CDU-Generalsekretär Linnemann Mehr Merz
Die CDU hat einen neuen Generalsekretär: Carsten Linnemann. Der Neue ist ein alter Bekannter in der CDU. Einer der zuspitzen kann. Inhaltlich tickt er ähnlich wie Parteichef Merz - und das könnte ein Problem sein.
Carsten Linnemann sprüht oft nur so vor Energie. Wenn er auf der Bühne steht, und das tut er gern, gestikuliert er, zieht die Augenbrauen hoch und man hört ihm die Begeisterung an - selbst wenn es um etwas so Trockenes wie das neue Grundsatzprogramm geht. "Wenn wir Lust auf Zukunft machen wollen, braucht dieses Land wieder Optimismus, Zuversicht und Mut", ruft er auf einer Parteiveranstaltung im Juni ins Publikum. "Wir müssen die Verzagtheit und Lethargie, die es gibt, ablegen."
Weniger verzagt will auch die CDU künftig auftreten, mit einem Generalsekretär, der zur "Abteilung Attacke" gehört. Daran fehlt es bisher. Obwohl die CDU in der Opposition ist, profitiert sie kaum von der Unzufriedenheit mit der Ampel-Regierung, die AfD aber umso mehr.
Linnemann will "CDU pur"
Linnemann kann zuspitzen und Debatten aushalten. Das hat er vor vier Jahren bewiesen, als er forderte, dass Kinder erst Deutsch lernen müssten, ehe sie in die Grundschule kommen. Trotz des Gegenwindes, sogar aus den eigenen Reihen, blieb Linnemann dabei. Und erst kürzlich hat die CDU eine verpflichtende Sprachförderung für Vorschulkinder als offizielle Parteiposition verabschiedet.
Er stehe für das Prinzip "Fördern und Fordern", sagt Linnemann, nachdem er einstimmig von den Parteigremien als kommissarischer Generalsekretär benannt wurde: Mehr zu tun für die Menschen, die nicht mehr arbeiten können, sei eine Frage der Solidarität. Aber wer Sozialleistungen vom Staat erhalte, obwohl er arbeiten könne, müsste zur Arbeit verpflichtet werden.
Gut vernetzt in der Partei
Carsten Linnemann studierte Volkswirtschaft und arbeitete unter anderem bei der Deutschen Bank, ehe er 2009 in den Bundestag einzog. Er ist gut vernetzt in der Politik und in der CDU, auch weil er acht Jahre lang den Wirtschaftsflügel der CDU geleitet hat, die Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT).
Linnemann ist wirtschaftsliberal, katholisch, ein Konservativer, wie er im Buche steht. Genau wie Parteichef Friedrich Merz, zwischen die beiden passt inhaltlich kein Blatt Papier. Und so gratuliert Merz herzlich, er freue sich auf eine sehr enge und gute Zusammenarbeit.
Die gab es bereits in den vergangenen anderthalb Jahren. Nach der Bundestagswahl hätten manche Linnemann sogar den Parteivorsitz zugetraut. Doch der stellte sich hinter Merz - und wurde sein Vize. Linnemann, seitdem verantwortlich für das neue Grundsatzprogramm, konnte zeigen, dass er die Qualitäten eines Generalsekretärs hat, Debatten organisieren, das Profil der Partei schärfen kann.
Eine wirtschaftsliberale Parteispitze?
Aber was heißt es für den Kurs der CDU, wenn nun zwei Männer aus Nordrhein-Westfalen, zwei konservative Wirtschaftspolitiker an der Spitze stehen? Die Frage, wie weit die beiden das ganze Spektrum der Partei erreichen und vertreten, hätten sie besprochen, sagt Merz. Aber in ihrer jetzigen Funktion würden sie nicht nur einen Flügel vertreten, beteuert der Parteichef: "Wir fühlen uns den wirtschaftspolitischen Themen genauso verpflichtet wie den sozialpolitischen."
Linnemann ist 45 Jahre alt und seinem Geburtsort Paderborn, wo er als Sohn von Buchhändlern aufwuchs, bis heute verbunden. Ansonsten hält er sich privat eher bedeckt. Als neuer Generalsekretär wird er nun alle Hände voll zu tun haben: "Ich muss jetzt an die Arbeit und die Wahlkämpfe unterstützen. Wir müssen kampagnenfähig werden", sagt er mit Blick auf die bevorstehenden Landtagswahlen in diesem und dem kommenden Jahr und schiebt hinterher: "Das wird hart." Für jemanden wie Linnemann dürfte das genau das Richtige sein.