Kinderbetreuung in der EU Deutschland nur Mittelmaß
Deutschland hat kräftig in die Betreuung von Kleinkindern investiert. Doch im europäischen Vergleich liegt die Bundesrepublik eher im Mittelfeld. Denn andere EU-Staaten geben seit langem deutlich mehr aus.
Von Karin Bensch, WDR-Hörfunkstudio Brüssel
Sie wollen Eisbären retten, Profifußballer werden oder viel Geld verdienen. In einem Internetvideoclip erzählen dänische Kinder, was sie sich für ihre Zukunft wünschen.
Dänemark ist ein kleines Land mit großem Betreuungsangebot. Drei von vier Kindern unter drei Jahren gehen in die Kita, so die aktuelle EU-Statistik. Das sind so viele wie nirgendwo sonst in Europa. Der Staat unterstützt die Kinderbetreuung mit Steuergeldern.
Große Unterschiede in Europa
Professionelle Betreuung von Kleinkindern hat auch in anderen europäischen Ländern Tradition: zum Beispiel in Frankreich und den Niederlanden. Dort werden etwa die Hälfte aller Kleinkinder in Krippen oder von Tagesmüttern versorgt.
Ganz anders in Osteuropa: In Polen und Rumänien werden auch heute noch die meisten Unter-Drei-Jährigen zuhause betreut. Nur zwei bis drei Prozent gehen in einen Kindergarten.
Doch auch in einigen westlichen EU-Ländern ist das so: zum Beispiel in Österreich. In Deutschland geht jedes vierte Kinder unter drei Jahren in eine Kita. Im europäischen Vergleich ist Deutschland damit Mittelmaß.
Nur wenige Staaten erfüllen EU-Ziele
"Es ist ein großes Hindernis, wenn es keine ordentlichen Einrichtungen für Kinderbetreuung gibt. Sowohl für Mütter als auch für Väter, denke ich. Deshalb ist der Ausbau von Kinderbetreuungsangeboten von größter Wichtigkeit", sagt Viviane Reding, die Vizepräsidentin der EU-Kommission.
Die Staats- und Regierungschefs hatten mit den "Barcelona-Zielen" festgelegt, dass es in Europa für 90 Prozent aller Kinder ab drei Jahren Betreuungsplätze geben soll. Und einen Platz für jedes dritte Kind unter drei Jahren. Dieses Ziel wurde bislang nicht erreicht.
Doch es geht nicht nur um die Kinder, sondern auch um die Eltern: Die EU will bis 2020 eine Beschäftigungsquote von 75 Prozent erreichen. Derzeit erfüllen das gerade einmal acht der 28 Mitgliedsstaaten. Dazu gehören Frankreich, Spanien, Schweden, Dänemark, Großbritannien, Slowenien, Belgien und die Niederlande.
Weniger Betreuungsangebote heißt weniger Rente
Die EU-Kommission hat vor kurzem eine Studie veröffentlicht, die eine große Rentenlücke bei Frauen mit Kindern aufzeigt. Danach bekommen sie durchschnittlich knapp 40 Prozent weniger Rente als Männer.
Aus drei Gründen: Viele Frauen arbeiten seltener, weniger Stunden und werden im Durchschnitt schlechter bezahlt. Am größten sind die Rentenlücken in Luxemburg – und Deutschland.
Die EU-Kommission hat Deutschland und andere Mitgliedstaaten der Europäischen Union Anfang Juni erneut aufgefordert, mehr Angebote für Kinderbetreuung zu schaffen.