage im Auftrag der Versicherung Swiss Life hatte erst kürzlich ergeben, dass sich fast zwei Drittel der arbeitenden Bevölkerung im Job gestresst fühlen.